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Ein Bericht mit Fotos von Gerd Müller



Die Messe
Seit 2007 war dies mein sechster Besuch auf der weltweit größten HiFi-Messe. Und sie dehnte sich weiter in den riesigen MOC-Messehallen und Atrien aus. Wie im Vorbericht (siehe HIER) erwähnt, buhlten über 500 Aussteller aus sage und schreibe 42 Ländern um die Gunst der Händler und Besucher. Ein Großteil davon kam aus Deutschland, die ihre aktuelle Produktpalette vorstellten. Ein buntes Sprachengemisch, bevorzugt natürlich englisch, belebte zusätzlich diese hochinteressante internationale Messe.a 20150523 1981161258 Der erste Tag (14. Mai), war den Händlern und akkreditierten Journalisten vorbehalten. So konnten ausführliche Kontakte zwischen Herstellern und Händlern sowie deren Verkäufer in entspannter Atmosphäre hergestellt, die neuesten Entwicklungen auf dem HiFi-Sektor vorgeführt und Aufträge zu ermäßigten Messepreisen entgegengenommen werden. Es wäre vermessen, über all die visuellen Eindrücke berichten zu wollen. Alleine das würde ein Buch füllen. So beschränke ich mich auf einige sehr interessante Erkenntnisse und Begegnungen. Viel fotografiert wurde der „exotische“ Mittelpunkt im Atrium 4: Das riesengroße „Sub Bass Horn“, ein aus Holz gefertigtes deutsches Produkt (siehe Foto links).

Rundgang und Gespräche
Was mir bei meinem achtstündigen Rundgang schon am ersten Tag auffiel, war der wiederum gewachsene Anteil an analogem Equipment. An vielen Ständen und Hörstudios drehten sich die oft bizarren Plattenteller mit den schwarzen Scheiben. Tests sowie Hörberichte von Musikjunkies kamen zu dem Ergebnis, dass diese Scheiben etwas wärmer und filigraner klingen. Meine Erinnerungen daran war die vor Einführung der CD oft miserable Pressqualität dünner Vinylscheiben mit entsprechendem Knistern, das man nur durch Nassabspielen mildern oder beseitigen konnte. Aber die neuen LP-Pressungen werden aus reinem PVC-Material („Virgin Vinyl“) gefertigt. Für seltene Ausgaben muss man dann schon ganz schön oberhalb 20,00 Euro löhnen. Edelschmieden wie Clear Audio oder Transrotor stellen den Plattenteller auf eine bis zu 1,20 Meter hohe Chassis oder vergolden diese auch noch. Das sind schon „Gesamtkunstwerke“, wie die Bilder in der am Ende dieses Beitrags zu findenden Fotostrecke zeigen. Natürlich gibt es auch Plattenspieler zu Geldbeutel geeigneten Preisen. Oft schön bunt. Etliche Verkaufsstände für Langspielplatten, aber auch mit audiophilen CDs waren von Musikfans dicht umlagert und luden zum Hören und Kaufen ein. Was mir noch auffiel: Eine Häufung der guten alten Bandmaschinen, à la Revox.

a001Beim Staunen landete ich dann geradewegs bei der Firma „Transrotor“ aus Bergisch-Gladbach. Produktmanager Lars Hornung (siehe Foto rechts, zum Vergrößern bitte anklicken) informierte über diese Boliden, die sich neben roten Rosen und grünen Äpfeln beim Eingang in edelstem Design präsentierten. Es sind Kreationen besonderer Art. Hornung konnte bei diesen Produkten die vielfältigsten Ideen einfließen lassen, die durch weitere Anregungen aus seinem Team umgesetzt wurden. Die silberfarbenen Monumente kosten dann schon mal um die 125.000 € – für Liebhaber, die das wohl aus der Portokasse bezahlen können. Ein kostbar vergoldetes Stück mit weit geringerer Höhe kann man schon für ca. 25.000 € haben. Müßig zu erwähnen, dass alles in unglaublicher Präzision von Hand angefertigt wird. So relativiert sich das Preis-/Leistungsverhältnis. Für weiteres Staunen hier die Website der Firma: www.transrotor.de

