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Ein Bericht mit Fotos von Reinhard Baer




Storkow ist eine Kleinstadt im Landkreis Oder-Spree (LOS) und liegt im Naturpark Seenland Oder-Spree. Die Naturparkverwaltung sitzt in der über 800 Jahre alten Burg Storkow. Dieses historische Bauwerk befand sich Anfang der 90er Jahre in einem desolaten Zustand und ist inzwischen baulich saniert worden und in vielerlei Hinsicht ein Anziehungspunkt für Jung und Alt. Neben Gastronomie und Bibliothek gibt es hier Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Ausstellungen. Auch die PUHDYS hatten mehrere Jahre hier ihre eigene Ausstellung mit Schautafeln, Videos und Originalexponaten aus ihrer über 40-jährigen Musikergeschichte. Im Innenhof der Burg befindet sich eine überdachte Bühne, und so finden hier viele Veranstaltungen statt.


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Burg Storkow (Foto: Stadt Storkow)



Am letzten Samstag gastierte RAY WILSON mit seiner Band auf der Burg Storkow, und die Show war von Menschen unterschiedlichen Alters und verschiedener Generationen ausgesprochen gut besucht. RAY WILSON ist u.a. bekannt als kurzzeitiger Sänger der Band GENESIS. Als deren Sänger Phil Collins 1996 aus der Band ausstieg suchten die verbliebenen Bandmitglieder Mike Rutherford und Tony Banks nach einem neuen Mann für die Position am Mikrofon. Sie fanden ihn in dem 1968 in Schottland geborenen RAY WILSON. Dieser hatte vorher schon in eigenen Bands gearbeitet, u.a. in der erfolgreichen Gruppe STILTSKIN, und wurde nun der Nachfolger von Collins. Im Jahre 1997 veröffentlichte GENESIS das Album "Calling All Station" und ging anschließend auf Tour. Leider blieb der erhoffte Erfolg sowohl für das Album und die daraus ausgekoppelten Singles "Congo" und "Shipwrecked", als auch für die Tournee aus, so dass Rutherford und Banks die Arbeit mit GENESIS und somit auch mit RAY WILSON beendeten. Dieser begann dann solistisch an verschiedenen musikalischen Projekten zu arbeiten, teils mit eigenen Songs, teils mit den Stücken von GENESIS und ihrer Sänger, die sie abseits der Band veröffentlichten. So gab es mit ihm GENESIS mal klassisch, mal unplugged - mal mit einer Rockband, ein anderes mal mit Orchester. Meinen ersten Beitrag für deutsche-mugge.de habe ich über ein Konzert von RAY WILSON (GENESIS unplugged) geschrieben. Dies fand vor über 12 Jahren in der Kulturscheune Thyrow statt.

Hier in Storkow stand neben RAY WILSON als Sänger und Gitarrist auch dessen Bruder Steve Wilson mit einer weiteren Gitarre an seiner Seite. Außerdem standen (bzw. saßen) der Saxofonist, der auch Bass und Queerflöte spielt, Marcin Kajper, an der Geige Alicia Chrzaszsz, am Schlagzeug im Glaskasten Mario Kaszel und an den Keyboards Kool Lyczek auf der Bühne. Erst kürzlich spielte dieses Ensemble beim ROXSA- Festival in Bad Sülze. Darüber berichtete hier ja schon mein Kollege Bodo. Die drei in Bodos Beitrag erwähnten Streicherinnen gehörten hier in Storkow nicht zum Line Up. Nun aber zum Konzert vom vergangenen Wochenende …


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Ray Wilson & Alicia Chrzaszsz



