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Ein Konzertbericht von Franzi Münch mit Fotos von Franzi
Münch
(im Text) + Pressematerial des Künstlers (oben)



Thomas Rühmann & Band machen die Musik jetzt selbst
Bereits am 1. Dezember 2018 erschien Thomas Rühmanns erstes Album "Richtige Lieder", für das befreundete Dichter wie beispielsweise Hans-Eckardt Wenzel, André Schinkel, Volker Braun und Jörn Brumme die Texte lieferten. Er und seine Band waren lange mit "Falschen Liedern" unterwegs. Man brachte zusammen, was nicht zusammengehört, aber verblüffend gut aufeinander passt. Jetzt nun das Eigene. Richtig statt falsch.


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Im gut sortierten Fachhandel erhältlich: Das Album
"Richtige Lieder" von Thomas Rühmann & Band



Die Band besteht aus Gitarrist und Sänger Thomas Rühmann, dem Gitarrist Michael Ritter, Keyboarder und Pianist Peter Schenderlein, Bassist Lexa Thomas, Schlagzeuger Gören Eggert und Tontechniker Lars Mindach. Zu allerersten möchte ich gerne vorweg sagen, dass ich in diesem Konzertbericht weniger auf die Lieder eingehen werde, denn darüber gibt es bereits eine wunderbare Rezension auf dieser Seite, geschrieben von Christian Reder (siehe HIER). Vielmehr soll der Fokus auf die Künstler, die Stimmung und mein "Empfinden" an diesem wundervollen Abend gerichtet sein.

Thomas Rühmann & Band im Neu-Helgoland
Ein Konzert im Neu-Helgoland am Müggelsee kann nur ein guter Abend werden. Viele Konzerte durfte ich bereits dort erleben und die waren immer ein Genuss. Dieses Kult-Lokal mit seinem außergewöhnlich breiten Kulturangebot hat sich in den Kreisen der Musikbegeisterten und Künstler bereits seit sehr langer Zeit einen guten Namen gemacht. Immerhin gibt es dieses Traditionslokal seit über 100 Jahren. Dagmar Tabbert, die Besitzerin des Restaurant und Hotel Neu-Helgoland am wunderschönen Müggelsee, schafft es immer wieder, neue, interessante Musiker, aber auch gestandene Künstler zu motivieren, in dieser vertrauten Atmosphäre, wo sich sowohl Künstler als auch Publikum wohlfühlen, zu spielen. Dabei muss man unbedingt dazusagen, dass zu eben diesem Wohlfühlen Dagmar Tabbert und das gesamte Team des Neu-Helgoland unglaublich viel beitragen, indem sie sich den ganzen Abend freundlich, professionell und mit viel Herz um das Wohlbefinden aller kümmern. Tolles Team! Dadurch wird es immer wieder zu einem unglaublichen Erlebnis.


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Das Service-Team vom "Neu-Helgoland"



Aber nun weiter zu diesem Abend. Nun ist Musik ja Geschmacksache. Aber ich frage mich immer wieder, warum die deutschsprachige Musik oft nicht ernst genommen wird? Es wird häufig vergessen, dass unsere Sprache die der Dichter und Denker ist. Warum sollte dann also deutsche Musik nicht gut sein können? Die Stimmung im Saal ist heiter, als die ersten Musiker der "Thomas Rühmann Band" um Punkt 20:00 Uhr die wunderbar farbig ausgeleuchtete Bühne betreten. Für das Licht stand übrigens René Niederwieser an diesem Abend hinter dem Pult. Und dann stand auf einmal Thomas Rühmann auf der Bühne ...

Ich hatte ihn und die Band nie zuvor live gesehen, mir allerdings schon die Musik lange Zeit vorher angehört. Da ich die Texte von Wenzel liebe und auch ein großer Fan von solcher Art Musik bin, war ich umso mehr gespannt auf diesen Menschen der hinter dieser Stimme stand. Und ich muss sagen: Thomas Rühmann, welch eine Energie!!!! Welch eine nicht zu greifende Persönlichkeit!!!! Ein ausgesprochen charismatischer Mann. Und genau das ist es meiner Meinung nach, was die Menschen bei Konzerten anzieht: Melancholie, in Maßen und im Kollektiv genossen, lässt Tristesse leichter ertragen. "Wir machen so unbändig gern Musik", sagte der anfangs schüchtern und zurückhaltend wirkende Sänger zu Beginn. Und das sollte keine Phrase sein! Man sollte es an diesem Abend selbst spüren können.

Es sollte ein Konzert mit 22 ausgewählten Liedern werden. Ein ausgesprochen reizvolles wie originelles Programm wurde geboten, was sich die Musiker für Ihre Zuhörer zuvor mühsam erarbeitet hatten. Begonnen wurde mit "Diese Zeit ist rumgebracht", ein Lied aus Wenzels Feder. Weitere wundervolle Songs wie "Hafenlied", "Glückssucher", "Im Grund", "Farcelied", "Spätes Lied", "Ach wie war das Leben", "Halte dich von den Siegern fern" und "Wenn du fehlst" sollten das erste Set vollständig machen. Dann ging es in die Pause.

Das zweite Set bestand aus den Songs "Du hast es gut", "Makellied", "Ich liebe dich", "Lebensreise", "Ich bin der Wind", "Eine Frage des Preises" und "Fast ein Volkslied", bevor es dann unter lauten "Zugabe rufen" mit den Songs "Fortune Teller", "Keep the earth", "Looking for the summer", "Ich bin traurig, dass der Raps verblüht", "Schön ist es dir zu schreiben", "Can't get away" und dem wundervollen Gundermann Lied "Alle oder keiner" in die Verlängerung ging. Mit Leichtigkeit hatte die Band das Publikum bereits ab dem ersten Song um den Finger gewickelt.
 
 
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Thomas Rühmann & Band treffen mit der Musik und den Texten irgendwie die Seele. In vielen der Lieder findet man sich wieder. Ihre Musik erzählt viele Erlebnisse, kraftvoll gesungen, auf Grund einer starken Live-Energie-Performance. Die Künstler verbindet spürbar ihre gemeinsame Liebe und Leidenschaft für die Musik. Was ebenfalls bei dem Konzert besonders aufgefallen ist war, dass keiner der Musiker versuchte sich in den Vordergrund zu schieben. Eine Musiker-Tugend, die heute leider viele vergessen haben: Es ist Gruppenmusik, die gespielt wird, ohne die abgelatschten Versuche noch besser sein zu wollen oder Lautstärke mit Sound zu verwechseln. Auf der Bühne ist der Zusammenhalt der großartigen Musiker deutlich spürbar. Die Musik der Band ist klar strukturiert. Sie läuft immer geradeaus ohne Schnörkel und Fransen. Thomas Rühmann artikuliert prägnant, jedes Wort ist zu verstehen. Er singt mit diesem unnachahmlich wundervollen Ton, dieser präzisen Phrasierung, diesem Gespür für Verzögerungen. Die Pausen zwischen den einzelnen Nummern sind kurz. Eine geradezu ungeheure Spannung hält sich während des gesamten Konzertes.

Obgleich sich Thomas Rühmann manchmal eher melancholisch präsentiert, zeigt er sich in den Ansagen durchaus humorvoll. Immer mit Augenzwinkern und einem hohen Anteil an Witz verzaubert der Sänger mit seinem Charme binnen kurzer Zeit alle Anwesenden. Lexa Thomas, der für die tiefen Töne in der Band verantwortlich ist, begeistert mit seinem Bassspiel, das aus einer wunderschönen Mischung von brummend pumpenden und herrlich fließenden Tieftönen besteht. Er entlockt seinem Instrument eben jene tiefen Töne, die sich angenehm in der Magengegend ausbreiten und die Songs harmonisch abrunden. Und er überzeugt auch stimmlich mit seiner tiefen brummenden Stimme im Background. Vielseitigkeit ist seine Stärke, die Liebe zur Musik sein Antrieb. Anspruchsvolle Musik ist sein Ding! Er zehrt von der Mannigfaltigkeit der Musik. Es gefällt alles, was musikalisch anspruchsvoll ist. Kommt nun also der Bassist rhythmisch gut mit dem Schlagzeuger zusammen, ist die Band auf ein gutes Fundament gesetzt.

Im Hintergrund wirkt der wundervolle Gören Eggert, unaufdringlich als Schlagzeuger, der nicht nur das Tempo vorgab, sondern zudem mit seiner Spielweise zur bunten Klangvielfalt beitrug. Er flankiert mit fast meisterhaftem Können dieses Konglomerat aus feinmechanischer Klanggebung, die die Musik an diesem Abend so kantenlos gekonnt klingen ließ. Für das wohltemperierte Fundament sorgte am Keyboard Peter Schenderlein, der sein Instrument zum Singen brachte. Es ist faszinierend mit welcher Leichtigkeit und auf welche zarte Art und Weise er spielt. Während er sich kaum bewegt, fliegen seine Hände über die Tasten. Und dann wäre da noch der versierte Gitarrist Michael Ritter, der mit groovigen Darbietungen ebenfalls für ein begeistertes Publikum sorgte und das Programm durch einige fantasievolle Arrangements extrem bereicherte. Teilweise beeindruckte der kernige Gitarrist mit einem blitzsauberen Anschlag und vermochte zudem, die Tonstärke differenziert zu gestalten und gewann der Musik so sehr feine Nuancen ab. Und dann eben Thomas Rühmann. Bei ihm wirkt nichts aufgesetzt. Genauso wenig aufgesetzt wirken die Emotionen, die immer wieder aus den Songs sprechen.


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Das Publikum applaudierte nach jedem Lied euphorisch und wenn sich die Künstler über den Beifall des Publikums wie kleine Jungs freuten, dann nahm man ihnen den Gefühlsausbruch ab. Denn Ehrlichkeit ist das Erfolgsgeheimnis in einem Lebensentwurf, der den großen Erfolg wahrscheinlich gar nicht im Programm hatte. Thomas Rühmann und seine Band bringen die komplette Bandbreite an ehrlichen Gefühlen. Sie schätzen die leisen Töne, können aber auch laut und kraftvoll, lassen weder Partystimmung noch zu viel herzzerreißende Jammerei aufkommen - es ist alles dezent abgestimmt. Das Leiden, die Leidenschaft und die Emotionen in den einzelnen Songs klingen echt. Thomas Rühmanns Stimme navigiert durch die zahlreichen Songs und immer vermittelt sie einen Hauch von aufrichtiger Liebe, Traurigkeit, Verehrung. Und er singt sie vor allem schön deutlich, man kann seinen Texten zuhören. Im Programm stehen viele nachdenklich machende Songs die nicht durch elektronische Spielereien aufgemotzt, nicht mit blöden, ablenkenden Ideen bearbeitet wurden. Die Band hat den Songs einfach das Beste und Persönlichste gegeben. Spielfreude und Leidenschaft für die Musik, authentisch und volksnah. Und eben mit diesen Songs begeistern sie eine sehr große Bandbreite von musikliebhabenden Menschen. Die Band schafft mit ihren Liedern den schwierigen Spagat zwischen deutschen Texten und einem gewissen Anspruch, ohne jemals in die Schlagerwelt abzudriften. Die Melodien sind unglaublich abwechslungsreich und tangieren eine Vielzahl verschiedener Musikgenre. Erlebt man so in der Form selten! Thomas Rühmann und seine Band bewiesen, dass Agilität und Freude an der Musik und dem Zusammenspiel für diese Herren kein Fremdwort ist und haben es damit geschafft, restlos alle Zuhörer zu begeistern, nachhaltig zu beeindrucken und in ihren Bann zu ziehen. Und das bis zum Schluss.

Dass sich die Band den Erfolg verdient hat und sich zwischen den Platzhirschen längst problemlos etablieren kann, ist auch einer großen Portion an harter Arbeit und einer enormen Energie zu verdanken. Für mich und sicher auch viele andere war dieses Konzert eine Flucht in eine andere Welt, von der man hinterher wusste, dass man sie sehr gerne besucht hat, bevor man dann wieder glückselig nach Hause ging. Bitte mehr davon!



Termine:
• 13.04.2023 - Magdeburg - Theater in der Zitadelle
• 14.04.2023 - Neubrandenburg - Konzerthaus
• 13.10.2023 - Berlin -Neu-Helgoland
• 15.10.2023 - Stendal - Katharinenkirche

Alle Angaben ohne Gewähr! Weitere Infos auf Thomas' Homepage.



Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von Thomas Rühmann: www.thomasruehmann.de




   
   
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