Deutsche Mugge live wird präsentiert von:
Hotel Selle | Versicherungsbüro Mette | Tanzpalast Mythos | Schriftsatzschmiede
Hotel Selle | Versicherungsbüro Mette | Tanzpalast Mythos | Schriftsatzschmiede
Ein Bericht mit Fotos von Christian Reder
Den Menschen in der Lausitz muss man den Namen Gundermann nur nennen, schon können sie Dir Geschichten erzählen und Dir ein Bild über den im Jahre 1998 leider viel zu früh verstorbenen "singenden Baggerfahrer" vermitteln. Im vergangenen Jahr erschien 20 Jahre nach seinem Tod ein Kinofilm der "Gundermann" heißt und in dem von Regisseur Andreas Dresen in 127 Minuten die Geschichte des Mannes erzählt wird, der so wunderbare Lieder und Texte geschrieben hat, die sich mehr und mehr zu Volksliedern entwickeln. Der Film, der nach seinem Erscheinen reichlich Preise einsammeln konnte, trug mit dazu bei, dass sich der Name Gundermann und sein Schaffen weiter verbreitete. Seine Lieder werden inzwischen auch schon von vielen Künstlern weitergetragen und was dabei bemerkenswert ist, auch von vielen internationalen Musikern in ihren Landessprachen, z.B. von Johan Meijer aus den Niederlanden, Jan Repka aus der Tschechischen Republik, David Robb aus England und Pier Angelo De Lazzer aus Italien. Aus Deutschland kennt man natürlich die Seilschaft, bis zu dessen Tod die Begleitband Gundermanns, die Randgruppencombo und die STEINLANDPIRATEN. Und das zuletzt genannte Duo aus Berlin unternahm am Zeitumstellungswochenende im Oktober des Jahres 2019 einen musikalischen Ausflug nach Castrop-Rauxel, mitten ins einstige Steinkohlerevier zwischen Lippe und Ruhr, um dort von den Taten des Gerhard Gundermann zu künden und seine Lieder zu spielen.
Die STEINLANDPIRATEN sind Patti Heidrich und Karsten Schützler, die sich für diese "Mission Gundermann" immer zeitweise von ihrer Hauptband UNBEKANNT VERZOGEN lösen, um mit Gitarre, Gesang und allerlei "Spezial Effekten" das Land zu bereisen, um diese besonderen Lieder live zu spielen. Inzwischen - genauer gesagt seit Februar dieses Jahres - gibt es mit "Lieder von Gerhard Gundermann" auch ein Album dieses Duos, auf dem eine Auswahl der in den Konzerten gespielten Liedern zu finden sind und das man sich nach Auftritten der beiden als Erinnerung mit nach Hause nehmen kann. Am Sonntagnachmittag reisten Patti und Karsten aus Berlin an und begannen, im "Mythos" ihre Arbeitsgeräte aufzubauen. Für ihren Auftritt hatte das Wirtspaar den "roten Salon" vorgesehen, ein kuscheliger und gemütlicher Raum mit Tischen, bequemen Stühlen, roten Polstersesseln und einer Nische, die als Bühne für eine kleine Besetzung dient. Hier spielte und las bereit Lutz LÜÜL Graf-Ulbrich im Rahmen unserer Konzertreihe. Nach und nach traf auch das Publikum ein, das teilweise aus Dortmund und Duisburg extra wegen den STEINLANDPIRATEN hergekommen war. Das Interesse der Menschen im Ruhrgebiet ist da, aber ich hätte den beiden Berlinern ein paar mehr Zuhörer gewünscht, zumal sie hier eben nicht so häufig unterwegs sind. Aber wie das eben hier so ist ... die Konkurrenz für ein solches Konzert an einem Sonntag mit Tatort, dem Sofa daheim inklusive Smartphone oder Tablet und der Aussicht auf den Start der neuen Arbeitswoche ein paar Stunden später sind scheinbar zu groß.
