Konzertberichte und Fotos von Lisa Walter und
Bod Kubatzki. Zus. Foto (oben): Carsten Klick
Bericht: Lisa Walter
Vor über 15 Jahren gab es da einen Traum von HeinzAngel - ROCKHAUS live & akustisch mit leisen Tönen auf Tour. Allerdings war dieses Projekt immer ein umstrittenes Thema in der Band, da sie eigentlich für die lauten Töne in der deutschsprachigen Musik stehen und nicht das Gleiche machen wollen wie viele Bandkollegen in den letzten Jahren (z.B. City - Candlelight Tour, Puhdys - Akustisch oder Silly mit der Elektroakustiktour). Dann gab es diese dunkle Zeit in der Musikszene 2020/21, in der alles auf 0 gefahren wurde und die Band dann für sich entschieden hat: "Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!" - somit war es an der Zeit, HeinzAngel diesen Wunsch zu erfüllen und die "I.L.D. Akustisch - leise Töne Tour" ins Leben zu rufen und umzusetzen.
April 2024. 10 Konzerte in 10 Städten mit mehrfach ausverkauften Häusern, Standing Ovations, nicht endender Applaus, funkelende Augen soweit man sehen konnte und eine Band die nicht glauben kann, welche Magie um sie herum ist.
20. April 2024. 19 Uhr - St. Jacobikulturkirche Stralsund. In den letzten Jahren haben ROCKHAUS mehrfach in diesem Gotteshaus gespielt, aber noch nie gab es vor dem Einlass eine derartig lange Warteschlange wie an diesem Abend. Es muss sich anscheinend herumgesprochen haben, welches einzigartige Konzerterlebnis hier heute stattfinden wird. Kurz vor Beginn der Show hieß es dann: "AUSVERKAUFT!" Es mussten noch extra Sitzplätze organisiert werden, damit fast 500 Konzertbesucher den Abend genießen konnten.
20 Uhr - Showtime. Ein stimmungsvolles Bühnenbild mit warmen Lichtern und eine Band, die auf Verstärker, E-Bass oder großes Set an technischen Möglichkeiten verzichtet. Für dieses Konzerterlebnis war die St. Jacobikulturkirche absolut perfekt - ein klarer Sound, angenehme Lautstärke und trotzdem ROCKHAUS. Opener dieses Abends war "Blutrot", gefolgt von "Regen". Die erste Hälfte bestand aus einem "Best of" der letzten 40 Jahre Bandgeschichte, die teilweise Songs enthielt, die Jahre lang nicht live gespielt wurden, die dann im gleichem Atemzug ein komplett neues Arrangement bekommen haben. Mike Kilian hat zwischen den Songs Anekdoten aus vergangen Tagen erzählt, die auch an Menschen erinnert haben, die im Laufe der Jahre ihren Teil zu der Band beigetragen haben. Die Produktion des ersten Albums nach der Wende im goldenen Westen, die alles andere als goldig war, oder von Beathoven (Carsten Mohren, verstorben 2017), aus dessen Feder der Song "Wir" stammt, der an diesem Abend ein neues Kleid bekommen hat. All das sind kleine Erinnerungen, die Teil der Bandgeschichte sind und diesen Abend noch mehr abrunden.
Nach den Songs "In deinen Augen" und "Parties" war es Zeit für eine 20-minütige Pause, bevor es im zweiten Teil des Abends um das komplette I.L.D.-Album aus dem Jahr 1988 ging. In dieser Zeit gab es die Chance, das gerade erlebte auf sich einwirken zu lassen, für das es manchmal kein passendes Wort gab um zu beschreiben, was diese Version eines seit Jahren bekannten Songs mit einem machte. Es war ein Zauber, eine Magie, die durch den Raum flog und diesen Abend zu etwas Besonderem machte. Nicht ohne Grund gab es bereits in der ersten Hälfte nicht endenden Applaus mit Standing Ovations. So manches Mal fiel es schwer, einfach auf dem Stuhl sitzen zu bleiben, jedoch wurde an den Seiten immer mehr getanzt, mit Euphorie in allen Reihen.
