000 20221214 1092873540



"Wir hau´n euch den Putz von der Wand ...
Sorgen werden für heute verbannt."


Ein Bericht mit Fotos von Dajana Prosser-Gehn



Nächstes Jahr feiert die Modern Soul Band ihr 55-jähriges Bestehen. Der heutige Abend hat gezeigt, dass sie nach all den Jahren immer noch ein Dauerbrenner und auf gar keinen Fall müde geworden sind. Dieses Konzert war eine Streicheleinheit für die kulturhungrige Seele.


a 20221214 1103270737
Die Modern Soul Band in den Anfangsjahren, hier noch mit
Eberhard Klunker und Conny Bauer (Foto Hugo Laartz privat)


Bereits 1968 spielten sie jazzige sowie soulige Musik, die in der DDR zu jener Zeit nicht allzu bekannt war, aber immer mehr auf interessierte Zuhörer traf. In all den Jahren standen bei der MSB bereits zahlreiche bekannte Künstlerinnen und Künstler am Mikrofon oder bereicherten die Band mit ihren Instrumenten, wie z.B. Regine Dobberschütz, Hansi Biebl, Eberhard Klunker oder Uschi Brüning, um nur einige zu nennen. Die von Hugo Laartz gegründete Formation galt lange Zeit als Talenteschmiede der DDR-Rock und -Jazz-Szene, deshalb ist die Liste der dort aktiv gewesenen Musikanten auch beeindruckend lang, und auch heute noch spielen ausgesprochen gute Musiker mit Hugo zusammen.

Am Vorabend des 3. Advents gastierten sie im Neu-Helgoland Berlin. Ihr Wohnzimmer, wie der Sänger Dirk Lorenz anmerkte. Die beliebte Konzert-Location an der Müggelspree war in kürzester Zeit komplett gefüllt und alle warteten gebannt auf die Modern Soul Band. Pünktlich um 20:00 Uhr startete das Konzert explosionsartig und laut. Von der ersten Sekunde an krachte es auf der Bühne. Die Bläser, Gitarren, Bass, Schlagzeug und Hugo Laartz am Keyboard hauten uns den Sound nur so um die Ohren. Schlagzeuger und "Schrittmacher" Matthias Fuhrmann trommelte einen Takt, bei dem das Herz unwillkürlich mitsprang. Und Dirk als Frontmann schmetterte die Songs nur so heraus. Ab der dritten Nummer wurde die Tanzfläche von Konzertbesuchern erobert, die ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen wollten, und ab dem fünften Lied reichte der Platz da vorne nicht mehr für alle aus. Das Ergebnis war, dass zwischen den Tischreihen ebenfalls getanzt wurde. Das verwunderte nicht sonderlich, denn bei dieser Musik konnte man die Füße auch nicht still halten. Selbst auf der Bühne gab es kleinere Choreographien mit den Bläsern sowie dem Sänger. Es gab kein Halten mehr. Alles tanzte, sang, klatschte oder wippte mit den Füßen. "Ihr wisst gar nicht, wie toll es ist wieder tanzende Menschen zu sehen", ließ sich Dirk Lorenz von der guten Stimmung anstecken.


b 20221214 2032587371
Hugo Laartz


Der etatmäßige Tieftöner Jörg Dobersch konnte wegen einer Operation an der Hand beim Konzert am Samstag nicht spielen, als Vertretung für ihn begrüßten wir Carsten Muttschall am Bass. Aber wenn man jetzt denkt, der Jörg sitzt mit einem Krankenschein daheim und lässt seine Band allein, der irrt gewaltig. Jörg war auch im Neu-Helgoland und auch ihn hielt es nicht auf dem Stuhl. Er stürmte ebenfalls die Tanzfläche und verblieb dort bis zum Schluss. Warum auch nicht? Zum Tanzen braucht man keine Hände …

Dirk Lorenz erzählte in einer seiner Moderationen, dass jedes Bandmitglied ein eigenes MSB-Lied hat, das er favorisiert. Bei Posaunist Stephan Bohm ist es "Niemals will ich dich verlieren". Stefan ist ebenfalls Mitglied in der Gruppe POLKAHOLIX, und spielt auch dort grandios die Posaune. An dieser Stelle möchte ich nicht versäumen, die aktuelle Besetzung der Modern Soul Band kurz zu erwähnen: natürlich sitzt noch immer der phantastische Hugo Laartz (Urgestein der Band) am Keyboard, am Mikrofon steht Dirk Lorenz, der Entertainer Ferry Grott pustet in die Trompete, am Saxophon kann man Frank Fritzsch erleben, die sechs Saiten der Gitarre lässt Nick Nicklisch singen und schreien, am Schlagzeug sitzt der schon erwähnte Matze Fuhrmann, die vier dicken Saiten vom Bass wird normalerweise vom genannten Jörg Dobbersch gezupft, der am Sonntag von Carsten Muttschall vertreten wurde, und wie ebenfalls schon genannt posauniert Stephan Bohm bei der MSB. Ein energiegeladenes Klangkraftwerk, das dem Publikum mächtig einheizte.

Im Verlauf des Abends kündigte Dirk Lorenz einen Song an, auf dem das Publikum bei jedem ihrer Konzerte ein Anrecht hat: Ferry Grotts Version des CITY-Klassikers "Casablanca" inklusive Rap und weiteren kreativen Einlagen. Ich schaute mich im Saal um und so gut wie jeder hatte sein Handy gezückt, um diese einzigartige Performance festzuhalten. Für mich war es das erste Mal, dass ich das erleben durfte, und ich war entzückt ob dieser Darbietung. Nach einem großartigen Medley von Soul- und Disco-Songs u.a. "Soul Man", "Knock on wood" und "When a man loves a woman", bedankte sich Lorenz noch einmal beim Publikum. Für ihn und die Band ist es in diesen Zeiten nicht selbstverständlich, vor einem ausverkauften Haus zu spielen, was er mit seinem Dank nochmal dick unterstreichen wollte.


c 20221214 1413902959
Dirk Lorenz


Als Zugabe spielten die Musiker "Weihnachten in Berlin", eine etwas andere und modifizierte Version ihres Liedes "Sommer in Berlin". Keiner wollte, dass dieser Abend endet, aber leider ließ sich das nicht vermeiden. Ein kleiner Trost: Im nächsten Jahr versprachen sie zu ihrem Bandjubiläum sehr viele Konzerte zu spielen, und da sollte sich für jeden ein Termin finden lassen. Schon mal ein kleiner Tipp für das kommende Jahr: Am 15. sowie 16. Dezember 2023 feiert die Modern Soul Band mit Gästen ihr 55-jähriges Bandjubiläum im Neu-Helgoland. Karten sind wohl schon erhältlich.










   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.