Patti und Karsten starteten pünktlich um 19:30 Uhr ihr Programm und das erschienene Publikum folgte ihnen von Anfang an mit großer Aufmerksamkeit. Der erste Titel des Abends war "Trauriges Lied vom sonst immer lachenden Flugzeug", vorgetragen mit männlicher und weiblicher Stimme im Duett. Und das sollte auch im weiteren Verlauf des Konzerts bei den folgenden Stücken so sein, dass beide Musiker dort ihre Gesangsbeiträge liefern und ihre Stimmen mischen. Genauso war es auch bei den Ansagen zwischendurch, die sich Patti und Karsten teilten. Zu jedem der Lieder hatten die beiden eine Geschichte parat und erklärten den Menschen im Saal, wie es entstanden ist, welche Geschichte dahinter steckt und was sich Gundermann bei so manch verarbeiteter Metapher gedacht hat. So wurde zum Stück "Kein Land in Sicht" erzählt, dass sich Gundermann im Führerhäuschen seines großen Abraumbaggers im Tagebau wie ein Seemann auf einem Schiff fühlte und dass deshalb so viele Lieder bei ihm auch von der Seefahrt handeln. Auch davon, dass seine Frau Conny ob des Textes zum Stück "Kann mich nicht erinnern" nicht gerade begeistert war. Sie erzählten ferner von Gundermanns Zeit als Ensemble-Mitglied des Lied-Theaters BRIGADE FEUERSTEIN, bei dem auch Lieder für kleine und große Kinder gemacht wurden. Dabei war interessant zu erfahren, dass die "Brigade" damals bekannte Melodien, die man im Radio hörte, hernahm und diese mit ihren eigenen Texten verband, um so auch die "Großen" für ihr Tun zu begeistern. Die STEINLANDPIRATEN spielten das Lied "Tränchen Traurig" aus dieser Zeit, das verdächtig nach "Knockin' On Heaven's Door" klang. Zum Stück "Niemandsland" erzählte Patti von ihrem "Pubertier" daheim, dem sie mal aus ihrer Zeit als Teenagerin erzählte und dabei von einem Fernseher in Schwarz-Weiß berichtete, bei dem man zum Wechseln des Kanals, von denen es damals nur zwei gab, erst von der Couch aufstehen musste, sowie vom Telefon, das kaum jemand hatte und das auch noch fest mit der Wand verbunden war. Mobile Geräte gab es nicht. Als sie ihrem Spross dann auch noch davon erzählte, dass es keine Handys und keine Computer gab, kam die erstaunte Frage zurück, wie man denn ohne diese Technik damals ins Internet gekommen sei. Neben solch heiteren Momenten gab es immer wieder auch Informatives gereicht. Stolz erzählte Patti nämlich davon, dass sich auf dem hier schon erwähnten Album auch eine Premiere befindet. Das Lied "Gerade geboren" war bis dahin auf keinem Tonträger zu finden. Sie hatten sich das Lied von einem Demo-Band Gundermanns geborgt und von den heutigen Rechteinhabern, zu denen Gundis Frau Conny und seine Tochter Linda gehören, die Erlaubnis eingeholt, dieses Lied spielen und veröffentlichen zu dürfen. Die bekamen sie natürlich und so kamen ihre Gäste beim Konzert auch in den Genuss, diese Nummer aus der Wendezeit, über die Gundermann einst selbst wohl mal sagte, es sei die "Beschimpfung seiner Generation", in einer Fassung der STEINLANDPIRATEN zu hören. Weitere Erklärungen gab es in den kurzen Pausen zwischen den Songs, u.a. auch zur "Schwarzen Galeere", zu dem die hier verwendete Metapher erklärt wurde ("Krieg und Frieden"), zum "Fliegenden Fisch Nr 2" und auch zu "Feuerwasser", einem Sauflied, obwohl Gundermann dem Alkohol gar nicht zugeneigt war und aus dem letztlich ein politisches Lied wurde. Besser hätte man durch ein Programm mit so inhaltsreichen und oft "codierten" Liedern nicht führen können.
So abwechslungsreich und spannend die gesprochenen Worte zwischen den Liedern waren, so abwechslungsreich und spannend war auch die Titel-Auswahl, die die beiden Musiker da in zwei Programmteilen untergebracht hatten. Die "großen Hits" des Gerhard Gundermann wie z.B. "Gras", "Einsame Spitze", "Grüne Armee", "Ich mache meinen Frieden" oder "Streunende Hunde" fehlten in ihrer Setlist, im Konzert selbst wurden sie aber nicht vermisst. Denn zum "Vermissen" kam man gar nicht. Vielmehr geht das Duo bei ihrer Auswahl in die Tiefe, was ja allein schon das erwähnte Kinderlied "Tränchen Traurig" oder Gundermanns Beitrag für die Gruppe SILLY, "Paradiesvögel", deutlich machten. Das Repertoire des Musikers ist groß, die Auswahl entsprechend schwer und für jemanden, der nicht jedes Jahr zur Seilschaft gehen kann, bieten die STEINLANDPIRATEN eben eine schöne Abwechslung und zeigen dabei, dass es noch viel mehr über Gundermann zu erzählen gibt als das, was man schon weiß, und verbinden dies mit Liedern, die man entweder nicht erwartet, oder in dieser Form noch nicht gehört hat.
