000 20220622 1300322019Mühlau, das ist eine kleine 2.000-Seelen-Gemeinde an der ehemaligen B95 auf dem Weg von Leipzig nach Chemnitz oder umgekehrt. Ich kannte den Ort auch viele Jahrzehnte nur als solche Durchgangsstation und hatte es - da die Häuser zu Ostzeiten im einheitlichen abbröckelnden Grau "erstrahlten" - als Drecksnest in Erinnerung. Durch Zufall sind wir dann aber vor inzwischen neun Jahren dahin gezogen und haben seither viele schöne Flecken entdeckt und nette Menschen kennengelernt.

Dieser kleine Ort übt sich nun in Rockevents. Die Erstauflage startete 2019 und kann - zumindest aus meiner Sicht - als durchaus erfolgreich eingeschätzt werden. Nun also endlich die Neuauflage, verzögert durch die allseits bekannten Beschränkungen der Kulturszene in den letzten Jahren. Auf dem Programm standen diesmal

• Mazze Wiesner und
• Die Cocker-Show - Harry singt Joe.

Mazze Wiesner könnte zumindest den Konsumenten von Castingshows bekannt sein. Bei den Blind Auditions von "The Voice of Germany 2021" ergatterte er mit seiner Version von Grönemeyers "Halt mich" schon nach der knappen Hälfte des Vortrages einen Vierer-Buzzer. Da solche Sendungen regelmäßig an mir vorbeigehen, hab ich davon zunächst nix mitbekommen. Inzwischen nachgeholt, muss ich schon dazu sagen: Chapeau! Unter "Harry singt Joe" verbirgt sich mit Harald Hermann ein Mühlauer, der mit seinem Programm Joe Cocker und dessen Songs zelebriert. Eine Besonderheit der Veranstaltung bestand darin, dass sie durch heimische Unternehmen und ehrenamtliche Mitarbeit der Freiwilligen Feuerwehr und weiterer Vereine unterstützt bzw. ermöglicht wurde. Letztlich hat dann auch das Wetter richtig gut mitgespielt: Sonnenschein, trocken und nicht zu warm.

Und dann gings los: Mazze Wiesner eröffnete mit "Auf großer Reise" - das Intro nahm man noch so hin und dann plötzlich ein satter Gitarrenriff und eine rauchige Röhre - Gänsehaut, und damit hatte er mich auch schon. Weiter gings satt rockig mit "Ein Sturm" und "Im Reich der Illusion". Stimmlich sind die deutschrockigen Vorbilder schnell erkennbar: manchmal nah an Westernhagen, andermal auch an Kunze (abseits der Radiohits) und auch Grönemeyer blitzt durch. Mit "Sinnlos verloren" wurde es erstmals etwas balladiger, um gleich darauf mit "Soll ich bleiben ..." wieder zackigere Gitarren zu hören. Nach "Bremsfallschirm" war bei "Und du" auch das Publikum gefragt: naturgemäß war der Beginn etwas zögerlich abwartend … aber er hat sie gekriegt. Bei dem ruhigeren und nur mit Piano begleiteten "Leuchtturmwärter" konnte er seine Stimmfarbe noch deutlicher herausstellen, um dann mit dem eingangs benannten "Halt mich" ein wohl allen bekanntes Highlight in seiner eigenen Art hinterherzujagen.


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Matze Wiesner


Und weiter gings rockig mit "Tagtraum" und "Deine Augen", letzteres ziemlich nah an Westernhagen. Inzwischen hatten sich auch die ersten Mutigen im Bereich unmittelbar vor der Bühne eingefunden und wurden kurz drauf mit dem Zugabenpart immer mehr. Unter Anderem mit "Leb dein Leben" und "Ticket zur Hölle" wurde nochmals kräftig abgerockt und das Publikum auf die Gesangsprobe gestellt. Das klappte sogar inzwischen ganz gut. Der erste Teil der Veranstaltung endete nochmals im kräftigem Sound mit "Das Beste", begleitet von sattem Beifall.

