Ein Konzertbericht mit Fotos von Bodo Kubatzki
Da fragt mich doch tatsächlich ein Freund aus dem Rheinland: "Was ist 'die meiste Band der Welt'? Und vor allen Dingen: wer is'n das?", als ich von dem fantastischen Konzert der Berliner Band KNORKATOR erzählte, das wir am Abend zuvor in der Berliner "Knorkatorhalle" erlebt haben. Ich war mir nicht sicher, ob mich mein musikbegeisterter Freund auf den Arm nehmen wollte, oder ob das nur sein Rheinländer Humor war.
Jedenfalls hatten wir am Freitagabend, beim ersten von drei ausverkauften KNORKATOR-Konzerten in Berlin, generationsübergreifend viel Spaß bei harten Klängen, gespickt mit oft derbem Humor. Mein Sohn, seine Freundin, meine Frau und ich sicherten uns rechtzeitig Plätze auf dem Rang, so dass wir das Geschehen auf der Bühne gut verfolgen konnten, ohne von Pogo tanzenden Fans umgerissen zu werden.
Bevor wir jedoch die harten Metal-Riffs auf die Ohren bekamen, wurden wir mit Polka-Klängen überrascht. Die ebenfalls aus Berlin stammende Band POLKAHOLIX sorgte mit Pauken, Trompeten und diversen anderen Instrumenten für eine ausgesprochen entspannte Einstimmung auf den Topact des Abends. Mit viel Virtuosität mixte die Band Elemente aus Rock, Ska, Punk und eben Polka zu einem eingängigen musikalischen Gebräu, von dem man gern eine größere Menge zu sich nehmen könnte, als es im Vorprogramm von KNORKATOR möglich war. Die Band bediente sich bei ihrer kurzen Performance deutschen und internationalen Klassikern der Unterhaltungsmusik, von BILLY IDOLs "White Wedding", über "Das Model" von KRAFTWERK bis hin zur Polka "Rosamunde", welche in drei (Pseudo-)Sprachen interpretiert wurde.
KNORKATOR selbst lassen es dann nur kurze Zeit später erstmal ruhig angehen, indem sie uns "Absolution" erteilen. Sänger STUMPEN steht dabei in einem goldenen Glitzerkostüm auf einem in der Bühnenmitte platzierten Podest und schwingt sich mit seiner Stimme virtuos in schier unglaubliche Höhen auf, während er inhaltlich von "sodomie" bis "phallusum b. a. t. u. see" so einige schlüpfrige Wortschöpfungen zum Besten gibt. Danach ist es mit den ruhigen Momenten vorbei. Mit "Du nich" zeigt sich die Band so, wie man sie kennt, wild und ausgelassen. Das trifft zumindest auf STUMPEN, ALF ATOR, Schlagzeuger NICK ARAGUA und Bassist RAJKO zu. Lediglich Gitarrist BUZZ DEE, "die alte Frau", wie er gern von seinen Kollegen genannt wird, steht stoisch auf der rechten Bühnenseite, spielt seine Riffs, ohne eine Miene zu verziehen, und freut sich nur dann, wenn er sich wieder eine Zigarette anzünden darf. ALF ATOR und STUMPEN beweisen an diesem Abend einmal mehr, dass sie ein geniales Duo abgeben. Gesanglich sowie optisch bilden sie zwei Gegensätze, die sich jedoch kongenial ergänzen. Während STUMPEN wie ein Flummi über die Bühne hüpft, thront ALF ATOR entweder über seinen Keyboards oder stolziert in einem weißen Umhang mit einer roten Stola gewandet auf seinen Plateau-Schuhen über die Bühne. Beide singen bzw. brüllen ihre Botschaften raus: "Ich ja, du nein / Ich groß, du klein ... Ich wild, du zahm / Ich flink, du lahm". Das kennt und mag man. Dann äußert STUMPEN in "Ein Wunsch" gleich mehrere Wünsche, obwohl er nur einen äußern darf. Auch hier handelt es sich um einen humorvollen Text von ALF ATOR, der es in sich hat. Überhaupt, die Texte... Während KNORKATOR sich früher oft über sexistische Männerfantasien ausließen oder mit Fäkalismen zu provozieren versuchten, sind die Texte gerade auf dem aktuellen Album "Widerstand ist zwecklos" durchaus tiefsinniger geworden. Da wird sarkastisch von einer echten "Revolution" gesungen, für die es höchste Zeit ist, oder vom "Krieg". Auch hier zeigt die Band den gekonnten Umgang mit Worten, was sich bei "Am Arsch", "Alter Mann" oder "Eigentum" fortsetzt. Und dann gibt es noch diese anderen Texte, die aus einer genialen Aneinanderreihung von Wörtern bestehen, wie bei der "Buchstabensuppe", die uns die Band serviert. Das kennt der geneigte KNORKATOR-Fan schon von früheren Stücken, wie "Franz Hose" oder "Zoo", die heute nicht mit auf dem Programm standen.
