Let's get ready to rumble …
Ein Bericht mit Fotos von Dajana Presser-Gehn (zus. Fotos: Pressematerial)
Am letzten Tag im September sollte etwas Einmaliges im brandenburgischen Landkreis Potsdam-Mittelmark geschehen. Genauer gesagt in Werder. Vielen wahrscheinlich durch das Baumblütenfest im Frühjahr nur allzu gut bekannt. Die Bäume kleideten sich mittlerweile in ihr prächtiges Herbstgewand. Aber etwas anderes als Blüten oder Herbstlaub sollte an diesem Samstag erstrahlen. Da rollte nämlich was aus Berlin nach Werder an, das Menschen ebenso anzog wie die Natur, genauer gesagt zwei Männer, die sich "Freundfeinde" nennen und genau hier an Ort und Stelle ihren "Wettstreit" auskämpfen wollten.
Als Austragungsort wurde der SCALA Kulturpalast auserkoren. Das alte Kino entstand in den 40er Jahren und hieß bis vor 23 Jahren "Fontane Lichtspiele". Erst vor acht Jahren erfolgte die Neueröffnung unter neuem Namen. Da es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, behält es bis zum heutigen Tag den alten Charme vergangener Zeiten. Natürlich blieb das alte Kino erhalten. Mit neuer Technik bestückt, finden derweil auch Lesungen, Konzerte und diverse andere Events dort statt. Bereits im Vorfeld wurde bei Facebook von beiden Künstlern intensiv Werbung für ihr gemeinsames "Konzert" betrieben. Selbstredend, dass jeder für sich am meisten warb und versuchte, seine Fans sowie Sympathisanten zu mobilisieren. Aber welche beiden Musiker wollten unbedingt im Licht der Öffentlichkeit um die Gunst der jeweils anderen Anhänger buhlen und ihre "Rivalität" ausleben? Wer bezeichnet sich denn da als "Freundfeind"? Keine Geringeren als Dirk Zöllner und Robert Gläser.
Zuletzt Genannter ist nicht nur der Sohn von "Cäsar" Peter Gläser (RENFT, Karussell), sondern auch für seine spitze Zunge. Aber kann man ihm diese wirklich übel nehmen? Irgendwie ist seine Sicht auf die Dinge immer mit Zynismus und Sarkasmus versehen, aber doch auf charmante Art und Weise. Man darf eben auch nicht alles so Ernst nehmen. Dirk und Robert kennen sich schon viele Jahrzehnte, gingen gemeinsam auf die sagenumwobenen Israel-Touren und ließen ihrer "Streitlust" freien Lauf. Robert Gläser forderte Dirk Zöllner heraus … oder Dirk Zöllner den Robert Gläser? Egal, wie herum! Die Herausforderung galt aber nicht für einen Faustkampf, sondern zu einem musikalischen Duell.
Bereits im jungen Teenager-Alter konnte Robert Gläser als Bassist auf sich aufmerksam machen. Er spielte in vielen Bands, bei vielen Künstlern und produzierte sowie schrieb z.B. für Angelo Kelly, Thomas Anders, Dirk Michaelis oder auch für Dirk Zöllner. Ende der 90er Jahre stieg er in die Band SIX (2017 aufgelöst) ein, die bis heute eine große Fanbase hat. 2015 gründete er mit seinem Musikerkollegen Big Joe Stolle die Band APFELTRAUM, eine Revival Band zu Ehren seines Vaters Peter Gläser (u.a. RENFT, Karussell). Ein Jahr später veröffentlichte er sein erstes Solo Album "Robert Gläser" und 2019 das zweite unter dem Titel "Brich aus". Wir haben es also in der rechten des Rings mit einem sehr vielfältigen Musiker zu tun, der in vielen Bereichen zu Hause ist.