Mike Kilian
Der zweite Teil des Abends begann mit "Hör zu", gefolgt von "Wenn das so ist". Zweiterer ist ein Song, der ein komplett neues Arrangement bekommen hat, wodurch man ihn beim ersten Hören nicht mit dem Original in Verbindung gebracht hätte. Durch die leisen Töne wirkten die Texte oftmals viel bewusster, wodurch ihre eigentliche Aussage deutlich zum Vorschein kommt. Weiter ging es dann mit dem kompletten Repertoire von "I.L.D.", was das Publikum zum Beben brachte. Von der ersten Sekunde an hat die Hansestadt gezeigt, dass vom kühlen Norden nichts vorhanden ist. Die Band konnte sich somit von Anfang an fallen lassen und hat nach all den Jahren die absolut verdiente Anerkennung bekommen, die sie verdient hat. Sie wurden von Anfang an vom Publikum getragen, wie man es auf diese Art sonst selten erlebt hat. In den Augen der Band war das pure Leuchten zu sehen, als wenn ein langersehnter Traum in Erfüllung gegangen war. Bei dieser Tour bekamen sie außerdem Unterstützung von Daniel Hassbecker am Keyboard, Cello & Akkordeon - er war quasi für das Sahnehäubchen dieser gänsehauterregenden Momente verantwortlich. Kein ROCKHAUS-Konzert endet ohne "Mich zu lieben" und "I.L.D", somit war mit diesen beiden Songs das Finale des Abends erreicht.
Es wäre schade, wenn es bei dieser kleinen Akustiktour bleiben und diese nicht zu einem anderen Zeitpunkt weitergeführt werden würde. Es ist eine ganz andere Facette der Band, die unbedingt weitergeführt werden sollte. Sie werden immer die Lauten sein, die für Rock'n'Roll stehen, jedoch ist diese weiche, ruhigere Seite etwas, mit dem sie es schaffen einen kompletten Abend mit Gänsehaut zu füllen - diese Magie, die sich nicht in Worte fassen lässt.
Vor über 15 Jahren gab es da einen Traum von HeinzAngel - ROCKHAUS live & akustisch mit leisen Tönen auf Tour. Allerdings war dieses Projekt immer ein umstrittenes Thema in der Band, da sie eigentlich für die lauten Töne in der deutschsprachigen Musik stehen und nicht das Gleiche machen wollen wie viele Bandkollegen in den letzten Jahren (z.B. City - Candlelight Tour, Puhdys - Akustisch oder Silly mit der Elektroakustiktour). Dann gab es diese dunkle Zeit in der Musikszene 2020/21, in der alles auf 0 gefahren wurde und die Band dann für sich entschieden hat: "Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!" - somit war es an der Zeit, HeinzAngel diesen Wunsch zu erfüllen und die "I.L.D. Akustisch - leise Töne Tour" ins Leben zu rufen und umzusetzen.
April 2024. 10 Konzerte in 10 Städten mit mehrfach ausverkauften Häusern, Standing Ovations, nicht endender Applaus, funkelende Augen soweit man sehen konnte und eine Band die nicht glauben kann, welche Magie um sie herum ist.
20. April 2024. 19 Uhr - St. Jacobikulturkirche Stralsund. In den letzten Jahren haben ROCKHAUS mehrfach in diesem Gotteshaus gespielt, aber noch nie gab es vor dem Einlass eine derartig lange Warteschlange wie an diesem Abend. Es muss sich anscheinend herumgesprochen haben, welches einzigartige Konzerterlebnis hier heute stattfinden wird. Kurz vor Beginn der Show hieß es dann: "AUSVERKAUFT!" Es mussten noch extra Sitzplätze organisiert werden, damit fast 500 Konzertbesucher den Abend genießen konnten.
