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Ein Bericht mit Foto von Matthias Ziegert




a 20220803 1347805025Am vergangenen Freitag, den 29. Juli 2022, spielten Ian Anderson und seine Mannen im Rahmen ihrer ausgedehnten Tour einen Gig in Leipzigs Parkbühne. Die Tournee sowie das Konzert waren wegen „Corona“ um zwei Jahre verschoben worden. Musikfreunden und Fans ist die 1967 im Vereinigten Königreich gegründete Progressive-Rock-Band besser bekannt unter dem Namen Jethro Tull. Gründer, und somit ständiges Mitglied dieser Formation, ist eben erwähnter Bandleader, Komponist, Multi-Instrumentalist und Sänger Ian Anderson. Seine Mitmusikanten Gitarrist Joe Parrish (seit 2019), Tastenvirtuose John O’Hara (von 2007 bis 2012, und seit 2017 dabei), Schlagzeuger Scott Hammond (2011, und seit 2017) sowie Bassist David Goodier (2007 bis 2012, und seit 2017 dabei) kamen alle erst in den 2000er Jahren in die Besetzung. Nur Ian ist hier die einzige Konstante, weshalb sein Name auch immer im Zusammenhang mit der Band genannt wird.

Die Geschichte der Gruppe Jethro Tull ist eine sehr erfolgreiche und liest sich auch sehr spannend. Andersons Band ist die einzige weltweit erfolgreiche Rockgruppe, in deren Musik die Querflöte eine tragende, und der E-Gitarre vergleichbare, Rolle einnimmt. Mit der ihm eigenen Art des Spielens auf der Querflöte hat Anderson einen völlig neuen Stil geprägt und viele Musiker inspiriert. Das Logo der Gruppe ziert deshalb auch völlig zurecht eine Silhouette des am 10. August stolze 75 Jahre alt werdenden Briten. Mit mehr als 30 Alben auf ihrem Konto und Verkäufen von insgesamt mehr als 50 Millionen Tonträgern sind Jethro Tull eine der erfolgreichsten Rockbands aller Zeiten. Ihr einzigartiger Mix aus Blues, Rock, Folk und mittelalterlichen Einflüssen prägte auch das Schaffen vieler anderer Bands und sie feierten damit weltweit Erfolge in den Charts. Einige ihrer Songs sind inzwischen zu Klassikern der Musikgeschichte geworden. Einen Querschnitt aus den vergangenen (inzwischen schon) 55 Jahren präsentierte uns die Band letzte Woche in Leipzig.

Natürlich ist es schwer aus so einem großen musikalischen Fundus eine Auswahl zu treffen, die alle Fans zufrieden stellt. Das Ergebnis der Überlegungen, mit was man das Publikum abholen wollte, war ein Set mit 17 Songs inklusive Zugaben. Um es vorweg zu nehmen: Diese Mischung stellte die zahlreich erschienen Fans aus der Altersgruppe Ü50 sichtlich und unüberhörbar zufrieden.

Von der ersten Platte, die Jethro Tull damals in der Urbesetzung und noch in Mono produziert haben, schafften es mit “For A Thousand Mothers“,“Living in the Past“ und „Bourée“ gleich drei Songs ins Programm. Klanglich natürlich wesentlich besser als das, was man auf der Platte hören kann. Im Laufe der Jahre änderte sich außer den Besetzungen durch die oft wechselnden Musiker auch der Stil der Musik, wobei Andersons Flötenspiel immer den Sound prägte und das größte Wiedererkennungsmerkmal der Tull-Musik darstellt. Des Weiteren fanden am Freitagabend auch Lieder wie „Love Story“, „Hunt By Numbers“, “Dharma for one“, „Clasp“, „Black Sunday“, „Past Time in good Company” und “Songs from the Wood” in äußerst appetitlichen Live-Versionen ihren Weg zum Ohr der Konzertbesucher. Natürlich durfte auch mein persönlicher Hit “To old to Rock’n Roll, to Young to die” in Leipzig nicht fehlen, der vor sage und schreibe über 40 Jahren entstand und zu dem es ein lustiges Promovideo gibt, in dem sich die damalige Formation als alte Männer selbst auf die Schippe nahm.

b 20220803 2067780587Neben den „Songs aus der Vergangenheit“ ließ es sich die britische Kapelle aber nicht nehmen, auch drei neue Lieder vom Anfang des Jahres 2022 erschienenen aktuellen Album "The Zealot Gene" (Foto rechts, zu Deutsch: "Das Fanatiker-Gen" - passend zur heutigen Zeit) live zu präsentieren. Auf dem neuen Meisterwerk beweisen Altmeister Ian Anderson und seine Mitspieler, dass sie es immer noch voll drauf haben! Die Endrunde des in zwei Abschnitte aufgeteilten Konzerts wurde mit dem Klassiker „Aqualung“ eingeläutet. Bereits nach den ersten Tönen vom Klavier erkannten die vielen Fans vor der Bühne das Werk und rockten mit der Band gemeinsam ab. Was jetzt noch fehlte war der absolute Tophit der Band, „Locomotive Breath“, an dem sich schon viele andere Musiker versucht haben und mit dem insbesondere Bernd Aust von electra dem Meister im Vorprogramm eines Konzerts einst die Show stahl. Diesen Song gab es natürlich als Zugabe, wobei das Publikum noch einmal lautstark mitsang und mitklatschte, und ihre Idole auf der Bühne feierte. Der letzte Titel „The Dambuster March“ kam mir wie ein Rausschmeißer vor, weil die meisten Konzertbesucher mit der Nummer scheinbar nichts anfangen konnten, aber der Band dennoch euphorisch zum Abschied applaudierten. Nach reichlich 90 Minuten endete die Show, an der die Musiker und ihr Publikum gleichsam eine Menge Freude hatten.

Mit teils aufpolierten Klassikern aus der 55-jährigen Geschichte, erstklassigen neuen Songs und seiner hervorragenden Band hat Anderson in Leipzig eine ordentliche Geburtstagsparty abgeliefert an der es Spaß machte teilzunehmen. Musikalisch und inhaltlich blieben hier keine Wünsche offen. Für uns Berichterstatter gab es aber doch eine große Enttäuschung …

Ihr fragt Euch sicher schon, wo die Fotostrecke mit Schnappschüssen und tollen Momenten des freitäglichen Open-Air-Spektakels sind … Seitens des Veranstalters bekamen wir vorab eine Akkreditierung samt Fotoerlaubnis für die Show am Freitag, doch erst am Tag des Konzerts wurde diese vom Band-Management mit der Maßgabe bestätigt, dass während der Tour keine Fotos gemacht werden dürfen. Vielleicht lag es daran, dass sich ein Pressevertreter unlängst despektierlich über Andersons Alter und Aussehen äußerte und wir alle nun diese Unverschämtheit ausbaden dürfen, aber schade war das allemal. Hätte es für uns die Möglichkeit gegeben, Euch auch etwas Visuelles von der Parkbühne mitzubringen, wäre es eine perfekte Party gewesen. Trotzdem möchten wir der Band und dem Veranstalter dafür danken, dass wir bei dem Ereignis dabei sein und nun zumindest in Worten darüber berichten zu dürfen.

 

 

 


   
   
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