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Ein Bericht mit Fotos von Patrick Heise




In der Veranstaltungsreihe "Musike von jestern" geht es um die Magdeburger Musikszene in den Jahren 1963 bis 1990, die ja viel interessante Bands und Interpreten wie z.B. die Klosterbrüder/Magdeburg, Juckreiz, Scheselong, Kellergeister oder Reggae Play mit Arnulf Wenning hervorbrachte, und als eine sehr kreative Szene galt. Durch die Gespräche mit Zeitzeugen soll später auch ein Dokumentarfilm entstehen und ein Buch veröffentlicht werden.


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In der Auftaktveranstaltung am 12. April im Magdeburger "Kompakt Medienzentrum" ging es um die Klosterbrüder bzw. Magdeburg, und als Gäste waren der Bandleader Dietrich Kessler, der Schlagzeuger Bernd Schilanski und der Keyboarder Rüdiger "Ritchie" Barton dabei. Geführt wurde das Gespräch sehr sachkundig vom Musiker und Musikjournalisten Jan Kubon. Ich selbst bin ja Jahrgang 1966 und hab die Klosterbrüder erst in der Magdeburg-Ära kennengelernt. Auch das AMIGA-Album von Magdeburg habe ich in der Sammlung, die Band allerdings erst nach der Wende erstmalig live erlebt. Dann leider auch nur zwei Mal mit dem viel zu früh verstorbenen Hajo Kneis als Sänger. Im vergangenen Jahr habe ich die Klosterbrüder beim gemeinsamen Konzert mit der Stern-Combo Meißen in Irxleben erlebt, und war von ihren Live-Qualitäten vor allem mit Rockklassikern wie "How the Gipsy was born" von Frumpy und "Locomotive breath" von Jethro Tull, aber natürlich auch von ihren eigenen Songs, sehr beeindruckt.

Und genau diese Bands, aber auch Bands wie Atlantis und Colosseum waren es, die die Klosterbrüder in der Anfangszeit sehr beeinflussten. Dietrich Kessler erzählte sehr interessante Geschichten aus dieser Zeit, auch von den Begegnungen mit Frumpy und von den Verpflichtungen der Musiker, wobei sich die damalige Magdeburger Band Quintessenz für die Klosterbrüder als wahre Fundgrube erwies, spielten dort die später zu ihnen gewechselten Bernd Schilanski, "Ritchie" Barton und Gisbert "Pitti" Piatkowski zusammen. Und er erzählte natürlich auch von den Repressalien durch die Stasi, aber darauf komme ich später nochmal zurück. Von Bernd Schilanski erfuhr man, dass er nach Quintessenz kurz bei Reform war, aber deren Art, Rockmusik zu spielen, nicht so sein Ding war und er lieber richtige Rockmusik machen wollte, weshalb er 1977 schließlich zur Gruppe Magdeburg ging. Er erzählte auch, dass sein Dozent an der Musikhochschule gar nicht mehr so richtig wusste, was er ihm noch beibringen soll, und dass er die Felle so sehr strapazierte, dass ihm oft Peter "Mampe" Ludewig von Electra mit Ersatz ausgeholfen hat.


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Und "Ritchie" Barton erzählte, wie er an der Musikhochschule aus dem Unterricht geholt wurde um von Dietrich Kessler für die Band Magdeburg verpflichtet zu werden, und dass er damals ein bei einem Unfall beschädigtes Keyboard von Peter Meyer von den Puhdys wieder hergerichtet hat. Ferner erfuhren wir, dass "Ritchie" auch heute noch Instrumente aus der damaligen Zeit immer noch im Studio stehen hat und für Aufnahmen nutzt. Er erzählte aber auch von seinem Weggang zur Gruppe CITY, damals gemeinsam mt "Pitti" Piatkowski, und auch von den Gründen seines Wechsels zwei Jahre später zur Gruppe Silly. Thematisiert wurden natürlich auch die Repressalien durch die Stasi sowie der geplatzte Auftritt in einer "Rund"-Sendung, der dann das Fass zum Überlaufen brachte und zum kollektiven Ausreiseantrag der Band führte. Dietrich und Bernd erzählten von den Verhaftungen und den Erlebnissen im Knast. Darüber hat ja auch Dietrich Kessler ein Buch veröffentlicht, das gerade frisch in einer Zweitauflage in den Handel kam. Damit ist er übrigens gemeinsam mit Eberhard Klunker auf Lesetour.

Natürlich kam auch der Mauerfall und die Wiedervereinigung, sowie das Comeback der Band nach der Wende - zuerst als Magdeburg, dann ab 2000 als Klosterbrüder - zur Sprache. Und am Ende des Abends erzählten die Musiker von neuen Projekten und Dietrich Kessler versprach, solange Musik zu machen, wie er die Musik noch mit Leben erfüllen kann. Das Publikum im ausverkauften Saal hörte sehr interessiert zu, lachte bei den erzählten Anekdoten gemeinsam mit den Musikern und dankte es ihnen mit herzlichem Applaus. Im Anschluss gab es natürlich auch ausgiebig Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen, Fotos und Autogrammen.


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Nach über zwei Stunden ging dann eine sehr gelungene Auftaktveranstaltung zu Ende, die sehr informativ war und Lust auf weitere Veranstaltungen dieser Reihe machte. Wenn es meine Zeit und auch mein Job zulässt, werde ich Euch auch davon berichten. Am Ende meines Beitrags möchte ich noch einen Musikwunsch an Micha Landmann für eine der nächsten Deutsche Mugge-Radioshows äußern: Würdest Du von Magdeburg bitte "Raus aus meiner Haut" spielen? Das wäre klasse, denn ich finde den Song bärenstark!! Liebe Grüße an Euch aus Magdeburg





   
   
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