Ein Bericht von Christian Reder mit Fotos von Sebastian & Matthias Ziegert
Am 5. Juli 2013 trafen wir uns schon einmal in Leipzig, um einen Geburtstag von TAKAYO zu feiern. Das ist jetzt etwas mehr als 10 Jahre her, draußen war es warm und sommerlich, und die Zahl auf der Torte war die "25". Im November des Jahres 2023 wurden wir zu Wiederholungstätern, als wir erneut nach Leipzig reisten, um wieder den Geburtstag von TAKAYO zu feiern. Es ist inzwischen der 35. und die Beteiligten auf der Bühne waren am Dienstag immer noch dieselben. Allerdings waren wir dieses Mal nicht im Restaurant "Stein", sondern im "Krystallpalast Varieté", und warm war es draußen auch nicht. Wir hatten eher das passende Wetter für den Besuch auf dem Weihnachtsmarkt, der fast zeitgleich zum Konzert in Leipzig eröffnet wurde. Doch da zog es uns ja bekanntlich nicht hin, sondern ins "Krystallpalast Varieté". Der Name der Location klingt feudal und angemessen für ein beachtliches Jubiläum …
Das Krystallpalast Varieté in Leipzig
Der Tatort liegt in der Leipziger Magazingasse im Zentrum der sächsischen Großstadt. Die Geschichte des Hauses geht bis ins Jahr 1832 und dem Schützenhaus in der Leipziger Wintergartenstraße zurück. Hier nahm alles seinen Anfang. Im Jahre 1882 eröffnete dann der "Krystallpalast" - das erste, größte und berühmteste Varietétheater der Stadt. Dafür wurde eigens ein komplett aus Glas und Eisen errichtetes Gebäude ins Stadtzentrum gestellt, das auf mehreren Etagen einen Theatersaal für 800 Besucher, einen Wintergarten, einen Ausstellungssaal, Restaurants und Gesellschaftsräume bot. Viele Jahre galt der "Krystallpalast" als Deutschlands größter Veranstaltungsort. Im zweiten Weltkrieg wurde er jedoch komplett zerstört, als er am 4. Dezember 1943 einem Bombenangriff der Alliierten zum Opfer fiel. Aus der Traum von einer schönen und glitzernden Welt aus Kunst und Kultur im Herzen Leipzigs. Erst viele Jahre später - nämlich nach der Wende - wurde dieser Traum wiederbelebt. An seinem neuen Standort in der Magazingasse entstand das "Krystallpalast Varieté". Das neue Haus wurde am 17. November 1997 eröffnet. Seitdem gibt es wieder Theater, Gastspiele und Shows, ein Restaurant und Räume für Galas, Bankette, Firmen- und Familienfeiern, Tagungen und Kongresse, und die Betreiber können inzwischen auf zahlreiche ausverkaufte Veranstaltungen und tolle Abende in ihrem Haus zurückblicken. Ein weiterer toller Abend kam am vergangenen Dienstag mit der eingangs beschriebenen Geburtstagsfeier von TAKAYO dazu …
Die Geschichte der Band TAKAYO haben wir Euch ja schon erzählt. Ihre Wurzeln liegen bei der Gruppe DIALOG, bei der Kayode Eschrich und Ulrich Herrmann Schroedter gemeinsam spielten, ehe sie sich 1988 mit Ulrich Mücke (vormals bei PASSION und CÄSARS ROCKBAND aktiv) zusammentaten, um TAKAYO zu gründen. Am 2. Januar 1988 gab die neu gegründete Band dann in der Kongresshalle zu Leipzig ihr erstes Konzert. Noch im gleichen Jahr produzierte das Trio beim Rundfunk der DDR ihre ersten eigenen, aus Pop, Rock, Klassik und Folk zusammengefügten Titel "Diabolo", "Skateboard", "Bengalisches Feuer" und "Takayo". Inzwischen gibt es mit Jan Kirsten, der parallel auch noch bei KARUSSELL den Bass zupft, einen anderen Bassisten. Er löste Ulrich Mücke ab. Aber sonst ist alles noch beim Alten. Auch auf zwei bis heute erschienene Alben und eine lange Liste bereits gespielter Konzerte kann man zurückblicken, und all das darf man mit der großen Zahl "35" dann auch gleich mitfeiern.