In der linken Ecke des Rings wartete Dirk Zöllner, ein alter Hase im Musikgeschäft und nicht weniger vielfältig wie sein Kontrahent. Wie Robert Gläser ist auch "Scholle" in unterschiedlichen Genres unterwegs: mal als Sänger, mal als Autor, mal als Musical-Darsteller ... Ich kann gar nicht aufzählen, mit wie vielen Musikern er bis heute bereits zusammen gearbeitet hat. Einen Tag vor dem Duell erschien seine neue CD, die er mit seiner Band DIE ZÖLLNER aufnahm. Sie heißt "Portugal" und erschien auf CD und Schallplatte beim Label SPV (wir berichteten darüber). Dirk Zöllner ließ es sich nicht nehmen, die CD-Premiere mit seinem "Freundfeind" Robert Gläser noch am gleichen Tag gemeinsam online zu zelebrieren, also einen Tag vor dem Battle in Werder. Ganz Facebook durfte dabei zuschauen. Wer nun denkt, dabei hat es schon einen verbalen Schlagabtausch gegeben, der liegt ganz weit daneben. Anfangs war es zwar schwer zu erkennen, was Robert von den neuen Songs hielt, aber auf einmal fasste er es kurz zusammen: "Es rockt." Das Album "Portugal" ist stilistisch breit gefächert und so verwunderte es nicht, dass die beiden zwei Stunden eine unterhaltsame Show boten. Trotzdem blieb die Frage offen, was uns am 30. September 2023 erwarten würde. Jetzt war es erst einmal friedlich, aber was würde am nächsten Tag passieren?
Ein musikalisches Duell klingt spannend. Man kann alles und nichts erwarten. Aber zu jedem Duell braucht man auch seine Sekundanten. Dirk Zöllner brachte André Gensicke mit. Die beiden Musiker sind mehr als 35 Jahre miteinander verbunden. Eigentlich sind sie eine "Musiker-Ehe" eingegangen - mit allen ihren Höhen und Tiefen. Robert Gläser hatte Hannes Funke als Sekundanten an seiner Seite. Seit bald einem viertel Jahrhundert arbeiten sie zusammen. Eigentlich bräuchte man keinen weiteren Sekundanten. Aber das war ja auch kein gewöhnliches Duell. Also kam Matthias "Matze" Mantzke hinzu. Ein Bindeglied zwischen Dirk und Robert. Matze war schon als Schlagzeuger bei DIE ZÖLLNER und auch bei SIX. Perfekt.
Eine knappe halbe Stunde vor Beginn betrat das mutige Publikum den alten Kinosaal im SCALA Kulturpalast. Noch völlig im Unklaren darüber, was sie nur wenige Minuten später erwarten würde. Die Bühne wirkte wie ein gemütlich eingerichtetes "Wohnzimmer" mit vielen Musikinstrumenten. Es würde laut werden, es würde rocken und zwei Herren würden auf alten Stühlen Platz nehmen. Es blieb spannend. Urplötzlich erklang ein sehr bekannter Song: "Gonna fly now - Theme Song" aus dem Film "Rocky". Eine Einmarschmusik wie zu einem Boxkampf. Das Publikum war sofort Feuer und Flamme. Das schien sehr interessant zu werden. Von rechts kam Robert Gläser auf die Bühne, von links Dirk Zöllner. Robert Gläser konnte man in seinem grünen "Joggingsanzug" und mit der schwarzen Sonnenbrille keinesfalls übersehen. Auf einmal verstummte die Musik und die beiden standen sich einfach nur gegenüber. Ich hatte das Gefühl in die Zeit des Stummfilms zurückversetzt worden zu sein. Nur durch ausdrucksstarke Mimik und Gestik verliehen sie ihren Emotionen Leben. Das übte einen ganz besonderen Reiz aus. Irgendwie war es witzig, kannte man die beiden Kontrahenten doch. Keiner ist in seinem Naturell auf Krawall gebürstet. Und trotzdem knisterte die Luft. Die Spannung zogen sie auch noch in die Länge.
Im Hintergrund betrat der Gitarrist Hannes Funke die Bühne, stöpselte seine Gitarre ein und das Konzert begann mit einem Song von Robert Gläser, "Sag kein Wort". Das Publikum klatschte Beifall, aber natürlich war das ein Duell - also nicht einfach nur klatschen. Robert animierte die Leute "heimlich" zu noch mehr Applaus, um Dirk Zöllner zu zeigen, wessen Fans hier eigentlich im Kinosaal in der Überzahl saßen. Da ließ sich Dirk nicht zwei Mal bieten, sondern konterte mit "Portugal". So verlief es den ganzen Abend. Es reichten schon die Blicke der beiden Kontrahenten, und wir hatten an diesem Abend was zu Lachen. Normalerweise würde man bei einem Duell schockiert und mit offenen Mund starr da sitzen. Okay, der Mund blieb hier und da auf jeden Fall offen, aber nicht weil man schockiert war, sondern vor Freude über diese musikalische Leistung, die uns von der Bühne entgegenkam.
