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Ein Konzertbericht mit Fotos von Reinhard Baer




In den letzten Wochen entdeckte ich rings um meinen Wohnort überall Plakate, auf denen für den 25. März 2023 in "Willy's Schankwirtschaft" bei Beeskow, genauer gesagt im dortigen Ortsteil Neuendorf, eine Mugge mit den beiden Bands KLOSTERBRÜDER und MONOKEL-KRAFTBLUES nebst einiger Gäste angekündigt wurde. Kaum zu glauben, aber die KLOSTERBRÜDER hatte ich bisher noch nie live erlebt, und die letzte Mugge mit MONOKEL-KRAFTBLUES ist bei mir auch schon ein paar Jahre her. Einzig die Musiker von MONOKEL, die auch bei DR. KINSKI spielen, sind mir in letzter Zeit mal über den Weg gelaufen. Also war für den vergangenen Samstag ein Trip nach Beeskow angesagt.


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Besagte Schankwirtschaft mit dem Untertitel "Diner | Bar | Diskothek" von Betreiber Willy Hagemann im Neuendorf 16a war schnell gefunden. Es handelt sich dabei um einen Landgasthof mit Saal, dessen Parkplatz bereits mit jeder Menge Autos von nah und fern gefüllt war. Auch der Saal füllte sich schnell mit Publikum. Als ich eintraf, waren auf der Bühne gerade die MONOKEL-Musiker beim Soundcheck und danach taten die KLOSTERBRÜDER zusammen mit ihren Technikern das gleiche.

Die KLOSTERBRÜDER machten gegen 20.30 Uhr den Anfang. Sie kamen alle nacheinander auf die Bühne und nahmen ihre Instrumente zur Hand, während aus den Lautsprechern sowas wie ein Choral erklang. Los ging es mit einem Intro, und danach folgten Titel aus dem Repertoire der Band wie "Untreue Freunde" und "Wenn ich zwei Leben hätt". Bandchef Dietrich Kessler (Saxofon, Flöte, Gesang) begrüßte anschließend die Sängerin Steffi Breiting. Sie übernahm nun das Zepter und steuerte als erstes, begleitet von den KLOSTERBRÜDERN, den Song "Rock'n Roll Preacher" bei. Steffi Breiting kennt man eigentlich vom Projekt SWEET CONFUSION, bei dem sie zusammen mit Tobi Hillig aktiv ist, aber man läuft ihr immer wieder mal irgendwo über den Weg, wenn irgendwo mal eine Gast-Vokalise gebraucht wird. Jetzt also auch bei den KLOSTERBRÜDERN. Direkt im Anschluss hörten wir von ihr noch den FRUMPY-Titel "How The Gypsy Was Born". Insgesamt eine solide Vorstellung und nach dem Gastauftritt von Hansi Beyer vor einem Jahr wohl eine weitere neue Note bei den KLOSTERBRÜDERN.


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Steffi Breiting



Einer oder sogar der erste Titel, an den ich mich noch im Zusammenhang mit der Gruppe erinnern kann, war die Homage an die Stadt Weimar, das "Lied einer alten Stadt". Er wurde seinerzeit - wie fast alle Titel der KLOSTERBRÜDER - vom 2020 verstorbenen Sänger der Band, Hans-Joachim Kneis, gesungen. Seinen Platz am Gesangsmikrofon hat jetzt Hannes Andratschke eingenommen. Er vertritt Kneis nunmehr und ich finde, er macht das gut. Die Keyboards spielt bei den KLOSTERBRÜDERN Peter "Eiche" Eichstädt, und auch er durfte am Samstag einen Titel singen, denn "Eiche" bediente bei "Locomotive Breath" von JETHRO TULL nicht nur das Piano, sondern übernahm für ein paar Minuten das Mikro. Im Verlauf des Konzerts spielte er bei zwei Titeln übrigens auch noch Akkordeon. Die Gitarre wird bei dieser Band normalerweise von Jörg "Matze" Blankenburg gespielt. Er muss zur Zeit aber aus gesundheitlichen Gründen pausieren, weshalb seine Position gegenwärtig von Eberhard Klunker eingenommen wird. "Klunki", wie ihn Freunde und Fans nennen, ist ein Virtuose auf den sechs Saiten und hinterließ am Samstag mit seinem Spiel bei mir einmal mehr einen nachhaltigen Eindruck. Auch der etatmäßige Bassist Andreas Kuhnt pausiert im Moment, und deshalb steht Robert Teigeler am Bass. Fehlt noch der Schlagzeuger in meiner Band-Vorstellung, und das ist Bernd Schilanski. Steffi Breiting sang noch den "Stormy-Monday-Blues" und zusammen mit Hannes das Stück "Going Down". Auch Eberhard Klunker kam "zu Wort", denn er sang ebenfalls einen Song - begleitet von "Eiche" auf dem Akkordeon. Leider habe ich nicht verstanden um welchen es sich dabei handelte, denn sein Mikrofon war so leise gestellt, dass man ihn nicht hören konnte. Sehr schade!