Musikalisch wird hier nichts hinter einem großen Instrumentarium versteckt. Die Lieder kommen in ihrer ursprünglichsten und reinsten Form von der Bühne in den Publikumsraum. Außer der Gitarre greift Karsten im Verlauf der Mugge noch zur Mundharmonika, während Patti neben dem Schellenkranz noch diverse Rüttel- und Schüttel-Instrumente bedient, um damit akustisch z.B. einen "Wellengang" zu erzeugen. Es wird also nicht einfach nur nachgespielt, sondern auch der Phantasie freien Lauf gelassen, was man da auf kleiner Flamme noch so Schmackhaftes köcheln kann. Gegen Ende der Mugge unternahm Frau Heidrich dann auch einen Ausflug ins Publikum. Plötzlich saß sie neben einem Konzertbesucher am Tisch und sang das gerade vorgetragene Lied quasi "nur für ihn". Eine Strophe später kam ein weiterer Konzertgast in den Genuss eines solchen persönlichen Ständchens. Dieser saß zufällig auf meinem Stuhl und man sagt, er sah mir verdammt ähnlich. Danke Patti ;-)
Obwohl auf dem Schirm, der als Dekoration vor der Bühne aufgespannt stand, die Aufschrift "Wir bleiben hier" zu lesen war, kündigte das Duo irgendwann doch an, dass die Mugge langsam ein Ende finden und man sich auf den Heimweg machen würde. Um den Trennungsschmerz erträglicher zu machen, bekamen wir noch zwei Zugaben geschenkt, bei denen ein weiteres Mal die Tiefe und die Breite dieses besonderen STEINLANDPIRATEN-Programms deutlich wurde. Als Einstieg in die Zugaben-Runde gab es den ersten "Fremdtitel" des Tages, nämlich Rio Reisers "Junimond". Hat zwar nur über 72 Ecken was mit Gundi zu tun, passt aber hervorragend in diese Setlist. Die zweite und letzte Zugabe war "Marias Lied", ein Stück aus dem Musical "Linie 1", das 1986 im Berliner Grips-Theater uraufgeführt wurde. Nach dem letzten Ton hätte man sich wirklich gewünscht, dass die STEINLANDPIRATEN dem Motto auf ihrem Regenschirm gefolgt und gleich dageblieben wären, denn worauf man sich wochenlang gefreut hatte, war ruck zuck vorbei. Der Saal leerte sich, ein paar der CDs wechselten noch den Besitzer und Patti nahm sich Zeit für einen besonders weit angereisten Fan.
Die schlicht und doch so spannend arrangierte Gundermann-Reise der STEINLANDPIRATEN hat eine Menge Spaß gemacht. Patricia Heidrich verfügt über eine sehr angenehme Stimme, um die es wirklich schade gewesen wäre, hätte sie ihren Job als Anwältin vor ein paar Jahren nicht gegen ihre Berufung als Sängerin getauscht. Sie schafft es nicht nur, die Aufmerksamkeit der Leute einzufangen und an sich zu binden, sondern auch mühelos ihnen diverse Gänsehaut-Attacken über Rücken, Arme und Nacken zu jagen. Ich möchte fast behaupten, dass die ruhigeren Songs im Programm auch nur wegen ihrem Gesang so richtig tief unter die Haut gehen. Und in Verbindung mit der gesanglichen Unterstützung ihres Partners Karsten bildet sich eine echt attraktive Mischung heraus, der man gerne lauscht und von der man gern auch etwas länger was hätte. Es ist schön, dass so ein Duo mit dieser Idee und dem Verständnis für Musik die Lieder Gerhard Gundermanns weiter ins Land trägt. Den Menschen aus dem Ruhrgebiet, die am Sonntagabend im "Mythos" waren, muss man den Namen Gundermann jetzt nur nennen, schon können sie Dir Geschichten erzählen und Dir ihr Bild über den "singenden Baggerfahrer", das ihnen die STEINLANDPIRATEN so farbenfroh in die Köpfe gemalt haben, vermitteln. Wer sie noch nicht gesehen und gehört hat, sollte sich einen Ausflug zu einem ihrer Konzerte gönnen. Und wer einen geeigneten Laden hat, völlig egal wo auf dieser Welt, sollte sie unbedingt für einen Abend buchen. Die Kundschaft wird es Euch danken!