Ursprünglich waren wir wegen Dirk Zöllner und Robert Gläser vor Ort. Genau genommen stimmte das auch weiterhin. Nur ich hingegen war vollkommen fasziniert von Matze Mantzke. Er war voller Energie und schaute so wertschätzend zu den beiden hinüber, wenn sie erzählten, wenn sie sangen, wenn sie spielten. Er lächelte den ganzen Abend. Der hatte richtig Bock! Zwischendurch sprach er über die Entstehung des Songs "Auf der Reise". Matze Mantzke schien vollkommen glücklich über diese Konstellation zu sein. Ab und an kam mal eine kleine Spitze von Dirk in Richtung seines Kontrahenten Robert, und umgekehrt. Keine Atempause für das Zwerchfell. Robert versuchte z.B. an einer Stelle das Mitleid von uns Konzertbesuchern zu erhaschen, als er meinte, er hätte sich nur versungen, weil die Musiker das Intro versaut hätten. Diese hätten schließlich nur ein Mal proben wollen und hätten nun sein Intro versaut. Da mussten wir als Publikum dann durch, und es ging wieder von vorne los. Dagegen hatten wir allerdings auch gar nichts einzuwenden. Irgendwann bemerkte Robert auch, dass der Dirk mehr seiner eigenen Songs auf die Setliste geschrieben hätte und weniger von ihm. Die Neckereien gingen weitert und es blieb mit den Beiden einfach nur komisch. Bei dem Lied "Zwei Sonnen" dichtete Dirk Zöllner schnell um von "Gott sucht Göttin" auf "Scholle sucht Robi". Na sowas liebt das Publikum doch. Das erwärmt das Herz und wir Frauen sind für solche Dinge doch immer zu haben.
Abschließend kann ich sagen: Es war phänomenal. Es hat gerockt, es hat mega unterhalten und es war einfach unglaublich schön. Einen Sieger gab es nicht! Dafür waren beide einfach zu gut. Abgesehen davon hatte man ja auch den Ringrichter vergessen, der das hätte entscheiden können. Neben all den komödiantischen Einlagen blieb aber auch die Qualität der Musik nicht auf der Strecke. Das war erstklassig! Tolle Musiker, tolle Sänger und tolle Arrangements. Es war wahrscheinlich so beeindruckend und einfach phantastisch, weil es einmalig war. Natürlich schreit das förmlich nach einer Wiederholung, und über eine solche würde man sich sicher freuen. Aber vielleicht würde dieses Duell dann seine Besonderheit verlieren. Einmaliges lässt sich schwer wiederholen. Es könnte sich im Wiederholungsfall etwas verändern, vielleicht ein wenig Routine einschleichen oder nicht mehr so natürlich wirken. Das ist schwer zu beurteilen. Ich bin jedenfalls sehr glücklich darüber, dass ich es so erleben durfte und möchte mir diesen Zauber, der über diesen Abend schwebte, tief im Herzen und Gedächtnis erhalten.
Als Austragungsort wurde der SCALA Kulturpalast auserkoren. Das alte Kino entstand in den 40er Jahren und hieß bis vor 23 Jahren "Fontane Lichtspiele". Erst vor acht Jahren erfolgte die Neueröffnung unter neuem Namen. Da es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, behält es bis zum heutigen Tag den alten Charme vergangener Zeiten. Natürlich blieb das alte Kino erhalten. Mit neuer Technik bestückt, finden derweil auch Lesungen, Konzerte und diverse andere Events dort statt. Bereits im Vorfeld wurde bei Facebook von beiden Künstlern intensiv Werbung für ihr gemeinsames "Konzert" betrieben. Selbstredend, dass jeder für sich am meisten warb und versuchte, seine Fans sowie Sympathisanten zu mobilisieren. Aber welche beiden Musiker wollten unbedingt im Licht der Öffentlichkeit um die Gunst der jeweils anderen Anhänger buhlen und ihre "Rivalität" ausleben? Wer bezeichnet sich denn da als "Freundfeind"? Keine Geringeren als Dirk Zöllner und Robert Gläser.
Zuletzt Genannter ist nicht nur der Sohn von "Cäsar" Peter Gläser (RENFT, Karussell), sondern auch für seine spitze Zunge. Aber kann man ihm diese wirklich übel nehmen? Irgendwie ist seine Sicht auf die Dinge immer mit Zynismus und Sarkasmus versehen, aber doch auf charmante Art und Weise. Man darf eben auch nicht alles so Ernst nehmen. Dirk und Robert kennen sich schon viele Jahrzehnte, gingen gemeinsam auf die sagenumwobenen Israel-Touren und ließen ihrer "Streitlust" freien Lauf. Robert Gläser forderte Dirk Zöllner heraus … oder Dirk Zöllner den Robert Gläser? Egal, wie herum! Die Herausforderung galt aber nicht für einen Faustkampf, sondern zu einem musikalischen Duell.