Setlist Mazze Wiesner
• Auf großer Reise
• Ein Sturm
• Im Reich der Illusion
• Sinnlos verloren
• Soll ich bleiben oder gehen
• Bremsfallschirm
• Und du
• Leuchtturmwärter
• Halt mich
• Tagtraum
• Deine Augen
• Ich zieh in mein Leben ein
• Steh auf
• Sonne im Paradies (Zugabe)
• Leb dein Leben (Zugabe)
• Ticket zur Hölle (Zugabe)
• Das Beste (Zugabe)

Inzwischen war der Himmel dunkel und der Platz vor der Bühne gut gefüllt. Und dann kam er: Schwarzes Jacket, schwarzes Hemd, schwarze Hose, Schlangenlederschuhe und Stock. Schon optisch - auch aufgrund der speziellen Gestik - wurde durch Harry die Illusion von Joe Cocker geweckt. Und schon gings los mit den ersten bekannten Klängen von "Summer in the City" und dem ersten Gesangston - wiederum sofort Gänsehaut. Weiter gings mit "I come in Peace" von Joes letzter Scheibe und den Klassikern "Feeling allright", "Cry me a River" und "When the Night comes". Nach dem - zumindest meiner Generation bestens aus der Werbung bekannten "Sail away" wurde es erstmals etwas ruhiger. Und natürlich durfte bei "Sorry seems the hardest word" das Saxophon-Solo nicht fehlen. Reihenweise wurden die Handy zum Filmen gezückt.


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Harald Hermann singt Joe Cocker


Mit dem Titelsong der letzten Cocker-Scheibe "Fire it up" war ich endgültig beim Original angekommen. Wir hatten das große Glück, Joe Cocker auf der anschließenden und wohl seiner letzten Tour nochmals live zu erleben, und zwar in der Arena Pula. Schon das Ambiente dort war einzigartig. Und genau an diesen Moment brachte mich Harrys Darbietung zurück - das muss man erstmal schaffen. Gefolgt wurde es vom nächsten Highlight: "You can leave your Hat on" und Mühlau war im Cocker-Fieber.

Weiter ging es Schlag auf Schlag: nach "Could you be loved" und "Unchain my Heart" (schon der Songstart war der Hammer) war es Zeit für den nächsten Werbeklassiker "Up where we belong". Und dann wurde es Zeit für ein Beatles-Cover; jedoch noch nicht das, woran manch einer jetzt denken mag: in ein schön langes Intro verpackt gabs die Cocker-Version von "Come together". Natürlich durfte auch das berühmtere Beatles-Cover nicht fehlen. Nach weiteren Klassikern wie z.B. "The Letter" war es Zeit für "With a little Help from my Friends". Da stand er an der Bühnenkante, mit den typischen Cocker-Bewegungen beim Singen. Und dann war es soweit - der Cocker-Urschrei war fällig und ertönte, die letzte große Bewährungsprobe geschafft und das heißt Einiges.

Leider war der Abend damit auch fast vorbei. Doch in der Zugabe gabs meinen Lieblingssong der ruhigeren Art von Cocker "N'oubliez jamais". Den Schlusspunkt setzte - wohl auch als Zeichen an das Publikum "You are so beautiful".

Setlist Cocker-Show
• Summer in the City
• I come in Peace
• Feeling allright
• Cry me a River
• When the Night comes
• Sail away
• Sorry seems to be the hardest Word
• Fire it up
• You can leave your Hat on
• Could you be loved
• Unchain my Heart
• Come together
• Have a little Faith
• Don't let me be missunderstood
• The Letter
• With a little Help of my Friends
• N'oubliez jamais (Zugabe)
• You are so beautiful (Zugabe)

Ich kann abschließend nur sagen: danke danke danke. Zunächst an alle, die das Ereignis möglich gemacht haben, dann an alle, die an dem Abend - in welcher Form auch immer - geholfen haben. Und nicht zuletzt an die Künstler (nicht zu vergessen, die Begleitmusiker beider Bands und Backgroundsängerinnen) - sie haben deutlich größere Bühnen verdient. In dem Sinne: Namen merken und wer die Chance hat, sie mal live zu sehen, nicht verpassen.









   
   
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