Die STEINLANDPIRATEN sind Patti Heidrich und Karsten Schützler, die sich für diese "Mission Gundermann" immer zeitweise von ihrer Hauptband UNBEKANNT VERZOGEN lösen, um mit Gitarre, Gesang und allerlei "Spezial Effekten" das Land zu bereisen, um diese besonderen Lieder live zu spielen. Inzwischen - genauer gesagt seit Februar dieses Jahres - gibt es mit "Lieder von Gerhard Gundermann" auch ein Album dieses Duos, auf dem eine Auswahl der in den Konzerten gespielten Liedern zu finden sind und das man sich nach Auftritten der beiden als Erinnerung mit nach Hause nehmen kann. Am Sonntagnachmittag reisten Patti und Karsten aus Berlin an und begannen, im "Mythos" ihre Arbeitsgeräte aufzubauen. Für ihren Auftritt hatte das Wirtspaar den "roten Salon" vorgesehen, ein kuscheliger und gemütlicher Raum mit Tischen, bequemen Stühlen, roten Polstersesseln und einer Nische, die als Bühne für eine kleine Besetzung dient. Hier spielte und las bereit Lutz LÜÜL Graf-Ulbrich im Rahmen unserer Konzertreihe. Nach und nach traf auch das Publikum ein, das teilweise aus Dortmund und Duisburg extra wegen den STEINLANDPIRATEN hergekommen war. Das Interesse der Menschen im Ruhrgebiet ist da, aber ich hätte den beiden Berlinern ein paar mehr Zuhörer gewünscht, zumal sie hier eben nicht so häufig unterwegs sind. Aber wie das eben hier so ist ... die Konkurrenz für ein solches Konzert an einem Sonntag mit Tatort, dem Sofa daheim inklusive Smartphone oder Tablet und der Aussicht auf den Start der neuen Arbeitswoche ein paar Stunden später sind scheinbar zu groß.
Patti und Karsten starteten pünktlich um 19:30 Uhr ihr Programm und das erschienene Publikum folgte ihnen von Anfang an mit großer Aufmerksamkeit. Der erste Titel des Abends war "Trauriges Lied vom sonst immer lachenden Flugzeug", vorgetragen mit männlicher und weiblicher Stimme im Duett. Und das sollte auch im weiteren Verlauf des Konzerts bei den folgenden Stücken so sein, dass beide Musiker dort ihre Gesangsbeiträge liefern und ihre Stimmen mischen. Genauso war es auch bei den Ansagen zwischendurch, die sich Patti und Karsten teilten. Zu jedem der Lieder hatten die beiden eine Geschichte parat und erklärten den Menschen im Saal, wie es entstanden ist, welche Geschichte dahinter steckt und was sich Gundermann bei so manch verarbeiteter Metapher gedacht hat. So wurde zum Stück "Kein Land in Sicht" erzählt, dass sich Gundermann im Führerhäuschen seines großen Abraumbaggers im Tagebau wie ein Seemann auf einem Schiff fühlte und dass deshalb so viele Lieder bei ihm auch von der Seefahrt handeln. Auch davon, dass seine Frau Conny ob des Textes zum Stück "Kann mich nicht erinnern" nicht gerade begeistert war. Sie erzählten ferner von Gundermanns Zeit als Ensemble-Mitglied des Lied-Theaters BRIGADE FEUERSTEIN, bei dem auch Lieder für kleine und große Kinder gemacht wurden. Dabei war interessant zu erfahren, dass die "Brigade" damals bekannte Melodien, die man im Radio hörte, hernahm und diese mit ihren eigenen Texten verband, um so auch die "Großen" für ihr Tun zu begeistern. Die STEINLANDPIRATEN spielten das Lied "Tränchen Traurig" aus dieser Zeit, das verdächtig nach "Knockin' On Heaven's Door" klang. Zum Stück "Niemandsland" erzählte Patti von ihrem "Pubertier" daheim, dem sie mal aus ihrer Zeit als Teenagerin erzählte und dabei von einem Fernseher in Schwarz-Weiß berichtete, bei dem man zum Wechseln des Kanals, von denen es damals nur zwei gab, erst von der Couch aufstehen musste, sowie vom Telefon, das kaum jemand hatte und das auch noch fest mit der Wand verbunden war. Mobile Geräte gab es nicht. Als sie ihrem Spross dann auch noch davon erzählte, dass es keine Handys und keine Computer gab, kam die erstaunte Frage zurück, wie man denn ohne diese Technik damals ins Internet gekommen sei. Neben solch heiteren Momenten gab es immer wieder auch Informatives gereicht. Stolz erzählte Patti nämlich davon, dass sich auf dem hier schon erwähnten Album auch eine Premiere befindet. Das Lied "Gerade geboren" war bis dahin auf keinem Tonträger zu finden. Sie hatten sich das Lied von einem Demo-Band