20 Uhr - Showtime. Ein stimmungsvolles Bühnenbild mit warmen Lichtern und eine Band, die auf Verstärker, E-Bass oder großes Set an technischen Möglichkeiten verzichtet. Für dieses Konzerterlebnis war die St. Jacobikulturkirche absolut perfekt - ein klarer Sound, angenehme Lautstärke und trotzdem ROCKHAUS. Opener dieses Abends war "Blutrot", gefolgt von "Regen". Die erste Hälfte bestand aus einem "Best of" der letzten 40 Jahre Bandgeschichte, die teilweise Songs enthielt, die Jahre lang nicht live gespielt wurden, die dann im gleichem Atemzug ein komplett neues Arrangement bekommen haben. Mike Kilian hat zwischen den Songs Anekdoten aus vergangen Tagen erzählt, die auch an Menschen erinnert haben, die im Laufe der Jahre ihren Teil zu der Band beigetragen haben. Die Produktion des ersten Albums nach der Wende im goldenen Westen, die alles andere als goldig war, oder von Beathoven (Carsten Mohren, verstorben 2017), aus dessen Feder der Song "Wir" stammt, der an diesem Abend ein neues Kleid bekommen hat. All das sind kleine Erinnerungen, die Teil der Bandgeschichte sind und diesen Abend noch mehr abrunden.
Nach den Songs "In deinen Augen" und "Parties" war es Zeit für eine 20-minütige Pause, bevor es im zweiten Teil des Abends um das komplette I.L.D.-Album aus dem Jahr 1988 ging. In dieser Zeit gab es die Chance, das gerade erlebte auf sich einwirken zu lassen, für das es manchmal kein passendes Wort gab um zu beschreiben, was diese Version eines seit Jahren bekannten Songs mit einem machte. Es war ein Zauber, eine Magie, die durch den Raum flog und diesen Abend zu etwas Besonderem machte. Nicht ohne Grund gab es bereits in der ersten Hälfte nicht endenden Applaus mit Standing Ovations. So manches Mal fiel es schwer, einfach auf dem Stuhl sitzen zu bleiben, jedoch wurde an den Seiten immer mehr getanzt, mit Euphorie in allen Reihen.
Mike Kilian
Der zweite Teil des Abends begann mit "Hör zu", gefolgt von "Wenn das so ist". Zweiterer ist ein Song, der ein komplett neues Arrangement bekommen hat, wodurch man ihn beim ersten Hören nicht mit dem Original in Verbindung gebracht hätte. Durch die leisen Töne wirkten die Texte oftmals viel bewusster, wodurch ihre eigentliche Aussage deutlich zum Vorschein kommt. Weiter ging es dann mit dem kompletten Repertoire von "I.L.D.", was das Publikum zum Beben brachte. Von der ersten Sekunde an hat die Hansestadt gezeigt, dass vom kühlen Norden nichts vorhanden ist. Die Band konnte sich somit von Anfang an fallen lassen und hat nach all den Jahren die absolut verdiente Anerkennung bekommen, die sie verdient hat. Sie wurden von Anfang an vom Publikum getragen, wie man es auf diese Art sonst selten erlebt hat. In den Augen der Band war das pure Leuchten zu sehen, als wenn ein langersehnter Traum in Erfüllung gegangen war. Bei dieser Tour bekamen sie außerdem Unterstützung von Daniel Hassbecker am Keyboard, Cello & Akkordeon - er war quasi für das Sahnehäubchen dieser gänsehauterregenden Momente verantwortlich. Kein ROCKHAUS-Konzert endet ohne "Mich zu lieben" und "I.L.D", somit war mit diesen beiden Songs das Finale des Abends erreicht.
Es wäre schade, wenn es bei dieser kleinen Akustiktour bleiben und diese nicht zu einem anderen Zeitpunkt weitergeführt werden würde. Es ist eine ganz andere Facette der Band, die unbedingt weitergeführt werden sollte. Sie werden immer die Lauten sein, die für Rock'n'Roll stehen, jedoch ist diese weiche, ruhigere Seite etwas, mit dem sie es schaffen einen kompletten Abend mit Gänsehaut zu füllen - diese Magie, die sich nicht in Worte fassen lässt.
