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Ein Bericht mit Fotos von Dajana Presser-Gehn



Die ersten Herbstwinde ziehen durchs Land und streifen die Natur. Immer ein wenig leichten Regen in sich tragend. Ein Wetter, bei dem man es sich mit einem guten Buch und einem leckeren Tee auf der Couch gemütlich machen kann. Allerdings vernahm ich in der Ferne ein musikalisches Rauschen. Es kam vom "Studio 7", und ab und zu schien dann auch die Sonne hell durch die schnell ziehenden Wolken. Wer will da schon auf der Couch sitzen? Nein, raus aus dem Haus und ab ins Auto Richtung Panketal. Vorbei an Felder und durch Alleen sah ich schon von Weitem die roten Backsteine.

Inmitten von modernen, auch etwas älteren Häusern, erstrahlt das "Studio 7". Eingebettet vom Zepernicker Stadtleben. Fast unscheinbar. Draußen hängt ein riesiges Plakat mit den bevorstehenden Veranstaltungen. Diese sind querbeet durch alle Genres. Egal ob Kabarett, Konzerte, musikalische Lesungen oder auch das eine oder andere Überraschungskonzert. Am "Studio 7" kommt man nicht vorbei. Weit über unsere Brandenburgischen Landesgrenzen ist es bekannt und sehr beliebt. Und wie jedes gute Haus, beherbergt es auch eine gute Seele: Bert Eulitz. Ein herzensguter, freundlicher und hilfsbereiter Mensch, der gemeinsam mit seinem wunderbaren Team alles unternimmt, damit sich die Menschen vor, hinter und auf der Bühne wohlfühlen.


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Wenn Bert nicht in seinem "Studio 7" ist, findet man ihn mit der Band DIE OSSIS selbst auf den Brettern der Welt. Klar könnte man sagen, dass das ja "nur" eine Coverband ist. Aber so einfach ist das nicht. Ich denke, dass jeder, der schon mal bei einem Konzert von DIE OSSIS war, bestätigen kann, dass da nicht einfach nur Songs nachgespielt und gesungen werden. Nein, die Lieder und das Gefühl der Zeit werden gelebt und zelebriert - und zwar von Musikern, die damals selbst auf der Bühne standen und einige der Lieder selbst als "Originale" vorgetragen haben. Heute tragen sie die Songs - behutsam in die Hand genommen und dem Publikum würdig, mal leise, mal laut, präsentiert - weiter in die Welt hinaus. Neben Bert spielt dort auch Heinz Haberstroh mit, der Schlagzeuger von ROCKHAUS. Hier schließt sich dann auch der Kreis zu dem Künstler, der hier am 15. Oktober mit Verstärkung die Bühne des legendären "Studio 7" rockte: Mike Kilian.

Mike Kilian hat eine unverwechselbare Stimme. Ihn hört man aus allen anderen Sängern immer wieder heraus. Man ist auch immer wieder fasziniert, was er uns da zu Gehör bringt. Neben ROCKHAUS u.a. auch als Sänger und Gitarrist der Gruppe STARFUCKER, die Songs von The Rolling Stones spielt. Auch hier mag ich das Wort covern nicht. Sie covern die Lieder nicht einfach. Sie machen sie sich zu Eigen. Ich war schon auf einigen Konzerten dieses Projekts und war jedes Mal geflasht. Keins gleicht dem anderen. Das liegt allen voran auch an Mike Kilian, der sehr vielfältig ist. Er steht als Sänger aber nicht immer nur im Mittelpunkt, sondern scheut sich nicht davor, auch mal in die zweite Reihe zu treten um von dort aus Lieder zu veredeln. So war er u.a. schon als Backgroundsänger bei Sabrina Setlur, Edo Zanki oder der Gruppe KARAT ("Die fünfte Jahreszeit") tätig. Ein weiteres Projekt hat er auch mit Tobias Künzel von DIE PRINZEN, nämlich immer dann, wenn er einmal im Jahr unter dem Namen FINAL STAP um die Häuser zieht. Demnächst übrigens wieder … nämlich im Januar mit der dann anstehenden "Temperatour".

Aber Mike Kilian war am Sonntag als Solist hier im "Studio 7". Er brachte 2003 seine erste eigene CD, "Immer anders", heraus. In den letzten 20 Jahren folgten noch weitere Alben. Seine aktuelle CD "Alles Gut" präsentierte er am Sonntagabend mit Verstärkung, die aus Jens Loose sowie Jerallt Jeralldowitsch bestand. Und die waren gekommen, um dem Publikum hier in Panketal einen tollen Abend zu bescheren. Worauf man sich sicher verlassen kann: Bert tritt vor dem Start einer jeden Show gut gelaunt vor das Publikum, stellt sein Programm für die kommende Zeit vor und moderiert den Künstler oder die Band des Abends mit ehrlichen und warmen Worten an. Bei Bert weiß man immer, dass uns ein besonderer Abend erwarten wird. Noch nie wurde man enttäuscht. Egal, ob man die Band bzw. den Künstler schon kannte oder nicht. Bert bringt seinem Publikum tolle und auch neue Kunst näher, und dies dankt es ihm mit seiner Treue. Auch am Sonntag spielten die Musiker wieder vor vollem Haus und einem begeisterten Publikum. Und die Begeisterung war von Anfang an zu spüren.