Dafür gab es eine gut durchmischte Setlist mit älteren und neuen Songs sowie mit witzigen Coverversionen. Zwischendurch swingte es sogar mal gehörig. Dann sind da die unzähligen Show-Einlagen, der super Sound, die ausgeklügelte Licht-Show, und, und, und ... BUZZ DEE muss schon zu Beginn des Konzerts Schläge mit einer Riesenkeule einstecken. Bei "Hardcore" zerhackt ALF ATOR wiedermal eine alte Orgel. Zwei Mädels mit starkem Nacken aus dem Publikum bilden bei "Ich hasse Musik" einen lebendigen, alkoholgeschwängerten Keyboardständer. Konfetti-Kanonen werden abgefeuert. STUMPEN tanzt mit einem Funken sprühenden Helm über die Bühne, zieht sich immer weiter aus, so dass er scheinbar nur seine Tätowierungen auf der Haut trägt. Nach dem schon düsteren "Krieg" heißt es nur noch "Rette sich wer kann". Dabei kommt Luise Koschinsky (alias HANS WERNER OLM) mit einem Besen auf die Bühne, um den Unrat zu beseitigen, der sich während der bisherigen Show angesammelt hat. Die Frau Koschinsky und die Jungs auf der Bühne sind nun ganz "Böse" und begeben sich immer weiter auf den "Weg nach unten".
Dabeisein zu können, die alten und neuen Songs live zu erleben, macht uns so unglaublichen Spaß. Allerdings meine ich, man muss sich darauf auch einlassen können, um es zu genießen. Diese Mischung aus hartem Rock, witzigen Texten und Klamauk ist bestimmt nicht jedermanns Sache, doch wir haben Freude daran. Doch leider neigt sich die Show ihrem Ende entgegen, als die Ohrwürmer "Für meine Fans" und "Wir werden alle sterben" erklingen.
Natürlich lässt die Band ihre treuen Fans nicht ohne Zugaben aus der gut gefüllten Halle. Bei "Verflucht und zugenäht" geht noch mal so richtig die Post ab. Doch "Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett" weist dann eindeutig darauf hin, dass es Zeit wird, nach Hause zu gehen. Das Ganze erscheint dann selbst BUZZ DEE "Zu kurz". Als die anderen schon längst die Bühne verlassen haben, frickelt er weiter an seinem Gitarrensolo rum, bis ihm schließlich ALF ATOR den Stecker zieht. Ruhe...
Doch nicht beim Publikum, das tobt vor Begeisterung und will mehr. So kommt ALF ATOR auf die Bühne, stimmt ein Gedicht über einen misslungenen Selbstbefriedigungsversuch an, das von ihm und STUMPEN im Wechsel zu Ende vorgetragen wird, nachdem letzterer seine scheinbare Nacktheit mit einem roten Glitzerkostüm verhüllt hat. Nach Dankesworten an all die Menschen, die dazu beigetragen haben, dass die Band an drei aufeinanderfolgenden Tagen in der nach ihr benannten Halle vor ausverkauftem Haus spielen kann, entlassen uns die Jungs von KNORKATOR mit ihrer besinnlichen Frage nach dem "Warum", begeistert und zufrieden in die Berliner Dezembernacht.
Jedenfalls hatten wir am Freitagabend, beim ersten von drei ausverkauften KNORKATOR-Konzerten in Berlin, generationsübergreifend viel Spaß bei harten Klängen, gespickt mit oft derbem Humor. Mein Sohn, seine Freundin, meine Frau und ich sicherten uns rechtzeitig Plätze auf dem Rang, so dass wir das Geschehen auf der Bühne gut verfolgen konnten, ohne von Pogo tanzenden Fans umgerissen zu werden.