Bericht: Bodo Kubatzki
Als sich zu Beginn der 1980er Jahre im Osten Deutschlands eine neue Generation von Rockbands entwickelte, die vorrangig das Bestreben hatten, anders zu sein als die etablierten Bands, gehörte auch die Berliner Band ROCKHAUS dazu. Die vier jungen Musiker hatten sich das ehrgeizige Ziel gestellt, die PUHDYS abzulösen. Auch wenn sich dies als Witz eines damaligen TV-Redakteurs herausstellen sollte, ist die Band ROCKHAUS immer noch präsent, die PUHDYS hingegen nicht mehr. Jedoch sind die jungen Wilden von damals inzwischen auch erwachsen und ruhiger geworden. Und so spielen sie jetzt "altersgerechte" Konzerte, wie Sänger Mike Kilian anmoderiert: "Wir fangen früh um 19:30 Uhr an. Ihr dürft sitzen. Und wir meckern nicht, wenn Leute während des Konzerts quatschen." Ein Kino-Gong bewegt die zahlreich erschienenen Fans dazu, ihre Plätze einzunehmen. Die Bühne ist in blutrotes Licht getaucht, als sich die vier Musiker unter Beifall an ihre Instrumente begeben und beginnen, den Song "Blutrot" zu intonieren. Die Nummer, von der sich doch eher die Refrain Zeile "Asche zu Asche, Staub zu Staub" eingeprägt haben dürfte, hat in der Akustik-Version zwar von ihrer Gitarren betonten Härte verloren, doch geht der Song aus dem Jahr 2009 immer noch ins Ohr. Was man auch von den meisten anderen Songs sagen kann, die wir heute in besonderen Arrangements erleben.
Neben Sänger Mike Kilian, Gitarrist Reinhard "Herr" Petereit und Schlagzeuger Michael "Heinz Angel" Haberstroh, die schon seit den 80ern zur Band gehören (Petereit ist sogar Gründungsmitglied), sitzt Robert Protzmann am Bass. Der Sohn des Mitbegründers der Jazzrockband Panta Rhei, Henning Protzmann, stieß 2018 zu ROCKHAUS. Ein weiterer Sohn eines bekannten Musikers unterstützt die Band an diesem Abend an den Keyboards, Akkordeon und Cello, Daniel Hassbecker.
ROCKHAUS, seinerzeit von New Wave und gradlinigem Gitarren-Rock beeinflusst, klingen bei diesem besonderen Konzert relativ brav. "Früher waren wir am Rebellieren, heute sind wir die Gelassenen", hat Mike Kilian vor kurzem in einem Interview zur aktuellen Tour geäußert. Die Musiker von ROCKHAUS präsentieren ihre Songs heute in einem neuen Gewand. Doch zeigen gerade die Akustik-Versionen, wie viel Melodienreichtum und Seele in den Liedern liegt. Und die Texte bekommen mehr Gewicht. Es überrascht mich wirklich, dass meine Frau einen Großteil der Songs aus dem ersten Set des Konzertes kennt. Neben mir stehen zwei Frauen, die ebenfalls nahezu jedes Lied mitsingen. Da habe ich dann doch ein musikalisches Defizit, denn ich kenne die wenigsten der Songs von den neueren Alben. Das Stück "Nur ein Traum" wäre gar ein Lieblingssong meiner Frau, erfahre ich in der Pause. "Halt mich fest", den Song, den Mike Kilian in den 80er Jahren gemeinsam mit der unvergesslichen Tamara Danz bei den Konzerten der GITARREROS gesungen hat, kenne dann auch ich. Auch das Stück "Wir waren nicht dabei", komponiert von dem viel zu früh verstorbenen Keyboarder Carsten "Beathoven" Mohren, ist mir bekannt. Nicht nur bei diesem Song brilliert Mike Kilian mit seinen außergewöhnlichen Gesangskünsten. Für sein mindestens über acht Takte gehaltenes "Oh yeah ..." gibt es spontanen Szenenapplaus. Für mich gibt es einige Neuentdeckungen unter den Songs im ersten Teil des Konzerts.
ROCKHAUS avancierten in den 1980er Jahren schnell zu einer der beliebtesten Rockbands der DDR. Ihr Song "Disco in der U-Bahn" gilt als erstes deutschsprachiges Hip-Hop-Stück überhaupt. Als eine der wenigen jungen Bands von damals durften sie innerhalb nur weniger Jahre beim Label AMIGA drei Alben veröffentlichen, wobei ihr drittes Album "I.L.D." 1988 zum Album des Jahres gekürt wurde. Für mich besitzt dieses Album immer noch Kultstatus. Gespickt mit Melodien, die sich in die Gehörgänge gebrannt haben und mit Texten, die seinerzeit mutig waren, gehört es zu den besten Alben, die bei AMIGA erschienen sind. Textstellen wie "... eingemauert in ein heiles Land" (Mich zu lieben) oder "und das ganze Jahr gäb' es Bananen und Orangen" (Träume, Träume) wurden von allen verstanden, die im Osten Deutschlands leben mussten. Im zweiten Teil des Konzerts präsentiert uns ROCKHAUS dieses Album komplett in akustischen Versionen. Zwischen den Songs unterhält uns Mike Kilian mit markigen Ansagen und kleinen Anekdoten aus den vergangenen über vierzig Jahren Bandgeschichte.
