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Ein  Konzertbericht von  Christian Reder
mit Fotos von Adam Zegarmistrz Glagla



Wo und wann genau ich den Song "Blueprint" der Gruppe RAINBIRDS zum ersten Mal gehört habe, weiß ich nicht mehr. Es war auf jeden Fall im Radio und ich glaube, es war bereits 1987 im WDR-Rundfunk. Gleich beim ersten Hören erwischte mich die Nummer voll und die Single war kurze Zeit später Teil meiner Sammlung. Zum ersten Mal im TV sah ich die Gruppe mit exakt diesem Titel irgendwann im Jahre 1988 in der Sendung "Na siehste!" mit Günther Jauch.e 20180205 1708474794 Da bekam ich dann auch endlich ein Gesicht zur Stimme. Eine junge Frau mit kurzen roten Haaren spielte Gitarre und sang diesen unglaublich schönen Titel, der durch die markante Gitarrenmelodie und die Stimme der eben beschriebenen Sängerin erst so richtig wirkte. Die Frau, die da zu hören und sehen war, war Katharina Frank und ihre Stimme hat mich seit dieser Zeit begleitet. Dem wohl bekanntesten Hit der Band folgte mit "Boy on the beach" eine weitere geniale Single. Der Titel ist ebenso wie die erste Single auf dem Debüt-Album der Kapelle zu finden, und auf der Maxi Single gibt es zudem noch die wunderbare und über sechs Minuten dauernde "Rock-A-Way-Version" des Stücks. Bis 1997 machten die RAINBIRDS Musik, wobei nach vorherigen Wechseln beim Personal zum Schluss nur noch Katharina als letztes verbliebenes Mitglied der Gründungsbesetzung dabei war. Es dürfte auch keineswegs zu dick aufgetragen sein, wenn man sagt, dass es die RAINBIRDS ohne Katharina gar nicht gegeben hätte. Sie WAR diese Band, deren Seele und Herz, Stimme und Kopf. Den 10 Jahren mit Band folgte eine Zeit der solistischen Arbeit. Kurz vor der Auflösung der "Regenvögel" kam das Album "Hunger" in den Handel. Mit "Zeitlupenkino" (2002), "First Take Second Skin" (2006) und "On The Verge Of An Autobiography" (2008) folgten drei weitere Soloalben. Auch in diversen Projekten war die Sängerin eingebunden, u.a. beim von Deutsche Mugge auch stets begleiteten CLUB DER TOTEN DICHTER, bei dem sie zwischen 2010 und 2011 die vertonten Texte Rainer Maria Rilkes gesanglich umsetzte. Will man jemandem, der Katharina nicht kennt, ihre Stimme beschreiben, so hat man ein Problem. Gern wird ja ein "Klingt wie ..." oder "Hört sich an wie ..." hergenommen, um eine solche Aufgabe zu erfüllen, doch das klappt bei ihr nicht. Mehr noch: Es verbietet sich schlicht und ergreifend! Katharina Franck klingt wie Katharina Franck, und die klingt großartig ... einzigartig. Davon durfte sich am vergangenen Samstag auch das Castrop-Rauxeler Publikum im Rahmen unserer Konzertreihe "Deutsche Mugge live ..." überzeugen.