TAKAYO
Auf die Minute pünktlich um 20:00 Uhr startete die durch die Agentur "SwenundMarc" absolut perfekt organisierte Geburtstagsfeier auf der Bühne des gut gefüllten "Krystallpalast Varieté". Hier griff ein Rädchen ins andere, und die beiden Veranstalter haben erstklassige Arbeit geleistet. An alle Bands, die demnächst ein Jubiläum zu feiern haben: Merkt Euch die Namen! Eröffnet wurde der Abend durch eine Ansage von Peter Escher, den manch einer von Euch vielleicht aus dem MDR-Programm kennt. Seine Ansage zog sich etwas in die Länge. Dabei erinnerte er u.a. daran, was in dem Gründungsjahr von TAKAYO eigentlich so alles in der Welt passiert ist, u.a. dass der erste Spatenstich vom Tunnel zwischen England und Frankreich gesetzt wurde, dass Gorbatschow noch Präsident der UdSSR war und dass der Hit des Jahres "Don't Worry Be Happy" von Bobby McFerrin war. Er ließ auch Hans Rosenthal länger leben, als er es eigentlich tat (nein, 1988 war er nicht mehr unter uns) und zerlegte die Bandgeschichte von TAKAYO in seine Einzelteile. Etwas kürzer hätte es sicher auch getan. Treffend merkte Escher aber an, dass die Musik von TAKAYO keine einfache Radiomusik ist, sondern eine, die von Herzen kommt, zu Herzen geht und komplett handgemacht ist. Dem kann man nur vollumfänglich zustimmen! Dann war irgendwann doch Schluss mit dem Vorwort, und der Fernsehmann ließ die Band "zu Wort" kommen. Das Programm stand unter dem Motto "Diamonds und Friends" und man durfte gespannt sein, was damit wohl gemeint war.
Nach Eschers Ansage kamen die drei TAKAYOs, Jan Kirsten (Bass), Ulrich Herrmann-Schroedter (Gesang, Geige) und Kayode Eschrich (Gesang, Gitarre), auf die Bühne und starteten mit "Diabolo", einer Nummer von ihrem ersten Album aus dem Jahre 1995. Obwohl der Titel 1995 auf dem gleichnamigen Album erschien, war "Diabolo" eines der ersten eigenen Stücke, die die Band 1988 entstehen ließ. Es war dann auch eine der ersten Studioproduktionen von TAKAYO, die beim Rundfunk der DDR aufgenommen wurden. Gleich nach dem Stück entlud sich die Begeisterung des Publikums in lautem und kräftigem Applaus. Die Leute hatten Bock auf TAKAYO, und die drei Musiker feuerten diesen mit ausgezeichnetem Sound und heißem Rhythmus noch zusätzlich an. "Wenn das so weitergeht, könnte die Hütte nach zwei Stunden wohl komplett in Brand stehen", war mein Gedanke beim Anblick der feiernden Konzertbesucher und bei der Lautstärke, mit der sie die Band schon für diese wenigen Töne abfeierten … Direkt im Anschluss ergriff Ulrich Herrmann Schroedter die Gelegenheit, das Publikum mit einer Ansage zu begrüßen. Im weiteren Verlauf des Abends teilte er sich die Aufgabe, das Zwiegespräch mit dem Publikum zu suchen, mit den anderen Kollegen, denn auch Jan und Kayode machten zwischen den Songs eigene Ansagen. "Das ist nett von Euch. Ein schöner Empfang", kommentierte er diesen warmen Einlauf für ihn und seine Mitstreiter. Das zweite Lied kündigte er als die erste Komposition an, die mit TAKAYO 1988 entstand, und dies trägt auch den Namen der Band. Vom Arrangement her ist es mit dem zuerst gehörten Stück verwandt, und klingt vom Stil gefühlt wie die Musik aus Ungarns Puszta - zumindest kamen mir beim Hören wieder die Töne in den Kopf, die ich bei meinem Besuch dort eingefangen habe. Dass der große Applaus für die Musiker, den sie bereits nach dem ersten Stück für ihre Leistung kassiert hatten, kein Einzelfall bleiben sollte, wurde im weiteren Verlauf des Abends immer wieder deutlich. Denn immer wenn sich eine Gelegenheit für das Publikum bot, den Akteuren auf der Bühne ihren Lohn in Form von Applaus und Jubel auszuzahlen, zeigte es sich äußerst spendabel und lautstark.