Bis 20:00 Uhr hatte sich der Innenhof der Burg mit Publikum gefüllt. Es gab Sitz- und Stehplätze, gastronomische Versorgung und von der Bühne leuchtete im Hintergrund ein großes Banner mit der Aufschrift "WILSON". Um 20:00 Uhr kamen die Musiker unter großem Beifall auf die Bühne. Der erste Titel der gespielt wurde hieß "Congo" und ist im Original auf dem eben schon erwähnten GENESIS-Album "Calling All Station" zu finden. Es handelt sich dabei also um einen Titel der Band, der auch im Original von RAY WILSON gesungen wurde. Nach "Take It" und zwei weiteren GENESIS-Songs war Ray bei "Carpet Crawlers" angelangt, einem Stück der britischen Band aus dem Jahre 1974. Damals hieß der Sänger von GENESIS noch Peter Gabriel und RAY WILSON war damals gerade mal sechs Jahre alt. Der Titel wird im nächsten Jahr stolze 50 Jahre. Und weil man in der Setlist nun bei einem von Peter Gabriel gesungenen Stück angekommen war, bleib man gleich dort, denn es folgte dessen 1986er Solo-Hit "Sledgehammer". Gabriel war damals schon lange bei GENESIS raus und hatte eine erfolgreiche Solo-Karriere gestartet. Die Nummer ist inzwischen auch schon fast 40 Jahre alt, aber immer noch oft im Radio zu hören. Kein Wunder, sie ist ja auch toll. Nach weiteren GENESIS-Songs wie "Follow You, Follow Me" und "No Son Of Mine" war auch mit "Another Day In Paradise" und "In The Air Tonigt" die Sololaufbahn von Phil Collins an der Reihe. Schließlich fehlte nur noch die GENESIS-"nebenher"-Band MIKE AND THE MECHANICS von Gitarrist Mike Rutherford. Sie wurde mit deren Hit "Another Cup Of Coffee" vertreten. MIKE AND THE MECHANICS hab ich mal auf dem Stadtwerkefest in Potsdam erlebt. Der Original-Sänger dieses Titels, Paul Carrack, war aber schon damals nicht mehr dabei. Er wandelt auch auf Solopfaden und hat "Another Cup Of Coffee" ebenfalls in seinem Repertoire.

Am Ende der Konzertes von RAY WILSON war noch einmal ein Song von Peter Gabriel an der Reihe. Ray und Steve Wilson stellten sich nebeneinander mit ihren Akustik-Gitarren auf und schon bei den ersten Akkorden hörte man es heraus: "Solsbury Hill". Dieser Hit ist noch etwas älter als das zuvor schon gespielte "Sledgehammer", aber immer noch gerne gehört und nicht langweilig werdend. Danach gingen die Musiker von der Bühne, kamen aber gleich wieder. Als Zugabe gab es jetzt noch "Land Of Confusion" von GENESIS und - wenn man der Setlist glauben soll - "Inside". Zumindest steht es so auf der Setllist. Was immer da gemeint ist, an dieser Stelle gab es jedenfalls ein Lied was von Bob Dylan, nämlich "Knocking On Heavens Door". Das Publikum sang kräftig mit und danach war das Konzert auch tatsächlich zu Ende. Die Leute, so denke ich, gingen danach zufrieden vom Platz. Manch einer machte noch am Merchandise-Stand Halt um sich was mitzunehmen. Ich sah den Saxofon-Spieler dort stehen, der mit Gästen plauderte. An die Himmelstür muss tatsächlich jemand geklopft haben, denn obwohl der Wetterbericht für den Abend Starkregen und Gewitter vorausgesagt hatte, trat diese Vorhersage aber nicht ein. Es blieb trocken. Erst auf dem Weg nach Hause blitzte es kräftig.


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Steve Wilson



Zu Hause angekommen machte ich mich gleich noch über meine Fotos her. Ärgerlich war ich darüber, dass irgendwie fast immer ein Mikrofonständer oder was anderes störte. Zum Beispiel ging so ein Mikrofon-Galgen quer durch ein Bild mit der Geigerin. Jetzt heißt das Zauberwort "KI". Mit einem Update und dem kleinen Helferlein für die Fotosoftware kann man sowas jetzt einfach verschwinden lassen. Wie mit einem Marker macht man einen Strich darüber, kurz öffnet sich ein Fenster und wenn sich dieses schließt, ist der Mikrofongalgen weg. Jedenfalls auf dem Bild. Tolle Sache, aber wohin kann das mit der künstlichen Intelligenz noch alles führen? Da hat sicherlich der Gesetzgeber noch eine Menge zu regulieren, was sein darf und was nicht. Hauptsache, sie dringt nicht bis in die Kunst vor, denn ich wünsche mir weiter, dass es viel handgemachte Musik gibt. Unverfälscht und gut vorgetragen, so wie es an diesem Abend in Storkow zu erleben war.



Setlist:
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