Reinhard "Herr" Petereit
Bei den bekannten Stücken "Hör zu" und "Wenn das so ist" bekomme auch ich Lust, mitzusingen. Nach "Ohne dich" stellt Mike die Band vor. Für Fans ist das nicht zwingend erforderlich. Denn von denen weiß jeder, wer da auf der Bühne sitzt. Mike vergisst auch nicht darauf hinzuweisen, dass er "der beste Sänger" ist. "... den die Band hat kriegen können.", fügt er schmunzelnd hinzu. Die Stücke "Rettung" und "Bleib cool" überraschen mit einer interessanten Instrumentierung. Beim ersten spielt "Herr" Petereit auf der Slide-Gitarre, und bei "Bleib cool" hängt sich Daniel Hassbecker das Akkordeon um. Auch die Ballade "Gefühle" ertönt in einer ganz besonderen Version mit Cello und Slide-Gitarre. Und nochmal gibt es Szenenapplaus für Mikes nicht enden wollendes "Yeah" in höchster Tonlage bei dem Stück.
Der Song "Armer Irrer" mit seinem Text über Geld, das nicht stinkt und hunderttausend Weiber, hätte früher schon für Aufregung gesorgt, erzählt uns Mike. "Ihr Rockhausschweine seid Frauenhasser", hätte man ihnen damals vorgeworfen. "Die Depp*innen haben die Ironie des Textes nie verstanden.", so meint Mike. "Und heute, mit der ganzen Genderei? Bin ich nun innen oder außen, Außenminister*Innen?", fragt sich Mike. Er kommt heute mit seinen braunen italienischen Schuhen auf einem gedachten weißen Schimmel geritten und singt dieses Lied wie ein italienischer Tenor, während die Band es in einer Country-Version mit Banjo zum Besten gibt. Das macht Laune und kommt gut an. Auch der Klassiker "Nur aus Liebe" gefällt in der akustischen Version. Bei "Träume, Träume" wird der Refrain "Ihr Affen auf die Bäume..." selbstredend von allen mitgesungen. Und schon sind wir an dem Punkt, wo es im Text von "Irgendwann" heißt: "Ich lass euch allein." Daraus wird "WIR lassen euch allein.", während alle Musiker nach und nach die Bühne verlassen. Nur Mike begleitet sich bis zum Schluss auf der Gitarre.
Frenetischer Applaus lockt die fünf Musiker jedoch schnell wieder auf die Bühne. Mit den Worten "Deep Purple haben ihr "Smoke on the Water", Led Zeppelin ihr "Stairway to Heaven", Inka hat ihren "Spielverderber", und wir haben das beste Schlagzeug-Intro der Welt.", leitet Mike über zu "Mich zu lieben", das mit besagtem Intro beginnt. Es ist einer der großen Hits von ROCKHAUS, dem schließlich und endlich "I.L.D." folgt. Auch dieses Lied wird in einer wunderbaren, akustischen Version mit einem schönen Cello-Part gespielt.
Diese akustische Live-Performance der ROCKHAUS Songs entpuppt sich als ein gelungenes Experiment, auf welches sich die Band auf Anregung ihres Schlagzeugers "HeinzAngel" Haberstroh eingelassen hat. Die Band zeigt sich in Top-Form und reißt Fans und Publikum von Beginn an mit. Beim nächsten Mal wird es wieder lauter zugehen, verspricht Mike Kilian mit seinen Abschiedsworten.