Bereits im jungen Teenager-Alter konnte Robert Gläser als Bassist auf sich aufmerksam machen. Er spielte in vielen Bands, bei vielen Künstlern und produzierte sowie schrieb z.B. für Angelo Kelly, Thomas Anders, Dirk Michaelis oder auch für Dirk Zöllner. Ende der 90er Jahre stieg er in die Band SIX (2017 aufgelöst) ein, die bis heute eine große Fanbase hat. 2015 gründete er mit seinem Musikerkollegen Big Joe Stolle die Band APFELTRAUM, eine Revival Band zu Ehren seines Vaters Peter Gläser (u.a. RENFT, Karussell). Ein Jahr später veröffentlichte er sein erstes Solo Album "Robert Gläser" und 2019 das zweite unter dem Titel "Brich aus". Wir haben es also in der rechten des Rings mit einem sehr vielfältigen Musiker zu tun, der in vielen Bereichen zu Hause ist.
In der linken Ecke des Rings wartete Dirk Zöllner, ein alter Hase im Musikgeschäft und nicht weniger vielfältig wie sein Kontrahent. Wie Robert Gläser ist auch "Scholle" in unterschiedlichen Genres unterwegs: mal als Sänger, mal als Autor, mal als Musical-Darsteller ... Ich kann gar nicht aufzählen, mit wie vielen Musikern er bis heute bereits zusammen gearbeitet hat. Einen Tag vor dem Duell erschien seine neue CD, die er mit seiner Band DIE ZÖLLNER aufnahm. Sie heißt "Portugal" und erschien auf CD und Schallplatte beim Label SPV (wir berichteten darüber). Dirk Zöllner ließ es sich nicht nehmen, die CD-Premiere mit seinem "Freundfeind" Robert Gläser noch am gleichen Tag gemeinsam online zu zelebrieren, also einen Tag vor dem Battle in Werder. Ganz Facebook durfte dabei zuschauen. Wer nun denkt, dabei hat es schon einen verbalen Schlagabtausch gegeben, der liegt ganz weit daneben. Anfangs war es zwar schwer zu erkennen, was Robert von den neuen Songs hielt, aber auf einmal fasste er es kurz zusammen: "Es rockt." Das Album "Portugal" ist stilistisch breit gefächert und so verwunderte es nicht, dass die beiden zwei Stunden eine unterhaltsame Show boten. Trotzdem blieb die Frage offen, was uns am 30. September 2023 erwarten würde. Jetzt war es erst einmal friedlich, aber was würde am nächsten Tag passieren?
Ein musikalisches Duell klingt spannend. Man kann alles und nichts erwarten. Aber zu jedem Duell braucht man auch seine Sekundanten. Dirk Zöllner brachte André Gensicke mit. Die beiden Musiker sind mehr als 35 Jahre miteinander verbunden. Eigentlich sind sie eine "Musiker-Ehe" eingegangen - mit allen ihren Höhen und Tiefen. Robert Gläser hatte Hannes Funke als Sekundanten an seiner Seite. Seit bald einem viertel Jahrhundert arbeiten sie zusammen. Eigentlich bräuchte man keinen weiteren Sekundanten. Aber das war ja auch kein gewöhnliches Duell. Also kam Matthias "Matze" Mantzke hinzu. Ein Bindeglied zwischen Dirk und Robert. Matze war schon als Schlagzeuger bei DIE ZÖLLNER und auch bei SIX. Perfekt.
Eine knappe halbe Stunde vor Beginn betrat das mutige Publikum den alten Kinosaal im SCALA Kulturpalast. Noch völlig im Unklaren darüber, was sie nur wenige Minuten später erwarten würde. Die Bühne wirkte wie ein gemütlich eingerichtetes "Wohnzimmer" mit vielen Musikinstrumenten. Es würde laut werden, es würde rocken und zwei Herren würden auf alten Stühlen Platz nehmen. Es blieb spannend. Urplötzlich erklang ein sehr bekannter Song: "Gonna fly now - Theme Song" aus dem Film "Rocky". Eine Einmarschmusik wie zu einem Boxkampf. Das Publikum war sofort Feuer und Flamme. Das schien sehr interessant zu werden. Von rechts kam Robert Gläser auf die Bühne, von links Dirk Zöllner. Robert Gläser konnte man in seinem grünen "Joggingsanzug" und mit der schwarzen Sonnenbrille keinesfalls übersehen. Auf einmal verstummte die Musik und die beiden standen sich einfach nur gegenüber. Ich hatte das Gefühl in die Zeit des Stummfilms zurückversetzt worden zu sein. Nur durch ausdrucksstarke Mimik und Gestik verliehen sie ihren Emotionen Leben. Das übte einen ganz besonderen Reiz aus. Irgendwie war es witzig, kannte man die beiden Kontrahenten doch. Keiner ist in seinem Naturell auf Krawall gebürstet. Und trotzdem knisterte die Luft. Die Spannung zogen sie auch noch in die Länge.