Kayode Eschrich
Die Band ist bekannt dafür, dass sie neben einer Menge eigener Titel auch welche von anderen Kollegen im Konzert-Programm hat. So kamen wir gleich im ersten Teil des Konzerts in den Genuss, ihre Versionen von Mike Oldfields "Taurus 3" mit extrem verschärft geslapptem Bass von Jan Kirsten und mal filigran, mal heftig gespielter Gitarre von Kayode Eschrich, Michael Jacksons "Smooth Criminal", bei dem Kayode gepflegt zur E-Gitarre griff, oder Eric Claptons "Tears In Heaven" zu hören, wo bei zuletzt genannter Nummer auch erstmals Gesang zu hören war. Den steuerten in diesem Fall alle drei TAKAYOs bei. Eine andere Seite zeigte uns das Trio mit dem "Latino-Medley", mit dem sie uns auf eine musikalische Weltreise nach Südamerika nahmen. Darin eingepflegt u.a. "Lambada" von KAOMA und "Bamboleo" von den GIPSY KINGS (obwohl das eigentlich gar kein Latino ist). Insgesamt dauerte der erste Teil des Konzerts eine knappe Stunde, und wurde mit der TAKAYO-Version von CITYs "Am Fenster", gesungen von Jan Kirsten", beendet. Wow, das war schon ziemlich beeindruckend und die nun folgende, etwa 20 Minuten dauernde, Pause kam für viele Konzertbesucher gerade recht, das eben Erlebte sacken lassen und sich das eine oder andere Getränk oder Essen bestellen zu können.
Was mit den "Diamonds" gemeint war, war nach der bis dahin erlebten Show mehr wie klar. Davon gab es im ersten Set vor der Pause nämlich schon reichlich, wie Ihr hier unschwer in den vorherigen Absätzen nachlesen könnt. Im zweiten Teil wurde dann das Geheimnis um die "Friends" gelüftet, denn nachdem zunächst weiter das Trio auf der Bühne stand und mit "Fingertips" und "Bengalisches Feuer" eigene Songs, sowie mit Gary Moores "Still Got The Blues" noch eine weitere Fremdkomposition präsentierte, kamen nun mit Andy & Anika zwei Gäste mit dazu. Bei den beiden handelt es sich um zwei Musiker aus Bad Lausick in Sachsen, die mit einem eigenen Country- und Rock-Programm live unterwegs sind, in verschiedenen Konstellationen aber auch mit den TAKAYOS auftreten. Mit den zwei Kollegen bilden die drei TAKAYO-Musiker z.B. das Projekt ROCKHOUNDS, und als solches waren sie nun auf der Jubiläums-Bühne in Leipzig zu erleben. Die nächsten vier Songs ("Stairway To Heaven", "Let Her Go", "Shadow" und "Toss The Feathers") wurden sehr appetitlich im Quintett vorgetragen, und dies kam beim Publikum sehr gut an, was einmal mehr ziemlich deutlich am Applaus der Leute abzulesen war.
Der Teufelsgeiger: Ulrich Schroedter
Ein besonderes Ereignis des zweiten Teils hatte weniger mit Musik als mit dem Umgang der Band mit seinen Fans zu tun. Mitten im Geschehen stellte Kayode die Frage ans Publikum nach der weitesten Anreise. Nach mehreren Wortmeldungen von Leuten aus dem "nahen Umkreis" meldete sich ganz leise eine Frau namens Silvia und verriet, dass sie aus Boston in den USA angereist war. Für diese rekordverdächtige Strecke, die die Dame für den Besuch eines Konzerts von TAKAYO hinter sich gelassen hatte, ließ die Band eine Flasche Sekt springen. Andere Menschen waren von der Ostsee oder aus Hessen gekommen, aber Boston konnte keiner toppen. Zum Ende des zweiten Sets gab es schließlich noch zwei Songs in Überlänge, nämlich den Klassiker "Volare" und die Eigenkomposition "Deja Vu", und schon war das Jubiläumskonzert an sein Ende gekommen. Schon bei der Ansage von Uli, dass mit "Deja Vue" die letzte Nummer des Programms anstand, war ein deutlich vernehmbares "Oooooh" aus allen Ecken des Saals zu hören. Noch einmal gab es sechs Minuten feinste Instrumental-Musik mit geilen Soli auf Bass (Jan slappte scheinbar um sein Leben) und Geige, dann wäre die Messe nach knapp 60 Minuten im zweiten Teil und 120 Minuten insgesamt eigentlich gelesen gewesen. Ja … "eigentlich".