Um 20:30 Uhr war es mir eine große Freude, die Künstlerin ansagen zu dürfen. Immerhin erfüllte sich für mich persönlich auch ein Traum, denn sie war eine meiner absoluten Wunschkandidaten für ein Konzert in meiner Heimatstadt. Meine Begeisterung für ihre Kunst wollte ich mit den Leuten in meiner Stadt teilen und nun war es endlich soweit: Katharina Franck kam nach meinen einleitenden Worten auf die Bühne des kleinen Saals im "Mythos" und legte los. Ein Mikro, eine Gitarre ... mehr braucht die Frau nicht, um ihre Lieder ansprechend in Szene zu setzen. Eigentlich wollte sie ganz ohne Verstärkung singen, doch aus Gründen, auf die ich später noch zu sprechen komme, hat sie darauf letztlich doch verzichtet.b 20180205 1329395441 Mit dem Stück "Backwards Or Forwards", das sie bereits beim Soundcheck zum Besten gab, begann die Franck'sche Rundreise durch 30 Jahre Karriere. Die Musikerin hatte für diesen Abend in Castrop-Rauxel eine Auswahl von Liedern aus allen Phasen ihrer Laufbahn zusammengestellt. Mit dabei zahlreiche Klassiker der RAINBIRDS, Lieder aus ihrer Solozeit, einen Titel aus dem Rilke-Programm vom CLUB DER TOTEN DICHTER und eine ganze Menge Lieder eines Albums, das demnächst erst erscheinen wird. Nach dem eben erwähnten Opener und der Begrüßung ihres Publikums erzählte sie dann auch von diesem Album, an dem sie gerade fleißig arbeite und das ihr erstes Solo-Album nach 10 Jahren werde. Aber ebenso lange sei sie damit schon schwanger, denn noch vor dem CLUB DER TOTEN DICHTER-Programm im Jahre 2010 habe ihr der Filmwissenschaftler Roman Lauer ein paar deutsche Texte gegeben von denen er glaubte, sie könne sie in Musik kleiden. Bis heute sei da immer etwas zwischen gekommen, nun sei sie aber daran, die Arbeiten abzuschließen. Nach dem das Konzert eröffnenden "Backwards Or Forwards" ging es musikalisch aber erstmal mit dem Titel "One Piece Of The Puzzle" vom 2008er Soloalbum "On The Verge Of An Autobiography" weiter, ehe mit "Please Don't Make Me Happy" ein erster Song der Gruppe RAINBIRDS folgte. Sie habe dieses 1997 veröffentlichte Stück schon länger nicht live gespielt, sagte sie, es fühle sich aber immer noch so an wie damals. Sehr gut fühlte sich das "Wiederhören" aus Sicht des Publikums an ...

Wie es zu ihrem Beitrag beim CLUB DER TOTEN DICHTER kam, erzählte die Künstlerin ebenfalls. Sie erinnerte sich an den Moment, als Bandchef Max Repke sie in Portugal anrief und sie fragte, "Willst Du mein Rilke sein?" Mit "Ich lese es heraus" präsentierte sie uns dann auch einen Song aus dem Programm, das man auch auf dem damals erschienenen Album finden kann. Zum folgenden Stück "Hudson Bay" aus dem Album "Zeitlupenkino" berichtete Katharina von Aufruhr im Backstage-Bereich bei einem Konzert in München im Jahre 2002. Darum sage sie seitdem immer vorher, dass beim Schreiben dieses Stücks keine Kinder und Katzen zu Schaden gekommen sind. Wer das Lied und den Text kennt weiß, wovon hier die Rede ist. Wer es nicht kennt, sollte dies schleunigst nachholen! Kurz darauf packte die Musikerin die ersten brandneuen und bis jetzt noch auf keinem Album zu findenden Titel aus. "Der Meilenstein" machte den Anfang. Eine sehr ruhig arrangierte Nummer mit einem gehörigen melancholischen Einschlag. Mit "Weltenende" folgte gleich ein weiteres Stück dieser Art und mit "Tiefenschärfe", "Die Unsichtbare", "Die Masse tobt!" und "Wohin gehst Du wenn Du schläfst" im zweiten Teil des Konzerts noch weitere Neulinge, die uns allen richtig Appetit auf das hoffentlich bald erscheinende Album machten. Kurz vor der Pause holte Katharina Franck aber noch einen Titel aus dem Jahre 1989 heraus, nämlich "Responsible", der B-Seite der RAINBIRDS-Single "Sea Of Time".

