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Ein Bericht mit Fotos von Matthias Ziegert



War was?
Zwischen dem letzten Besuch eines Rammstein-Konzerts unserer Redaktion im vergangenen Juni in München und der diesjährigen Mugge am vergangenen Mittwoch in Dresden ist viel passiert. Wir leben ja allgemein in unruhigen Zeiten, die speziell durch die Medien ja noch zusätzlich an- und aufgeheizt werden. Zwietracht säen, spalten und Dinge aufbauschen, die man mit normalem Blick auf das Thema leicht übersehen oder als harmlos einstufen würde, sind bei vielen Vertretern der Presse inzwischen die hervorstechendsten Talente. Hat man die Witterung bei irgendwas aufgenommen, stürzt man sich gnadenlos auf sein Opfer. Da werden Leben zerstört, Familien durcheinander gewirbelt und ganze Karrieren ruiniert. Und das ungestraft! Ich wette, keiner der Schmierfinken aus dem letzten Jahr hat seinen Job verloren, und alle stöbern munter weiter in den Mülltonnen der Republik auf der Suche nach der nächsten großen Story. Aber die vergangenen 12 Monate haben erfreulicher Weise auch gezeigt, dass man einen medial künstlich erzeugten Skandal und einen heftigen Sturm überleben kann. Zwar mit der einen oder anderen Blessur, aber ohne lebensgefährliche Verletzungen. Wichtig ist dabei, Freunde, Kollegen und Fans zu haben, die sich bei einem Wetterumschwung nicht wegducken, Schutz bieten und treu an der Seite des schon vorverurteilten "Missetäters" stehen. Und eben auch ein langer Atem und ausreichend Kraft werden gebraucht, um sich erfolgreich zu wehren. Dann kannst Du am Ende tatsächlich ganz entspannt fragen: "War was?", und die von Dritten angebrachten Flecken auf der Weste verblassen mit der Zeit wieder …





Laichzeit
… ist immer von März bis Ende Mai. Dann gibt es ideale Voraussetzungen für die Eiablage von Fischen. In diese Zeit fallen auch die ersten Open-Airs. Der Mai dieses Jahres zeigte sich am vergangenen Mittwoch - dem Tour-Auftakt in Deutschland - wieder einmal von seiner besonders schönen Seite. Als hätte Petrus selbst das Rammstein-Shirt übergeworfen und voller Vorfreude der Dinge geharrt, die da für den Abend vorgesehen waren, meinte es das Wetter gut mit uns. Die Temperaturen stimmten, von Regen nix zu sehen … Wunderbar! Der Donnerstag, an dem es uns ins Elb-Florenz zog, war dagegen nicht ganz so toll. Die Temperaturen waren merklich runter gegangen und es war ziemlich windig. Es blieb aber trocken und damit stand einem gelungenen Konzertabend auch an diesem Tag nichts im Wege. Es war das zweite von vier ausverkauften Rock-Feuerwerken der Berliner Band, das auf der Bühne an der Dresdener "Rinne" abgebrannt wurde, und die Fans strömten in Massen. Genaue Zahlen liegen uns nicht vor, aber der Anblick der vielen Menschen war ziemlich beeindruckend. Nein, auch hier hat der Sturm des letzten Jahres keine bleibenden Schäden hinterlassen, die Nachfrage nach Tickets für eine Mugge der Band ist ungebrochen groß - genau wie die Liebe der Fans zu ihrer Band. Gut so!

Sehnsucht
Und so war die Spannung darauf, was für ein Programm uns das Berliner Sextett vorbereitet hat, schon am Nachmittag ziemlich groß. Ebenso wie die Sehnsucht, die Lieblingsband nach fast einem Jahr endlich wieder live erleben zu können. Auch wenn es inzwischen zig Tribute- und Coverbands gibt, die einem die Zeiträume zwischen den Touren verkürzen: Es geht nichts über das Original! Unter den vielen Besuchern war auch Holger John, ein Dresdner Galerist, der die Show der Berliner einen "flambierten Tanztee" und eine "Welt-Oper" nannte. Und damit wäre eigentlich auch schon alles gesagt, außer dass man noch hinzufügen muss, dass es keine andere Kapelle aus unserem Sektor gibt, die auch nur in Ansätzen eine solch fulminante Show und ein solches Spektakel liefern kann. Das geht bei der Musik los und hört bei den vielen kleinen Details, die da auf der Bühne abgehen, auf. Die Pyro-Show ist einzigartig, der Bühnenaufbau so dermaßen beeindruckend, dass man oft nur mit offener Kinnlade davor steht. Ja, und dann wäre da noch der Sound, der - wie eine Grünen-Politikerin unlängst jammernd von sich gab - während des Auftritts in der ganzen Stadt zu hören ist und wohl Kinder beim Einschlafen störe. "Heul leise, Chantal" … Das ist bombastisch, das sucht Seinesgleichen, das macht unheimlich viel Freude. Dass sowas "von hier" kommt ist ein Grund stolz zu sein und keiner, es schlecht zu labern.