Media Player, die Musik im Heimnetzwerk wiedergeben („Streaming“), nehmen stark an Bedeutung zu. Wahre Musikfreaks brauchen schließlich für jeden Raum ihrer Wohnung entsprechende kabellose Wege und das mit Knopfdruck auf dem Tablet. Die Lautsprecher, das wichtigste Endglied in der HiFi-Kette, präsentierten sich in einer kaum überschaubaren Vielfalt. An den publikumsoffenen Tagen waren alle Hörräume mit andächtig lauschenden Musikfreunden besetzt. Die allermeisten dieser oft in wählbaren Farben angebotenen Boxen funktionieren passiv. Das heißt, dass entsprechende separate Verstärker erforderlich sind. Alleine dies ist eine Wissenschaft für sich. Viele Musikfreaks pfeifen auf Verstärker mit Transistoren und Halbleiterrelais und schwören auf die leuchtenden Röhrenverstärker, die erst nach einer gewissen Vorwärmphase die Lautsprecher zur Höchstform auflaufen lassen. Aktivlautsprecher, bei der die Verstärkertechnologie in die Box integriert ist, spielen wieder eine größere Rolle. Das hat ein Hersteller wie Dynaudio mit seiner XD-Serie in der Form perfektioniert, dass lediglich ein digitales Signal in einen Lautsprecher geht, der den zweiten Kanal dann einfach zum zweiten Lautsprecher per Funk schickt – natürlich ohne Qualitätsverlust. Bei Meridian ist hierfür nur ein normales IT-Netzwerkkabel nötig, welches die Boxen über ein Extra-Gerät mit Touchscreen mit Musik – auch in hochauflösenden Formaten – versorgt. Die zugehörige Vorführung war hervorragend. Eine seit über 40 Jahren bestehende Firma ist „Backes & Müller“ aus Saarbrücken, die von Anfang an auf Aktiv-Technologie setzte. Der Klang ist überragend, auch weil hier keine teure Kabelverbindung zum externen Verstärker nötig ist. Apropos Lautsprecherkabel: Was auf der High End angeboten wurde, ist fast schon ein Kapitel für sich.a002 Hier sind durchaus vierstellige Beträge für z.B. Reinsilber-Kabel oder Teflonummantelte Kabel Usus, die den Klang teurer Komponenten verbessern helfen – was gerade bei „Nordost“ eindrucksvoll beim Tausch zweier Kabel demonstriert wurde. Übrigens sind hochwertige Kabel entgegen der landläufigen Meinung nicht aus Gold.

Mein Weg führte mich weiter zu Dmitry Valdin, den Inhaber der aufstrebenden Firma „Transparent Acoustic“ aus Bad Homburg (siehe Foto links, zum Vergrößern bitte anklicken), der mich ausführlich informierte. Seine Angebotspalette reicht von raumakustischer Beratung mit innovativen Beleuchtungskonzepten, Home Cinema Anlagen bis hin zu Streaming-Produkten. Und das zu moderaten Preisen. Die von ihm angebotenen Einzel-Komponenten erhielten nicht selten sehr gute Kritiken und Auszeichnungen von angesehenen Fachzeitschriften.
Direktlink: www.transparent-acoustic.de

„Made in Austria“. Darauf war Ing. Hubert Pfautsch von „Vienna Physix“ aus Wien (siehe Foto rechts, zum Vergrößern bitte anklicken) in Anbetracht der großen Konkurrenz nicht nur aus Fernost besonders stolz. Und das zu Recht, denn seine „Diva grandezza“, um ein Beispiel zu nennen, ist nicht etwa ein fleischliches Wesen, sondern ein Lautsprecher in Kugelwellenform. Nach seinen Angaben ist dies die perfekteste Form, Schall zu übertragen,a003 aber auch die aufwändigste. Der 3-Weg-Hybridlautsprecher besteht aus dem von Hörnern abgestrahlten Mittel- und Hochtonbereich, während der Tiefton von einem aktiven Bassreflexsystem übertragen wird. Alle Komponenten werden von Hand oder von CNC-Werkzeugmaschinen gefertigt. Allein die Ästhetik der Kugelformen macht eine Anlage zu einem tollen Blickfang. Über weitere Kombinationen und individuelle Raumakustiklösungen informiert die Website: www.viennaphysix.at

Dicht umlagert waren auch die Kopfhörer-Stationen, die einen vor etlichen Jahren noch kaum möglichen Trage- und Hörkomfort ermöglichen. Eine weitere Präsentation machte mich neugierig: Zwei ca. 2,10 Meter hohe mit Marmor durchsetzte Boxen samt großem Flachbild-Fernseher, die allerdings nur für größere Räume geeignet sind. Die sind ohne Marmoreinlage wesentlich günstiger zu haben. Als völlig gegensätzlichen Kontrast entwickelte man einen Lautsprecher, der an eine Mini-Bügelmaschine erinnert (siehe Foto links, u.a. mit der Unternehmensrepräsentantin Frau Kelbsch; zum Vergrößern bitte anklicken). Natürlich funktioniert das nur mit einem vollaktiven Subwoofer in gewohnt anspruchsvoller Hörqualität.a004 Die einzelnen HiFi-Komponenten der Marke „Spherenium“ zeigen sich in matt gebürstetem Grau mit dem verschlungenen „S“ in Kupfer als Hingucker. Die Firma aus Nagold ist aber auch in die Entwicklung und Forschung z.B. in künstlicher Intelligenz involviert.
Website: www.techit.de

Audio-Systeme wurden im kleinen Autosalon u.a. mit einem nagelneuen Rolls Royce sowie weiteren Nobelkarossen von Audi, Porsche, Mercedes und VW vorgeführt. Das soll es jetzt mit der Zufallsauswahl gewesen sein. Wie gesagt, bei über 500 Ausstellern ...