Die Pause wurde vom Publikum genutzt, um den Nikotin- und Flüssigkeitshaushalt wieder auszugleichen. Die Künstlerin selbst mischte sich unter die Leute, unterhielt sich und bekam erste Reaktionen ihrer Fans. Den zweiten Teil ihres Konzerts begann sie mit einem Lied, das von ihr bereits geschrieben wurde, als die RAINBIRDS noch gar nicht existierten. Es handelt sich dabei um das Stück "Love Is A Better Word", und es geht darin um ihre eigene Kindheit, die sie in Portugal verbracht hat. Bei "White City Of Lights", die darin besungen wird, handelt es sich um Lissabon. Während Katharina schon seit Jahren in Deutschland lebt, sind ihre Eltern in Portugal geblieben. Ihre Mutter lebe noch heute dort und sie hatte als erste das Vergnügen, die neuen Lieder ihrer Tochter vor knapp einem halben Jahr hören zu dürfen. Eins davon war das schon erwähnte "Tiefenschärfe", in dem es um die Fotografin Vivian Maier und die unglaubliche Geschichte ihrer Bilder geht. Die Mutter hätte auch selbst gern fotografiert und ihre erste Reaktion war, "Oh, ein Song über mich". War Katharinas Konzert bis dahin schon etwas ganz Besonderes, so wurde es das für drei Konzertgäste dann noch viel "besonderer". Aus dem Rheinland waren ein Herr und zwei Damen angereist, die die Künstlerin seit 30 Jahren ununterbrochen und bei jedem (!) Bühnenprogramm begleitet haben. Und weil Katharina von deren Erscheinen im Castrop-Rauxeler "Mythos" wusste, hatte sie einen neuen Titel als Premiere vorbereitet. "Puls der Zeit" heißt er und ist noch so frisch, dass sie den Text teilweise noch vom Blatt ablesen musste. Auch wenn sie diese Premiere den drei Fans widmete, so kamen wir doch alle in den Genuss. Die drei angesprochenen "Stammgäste" aber hautnah, denn er wurde ihnen von ihrer Lieblingsmusikerin direkt am Tisch "serviert". Eine tolle Geste, die die ohnehin schon sehr sympathisch wirkende Musikern noch tiefer in die Herzen der Leute vordringen ließ. Das folgende "Wind Was Playing With My Hair" beschrieb sie in ihrer Anmoderation dann als ein Stück über eine Situation, mit der man nicht gerechnet hat, und die einen anschließend ein Leben lang beschäftigt. Es sei ihr Beitrag zur aktuellen "me too"-Debatte.

Wir hatten am Samstag großes Glück, dass wir diesen Konzertabend erleben konnten. Was ich bereits wusste, weil es mir Katharina im Vorfeld schon schrieb, verriet sie kurz vor Schluss auch dem Publikum. Sie war die letzten zwei Wochen ziemlich krank, denn ein übler Infekt hatte ihre Gesundheit aus den Angeln gehoben. Ende der vergangenen Woche sagte sie aber definitiv zu, das Konzert trotz der anhaltenden Probleme zu spielen.d 20180205 1727268629 "Als ich den folgenden Song geprobt habe war für mich klar, dass ich Euch nicht im Stich lassen würde", erzählte sie in der Anmoderation zum Stück "Die Masse tobt!" weiter. Jetzt gegen Ende des Abends könne sie dies ja ruhig sagen und sie sei froh, dass sie bis dahin doch fast alle Töne getroffen habe, fügte sie augenzwinkernd hinzu. Dabei ist es niemandem im Saal aufgefallen, dass sie noch mit den Folgen einer Grippe zu kämpfen hatte. Dies war der Grund - ich sprach es eingangs ja schon an - warum sie sichergehen wollte und einen kleinen Verstärker nutzte, statt ohne Anlage zu singen. Sie ließ nun das angekündigte Stück folgen und wollte damit ihren Auftritt im Ruhrgebiet beenden. Der aufmerksame Gast wusste aber, dass das unmöglich das Ende sein konnte. Es fehlte noch etwas ganz Wichtiges, nämlich der eingangs schon genannte Überhit ihrer Band RAINBIRDS: "Blueprint". Nach verdientem Applaus und anhaltendem rhythmischen Klatschen kam Katharina dann auch tatsächlich wieder nach vorn auf die Bühne und kündigte dann auch dieses Lied an. Sie übe es schon seit Jahren nicht mehr, weil es einfach schon so oft und in so vielen Versionen vorgetragen wurde, ließ sie uns wissen. Und das hatte sie offenbar zu laut gesagt, denn prompt musste der Song nochmal neu gestartet werden, weil es einen Texthänger gab. Aber hier zeigte sich wieder die enge Verbundenheit der Künstlerin mit ihren Fans, die kurzerhand einsprangen und selbst sangen. Wunderbar! Anschließend erzählte sie von einem weiteren Fan. Einer inzwischen zur Freundin gewordenen Frau, die sie vor einigen Jahren erst kennengelernt hatte und die Musik von Herzen liebt. Sie flippe immer aus, wenn sie Musik berühre. Vor einem Jahr sei sie 50 geworden und Katharina war Gast auf ihrer Party. Einen Monat später bekam sie die Diagnose Lungenkrebs und heute gehe es ihr "den Umständen entsprechend gut". Sie konnte am Samstag selbst nicht vor Ort sein, denn das Reisen fiele ihr inzwischen schwer. Trotzdem ließ Katharina ihre Freundin dabei sein, indem sie das Stück "Wohin gehst Du wenn Du schläfst" sang. Ein sehr intensiver und intimer Gänsehautmoment, in dem man gern nach vorn gegangen wäre, um die kleine "große" Frau einfach nur in den Arm zu nehmen. Den definitiven Schlusspunkt setzte der Song "Conto des Fadas", ein in portugiesischer Sprache betextetes Lied darüber, dass es ein Irrglaube ist, ohne andere Menschen leben zu können.