Was danach folgte, erlebt man eigentlich bei jedem Konzert und könnte als "wenig überraschend" beschrieben werden: Das Zugabe-Spielchen zwischen Band und Publikum fand auch hier statt. Allerdings unterschied sich der Versuch von TAKAYO, in den wohlverdienten Feierabend zu kommen und sich vom Publikum zu verabschieden, dann doch deutlich von dem, was anderen Orts passiert. So einstudiert und durchorchestriert wie bei anderen Gruppen war es hier nämlich nicht. Viel mehr war die Band sichtlich überrascht von der Begeisterung, die sie da ausgelöst hatte und die ihr nun entgegen brandete. Sie brauchte mehrere Vorhänge und vier Zugaben (u.a. "Change The World", von Kayode gesungen und von Uli im Chor verstärkt, und "Calm After The Storm", zusammen mit Andy & Anika), um tatsächlich von der Bühne weg zu kommen. Die Begeisterung, die das Trio mit seinen Gästen in knapp zwei Stunden im Leipziger Krystallpalast Varieté verursacht hatte, entlud sich laut johlend und mit langem Klatschen. War das Publikum schon zu Beginn des Konzerts ziemlich aufgeregt, steigerte sich deren Ausgelassenheit und Freude im Verlauf des Abends immer weiter. Am Ende waren alle wie elektrisiert, aufgeheizt, und niemand hatte Lust, schon heim zu gehen. Gleiches beobachtete auch der Rezensent bei sich selbst. Der Appetit auf TAKAYO-Musik und die echt starke Umsetzung dieser auf der Bühne war längst nicht gestillt. Und so kam das Ensemble auch erst um 22.40 Uhr, also nach 140 Minuten reiner Spielzeit, zurück in die Garderobe. Allerdings blieben sie dort nicht lange, denn sie kamen gleich wieder hervor und mischten sich unter ihre Fans und Sympathisanten. Jan, Ulrich und Kayode nahmen sich reichlich Zeit für Autogramme, Fotos und Gespräche mit den Leuten. Dies wurde sicher auch gleich von ihnen genutzt, um sich bei den noch anwesenden Konzertbesuchern direktes Feedback auf ihr Tun abzuholen.
Jan Kirsten
Dieses Trio vermag tatsächlich, eine Hütte in Brand zu stecken. Wir waren Augenzeuge und können sachdienliche Hinweise geben. Jan Kirsten am Bass, der die Kollegen rhythmisch immer wieder antreibt und dem Publikum mit seinem Spiel tief in die Eingeweide fährt, Kayode an den verschiedenen Gitarren, der nicht nur unterschiedliche Stimmungen erzeugen kann, sondern der auch in ebenso unterschiedlichen Richtungen zu Hause ist, und natürlich Ulrich Herrmann-Schroedter, der Teufelsgeiger, der diese Bezeichnung völlig zurecht tragen darf - sie sind TAKAYO, und TAKAYO heben Dich mit links aus dem Sitz. Ich wiederhole mich an dieser Stelle gerne, denn das habe ich vor zehn Jahren auch schon einmal im Fazit geschrieben: Diese Band hätte einen größeren Radius verdient, als nur in Leipzig und Umgebung zu spielen. Dafür ist die Qualität ihrer Musik und die ihres Vortrags viel zu gut. Am vergangenen Dienstag ging man einmal mehr kulturell gut ernährt und in Sachen Musik gut unterhalten heim. So heiß gespielt und emotional aufgeladen hätte man jeglichen Schnee, hätte er bei diesen Temperaturen denn gelegen, allein durch seine Anwesenheit auf der Straße schmelzen lassen können. TAKAYO ist eben heiß, und das überträgt sich schnell …
Das Krystallpalast Varieté in Leipzig