Bevor wir jedoch die harten Metal-Riffs auf die Ohren bekamen, wurden wir mit Polka-Klängen überrascht. Die ebenfalls aus Berlin stammende Band POLKAHOLIX sorgte mit Pauken, Trompeten und diversen anderen Instrumenten für eine ausgesprochen entspannte Einstimmung auf den Topact des Abends. Mit viel Virtuosität mixte die Band Elemente aus Rock, Ska, Punk und eben Polka zu einem eingängigen musikalischen Gebräu, von dem man gern eine größere Menge zu sich nehmen könnte, als es im Vorprogramm von KNORKATOR möglich war. Die Band bediente sich bei ihrer kurzen Performance deutschen und internationalen Klassikern der Unterhaltungsmusik, von BILLY IDOLs "White Wedding", über "Das Model" von KRAFTWERK bis hin zur Polka "Rosamunde", welche in drei (Pseudo-)Sprachen interpretiert wurde.
KNORKATOR selbst lassen es dann nur kurze Zeit später erstmal ruhig angehen, indem sie uns "Absolution" erteilen. Sänger STUMPEN steht dabei in einem goldenen Glitzerkostüm auf einem in der Bühnenmitte platzierten Podest und schwingt sich mit seiner Stimme virtuos in schier unglaubliche Höhen auf, während er inhaltlich von "sodomie" bis "phallusum b. a. t. u. see" so einige schlüpfrige Wortschöpfungen zum Besten gibt. Danach ist es mit den ruhigen Momenten vorbei. Mit "Du nich" zeigt sich die Band so, wie man sie kennt, wild und ausgelassen. Das trifft zumindest auf STUMPEN, ALF ATOR, Schlagzeuger NICK ARAGUA und Bassist RAJKO zu. Lediglich Gitarrist BUZZ DEE, "die alte Frau", wie er gern von seinen Kollegen genannt wird, steht stoisch auf der rechten Bühnenseite, spielt seine Riffs, ohne eine Miene zu verziehen, und freut sich nur dann, wenn er sich wieder eine Zigarette anzünden darf. ALF ATOR und STUMPEN beweisen an diesem Abend einmal mehr, dass sie ein geniales Duo abgeben. Gesanglich sowie optisch bilden sie zwei Gegensätze, die sich jedoch kongenial ergänzen. Während STUMPEN wie ein Flummi über die Bühne hüpft, thront ALF ATOR entweder über seinen Keyboards oder stolziert in einem weißen Umhang mit einer roten Stola gewandet auf seinen Plateau-Schuhen über die Bühne. Beide singen bzw. brüllen ihre Botschaften raus: "Ich ja, du nein / Ich groß, du klein ... Ich wild, du zahm / Ich flink, du lahm". Das kennt und mag man. Dann äußert STUMPEN in "Ein Wunsch" gleich mehrere Wünsche, obwohl er nur einen äußern darf. Auch hier handelt es sich um einen humorvollen Text von ALF ATOR, der es in sich hat. Überhaupt, die Texte... Während KNORKATOR sich früher oft über sexistische Männerfantasien ausließen oder mit Fäkalismen zu provozieren versuchten, sind die Texte gerade auf dem aktuellen Album "Widerstand ist zwecklos" durchaus tiefsinniger geworden. Da wird sarkastisch von einer echten "Revolution" gesungen, für die es höchste Zeit ist, oder vom "Krieg". Auch hier zeigt die Band den gekonnten Umgang mit Worten, was sich bei "Am Arsch", "Alter Mann" oder "Eigentum" fortsetzt. Und dann gibt es noch diese anderen Texte, die aus einer genialen Aneinanderreihung von Wörtern bestehen, wie bei der "Buchstabensuppe", die uns die Band serviert. Das kennt der geneigte KNORKATOR-Fan schon von früheren Stücken, wie "Franz Hose" oder "Zoo", die heute nicht mit auf dem Programm standen.