Gundermanns geborgt und von den heutigen Rechteinhabern, zu denen Gundis Frau Conny und seine Tochter Linda gehören, die Erlaubnis eingeholt, dieses Lied spielen und veröffentlichen zu dürfen. Die bekamen sie natürlich und so kamen ihre Gäste beim Konzert auch in den Genuss, diese Nummer aus der Wendezeit, über die Gundermann einst selbst wohl mal sagte, es sei die "Beschimpfung seiner Generation", in einer Fassung der STEINLANDPIRATEN zu hören. Weitere Erklärungen gab es in den kurzen Pausen zwischen den Songs, u.a. auch zur "Schwarzen Galeere", zu dem die hier verwendete Metapher erklärt wurde ("Krieg und Frieden"), zum "Fliegenden Fisch Nr 2" und auch zu "Feuerwasser", einem Sauflied, obwohl Gundermann dem Alkohol gar nicht zugeneigt war und aus dem letztlich ein politisches Lied wurde. Besser hätte man durch ein Programm mit so inhaltsreichen und oft "codierten" Liedern nicht führen können.
So abwechslungsreich und spannend die gesprochenen Worte zwischen den Liedern waren, so abwechslungsreich und spannend war auch die Titel-Auswahl, die die beiden Musiker da in zwei Programmteilen untergebracht hatten. Die "großen Hits" des Gerhard Gundermann wie z.B. "Gras", "Einsame Spitze", "Grüne Armee", "Ich mache meinen Frieden" oder "Streunende Hunde" fehlten in ihrer Setlist, im Konzert selbst wurden sie aber nicht vermisst. Denn zum "Vermissen" kam man gar nicht. Vielmehr geht das Duo bei ihrer Auswahl in die Tiefe, was ja allein schon das erwähnte Kinderlied "Tränchen Traurig" oder Gundermanns Beitrag für die Gruppe SILLY, "Paradiesvögel", deutlich machten. Das Repertoire des Musikers ist groß, die Auswahl entsprechend schwer und für jemanden, der nicht jedes Jahr zur Seilschaft gehen kann, bieten die STEINLANDPIRATEN eben eine schöne Abwechslung und zeigen dabei, dass es noch viel mehr über Gundermann zu erzählen gibt als das, was man schon weiß, und verbinden dies mit Liedern, die man entweder nicht erwartet, oder in dieser Form noch nicht gehört hat.
Musikalisch wird hier nichts hinter einem großen Instrumentarium versteckt. Die Lieder kommen in ihrer ursprünglichsten und reinsten Form von der Bühne in den Publikumsraum. Außer der Gitarre greift Karsten im Verlauf der Mugge noch zur Mundharmonika, während Patti neben dem Schellenkranz noch diverse Rüttel- und Schüttel-Instrumente bedient, um damit akustisch z.B. einen "Wellengang" zu erzeugen. Es wird also nicht einfach nur nachgespielt, sondern auch der Phantasie freien Lauf gelassen, was man da auf kleiner Flamme noch so Schmackhaftes köcheln kann. Gegen Ende der Mugge unternahm Frau Heidrich dann auch einen Ausflug ins Publikum. Plötzlich saß sie neben einem Konzertbesucher am Tisch und sang das gerade vorgetragene Lied quasi "nur für ihn". Eine Strophe später kam ein weiterer Konzertgast in den Genuss eines solchen persönlichen Ständchens. Dieser saß zufällig auf meinem Stuhl und man sagt, er sah mir verdammt ähnlich. Danke Patti ;-)
Obwohl auf dem Schirm, der als Dekoration vor der Bühne aufgespannt stand, die Aufschrift "Wir bleiben hier" zu lesen war, kündigte das Duo irgendwann doch an, dass die Mugge langsam ein Ende finden und man sich auf den Heimweg machen würde. Um den Trennungsschmerz erträglicher zu machen, bekamen wir noch zwei Zugaben geschenkt, bei denen ein weiteres Mal die Tiefe und die Breite dieses besonderen STEINLANDPIRATEN-Programms deutlich wurde. Als Einstieg in die Zugaben-Runde gab es den ersten "Fremdtitel" des Tages, nämlich Rio Reisers "Junimond". Hat zwar nur über 72 Ecken was mit Gundi zu tun, passt aber hervorragend in diese Setlist. Die zweite und letzte Zugabe war "Marias Lied", ein Stück aus dem Musical "Linie 1", das 1986 im Berliner Grips-Theater uraufgeführt wurde. Nach dem letzten Ton hätte man sich wirklich gewünscht, dass die STEINLANDPIRATEN dem Motto auf ihrem Regenschirm gefolgt und gleich dageblieben wären, denn worauf man sich wochenlang gefreut hatte, war ruck zuck vorbei. Der Saal leerte sich, ein paar der CDs wechselten noch den Besitzer und Patti nahm sich Zeit für einen besonders weit angereisten Fan.