Der Tatort liegt in der Leipziger Magazingasse im Zentrum der sächsischen Großstadt. Die Geschichte des Hauses geht bis ins Jahr 1832 und dem Schützenhaus in der Leipziger Wintergartenstraße zurück. Hier nahm alles seinen Anfang. Im Jahre 1882 eröffnete dann der "Krystallpalast" - das erste, größte und berühmteste Varietétheater der Stadt. Dafür wurde eigens ein komplett aus Glas und Eisen errichtetes Gebäude ins Stadtzentrum gestellt, das auf mehreren Etagen einen Theatersaal für 800 Besucher, einen Wintergarten, einen Ausstellungssaal, Restaurants und Gesellschaftsräume bot. Viele Jahre galt der "Krystallpalast" als Deutschlands größter Veranstaltungsort. Im zweiten Weltkrieg wurde er jedoch komplett zerstört, als er am 4. Dezember 1943 einem Bombenangriff der Alliierten zum Opfer fiel. Aus der Traum von einer schönen und glitzernden Welt aus Kunst und Kultur im Herzen Leipzigs. Erst viele Jahre später - nämlich nach der Wende - wurde dieser Traum wiederbelebt. An seinem neuen Standort in der Magazingasse entstand das "Krystallpalast Varieté". Das neue Haus wurde am 17. November 1997 eröffnet. Seitdem gibt es wieder Theater, Gastspiele und Shows, ein Restaurant und Räume für Galas, Bankette, Firmen- und Familienfeiern, Tagungen und Kongresse, und die Betreiber können inzwischen auf zahlreiche ausverkaufte Veranstaltungen und tolle Abende in ihrem Haus zurückblicken. Ein weiterer toller Abend kam am vergangenen Dienstag mit der eingangs beschriebenen Geburtstagsfeier von TAKAYO dazu …
Die Geschichte der Band TAKAYO haben wir Euch ja schon erzählt. Ihre Wurzeln liegen bei der Gruppe DIALOG, bei der Kayode Eschrich und Ulrich Herrmann Schroedter gemeinsam spielten, ehe sie sich 1988 mit Ulrich Mücke (vormals bei PASSION und CÄSARS ROCKBAND aktiv) zusammentaten, um TAKAYO zu gründen. Am 2. Januar 1988 gab die neu gegründete Band dann in der Kongresshalle zu Leipzig ihr erstes Konzert. Noch im gleichen Jahr produzierte das Trio beim Rundfunk der DDR ihre ersten eigenen, aus Pop, Rock, Klassik und Folk zusammengefügten Titel "Diabolo", "Skateboard", "Bengalisches Feuer" und "Takayo". Inzwischen gibt es mit Jan Kirsten, der parallel auch noch bei KARUSSELL den Bass zupft, einen anderen Bassisten. Er löste Ulrich Mücke ab. Aber sonst ist alles noch beim Alten. Auch auf zwei bis heute erschienene Alben und eine lange Liste bereits gespielter Konzerte kann man zurückblicken, und all das darf man mit der großen Zahl "35" dann auch gleich mitfeiern.
TAKAYO
Auf die Minute pünktlich um 20:00 Uhr startete die durch die Agentur "SwenundMarc" absolut perfekt organisierte Geburtstagsfeier auf der Bühne des gut gefüllten "Krystallpalast Varieté". Hier griff ein Rädchen ins andere, und die beiden Veranstalter haben erstklassige Arbeit geleistet. An alle Bands, die demnächst ein Jubiläum zu feiern haben: Merkt Euch die Namen! Eröffnet wurde der Abend durch eine Ansage von Peter Escher, den manch einer von Euch vielleicht aus dem MDR-Programm kennt. Seine Ansage zog sich etwas in die Länge. Dabei erinnerte er u.a. daran, was in dem Gründungsjahr von TAKAYO eigentlich so alles in der Welt passiert ist, u.a. dass der erste Spatenstich vom Tunnel zwischen England und Frankreich gesetzt wurde, dass Gorbatschow noch Präsident der UdSSR war und dass der Hit des Jahres "Don't Worry Be Happy" von Bobby McFerrin war. Er ließ auch Hans Rosenthal länger leben, als er es eigentlich tat (nein, 1988 war er nicht mehr unter uns) und zerlegte die Bandgeschichte von TAKAYO in seine Einzelteile. Etwas kürzer hätte es sicher auch getan. Treffend merkte Escher aber an, dass die Musik von TAKAYO keine einfache Radiomusik ist, sondern eine, die von Herzen kommt, zu Herzen geht und komplett handgemacht ist. Dem kann man nur vollumfänglich zustimmen! Dann war irgendwann doch Schluss mit dem Vorwort, und der Fernsehmann ließ die Band "zu Wort" kommen. Das Programm stand unter dem Motto "Diamonds und Friends" und man durfte gespannt sein, was damit wohl gemeint war.