Die Livemusik
Es ist schon lange Tradition, dass auch Livemusik von Künstlern dargeboten wird. In vergangenen Jahren waren dies beispielsweise der Klangpoet Friedemann, Gitarrist und Songwriter Allan Taylor aus Kanada, Eugene Ruffolo aus New York oder Mary Black aus Irland. Am ersten (inoffiziellen) Messetag konzertierte im gesamten Ausstellungsbereich das Klarinettensextett KLARISCHNÄTTRA. Die jungen Damen waren nicht nur ein Ohren-, sondern auch ein Augenschmaus, wie man in der unten zu findenden Fotostrecke sehen kann.

e 20150523 1279737846Am 15. und 16. Mai zog das originelle TILMANN SCHNEIDER SWING TERZETT mit Kontrabass, Gitarre und Akkordeon durch die Hallen und Gänge. Mit Schwung, Swing und Charme und humorvollen pointenreichen Texten geht es hauptsächlich um die holde Weiblichkeit, alles im Stil der 50er Jahre. Einfach köstlich und natürlich unplugged. Sie sind auch gern gesehene Gäste beim Fernsehen und Rundfunk.
Ihre Website: www.swing-terzett.de

Die Bluesmusik ist nicht gerade meine bevorzugte Musikrichtung. Aber was die dreiköpfige Formation UNITED BLUES EXPERIENCE in Halle 3 darbot, haute nicht nur mich, sondern auch die anderen begeisterten Besucher fast vom Hocker. Ein beeindruckendes Liveerlebnis dreier Ausnahmemusiker, die Herz-Blues mit Soul Power präsentierten. Wolfgang Bernreuther komponierte die meisten Stücke und begleitete sich gesanglich auf verschiedenen Gitarren. Kann das gutgehen, abseits sattsam bekannter Blueskompositionen mit Bluesgöttern wie Muddy Waters, dem vor kurzem verstorbenen B. B. King, John Lee Hooker oder Jimmy Reed? Es kann - und wie! Heraus kamen akustische Blues Roots mit bayerischer Seele. Dazu zupfte der langhaarige Rudi Bayer den Kontrabass. Was aber die dritte im Bunde, die aus Polen stammende Beata Kossowska gesanglich, vor allem aber mit atemberaubenden Mundharmonika-Improvisationen bot, war vom Feinsten. Sie zählt zu den besten Mundharmonika-Spielerinnen weltweit und verschlang fast mit unglaublicher Virtuosität das kleine Instrument. Das Trio beweist, dass auch Weiße diese Musikform glaubhaft herüberbringen können.

f 20150523 1326816658Nach dem Konzert war ihre gerade in geringer Auflage erschienene CD „Live – 19. Dixieland Jubilee“ natürlich ein „Pflichtkauf“. Es gibt aber noch weitere Veröffentlichungen. Beim Festkonzert für den inzwischen verstorbenen legendären Konzertveranstalter Fritz Rau im Jahr 2010 wünschte sich dieser neben Udo Lindenberg, Peter Maffay, der Barrelhouse Jazzband genau diese Bluesband. Mich wundert das jetzt nicht mehr. Mit einem klasse Auftritt und bekannten Standards rundete die Jazz-Musikerin Lyn Stanley die Livekonzerte auf der High End ab.
Website www.unitedbluesexperience.com

Gegen 18:00 Uhr, dem Ende des vorletzten Messetages, ließ es die Firma „T+A“ in ihrem Hörraum bei „Brothers in Arms“ von den DIRE STRAITS, Nightwish, Equilibrium & Co. zum Ausklang nochmals kräftig krachen. Für die Musikauswahl war der Lautsprecherentwickler zuständig, der sich etwas wunderte, dass es trotz der „Rausschmeißer“, die er spielte, zu dieser späten Stunde immer voller wurde. Traum und Realität? Das muss jeder selbst unter den Hut bringen ...





Fotostrecken:

 
 
Messe-Rundgang und Gespräche
 
 
 
 


Musik: Klarischnättra

 
 
 


Musik: Tilmann Schneider Swing Terzett
 
 
 
 


Musik: United Blues Experience
 
 
 
 
 


Videoclip:




   
   
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