000 20171013 1449635940

 

uesc1017 20171013 1913192057
Ein Bericht von Franzi Münch mit Fotos von Dajana Gehn und Reinhard Baer

 

Es ist Wahnsinn, was binnen weniger Wochen auf die Beine gestellt wurde, um der Betreiberin des Hotelrestaurants "Neu-Helgoland", Dagmar Tabbert, die durch eine Feuerkatastrophe im Juli erneut vor dem Nichts stand, helfen zu können. Das "Neu-Helgoland" schätzte man nicht nur als Szene-Treff für Musiker, sondern auch als Erholungsort und kleines Paradies. In der Nacht zum Mittwoch (18.07.2017) ist es abgebrannt. Zum zweiten Mal. Bereits Neujahr 2002 stand das "Neu-Helgoland" in Flammen. Damals brannte die Gaststätte bis auf die Grundmauern ab. Die Polizei ging von Brandstiftung aus. Jemand hatte an drei Stellen im Inneren brennbare Flüssigkeit verteilt, der oder die Täter wurden nie ermittelt. Dieses Mal ging um 22:50 Uhr der Alarm bei der Feuerwehr ein. Als die ersten Einsatzkräfte in Müggelheim ankamen, stand ein etwa 100 Quadratmeter großes Nebengebäude bereits im Vollbrand und die Flammen griffen auf das Nachbarhaus über. Verletzt wurde niemand. Alle Gäste konnten die Gaststätte und das Hotel früh genug verlassen. Erst um 03:07 Uhr war der Brand unter Kontrolle. Bis zum Vormittag dauerten die Nachlöscharbeiten.

Doch die starke Frau wollte nicht aufgeben. Viel zu sehr hängt ihr Herz an dem Lokal, das seit 120 Jahren besteht. Und da zeigt sich Freundschaft, Mitgefühl und Menschlichkeit! Freunde und Weggefährten mobilisierten alle Kräfte und organisierten nebenher, sprich nach Feierabend, mehrere Events. Und die Resonanz - gerade unter den beteiligten Künstlern - war überwältigend. Sie verzichteten allesamt auf Gage & Co und sie rührten bereits im Vorfeld kräftig die Werbetrommel. Eigentlich verschlägt es mich nicht so oft nach Berlin. Dennoch wollte ich es mir selbstverständlich am Donnerstag, den 5. Oktober 2017 nicht nehmen lassen, diesem "Benefiz-Konzert für das Neu-Helgoland" beizuwohnen.

Nun war es so weit: Das große Benefizkonzert. Hierzu verwandelte sich die "Freiheit Fünfzehn" in Berlin in einen Konzertsaal mit großer Bühne und wirklich toller Musik. Zahlreiche Künstler hatten sich angekündigt, um für das "Neu-Helgoland" und Inhaberin Dagmar Tabbert zu singen. So etwa die MODERN SOUL BAND, STERN-COMBO MEISSEN, JONATHAN BLUES BAND, FOUR ROSES, JULE WERNER & BAND, REGINE DOBBERSCHÜTZ, WERTHER LOHSE, DIRK ZÖLLNER und QUASTER. Bereits am Nachmittag versammelten sich fast alle Bands an diesem stürmischen Ort, um mit dem Aufbau und dem Soundcheck zu beginnen. Schließlich sollte alles perfekt sein, wenn die Gäste um 19:00 Uhr hereingelassen werden. Was das Wetter noch mit Berlin vorhatte, war da noch nicht absehbar. Bereits ein paar Stunden später herrschte in Berlin wegen Sturm "Xavier", der mit bis zu 120 Kilometern pro Stunde über die Stadt fegte, der absolute Ausnahmezustand. Der Flug- und Bahnverkehr wurde komplett eingestellt, es gab Tote und eine Vielzahl an Schäden. Innerhalb weniger Stunden gingen hunderte von Notrufen ein, die nur kategorisiert bearbeitet werden konnten. Es war wirklich ein sehr makabres Spiel, welches das Wetter trieb, denn an dem Tag des verheerenden Unglücks in "Neu-Helgoland" hätte man genau dieses Wetter benötigt.b 20171013 1668831168 Vielleicht wäre der Schaden dann geringer gewesen. Trotz aller wetterbedingter Schwierigkeiten musste das Konzert starten. Und wir ließen uns dadurch nicht die Laune verderben. Besonders bemerkenswert: Der Sturm hatte auch bei Regine Dobberschütz gewütet und einen Baum auf ihr Auto abknicken lassen. Trotz Schreck in allen Gliedern, einem kaputten Auto und einem wütenden "Xavier" vor der Haustür fand sie trotzdem den Weg in die "Freiheit Fünfzehn" um ihren Beitrag für's "Neu-Helgoland" zu leisten. Chapeau!