Nach Eschers Ansage kamen die drei TAKAYOs, Jan Kirsten (Bass), Ulrich Herrmann-Schroedter (Gesang, Geige) und Kayode Eschrich (Gesang, Gitarre), auf die Bühne und starteten mit "Diabolo", einer Nummer von ihrem ersten Album aus dem Jahre 1995. Obwohl der Titel 1995 auf dem gleichnamigen Album erschien, war "Diabolo" eines der ersten eigenen Stücke, die die Band 1988 entstehen ließ. Es war dann auch eine der ersten Studioproduktionen von TAKAYO, die beim Rundfunk der DDR aufgenommen wurden. Gleich nach dem Stück entlud sich die Begeisterung des Publikums in lautem und kräftigem Applaus. Die Leute hatten Bock auf TAKAYO, und die drei Musiker feuerten diesen mit ausgezeichnetem Sound und heißem Rhythmus noch zusätzlich an. "Wenn das so weitergeht, könnte die Hütte nach zwei Stunden wohl komplett in Brand stehen", war mein Gedanke beim Anblick der feiernden Konzertbesucher und bei der Lautstärke, mit der sie die Band schon für diese wenigen Töne abfeierten … Direkt im Anschluss ergriff Ulrich Herrmann Schroedter die Gelegenheit, das Publikum mit einer Ansage zu begrüßen. Im weiteren Verlauf des Abends teilte er sich die Aufgabe, das Zwiegespräch mit dem Publikum zu suchen, mit den anderen Kollegen, denn auch Jan und Kayode machten zwischen den Songs eigene Ansagen. "Das ist nett von Euch. Ein schöner Empfang", kommentierte er diesen warmen Einlauf für ihn und seine Mitstreiter. Das zweite Lied kündigte er als die erste Komposition an, die mit TAKAYO 1988 entstand, und dies trägt auch den Namen der Band. Vom Arrangement her ist es mit dem zuerst gehörten Stück verwandt, und klingt vom Stil gefühlt wie die Musik aus Ungarns Puszta - zumindest kamen mir beim Hören wieder die Töne in den Kopf, die ich bei meinem Besuch dort eingefangen habe. Dass der große Applaus für die Musiker, den sie bereits nach dem ersten Stück für ihre Leistung kassiert hatten, kein Einzelfall bleiben sollte, wurde im weiteren Verlauf des Abends immer wieder deutlich. Denn immer wenn sich eine Gelegenheit für das Publikum bot, den Akteuren auf der Bühne ihren Lohn in Form von Applaus und Jubel auszuzahlen, zeigte es sich äußerst spendabel und lautstark.
Kayode Eschrich
Die Band ist bekannt dafür, dass sie neben einer Menge eigener Titel auch welche von anderen Kollegen im Konzert-Programm hat. So kamen wir gleich im ersten Teil des Konzerts in den Genuss, ihre Versionen von Mike Oldfields "Taurus 3" mit extrem verschärft geslapptem Bass von Jan Kirsten und mal filigran, mal heftig gespielter Gitarre von Kayode Eschrich, Michael Jacksons "Smooth Criminal", bei dem Kayode gepflegt zur E-Gitarre griff, oder Eric Claptons "Tears In Heaven" zu hören, wo bei zuletzt genannter Nummer auch erstmals Gesang zu hören war. Den steuerten in diesem Fall alle drei TAKAYOs bei. Eine andere Seite zeigte uns das Trio mit dem "Latino-Medley", mit dem sie uns auf eine musikalische Weltreise nach Südamerika nahmen. Darin eingepflegt u.a. "Lambada" von KAOMA und "Bamboleo" von den GIPSY KINGS (obwohl das eigentlich gar kein Latino ist). Insgesamt dauerte der erste Teil des Konzerts eine knappe Stunde, und wurde mit der TAKAYO-Version von CITYs "Am Fenster", gesungen von Jan Kirsten", beendet. Wow, das war schon ziemlich beeindruckend und die nun folgende, etwa 20 Minuten dauernde, Pause kam für viele Konzertbesucher gerade recht, das eben Erlebte sacken lassen und sich das eine oder andere Getränk oder Essen bestellen zu können.