Katharina Franck musste ihr Konzert in Castrop-Rauxel jedenfalls nicht ohne andere Menschen geben. Allein war sie nicht - und wir auch nicht. Die Musikerin hinterließ ein begeistertes Publikum, das noch vor Ort eine Menge positiver Kritik über den gerade erlebten Abend daließ. Das war völlig gerechtfertigt, denn in den knapp zwei Stunden wurden wir Zeuge eines Konzerts, das man so nicht mehr alle Tage erleben kann. Die Hauptperson des Tages präsentierte Lieder in vier Sprachen: Deutsch, englisch, portugiesisch und in Liebe! Liebe zu ihrer Musik und auch zu ihrem Publikum. Und diese Sprache versteht jeder! Im Vorbericht schrieb ich von "ungezwungener Hausmusik unter Freunden", und exakt dies wurde uns auch bei ihrem Auftritt in CAS geboten. Die Sängerin war in jeder Hinsicht stets dicht an ihrem Publikum und das Konzert wirkte wie ein familiäres Zusammentreffen, bei dem eins der Mitglieder für die Unterhaltung sorgte. Mit sehr viel Tiefe und Wärme und bei ihren Zuhörern den Wunsch hinterlassend, das baldmöglichst wieder erleben zu dürfen. Man darf auf das neue Album gespannt sein, das - wie sie uns allen noch verriet - wohl zusammen mit einem Buch erscheinen soll. Die Wartezeit darf man sich mit den Erinnerungen an Samstag und dem Hören der sich bisher schon im Umlauf befindlichen Platten verkürzen.




Setlist:
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Termine:
• 22.03.2018 - Wermelskirchen - Kattwinkel'sche Fabrik (solo)
• 23.03.2018 - Frankfurt/M. - Habelelf (solo)
• 24.03.2018 - Erfurt - Museumskeller
• 06.04.2018 - Fürstenwalde - Kulturfabrik (Viva la Poesia)
• 28.04.2018 - Bernau - Audimax (Club der toten Dichter)

Alle Angaben ohne Gewähr! Nähere Infos und weitere Termine auf Katharinas Homepage



Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von Katharina Franck: www.katharinafranck.de
• Homepage des "Mythos" in Castrop-Rauxel: www.restaurant-tanzpalast-mythos.de




Fotostrecke: