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Ein Bericht mit Fotos von Dajana Prosser-Gehn




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Der 23. September 2022 war in meinem Kalender ganz dick angekreuzt. An diesem Tag begann endlich die neue Saison im legendären Studio 7 von Bert Eulitz in Zepernick, und ein Konzert mit Thomas "Pute" Putensen war angekündigt. Bert Eulitz betreibt seit vielen Jahren das Studio 7 und belebt es mit einem bunten und gut durchmischten Programm. Es ist mittlerweile zu einem beliebten Treffpunkt vor den Toren Berlins geworden. Klein, aber mit erlesenen Angeboten.



Um kurz nach 20:00 Uhr betrat Bert die Bühne und man wartete förmlich auf die Worte, "Guten Abend im Studio 7." Jeder Abend beginnt hier so. Man fühlt sich sofort heimisch. Bert und sein Team sind hilfsbereit und versuchen alles, damit sich jeder einzelne Gast mit seinen Wünschen und Bedürfnissen wohl fühlt. Im Publikum saß auch Lutz Kerschowski, Namensgeber und Chef der Band KERSCHOWSKI, Freund und Gitarrist in der Begleitband von Rio Reiser und u.a. auch als Filmmusik-Komponist kein Unbekannter. Dass er an dem Abend einfach dort saß und "Pute" zusah, empfand ich als besondere Wertschätzung unter Kollegen. Es ist schon ein toller Zug, wenn Musiker gegenseitig die Konzerte des jeweils anderen besuchen.

Eigentlich war für diesen Freitagabend im Studio 7 "nur" Thomas Putensen angekündigt. Aber so wie wir ihn kennen, brachte er sein Beat Ensemble gleich mit. Während er zu Beginn des Konzerts in Richtung seines E-Pianos lief merkte er an, dass es nicht leicht ist, Manfred Krug und dessen Lieder in die Welt hinein zu singen. Diese Lieder müsse man mit Energie singen. "Pute" entdeckte Manfred Krug in der Jugend für sich, auch wenn er in jungen Jahren hier und da ein Lied von ihm bereits vernahm. Thomas Putensen hörte Musik - wie es damals üblich war - übers Röhrenradio und begeisterte sich schon früh für die jazzigen Nummern von Manfred Krug. Damals arbeitete der singende Schauspieler Krug eine Zeit lang auch mit Henry Kotowski (Gruppe SPUTNIKS) zusammen. Dabei entstand ein Schlager, den Thomas Putensen mit seinem Beat Ensemble als erste Nummer des Abends spielte: "Jeder Tag mit dir". Ein Text, der mit den heutigen Schlagern nicht zu vergleichen ist. Die Worte, die Manne Krug 1967 unter seinem Pseudonym Clemens Kerber schrieb, stammen tief aus dem Herzen und werden gefühlvoll von der Musik Kotowskis getragen.



Gisela Steineckert, den meisten unserer Leser wahrscheinlich auch bekannt, weil sie den Text von Dirk Michaelis' Hit "Als ich fortging" schrieb, arbeitete mit Manfred Krug an einem DEFA Film mit Musik zusammen. Dabei entstand im Jahre 1962 das Lied "Auf der Sonnenseite". Manfred Krug spielte in dem Film den Stahlschmelzer Martin Hoff, der ein begabter Musiker und Frauenheld war. Für die damalige Zeit ein fetziger Film. Das Lied wurde uns am Freitag von "Pute" und seinem Ensemble ebenfalls präsentiert. Wer schon mal ein Konzert von Thomas Putensen besuchte weiß, dass seine Musiker recht spontan und flexibel sein müssen. Für uns im Publikum ist es immer wieder erfrischend und lustig, wenn er zwischendurch in einem Lied einfach Fragmente aus anderen Liedern von anderen Künstlern streut, wie z.B. aus dem Evergreen "Marmor, Stein und Eisen" oder oder dem Welthit "Satisfaction". An diesem Abend geschehen beim Stück "Es steht ein Haus in New Orleans". Selbstverständlich sang das Publikum die unterschiedlichen Stellen mit und feierte diese Einlagen.

Eine weitere fruchtbare Zusammenarbeit gab es zwischen Manfred Krug und Professor Wolfgang Heicking, einem Komponisten. Thomas Putensen bezeichnete dieses Lied als Welthit, nur wisse das keiner. Die Rede ist von "Wenn du schläfst mein Kind". Man spürte, wie nah er mit dem Song verbunden war. Es war auf einmal sehr still im Studio 7. Man lauschte und fühlte jedes einzelne Wort. Manfred Krug liebte den Jazz und suchte sich für seine Leidenschaft die besten Musiker aus. Mit Günther Fischer fand er seinen musikalischen Seelenverwandten. Gemeinsam schufen sie mehrere Alben, und Thomas Putensen entschied sich, in seinem Programm zunächst den Schlager "Sie" aus dem 1976 erschienenen Album "Du bist heute wie neu" vorzutragen. Hier merkte man einmal mehr, dass die Interpretationen von Putensen und seinem Beat Ensemble frisch klingen und die teils schon 60 Jahre alten Krug-Songs zeitgemäß machen.



Die Bühne im Studio 7 wirkt klein, aber erstaunlich ist, wie viele Musiker dort Platz finden. Dennoch … diese übersichtliche Größe sorgt dafür, dass jede Disharmonie in der Band sofort auffallen würde. Bei "Pute" und seinen Musikern spürt man eine enorme Verbundenheit. Der Band-Chef ist im stetigen Kontakt mit seinen Kollegen, immer wieder schauen sie sich an und lachen oder werfen sich kleine Spitzen zu. Alles wirkt so menschlich und bodenständig. Vor allem die "Ansagen" von Thomas Putensen, z.B. zu seinem Schlagzeuger Simon ("Energievoll, aber nicht zu laut"). Alle verstehen genau was er möchte und unterstreichen die wundervolle Musik Manfred Krugs mit ihrem Spiel. Nach dem Lied "Komm und spiel mit mir" fragte er, nach wie vielen Stunden man denn im Studio 7 eine Pause macht. Er bringt Momente wie diese so lustig und unschuldig rüber, dass er einen dadurch immer wieder zum Lachen bringt. Sie durften selbstverständlich eine Pause machen. Für uns im Publikum war klar, es durfte aber nur eine kurze Pause sein, denn es war so schön, dass es mit der Musik schnell weiter gehen sollte.

Nach der Pause betraten alle wieder gut gelaunt die Bühne. Sofort erklang Musik und wie sollte es anders sein, "Pute" improvisierte und spielte zwischendurch einfach mal den Song "Komm lieber Mai und mache". Die Band schaute sich an und spielte einfach mit. Auf solche Momente sind seine Kollegen mit den Jahren gefasst und blättern mittlerweile schon sehr zielsicher in ihren Heftern, wenn sich "Pute" entscheidet doch was anderes zu spielen. "Ich weiß auch nicht wie es heißt, wir spielen es trotzdem", so kündigte Thomas Putensen das nächste Lied an. Seine Augen leuchteten, seine Musiker schauten sich ratlos an und dann erklang "Lass mich nicht gehen". Danach stand "Pute" auf, schnallte sich die Gitarre um und meinte, "Nun haben wir genug schöne Lieder gesungen, jetzt kommt Rock'n'Roll." Nach den ersten Tönen klatschte und feierte das Publikum das Stück "Wenn´s draußen grün wird". Natürlich spielte er es wieder so, wie er es in diesem Moment gerade wollte und schaute dabei schelmisch zu seinen Musikern. Diese Herausforderung nahmen sie an.



Leider verging die Zeit so schnell, dass wir schon bei den Zugaben ankamen. Thomas Putensen und sein Beat Ensemble nutzten die Gelegenheit und spielten zwei eigene Songs: "Ich suche eine artgerechte Wohnung" sowie "Nordwind". Alleine diese beiden Lieder zeigen die ungeheure Bandbreite, die sie bedienen. Sicherlich kommt vieles mit einem Lächeln rüber, aber wenn man sich nur auf die Texte konzentriert, hört man die Tiefe und Lebenswahrheit heraus. Ein Konzert mit seinen eigenen Liedern sollte man sich nicht entgehen lassen und wenn ich es richtig mitbekommen habe, hat man dazu 2022 im Studio 7 die Möglichkeit. Heute allerdings war es ein Manfred-Krug-Abend und daher war der letzte Song des Tages "Sonntag". Völlig beseelt verließen Band und Publikum das Studio 7.

"Hat Ihnen die Musik gefallen? Hat etwas Freude sie gebracht? Dann Gruß und Danke von uns allen - sie hat auch uns viel Spaß gemacht"
("Alles geht einmal zu Ende")




 




   
   
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