Dafür gab es eine gut durchmischte Setlist mit älteren und neuen Songs sowie mit witzigen Coverversionen. Zwischendurch swingte es sogar mal gehörig. Dann sind da die unzähligen Show-Einlagen, der super Sound, die ausgeklügelte Licht-Show, und, und, und ... BUZZ DEE muss schon zu Beginn des Konzerts Schläge mit einer Riesenkeule einstecken. Bei "Hardcore" zerhackt ALF ATOR wiedermal eine alte Orgel. Zwei Mädels mit starkem Nacken aus dem Publikum bilden bei "Ich hasse Musik" einen lebendigen, alkoholgeschwängerten Keyboardständer. Konfetti-Kanonen werden abgefeuert. STUMPEN tanzt mit einem Funken sprühenden Helm über die Bühne, zieht sich immer weiter aus, so dass er scheinbar nur seine Tätowierungen auf der Haut trägt. Nach dem schon düsteren "Krieg" heißt es nur noch "Rette sich wer kann". Dabei kommt Luise Koschinsky (alias HANS WERNER OLM) mit einem Besen auf die Bühne, um den Unrat zu beseitigen, der sich während der bisherigen Show angesammelt hat. Die Frau Koschinsky und die Jungs auf der Bühne sind nun ganz "Böse" und begeben sich immer weiter auf den "Weg nach unten".
Dabeisein zu können, die alten und neuen Songs live zu erleben, macht uns so unglaublichen Spaß. Allerdings meine ich, man muss sich darauf auch einlassen können, um es zu genießen. Diese Mischung aus hartem Rock, witzigen Texten und Klamauk ist bestimmt nicht jedermanns Sache, doch wir haben Freude daran. Doch leider neigt sich die Show ihrem Ende entgegen, als die Ohrwürmer "Für meine Fans" und "Wir werden alle sterben" erklingen.
Natürlich lässt die Band ihre treuen Fans nicht ohne Zugaben aus der gut gefüllten Halle. Bei "Verflucht und zugenäht" geht noch mal so richtig die Post ab. Doch "Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett" weist dann eindeutig darauf hin, dass es Zeit wird, nach Hause zu gehen. Das Ganze erscheint dann selbst BUZZ DEE "Zu kurz". Als die anderen schon längst die Bühne verlassen haben, frickelt er weiter an seinem Gitarrensolo rum, bis ihm schließlich ALF ATOR den Stecker zieht. Ruhe...
Doch nicht beim Publikum, das tobt vor Begeisterung und will mehr. So kommt ALF ATOR auf die Bühne, stimmt ein Gedicht über einen misslungenen Selbstbefriedigungsversuch an, das von ihm und STUMPEN im Wechsel zu Ende vorgetragen wird, nachdem letzterer seine scheinbare Nacktheit mit einem roten Glitzerkostüm verhüllt hat. Nach Dankesworten an all die Menschen, die dazu beigetragen haben, dass die Band an drei aufeinanderfolgenden Tagen in der nach ihr benannten Halle vor ausverkauftem Haus spielen kann, entlassen uns die Jungs von KNORKATOR mit ihrer besinnlichen Frage nach dem "Warum", begeistert und zufrieden in die Berliner Dezembernacht.
Knorkator-Termine:
• 13.02.2020 - Cottbus - Glad-House
• 14.02.2020 - Cottbus - Glad-House
• 15.02.2020 - Glauchau - Alte Spinnerei
• 21.02.2020 - Bremen - Kulturzentrum Schlachthof
• 22.02.2020 - Kiel - Die Pumpe
• 27.02.2020 - Saarbrücken - Garage
• 28.02.2020 - Heidelberg - Halle 02
• 29.02.2020 - Marburg - KFZ
Alle Angaben ohne Gewähr! Weitere Infos und Termine auf der bandeigenen Homepage.
Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von Knorkator: www.knorkator.de
• Off. Homepage der Polkaholix: www.polkaholix.de
• Aktuelles Interview mit Alf Ator (09/2019): HIER klicken
• 13.02.2020 - Cottbus - Glad-House
• 14.02.2020 - Cottbus - Glad-House
• 15.02.2020 - Glauchau - Alte Spinnerei
• 21.02.2020 - Bremen - Kulturzentrum Schlachthof
• 22.02.2020 - Kiel - Die Pumpe
• 27.02.2020 - Saarbrücken - Garage
• 28.02.2020 - Heidelberg - Halle 02
• 29.02.2020 - Marburg - KFZ
Alle Angaben ohne Gewähr! Weitere Infos und Termine auf der bandeigenen Homepage.
Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von Knorkator: www.knorkator.de
• Off. Homepage der Polkaholix: www.polkaholix.de
• Aktuelles Interview mit Alf Ator (09/2019): HIER klicken
Fotostrecke:
Vorprogramm: Polkaholix
Hauptprogramm: Knorkator