Als sich zu Beginn der 1980er Jahre im Osten Deutschlands eine neue Generation von Rockbands entwickelte, die vorrangig das Bestreben hatten, anders zu sein als die etablierten Bands, gehörte auch die Berliner Band ROCKHAUS dazu. Die vier jungen Musiker hatten sich das ehrgeizige Ziel gestellt, die PUHDYS abzulösen. Auch wenn sich dies als Witz eines damaligen TV-Redakteurs herausstellen sollte, ist die Band ROCKHAUS immer noch präsent, die PUHDYS hingegen nicht mehr. Jedoch sind die jungen Wilden von damals inzwischen auch erwachsen und ruhiger geworden. Und so spielen sie jetzt "altersgerechte" Konzerte, wie Sänger Mike Kilian anmoderiert: "Wir fangen früh um 19:30 Uhr an. Ihr dürft sitzen. Und wir meckern nicht, wenn Leute während des Konzerts quatschen." Ein Kino-Gong bewegt die zahlreich erschienenen Fans dazu, ihre Plätze einzunehmen. Die Bühne ist in blutrotes Licht getaucht, als sich die vier Musiker unter Beifall an ihre Instrumente begeben und beginnen, den Song "Blutrot" zu intonieren. Die Nummer, von der sich doch eher die Refrain Zeile "Asche zu Asche, Staub zu Staub" eingeprägt haben dürfte, hat in der Akustik-Version zwar von ihrer Gitarren betonten Härte verloren, doch geht der Song aus dem Jahr 2009 immer noch ins Ohr. Was man auch von den meisten anderen Songs sagen kann, die wir heute in besonderen Arrangements erleben.
Neben Sänger Mike Kilian, Gitarrist Reinhard "Herr" Petereit und Schlagzeuger Michael "Heinz Angel" Haberstroh, die schon seit den 80ern zur Band gehören (Petereit ist sogar Gründungsmitglied), sitzt Robert Protzmann am Bass. Der Sohn des Mitbegründers der Jazzrockband Panta Rhei, Henning Protzmann, stieß 2018 zu ROCKHAUS. Ein weiterer Sohn eines bekannten Musikers unterstützt die Band an diesem Abend an den Keyboards, Akkordeon und Cello, Daniel Hassbecker.
ROCKHAUS, seinerzeit von New Wave und gradlinigem Gitarren-Rock beeinflusst, klingen bei diesem besonderen Konzert relativ brav. "Früher waren wir am Rebellieren, heute sind wir die Gelassenen", hat Mike Kilian vor kurzem in einem Interview zur aktuellen Tour geäußert. Die Musiker von ROCKHAUS präsentieren ihre Songs heute in einem neuen Gewand. Doch zeigen gerade die Akustik-Versionen, wie viel Melodienreichtum und Seele in den Liedern liegt. Und die Texte bekommen mehr Gewicht. Es überrascht mich wirklich, dass meine Frau einen Großteil der Songs aus dem ersten Set des Konzertes kennt. Neben mir stehen zwei Frauen, die ebenfalls nahezu jedes Lied mitsingen. Da habe ich dann doch ein musikalisches Defizit, denn ich kenne die wenigsten der Songs von den neueren Alben. Das Stück "Nur ein Traum" wäre gar ein Lieblingssong meiner Frau, erfahre ich in der Pause. "Halt mich fest", den Song, den Mike Kilian in den 80er Jahren gemeinsam mit der unvergesslichen Tamara Danz bei den Konzerten der GITARREROS gesungen hat, kenne dann auch ich. Auch das Stück "Wir waren nicht dabei", komponiert von dem viel zu früh verstorbenen Keyboarder Carsten "Beathoven" Mohren, ist mir bekannt. Nicht nur bei diesem Song brilliert Mike Kilian mit seinen außergewöhnlichen Gesangskünsten. Für sein mindestens über acht Takte gehaltenes "Oh yeah ..." gibt es spontanen Szenenapplaus. Für mich gibt es einige Neuentdeckungen unter den Songs im ersten Teil des Konzerts.