Die schlicht und doch so spannend arrangierte Gundermann-Reise der STEINLANDPIRATEN hat eine Menge Spaß gemacht. Patricia Heidrich verfügt über eine sehr angenehme Stimme, um die es wirklich schade gewesen wäre, hätte sie ihren Job als Anwältin vor ein paar Jahren nicht gegen ihre Berufung als Sängerin getauscht. Sie schafft es nicht nur, die Aufmerksamkeit der Leute einzufangen und an sich zu binden, sondern auch mühelos ihnen diverse Gänsehaut-Attacken über Rücken, Arme und Nacken zu jagen. Ich möchte fast behaupten, dass die ruhigeren Songs im Programm auch nur wegen ihrem Gesang so richtig tief unter die Haut gehen. Und in Verbindung mit der gesanglichen Unterstützung ihres Partners Karsten bildet sich eine echt attraktive Mischung heraus, der man gerne lauscht und von der man gern auch etwas länger was hätte. Es ist schön, dass so ein Duo mit dieser Idee und dem Verständnis für Musik die Lieder Gerhard Gundermanns weiter ins Land trägt. Den Menschen aus dem Ruhrgebiet, die am Sonntagabend im "Mythos" waren, muss man den Namen Gundermann jetzt nur nennen, schon können sie Dir Geschichten erzählen und Dir ihr Bild über den "singenden Baggerfahrer", das ihnen die STEINLANDPIRATEN so farbenfroh in die Köpfe gemalt haben, vermitteln. Wer sie noch nicht gesehen und gehört hat, sollte sich einen Ausflug zu einem ihrer Konzerte gönnen. Und wer einen geeigneten Laden hat, völlig egal wo auf dieser Welt, sollte sie unbedingt für einen Abend buchen. Die Kundschaft wird es Euch danken!
Setlist:
Zum Vergrößern bitte anklicken
Termine:
• 02.11.2019 - Berlin - Sepp Maiers 2raumwohnung
• 09.11.2019 - Feldberger Seenlandschaft - Tagungshaus Feldberg
• 16.11.2019 - Erfurt - DieVino Weinhandlung (mit Autorenlesung)
• 24.11.2019 - Berlin - Krematorium (Lesung aus "Drei Liter Tod")
• 29.12.2019 - Berlin - Katzenmusikcafé
Alle Angaben ohne Gewähr! Nähere Infos auf der bandeigenen Homepage
Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage der Steinlandpiraten: www.steinlandpiraten.de
• Homepage des Tanzpalast Mythos in Castrop: www.restaurant-mythos.de
Zum Vergrößern bitte anklicken
Termine:
• 02.11.2019 - Berlin - Sepp Maiers 2raumwohnung
• 09.11.2019 - Feldberger Seenlandschaft - Tagungshaus Feldberg
• 16.11.2019 - Erfurt - DieVino Weinhandlung (mit Autorenlesung)
• 24.11.2019 - Berlin - Krematorium (Lesung aus "Drei Liter Tod")
• 29.12.2019 - Berlin - Katzenmusikcafé
Alle Angaben ohne Gewähr! Nähere Infos auf der bandeigenen Homepage
Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage der Steinlandpiraten: www.steinlandpiraten.de
• Homepage des Tanzpalast Mythos in Castrop: www.restaurant-mythos.de