Provinzial Versicherungsbüro Mette | Elly Seidl | Hotel Selle |
Schriftsatzschmiede | CAS TV | Gebäudereinigung Klaudia Ledda
präsentierten

Ein Konzertbericht mit Fotos und Videoclip von Christian Reder
Schriftsatzschmiede | CAS TV | Gebäudereinigung Klaudia Ledda
präsentierten

Ein Konzertbericht mit Fotos und Videoclip von Christian Reder

... sagte eine Dame um die 70 in der Pause des Konzerts der HeartDevils am vergangenen Donnerstag im "Haus Oe". "Und ich wie 15", fügte eine nur unwesentlich jüngere andere Dame lachend hinzu. Die Stimmung im Saal, die das Duo da angezettelt hatte, war klasse. Die HeartDevils setzten mit ihrem Vortrag nostalgische Reizpunkte und fluteten den Raum vor der Bühne mit positiver Energie. Ihre Mischung aus Rock'n Roll- und Country-Klassikern der 50er, 60er und teilweise auch aus den 90ern - ausschließlich mit Kontrabass, Akustikgitarre und Gesang vorgetragen - traf genau den Nerv der Leute, und die waren vom Alter her bunt gemischt.
Rolf Kaudelka aus Fröndenberg (Gitarre, Gesang) und Joachim Heinemann aus Remscheid (Kontrabass) sind die HeartDevils, von denen hier die Rede ist. Ihre Anreise aus dem Sauerland ins Herz des Ruhrgebiets war nur kurz, ebenso wie der Aufbau ihrer Instrumente samt anschließendem Soundcheck am Veranstaltungsort. Die beiden brauchen dafür nicht viel und auch nicht lange, bis der richtige Ton gefunden ist. Eins kann an dieser Stelle bereits verraten werden: Trotz weniger bei ihnen zum Einsatz kommender Instrumente, klingt der damit erreichte Sound voll und keinesfalls wie eine Verzichtserklärung! Dafür sind die beiden aber auch bekannt - mir vor diesem Donnerstag ja auch schon. Etwas mehr als 10 Jahre ist es her, dass ich sie hier in Castrop-Rauxel zuletzt gesehen hatte, damals noch in der "Klapsmühle", die im Zuge des überall um sich greifenden Kneipensterbens auch schon wieder Geschichte ist. Daran erinnere ich mich gern, und auch ihre beiden Alben, "mmh … alright" (2009) und "Across The Bridge" (2013) höre ich immer wieder mit Genuss. Da war es eigentlich nur logisch, dass sie irgendwann mal auf der "Deutsche Mugge Bühne" stehen mussten. Jetzt, im April 2024, war es endlich soweit.