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Gegen 17:00 Uhr betrat ein sehr gut gelauntes Trio die Bühne. Mike Kilian und Jens Loose in Hemd und Jeans, Jerallt in Kilt und ärmelloser Weste. Aber nicht nur die Kleidung von Jerallt fiel sofort auf, sondern auch sein Instrument: ein elektrischer Upright Bass. Irgendwie wirkte es wie ein abgemagerter Kontrabass, was es noch interessanter machte. Es gab auf seinem Steg keine Bünde. Man muss wirklich genau wissen, wie man was spielen muss. Bisher kannte ich Mike Kilian immer als Wirbelwind auf der Bühne. Heute saßen er und seine Musiker auf einem Barhocker und begannen das Konzert zurückgenommen mit leisen Tönen. Der Song "Pech" aus dem 2013er Album "N8wache" erklang als erstes. Ungewöhnlich ruhig für einen Mike Kilian, aber er hatte uns sofort in seinen Bann gezogen.

Zwischen den einzelnen Liedern erzählte er Anekdoten und kleine Geschichten, und meistens waren diese witzig verpackt. Er meinte, er sei sehr abergläubisch. Heute war die Probe richtig gut, aber die Angst war da, dass kein Publikum kommt. Unbegründet. Alle Plätze und Stehtische waren besetzt. Jeder wollte ihn mit seiner Verstärkung erleben. Und die hatte es in sich! Jens Loose zupfte und spielte wie nebenbei Gitarre und Jerallt Jeralldowitsch bediente äußerst ansprechend seinen Upright Bass. Beide zauberten Klänge aus ihren Instrumenten, die die Seele streichelten und einen nicht ruhig auf den Plätzen sitzen lassen wollten.

Mike erzählte verschmitzt, dass er die Zeit vor Einführung des Handys als Künstler sehr genoss. Man konnte in jeder Stadt ein Mädchen haben und keiner bekam es mit. Nichts gelangte damals in die Öffentlichkeit. Allerdings ginge er mittlerweile im Leben den Berg runter, schaute dabei belustigt ins Publikum und meinte, dass wir diesen Weg mit ihm gemeinsam gehen würden. Alles lachte. Ja, wir sind alle keine Teenager mehr. Vieles ist viel leichter, weil man schon älter ist. Man muss niemanden mehr etwas beweisen und besinnt sich auf die Dinge, die man hat, und wertschätzt sie. Das in sich ruhende und eingespielte Trio ließ im Verlauf des Abends weitere Songs wie "Schlummer Blues", "N8wache" oder "Wir sind einsam" erklingen. Ein echter Gänsehautmoment war die Interpretation des Songs "Parla Piu Piano", den viele aus dem Film "Der Pate" kennen. Alter Schwede! Das haute er uns einfach mal so locker um die Ohren, als wäre es nichts. Ein Lied, welches die großen Opernsänger unserer Zeit sangen, brachte er hier zum Besten. Egal wohin ich schaute. Die Münder standen offen vor Bewunderung. Alle waren noch vollkommen baff, was sie eben hörten, da spielte Mike direkt im Anschluss fast nahtlos ein lustiges Liedchen namens "F". Kurios. Vom Gänsehautmoment direkt zu einem lockeren Lied. Ja, das kann wirklich nur ein Mike Kilian bringen.


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Der ROCKHAUS-Sänger auf Solopfaden zollte den Herren im Publikum Respekt. Ihre Frauen wären ja schließlich nur wegen den drei Musikanten auf der Bühne gekommen, während die Männer doch wohl viel lieber daheim Sport geschaut hätten, aber sicherheitshalber dann doch ihre Frauen hierher begleitetet hätten. Wir mussten lachen. Vielleicht fühlte der eine oder andere sich tatsächlich ertappt, aber die meisten Männer schienen auf jeden Fall wegen des Trios dazu sein. Selbstverständlich spielten sie auch das Lied "Mich zu lieben" von ROCKHAUS - einen der größten Hits der Berliner Kultband. Die Leute im Saal waren begeistert. Doch man merkte, dass sie irgendwie doch wegen der Solostücke von Mike Kilian da waren. Sie erwarteten nicht, dass er nun einen ROCKHAUS-Titel nach dem anderen in seinem Programm bringen würde. Sie wollten Mike. Keine große Show - einfach Mike. Und das bekamen sie auch. Zwei Stunden zogen uns der Sänger und seine Begleitmusiker in ihren Bann. Zwei Stunden, die wie im Fluge vergingen.

In der Zugabe erklangen noch die Songs "Alles gut" vom gleichnamigen Album sowie "I.L.D." von ROCKHAUS, ohne das eine Mugge mit Herrn Kilian nun wirklich nicht geht. Ich erlebte einen fantastischen Abend, bei dem mich der Musiker mit seiner Band nicht nur abholte, sondern mich auch die Zeit vergessen ließ. Das war mein erstes Solokonzert von Mike Kilian und nachdem, was ich am Sonntag hier erleben durfte, sicherlich nicht das letzte. Kein Wetter, egal ob Herbst, Winter oder Sommer, werden mich davon abhalten können.

 
Termine:
• 29.10.2023 - Dresden - Hoppes Hoftheater
• 03.11.2013 - Halle/S. - Ulrichskirche
• 24.11.2023 - Rostock - Ursprung

Alle Angaben ohne Gewähr










   
   
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