ROCKHAUS avancierten in den 1980er Jahren schnell zu einer der beliebtesten Rockbands der DDR. Ihr Song "Disco in der U-Bahn" gilt als erstes deutschsprachiges Hip-Hop-Stück überhaupt. Als eine der wenigen jungen Bands von damals durften sie innerhalb nur weniger Jahre beim Label AMIGA drei Alben veröffentlichen, wobei ihr drittes Album "I.L.D." 1988 zum Album des Jahres gekürt wurde. Für mich besitzt dieses Album immer noch Kultstatus. Gespickt mit Melodien, die sich in die Gehörgänge gebrannt haben und mit Texten, die seinerzeit mutig waren, gehört es zu den besten Alben, die bei AMIGA erschienen sind. Textstellen wie "... eingemauert in ein heiles Land" (Mich zu lieben) oder "und das ganze Jahr gäb' es Bananen und Orangen" (Träume, Träume) wurden von allen verstanden, die im Osten Deutschlands leben mussten. Im zweiten Teil des Konzerts präsentiert uns ROCKHAUS dieses Album komplett in akustischen Versionen. Zwischen den Songs unterhält uns Mike Kilian mit markigen Ansagen und kleinen Anekdoten aus den vergangenen über vierzig Jahren Bandgeschichte.
Reinhard "Herr" Petereit
Bei den bekannten Stücken "Hör zu" und "Wenn das so ist" bekomme auch ich Lust, mitzusingen. Nach "Ohne dich" stellt Mike die Band vor. Für Fans ist das nicht zwingend erforderlich. Denn von denen weiß jeder, wer da auf der Bühne sitzt. Mike vergisst auch nicht darauf hinzuweisen, dass er "der beste Sänger" ist. "... den die Band hat kriegen können.", fügt er schmunzelnd hinzu. Die Stücke "Rettung" und "Bleib cool" überraschen mit einer interessanten Instrumentierung. Beim ersten spielt "Herr" Petereit auf der Slide-Gitarre, und bei "Bleib cool" hängt sich Daniel Hassbecker das Akkordeon um. Auch die Ballade "Gefühle" ertönt in einer ganz besonderen Version mit Cello und Slide-Gitarre. Und nochmal gibt es Szenenapplaus für Mikes nicht enden wollendes "Yeah" in höchster Tonlage bei dem Stück.
Der Song "Armer Irrer" mit seinem Text über Geld, das nicht stinkt und hunderttausend Weiber, hätte früher schon für Aufregung gesorgt, erzählt uns Mike. "Ihr Rockhausschweine seid Frauenhasser", hätte man ihnen damals vorgeworfen. "Die Depp*innen haben die Ironie des Textes nie verstanden.", so meint Mike. "Und heute, mit der ganzen Genderei? Bin ich nun innen oder außen, Außenminister*Innen?", fragt sich Mike. Er kommt heute mit seinen braunen italienischen Schuhen auf einem gedachten weißen Schimmel geritten und singt dieses Lied wie ein italienischer Tenor, während die Band es in einer Country-Version mit Banjo zum Besten gibt. Das macht Laune und kommt gut an. Auch der Klassiker "Nur aus Liebe" gefällt in der akustischen Version. Bei "Träume, Träume" wird der Refrain "Ihr Affen auf die Bäume..." selbstredend von allen mitgesungen. Und schon sind wir an dem Punkt, wo es im Text von "Irgendwann" heißt: "Ich lass euch allein." Daraus wird "WIR lassen euch allein.", während alle Musiker nach und nach die Bühne verlassen. Nur Mike begleitet sich bis zum Schluss auf der Gitarre.
Frenetischer Applaus lockt die fünf Musiker jedoch schnell wieder auf die Bühne. Mit den Worten "Deep Purple haben ihr "Smoke on the Water", Led Zeppelin ihr "Stairway to Heaven", Inka hat ihren "Spielverderber", und wir haben das beste Schlagzeug-Intro der Welt.", leitet Mike über zu "Mich zu lieben", das mit besagtem Intro beginnt. Es ist einer der großen Hits von ROCKHAUS, dem schließlich und endlich "I.L.D." folgt. Auch dieses Lied wird in einer wunderbaren, akustischen Version mit einem schönen Cello-Part gespielt.
Diese akustische Live-Performance der ROCKHAUS Songs entpuppt sich als ein gelungenes Experiment, auf welches sich die Band auf Anregung ihres Schlagzeugers "HeinzAngel" Haberstroh eingelassen hat. Die Band zeigt sich in Top-Form und reißt Fans und Publikum von Beginn an mit. Beim nächsten Mal wird es wieder lauter zugehen, verspricht Mike Kilian mit seinen Abschiedsworten.
Fotostrecke:
Fotos von Lisa Walter
Fotos von Bodo Kubatzki