Mit dem Elvis-Song "We're Gonna Move" aus dem Jahre 1956 ging die Fahrt auf dem HeartDevils-Karussell dann gleich richtig ab. Mit dieser flotten Rock'n Roll-Nummer hatte das Duo nicht nur umgehend den richtigen Einstieg gefunden, sondern setzte damit auch gleich die eigene Duftmarke. Diese ist durch ihren eigenen markanten Sound und besonders der sofort wiedererkennbaren Stimme Rolf Kaudelkas ziemlich deutlich wahrnehmbar. Man lässt schon mit den ersten Klängen keinen Zweifel daran, dass man es mit leidenschaftlich zu Werke gehenden Könnern und keineswegs mit einer weiteren 08/15-Coverband zu tun hat. Selbst wenn keines der im Set befindlichen Songs der eigenen Feder entstammen, werden ihnen die HeartDevils eigene Handschrift verpasst, so dass auch das folgende, dem Country-Bereich entnommene "Ring Of Fire", im Original von Johnny Cash, passgenau zum vorher gespielten Rock'n Roll von Elvis, sowie zum anschließend präsentierten Buddy Holly-Block passte. Mit dem zuletzt genannten Programmpunkt kümmerte sich das auf der Bühne operierende Tanzorchester weiter um die Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen seiner Zuhörer. Es bestand aus dem "Tribute To Buddy" von Mike Berry aus dem Jahre 1961, sowie den Hits "Peggy Sue" und "Oh Boy" des 1959 bei einem Flugzeugabsturz verunglückten Rockmusikers. Das Duo lässt den Musiker wieder quicklebendig im Raume stehen, wenn es dessen Lieder auf eine charmante Art und dem Original sehr nahen Fassung erklingen lässt, und greift damit auch ganz locker ans Tanzbein des vor ihm sitzenden Auditoriums. Weitere Highlights des ersten Konzertteils waren "The Night They Drove Old Dixie Down" von Robbie Robertson aus dem Jahre 1969 (in Deutschland von Juliane Werding als "Am Tag als Conny Kramer starb" bekannt gemacht), John Fogertys "Who'll Stop The Rain" sowie "Johnny B. Good" von Chuck Berry. All diese Songs und die wunderbare Art, zwischen ihnen die passenden Worte für das Zwiegespräch mit dem Publikum zu finden, lösten die eingangs schon näher beschriebene Reaktion bei Teilen des Publikums in der Pause aus. Freudenschreie, Pfiffe und Szenenapplaus zwischendurch inklusive. Der von Kaudelka und Heinemann verschüttete Brandbeschleuniger heizte die vielen kleinen gelegten Feuerchen an, so dass man wegen der eingelegten Pause regelrecht traurig war.
Auch nach der Unterbrechung riss die gute Stimmung aus der ersten Hälfte nicht ab, an die mit den Everly Brothers-Hits "Gone, Gone, Gone" und "Cockoo Bird" nahtlos angeknüpft wurde. Sowohl im ersten, als auch im zweiten Teil fanden die beiden Musiker eine ansprechende Mischung aus flotten und ruhigeren Nummern, mit denen sie die Stimmung im Saal gekonnt lenkten. Einer dieser ruhigen Stücke war das 1991er "Walking In Memphis" von Mark Cohn, das - obwohl es so gar nicht in die Zeit der anderen Stücke passte - trotzdem einen Bezug zu den wesentlich älteren Liedern im Programm hatte, denn wir alle wissen ja, wer aus Memphis kam, nicht wahr? Und eben der … nämlich Elvis … kam dann auch mit "In The Ghetto" nochmal zum Zuge. Während ihres Vortrags dieses Welthits herrschte eine andächtige Ruhe im "Haus Oe" - dieser großartigen Nummer angemessen. Gänsehaut! Mit den Everly Brothers hatten die HeartDevils den zweiten Teil ihres Konzerts begonnen, und mit den Everly Brothers und dem Titel "Bye Bye Love" fanden sie auch einen gelungenen Abschluss für ihren Auftritt in Castrop-Rauxel. Nochmals flotte Töne aus Kontrabass, Gitarre und der Kaudelka-Kehle, dann war leider Schluss.
If I Were A Carpenter (Handyvideo)
Das Publikum war sich am Ende einig, dass es wieder einmal ein ganz besonderes Highlight war, das unser Verein auf die Bühne gestellt hatte. Es hätte eigentlich weit mehr Menschen, für die die Musik aus den 50ern und 60ern einst gemacht wurde, erreichen können, wenn wir doch nur ein bisschen Unterstützung von der Lokalpresse bekämen. Die rührt sich seit einiger Zeit überhaupt nicht mehr, wenn es um "echte" Kunst geht. Selbstläufer, wie die regelmäßig hier stattfindenden Schlager-Veranstaltungen, werden medial ausführlich und mehrfach begleitet und wiedergekäut, alles abseits dieser doch eher für das schlichte Gemüt gedachte Unterhaltungsform findet in der hiesigen Gazette (es gibt nur noch eine der einstmals drei Tageszeitungen) leider nicht mehr statt. Woher sollen die Mitbürger unserer Stadt auch wissen, dass sowas angeboten wird, wenn die Quellen, über die sich gerade die Generation Ü50 noch informiert, kein Wort darüber verliert? Sei es wie es ist, ändern lässt es sich nicht. Für die folgende Mugge mit Tino Eisbrenner am 30. Mai werden wir dann eben alternative Möglichkeiten finden müssen, wie wir noch mehr Leute erreichen können. Die, die bei den HeartDevils vor Ort waren, haben jedenfalls einen geilen Abend erlebt und werden das ihren Freunden sicher auch erzählen. Den Alten wurde am Donnerstag ihre Jugend zurückgeholt, die Jungen bekamen einen greif- und hörbaren Eindruck vom Lebensgefühl längst vergangener Tage. Der Besuch einer HeartDevils-Mugge sei hiermit von Herzen empfohlen!