Was mit den "Diamonds" gemeint war, war nach der bis dahin erlebten Show mehr wie klar. Davon gab es im ersten Set vor der Pause nämlich schon reichlich, wie Ihr hier unschwer in den vorherigen Absätzen nachlesen könnt. Im zweiten Teil wurde dann das Geheimnis um die "Friends" gelüftet, denn nachdem zunächst weiter das Trio auf der Bühne stand und mit "Fingertips" und "Bengalisches Feuer" eigene Songs, sowie mit Gary Moores "Still Got The Blues" noch eine weitere Fremdkomposition präsentierte, kamen nun mit Andy & Anika zwei Gäste mit dazu. Bei den beiden handelt es sich um zwei Musiker aus Bad Lausick in Sachsen, die mit einem eigenen Country- und Rock-Programm live unterwegs sind, in verschiedenen Konstellationen aber auch mit den TAKAYOS auftreten. Mit den zwei Kollegen bilden die drei TAKAYO-Musiker z.B. das Projekt ROCKHOUNDS, und als solches waren sie nun auf der Jubiläums-Bühne in Leipzig zu erleben. Die nächsten vier Songs ("Stairway To Heaven", "Let Her Go", "Shadow" und "Toss The Feathers") wurden sehr appetitlich im Quintett vorgetragen, und dies kam beim Publikum sehr gut an, was einmal mehr ziemlich deutlich am Applaus der Leute abzulesen war.
Der Teufelsgeiger: Ulrich Schroedter
Ein besonderes Ereignis des zweiten Teils hatte weniger mit Musik als mit dem Umgang der Band mit seinen Fans zu tun. Mitten im Geschehen stellte Kayode die Frage ans Publikum nach der weitesten Anreise. Nach mehreren Wortmeldungen von Leuten aus dem "nahen Umkreis" meldete sich ganz leise eine Frau namens Silvia und verriet, dass sie aus Boston in den USA angereist war. Für diese rekordverdächtige Strecke, die die Dame für den Besuch eines Konzerts von TAKAYO hinter sich gelassen hatte, ließ die Band eine Flasche Sekt springen. Andere Menschen waren von der Ostsee oder aus Hessen gekommen, aber Boston konnte keiner toppen. Zum Ende des zweiten Sets gab es schließlich noch zwei Songs in Überlänge, nämlich den Klassiker "Volare" und die Eigenkomposition "Deja Vu", und schon war das Jubiläumskonzert an sein Ende gekommen. Schon bei der Ansage von Uli, dass mit "Deja Vue" die letzte Nummer des Programms anstand, war ein deutlich vernehmbares "Oooooh" aus allen Ecken des Saals zu hören. Noch einmal gab es sechs Minuten feinste Instrumental-Musik mit geilen Soli auf Bass (Jan slappte scheinbar um sein Leben) und Geige, dann wäre die Messe nach knapp 60 Minuten im zweiten Teil und 120 Minuten insgesamt eigentlich gelesen gewesen. Ja … "eigentlich".