Nach dem Titel "Was wird morgen sein" sagten die KLOSTERBRÜDER ihrem Publikum in Beeskow Ade, aber nicht ohne abschließend noch einige Zugaben zu geben. "Wild Thing" von The Troggs und "Rock me Baby", einmal mehr von ihrem Gast Steffi Breiting gesungen, gab es als Nachschlag, dann verließ das Ensemble endgültig die Bühne. Zur Überbrückung der Umbaupause packte Eberhard Klunker die Stromgitarre bei Seite und seine Akustik-Gitarre aus. Er spielte nun noch ein paar Songs aus seinem Repertoire. Ihm und seiner Akustischen zu lauschen ist auch immer ein Hochgenuss. Gleich als er den ersten Ton spielte, wurde es im Saal leiser, denn man wollte ja was hören. Nach dem zu leise eingestellten Mikro im Set der KLOSTERBRÜDER war dies in Eberhards Solo-Teil dann zum Glück auch möglich. Im Hintergrund wurde geräuschlos für den nächsten Act die Bühne angerichtet.


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Eberhardt Klunker



Jetzt waren MONOKEL-KRAFTBLUES an der Reihe und eine etwas härtere und lautere Gangart hielt Einzug. Das "Monster vom Schilkinsee" und die "Schwarze Marie" kamen aus den Lautsprecherboxen. Der "Kindertraum" (Fliegen) erklang und ein Typ mit Helm, Motoradbrille, alter E-Gitarre und Besen hatte sich in die vorderste Reihe vor die Bühne vorgearbeitet. Was sein Auftritt da bewirken sollte, hat sich mir irgendwie nicht erschlossen. Sollte dies nun komisch sein? Keiner weiß es … Gestört hat es aber auch nicht. Auf der Bühne ging derweil aber schon die Lucie ab. Michael "Lefty" Linke (Gesang, Gitarre) steckte den Bottleneck auf den linken Ringfinger und spielte "Little Red Rooster", bekannt als einer der frühen Titel von den ROLLING STONES, komponiert aber von der Blues-Legende Willie Dixon. "Lefty" kenne ich aus der eingangs schon erwähnten AC/DC-Coverband DR. KINSKI, ebenso wie Michael "Pitti" Pflüger, der bei den Kraftbluesern und bei den Kinskis den Bass spielt. Der dritte im Bunde - ebenfalls in beiden Kapellen aktiv - ist Matthias "Dicki" Grimm, der aber zur Zeit außer Landes weilt. Am Schlagzeug saß bei MONOKEL-KRAFTBLUES am Samstag deshalb Tobias "Tobi" Ridder. Der vierte Musiker war für mich auch kein unbekanntes Gesicht. Er heißt Martin Fankhänel und war mir vor einigen Jahren schon mit seiner damaligen Band THE LATERISER beim Hörbar-Blues im Milower Land begegnet. Martin spielte ebenfalls Gitarre und sang am Samstag "Oh Well", das im Original von FLEETWOOD MAC stammt.

Auch bei den Kraftbluesern gibt es - wie bei Modern Soul oder CITY - ein Berlin-Lied, und in "Paule Glotzmann" geht es um das übermäßige Fernsehen. Ebenfalls zu Ohren kam uns das Stück "Bye Bye Lübben-City", das nicht nur der Titel eines Buches über die DDR-Bluesszene sondern auch der Titelsong eines Albums ist, auf dem neben MONOKEL auch noch viele andere Bands der DDR-Bluesszene zu hören sind. Nach diesem Stück war dann auch schon fast das Ende des Konzertes erreicht, aber auch die Kraftblues-Brigade kam nicht ohne Zugaben vom Hof. Hatten sie bis dahin den Saal musikalisch schon in Brand gesetzt, legten sie mit dem Lied "Maggie's Farm" von Bob Dylan als Zugabe noch Brennstoff nach. Inzwischen war es schon fast 1:00 Uhr geworden. Genauer gesagt … eigentlich schon 2:00 Uhr, denn uns wurde in dieser Nacht ja wieder eine Stunde geklaut.


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Monokel Kraftblues



Am Ende hab ich einige Stunden auf den Beinen verbracht, wobei ich beim Auftritt von MONOKEL-KRAFTBLUES vor der Bühne nur auf einem kleinen Fleck ausgeharrt habe. Ich hätte mich zwar gern mal hingesetzt, aber das war nicht möglich. Beim Auftritt der KLOSTERBRÜDER konnte ich mich vor der Bühne noch etwas bewegen, aber das ging zum Schluss nicht mehr, es sei denn, man ist - was ich nicht bin - ein großer Drängler. Der Saal war einfach zu gut besucht, die Stimmung fantastisch und der Bewegungsradius direkt am Tatort entsprechend sehr sehr begrenzt. Darum freute ich mich auch am Ende auf mein Auto, in dem ich sitzen konnte und nicht stehen musste, und das mich zu nachtschlafender Zeit nach Hause brachte. Da hatte ich einen schweißtreibenden und bluesgeladenen Abend in den Knochen, der irre viel Spaß gemacht hat.



Anmerkung der Redaktion: Beim letzten Mal berichtete unser Freund Axel Balko-Fieberg über ein Konzert der KLOSTERBRÜDER. Das ist nicht mal ein Jahr her. Axel erkrankte leider an ALS und ist im Januar dieses Jahres verstorben. Ihm und unserem ebenfalls schon voraus gegangenen Freund Gundolf "Kundi" Zimmermann, der glühender Verehrer der MONOKEL KRAFTBLUESer war, widmen wir diesen Beitrag.










   
   
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