Im Hintergrund betrat der Gitarrist Hannes Funke die Bühne, stöpselte seine Gitarre ein und das Konzert begann mit einem Song von Robert Gläser, "Sag kein Wort". Das Publikum klatschte Beifall, aber natürlich war das ein Duell - also nicht einfach nur klatschen. Robert animierte die Leute "heimlich" zu noch mehr Applaus, um Dirk Zöllner zu zeigen, wessen Fans hier eigentlich im Kinosaal in der Überzahl saßen. Da ließ sich Dirk nicht zwei Mal bieten, sondern konterte mit "Portugal". So verlief es den ganzen Abend. Es reichten schon die Blicke der beiden Kontrahenten, und wir hatten an diesem Abend was zu Lachen. Normalerweise würde man bei einem Duell schockiert und mit offenen Mund starr da sitzen. Okay, der Mund blieb hier und da auf jeden Fall offen, aber nicht weil man schockiert war, sondern vor Freude über diese musikalische Leistung, die uns von der Bühne entgegenkam.
Ursprünglich waren wir wegen Dirk Zöllner und Robert Gläser vor Ort. Genau genommen stimmte das auch weiterhin. Nur ich hingegen war vollkommen fasziniert von Matze Mantzke. Er war voller Energie und schaute so wertschätzend zu den beiden hinüber, wenn sie erzählten, wenn sie sangen, wenn sie spielten. Er lächelte den ganzen Abend. Der hatte richtig Bock! Zwischendurch sprach er über die Entstehung des Songs "Auf der Reise". Matze Mantzke schien vollkommen glücklich über diese Konstellation zu sein. Ab und an kam mal eine kleine Spitze von Dirk in Richtung seines Kontrahenten Robert, und umgekehrt. Keine Atempause für das Zwerchfell. Robert versuchte z.B. an einer Stelle das Mitleid von uns Konzertbesuchern zu erhaschen, als er meinte, er hätte sich nur versungen, weil die Musiker das Intro versaut hätten. Diese hätten schließlich nur ein Mal proben wollen und hätten nun sein Intro versaut. Da mussten wir als Publikum dann durch, und es ging wieder von vorne los. Dagegen hatten wir allerdings auch gar nichts einzuwenden. Irgendwann bemerkte Robert auch, dass der Dirk mehr seiner eigenen Songs auf die Setliste geschrieben hätte und weniger von ihm. Die Neckereien gingen weitert und es blieb mit den Beiden einfach nur komisch. Bei dem Lied "Zwei Sonnen" dichtete Dirk Zöllner schnell um von "Gott sucht Göttin" auf "Scholle sucht Robi". Na sowas liebt das Publikum doch. Das erwärmt das Herz und wir Frauen sind für solche Dinge doch immer zu haben.
Abschließend kann ich sagen: Es war phänomenal. Es hat gerockt, es hat mega unterhalten und es war einfach unglaublich schön. Einen Sieger gab es nicht! Dafür waren beide einfach zu gut. Abgesehen davon hatte man ja auch den Ringrichter vergessen, der das hätte entscheiden können. Neben all den komödiantischen Einlagen blieb aber auch die Qualität der Musik nicht auf der Strecke. Das war erstklassig! Tolle Musiker, tolle Sänger und tolle Arrangements. Es war wahrscheinlich so beeindruckend und einfach phantastisch, weil es einmalig war. Natürlich schreit das förmlich nach einer Wiederholung, und über eine solche würde man sich sicher freuen. Aber vielleicht würde dieses Duell dann seine Besonderheit verlieren. Einmaliges lässt sich schwer wiederholen. Es könnte sich im Wiederholungsfall etwas verändern, vielleicht ein wenig Routine einschleichen oder nicht mehr so natürlich wirken. Das ist schwer zu beurteilen. Ich bin jedenfalls sehr glücklich darüber, dass ich es so erleben durfte und möchte mir diesen Zauber, der über diesen Abend schwebte, tief im Herzen und Gedächtnis erhalten.