Was danach folgte, erlebt man eigentlich bei jedem Konzert und könnte als "wenig überraschend" beschrieben werden: Das Zugabe-Spielchen zwischen Band und Publikum fand auch hier statt. Allerdings unterschied sich der Versuch von TAKAYO, in den wohlverdienten Feierabend zu kommen und sich vom Publikum zu verabschieden, dann doch deutlich von dem, was anderen Orts passiert. So einstudiert und durchorchestriert wie bei anderen Gruppen war es hier nämlich nicht. Viel mehr war die Band sichtlich überrascht von der Begeisterung, die sie da ausgelöst hatte und die ihr nun entgegen brandete. Sie brauchte mehrere Vorhänge und vier Zugaben (u.a. "Change The World", von Kayode gesungen und von Uli im Chor verstärkt, und "Calm After The Storm", zusammen mit Andy & Anika), um tatsächlich von der Bühne weg zu kommen. Die Begeisterung, die das Trio mit seinen Gästen in knapp zwei Stunden im Leipziger Krystallpalast Varieté verursacht hatte, entlud sich laut johlend und mit langem Klatschen. War das Publikum schon zu Beginn des Konzerts ziemlich aufgeregt, steigerte sich deren Ausgelassenheit und Freude im Verlauf des Abends immer weiter. Am Ende waren alle wie elektrisiert, aufgeheizt, und niemand hatte Lust, schon heim zu gehen. Gleiches beobachtete auch der Rezensent bei sich selbst. Der Appetit auf TAKAYO-Musik und die echt starke Umsetzung dieser auf der Bühne war längst nicht gestillt. Und so kam das Ensemble auch erst um 22.40 Uhr, also nach 140 Minuten reiner Spielzeit, zurück in die Garderobe. Allerdings blieben sie dort nicht lange, denn sie kamen gleich wieder hervor und mischten sich unter ihre Fans und Sympathisanten. Jan, Ulrich und Kayode nahmen sich reichlich Zeit für Autogramme, Fotos und Gespräche mit den Leuten. Dies wurde sicher auch gleich von ihnen genutzt, um sich bei den noch anwesenden Konzertbesuchern direktes Feedback auf ihr Tun abzuholen.
Jan Kirsten
Dieses Trio vermag tatsächlich, eine Hütte in Brand zu stecken. Wir waren Augenzeuge und können sachdienliche Hinweise geben. Jan Kirsten am Bass, der die Kollegen rhythmisch immer wieder antreibt und dem Publikum mit seinem Spiel tief in die Eingeweide fährt, Kayode an den verschiedenen Gitarren, der nicht nur unterschiedliche Stimmungen erzeugen kann, sondern der auch in ebenso unterschiedlichen Richtungen zu Hause ist, und natürlich Ulrich Herrmann-Schroedter, der Teufelsgeiger, der diese Bezeichnung völlig zurecht tragen darf - sie sind TAKAYO, und TAKAYO heben Dich mit links aus dem Sitz. Ich wiederhole mich an dieser Stelle gerne, denn das habe ich vor zehn Jahren auch schon einmal im Fazit geschrieben: Diese Band hätte einen größeren Radius verdient, als nur in Leipzig und Umgebung zu spielen. Dafür ist die Qualität ihrer Musik und die ihres Vortrags viel zu gut. Am vergangenen Dienstag ging man einmal mehr kulturell gut ernährt und in Sachen Musik gut unterhalten heim. So heiß gespielt und emotional aufgeladen hätte man jeglichen Schnee, hätte er bei diesen Temperaturen denn gelegen, allein durch seine Anwesenheit auf der Straße schmelzen lassen können. TAKAYO ist eben heiß, und das überträgt sich schnell …
Setlist:
Zum Vergrößern bitte anklicken
Live-Termine:
• 24.02.2024 - Schwedt/Oder - BrauWerk
• 21.06.2024 - Schwedt - Mittsommernacht / Theater
• 17.08.2024 - Neukieritzsch-Hainersee - Open Air: Musik am Hainersee
Alle Angaben ohne Gewähr!
Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von TAKAYO: www.takayo.de
• Off. Homepage von Andy & Anika: www.andys-music.de
• Homepage des Krystallpalast-Varieté: www.krystallpalast.de
Zum Vergrößern bitte anklicken
Live-Termine:
• 24.02.2024 - Schwedt/Oder - BrauWerk
• 21.06.2024 - Schwedt - Mittsommernacht / Theater
• 17.08.2024 - Neukieritzsch-Hainersee - Open Air: Musik am Hainersee
Alle Angaben ohne Gewähr!
Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von TAKAYO: www.takayo.de
• Off. Homepage von Andy & Anika: www.andys-music.de
• Homepage des Krystallpalast-Varieté: www.krystallpalast.de
Fotostrecke:
Fotos von Sebastian Ziegert:
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