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Das aktuelle Album "Zeit"



Feuer frei!
Jubel der vielen Menschen vor der Bühne und ein Intro mit Musik wie bei einem Staatsempfang - eine eigene kleine Hymne, die den Titel "Ramm4" trägt - deuteten den Beginn des Auftritts von Rammstein an. Hinter dem Schlagzeug erhob sich der "Vorhang", der dem Zuschauer einen Blick auf das Innere des großen Turms eröffnete. Als der Vorhang oben angekommen war, setzte sich ein Fahrstuhl mit einem lauten Knall in Bewegung. Darin von oben im Turm nach unten auf die Bühne "reisend" befand sich das bei den Konzertbesuchern sehnlichst erwartete Ensemble. Ganze sieben Minuten dauerte diese Eröffnungs-Feier (anders ist das nicht zu bezeichnen), dann war der Fahrstuhl unten angekommen und die Musiker standen vor ihrem Publikum auf der Bühne. Die letzten Töne und Takte des Intros wurden gespielt, dann folgte lauter Jubel und ausgelassenes Gejohle … die sechs Herren wurden allein für ihre Anwesenheit gefeiert. Was würde hier wohl am Ende los sein?

Was ich liebe
Die Setlist des Abends war gespickt mit Hits der Band, und davon hat die Kapelle inzwischen reichlich. Dazu kommen die Songs, die auf den Alben veröffentlicht wurden und keine Singles waren, aber trotzdem Kult geworden sind. Aus all dem lässt sich spielend leicht ein abendfüllendes Programm erstellen, was den Herren Lindemann (Gesang), Kruspe (Leadgitarre, Gesang), Landers (Rhythmusgitarre, Gesang), Lorenz (Keyboard, Synthie, Klavier), Schneider (Schlagzeug) und Riedel (Bass) auch heuer wieder einmal ganz vorzüglich gelungen ist. Wie schon mit der Beschreibung zum Intro deutlich gemacht, zündet das Sextett nicht nur das Feuerwerk im Laufe des Abends an, sondern auch jeden einzelnen Konzertbesucher. Es ist diese unbeschreibliche Magie, die Musik, Sound, Präsentation und das ganze Drumherum auslösen, und die ruck zuck beim Endverbraucher ankommen. Und ich wiederhole mich: Ich kenne nichts, das sich damit vergleichen ließe.

Sonne
Beim Song "Sonne" vermisst Lindemann wie so oft an diesem Abend die Bühne, in dem er sie von links nach rechts abschreitet. In der Mitte setzt er zum Headbanging an, und lässt seine blond gefärbte Mähne wehen. Auch dies tut er im Laufe des Abends mehrfach. Das Lied selbst - schon unzählige Male gesungen und inszeniert - singt er souverän und wird dabei vom Dresdner Publikum lautstark unterstützt. Routine? Nein! Lindemann lebt das Stück … er feiert es. Manchmal bedarf es nur der ersten Worte vom Text, den Rest erledigt das sich in voller Fahrt befindliche Auditorium. Das ist eine heilige Messe … längst kein schnödes Konzert mehr.


