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Ein Bericht mit Fotos von Dajana Prosser-Gehn
(Außer Foto 1 im Text: © Markus Bothur)




a 20230328 1605366835Normalerweise weiß ich was mich erwartet, wenn ich mich auf den Weg zu einem Konzert mache. Dieses Mal war es anders. Ich kannte die WABE und den wunderbaren Leiter Marc Lippuner, aber weder Johanna Zeul noch ihre Lieblingsbühnentiere.

Am 24. März 2023 um kurz nach 20:00 Uhr betrat Johanna Zeul mit ihrer Band die Bühne. Vom ersten Moment herrschte Action. Man war sofort in ihren Bann gezogen, auch wenn ich anfangs noch nicht so recht wusste, was mich da erwarten würde. Aber ich war gleich davon fasziniert, was da für eine Power und Lebensfreude von der Bühne zu uns ins Publikum hinunter sprühte. Ihre ersten Lieblingsbühnentiere waren Ex-Straciatella, die sich als Karriere K. neu formiert haben. "Wir sind eine ganz neue Band, haben sieben Lieder und die hauen wir jetzt raus!" Es wurden vier, aber die konnten unterschiedlicher nicht sein. Über welche Themen kann man eigentlich singen? Alles würde man meinen. Und diese beiden Jungs - falls ich das sagen darf, denn eigentlich haben wir es mit erwachsenen Männer zu tun, die irgendwie Jungs geblieben sind - traten den Beweis an: Lieder über Beton, Jobsuche, OPEL oder die Länge eines Barthaares. Man glaubte zunächst seinen Ohren nicht zu trauen. Wie kommt man auf solche Ideen, solche Texte? Lauschte man mehr auf den Inhalt, bemerkte man neben aller Komik auch ernste Stellen mit einem Augenzwinkern verpackt. Der Synthesizer-Sound klang nach Musik aus der Zeit Ende der 80er/Anfang 90er Jahre und wurde mit den Klängen einer Gitarre gepaart. Das hatte was. Unwillkürlich wippte man mit den Füßen mit. Die Jungs passten und passten irgendwie dann doch wieder auch nicht genau ins Konzept. Das machte es so interessant.

Anschließend trat Dr. Bajan auf. Eigentlich ein verwirrender Name, denn vor uns setzte sich ein Duo auf die Bühne. Nikolai und Svetlana hauten uns ihre Folklieder (russisch, deutsch, englisch) in einem atemberaubenden Tempo nur so um die Ohren. Am liebsten wäre man aufgestanden und hätte mitgetanzt. Es kam das Gefühl auf, als wollten sie die Bühne gar nicht mehr verlassen. Gemeinsam mit Johanna Zeul spielten sie noch einen Song, bevor es in die Pause ging.


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In der Pause versuchte ich erst einmal alles zu reflektieren, was da in der letzten Stunde auf mich ein geprasselt war. So etwas hatte ich noch nie erlebt, gesehen oder gehört. Man denkt vielleicht, die Künstler sind komplett durchgeknallt (positiv), aber bei all dem Klamauk steckt ein hohes musikalisches Können dahinter.

Nach 15 Minuten wurde uns ein neues Lieblingstier aus Bochum angekündigt. Das Duo Diagonale war für mich ein Highlight der Show. Alles wirkte so leicht. Perfekt aufeinander eingestimmt. Ich kann nicht genau definieren, was ich sah: Comedy, Magie, Tanz. Irgendwie alles. Das Publikum war von der ersten Minute an gefesselt vom Duo. Sie brauchten nicht viele Worte, alleine über ihre Körpersprache war alles gesagt. Wir erlebten unter anderem einen Tanzkurs. Eine Schallplatte von Max Greger wurde gezeigt, aufgelegt und schon ging es los. Herrlich. Die ernsten Minen, die ungelenken Bewegungen und trotz alledem entstand eine Art Tanz. Der Höhepunkt war "Eine Feuershow ohne Feuer". Der Saal bebte schon fast vor Lachen. Auf diese Idee zu kommen, einmalig und die Umsetzung grandios. Das muss man gesehen haben, das lässt sich ganz schwer in Worte kleiden.

Ruhiger wurde es zum ersten Mal auf der Bühne mit OZ Camera und seiner Mandoline. Er präsentierte uns "Whiskey before breakfast" mit seiner eigenen Note. Intensiv. Mit seiner Mandoline zog er uns in seinen Bann. Die Stimmung von lustig und witzig, auf einmal ruhig und sich zurücklehnend lauschend. Nach seinem Song "Falling", den er schrieb, als er sich verliebte, folgte sein deutschsprachiges Lied "Wie ein Lied", bei dem das Publikum im Refrain als Chor fungierte. Ein echt wohlklingender Chor. Als würden nur Sänger sowie Sängerinnen im Publikum sitzen.


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Gerade noch leise, stürmte Johanna auf die Bühne und sofort pulsierten mehr als 100% Energie um uns herum. Aber auch Johanna kann ruhiger. Zwischendurch erzählte sie uns, dass sie ein neues Instrument erlernte: Das Klavier. Keine Ahnung, aber jeder von uns hatte das Gefühl, das spielte sie keinesfalls wie eine Anfängerin. Da saß jemand am Klavier, die genau wusste wie das geht. Man könnte annehmen, sie kann einfach alles spielen und singen. Falls ich das so plump ausdrücken darf: Johanna Zeul hat richtig was aufm Kasten.

Musik - wir sind was wir hören? Mmmh, dass würde bei Johanna Zeul heißen: ein Gesamtpaket aus purer Energie, Lebensfreude, Handwerk, Können und einer unglaublichen Mimik und Gestik auf der Bühne. So dass ich zwischenzeitlich meine Augen schloss, um die unglaublich tiefgründigen und gesellschaftskritischen Textzeilen wahrnehmen zu können. Sie liebt und lebt auf der Bühne. Sie ist authentisch und man hat das Gefühl, würde man sie privat treffen, ist sie auch solch ein Wirbelwind und saugt alles um sich herum auf, um daraus irgendetwas Neues entstehen zu lassen. Was das sein wird? Lassen wir uns überraschen. Aber auf jeden Fall wird es etwas Großartiges werden.



Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von Johanna Zeul: https://www.johannazeul.de/
• Interview mit Johanna Zeul (03/2023): HIER











   
   
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