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Ich hab keine Lust
Gleiches Bild bei "Ich hab keine Lust". Das Sextett brettert den Rock knüppelhart, und Lindemann ist wieder in Bewegung. Die Kunstfigur, die er dort oben auf der Bühne spielt, spielt er perfekt. Er sieht böse aus … wie aus einem Horrorfilm entstiegen … aber er lässt es sich nicht nehmen, immer wieder kleine "Mätzchen" zu machen und damit das Publikum zum Lachen zu bringen. Er ist das Salz in dieser Suppe und Rammstein eine Band, die ohne ihn auch nicht funktionieren würde. Bei "Asche zu Asche" steht Lindemann wie ein Major in strammer Haltung da und wartet auf seinen Einsatz, während seine Kollegen die Musik dazu spielen. Flake Lorenz bewegt sich während des Vortrags auf seinem Laufband. Meine Fresse, woher nimmt der Typ die Kondition? Die beiden Gitarristen liefern den krachenden Sound, während das Rhythmus-Abteil Schneider/Riedel ihnen einen druckvollen Teppich ausbreitet. Hier greift ein Rädchen ins andere, und am Ende ist der Song ein perfekter Stampfer … eine weitere Hymne, die laut mitgesungen und abgefeiert wird. Hier steht niemand mehr still oder ist gedanklich woanders. Hier in Dresden brennt die Luft.

Ich will …
Der Höhepunkt dieses Spektakels zwischen Band und Publikum wird beim Song "Ich will" erreicht. Im Text des Songs heißt es, "Könnt ihr mich hören?", "Könnt ihr mich sehen?", "Könnt ihr mich fühlen?", und die Massen vor ihm antworten brav im Chor. Das wiederholt sich nach den Worten, "Ich versteh' Euch nicht", und die Antworten schallen noch lauter zurück. Es treibt Dir - ob Du nun willst oder nicht - eine Gänsehaut nach der anderen über den Körper. Das ist heftig! Das ist nah an der Perfektion!

Stein um Stein
Ich möchte an dieser Stelle darauf verzichten, hier noch weitere Songs aufzuzählen, die uns Lindemann und Kollegen in sachgerechter Lautstärke und feurig heiß serviert haben. Na klar, "Engel" war dabei, "Links 2 3 4" und "Puppe" ebenso, und als finalen Schlusspunkt gab es "Adieu". Aber es gab noch mehr. Viel mehr! Wie weiter oben schon erwähnt, war es ein Best Of-Programm, das wirklich keine Wünsche offen ließ. Kein Hit wurde ausgelassen und die "B-Tracks" passend ausgewählt. Es bleibt mir eigentlich nur, Euch mit den wärmsten Empfehlungen den Besuch einer ihrer weiteren Deutschland-Shows anzuraten, die im Juli in Frankfurt/Main und Gelsenkirchen stattfinden werden.


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Adios
So, wie sie gekommen waren, so gingen sie am Ende auch wieder. Alle sechs Musiker bestiegen den Fahrstuhl, der sich im Turm langsam nach oben bewegte. Zu Klaviertönen winkten uns die Herren auf ihrer Fahrt nochmal zu. Oben am hell erleuchteten Rammstein-Logo angekommen, das am Turm angebracht war, folgte ein lauter Knall, das Licht ging aus, und der Abend war endgültig vorbei. Wirklich? Nein, das war er nicht. Das eben Erlebte konnte man sich so einfach nicht aus den Kleidern schütteln. Noch vor Ort beschäftigte den Autor dieser Zeilen das, was die sechs Rammsteine ihm und den zig Tausend anderen Konzertgästen gerade geboten hatten. Und die Bilder, Töne und Eindrücke, die man noch im Kopf hatte, begleiteten einen nicht nur zum Auto und auf dem Weg nach Hause, sondern auch durch die Nacht. Was für ein Konzert, was für ein Erlebnis, was für eine Band. Das müsst Ihr selbst einmal erlebt haben, wenn Ihr bisher noch nie Augen- und Ohrenzeuge einer Rammstein-Performance wart.

War noch was?
Ja … Ein besonderes Danke gilt dem Veranstalter Aust Konzerte und dem Management von Rammstein dafür, dass wir in Dresden dabei sein und für unsere Leser darüber berichten durften. Und auch für den tollen Service vor Ort, der uns Pressevertretern zu Teil wurde. Auch das war Weltklasse!

 

 
Termine:
• 11.07.2024 - Frankfurt/M. - Deutsche Bank Park
• 12.07.2024 - Frankfurt/M. - Deutsche Bank Park
• 13.07.2024 - Frankfurt/M. - Deutsche Bank Park
• 26.07.2024 - Gelsenkirchen - Arena
• 27.07.2024 - Gelsenkirchen - Arena
• 29.07.2024 - Gelsenkirchen - Arena
• 30.07.2024 - Gelsenkirchen - Arena
• 31.07.2024 - Gelsenkirchen - Arena

Alle Angaben ohne Gewähr!











   
   
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