Bereits im Vorverkauf konnten sämtliche Eintrittskarten vermittelt werden. Nur noch 60 Karten wurden für die Abendkasse in der Hinterhand behalten. Punkt 18:00 Uhr öffneten sich die Pforten. Der Saal füllte sich recht schnell. Um 19:00 Uhr kam dann der Moment und das Benefizkonzert in der ausverkauften "Freiheit Fünfzehn" in Köpenick wurde von den Moderatoren Christian Arbeit (Stadionsprecher des 1. FC Union Berlin) und Oliver Igel eröffnet. Die im Jahre 1980 gegründete JONATHAN BLUES BAND, auch kurz JBB genannt, übernahm sodann als erste Band des Abends den Staffelstab und legte mit einer Auswahl ihrer Klassiker los. Diese Combo ist fester Bestandteil der Köpenicker Szene und eine der führenden Blues-Truppen der Hauptstadt-Szene. Harte Riffs und Boogie-Feeling sind das Markenzeichen der Band. Natürlich war es klar, dass auch bei diesem Benefiz nicht auf Hilfe durch die Band verzichtet werden musste. Mit Titeln wie "Daddys Boogie", "Blues & Trouble" und "Katzenfreund" wurde die JBB bekannt. Das erste Set spielte die Combo in Dreierbesetzung. Mit dabei PETER PABST, der Mann, der JBB 1980 gründete. Er ist Ur-Köpenicker-Vollblutmusiker und im Bezirk für Veranstaltungen verantwortlich. In den 70er und 80er Jahren war er stetige Besetzung im bekannten "Frannz-Club" und spielte regelmäßig auf legendären Blues-Messen. In Musikerkreisen auch "Blues-Pabst" genannt, hat er schon vor Bluesgrößen wie JOHNNY WINTER, JOHN MAYALL, WALTER TROUT u. v. a. gespielt. Bassist HAGEN DYBALLA, hauptberuflich Therapeut, ist ebenfalls ein bekannter führender Musiker in der Berliner Bluesszene und gilt als einer der ersten Vertreter der Heavy-Rhythm-Variante im Blues. Der Schlagzeuger MATHIAS FUHRMANN, der gelernter Gastronom ist und in diversen Bands an den Drums sitzt, unterstützte die Truppe ebenfalls. So richtig ging es auf der Bühne aber erst ab, als die unglaubliche BEATA KOSSOWSKA aus Polen zum zweiten Set der Band erschien, kurz vor Ende des Benefizkonzerts. Sie ist eine der besten Mundharmonika-Spielerinnen auf diesem Planeten. Nicht umsonst wird sie überall "First Lady Of Blues Harp" genannt, die mit expressivem Spiel einen unglaublichen Sound in jede Gruppe bringt. Auf der Bühne zeigt sie immer zu 100 Prozent vollen Körpereinsatz und ist dort auch nicht nur fürs Ohr ein Leckerbissen. Mit langer, fliegender Mähne und stets sexy gekleidet ist sie auch fürs Auge eine Wahnsinns-Erscheinung. Aber auch als großartige Sängerin mit einer tollen Jazz-Blues-Stimme ist die Künstlerin sehr bekannt geworden.

Die Gruppe FOUR ROSES folgte sodann. Nun sollte es rockig werden. Und es hat gerockt! Die Leipziger Cover-Rockband FOUR ROSES besteht aus Sänger THOMAS ROSANSKI, Gitarrist HEIKO "Flecke" FLECHSIG, Bassist INGO PAUL und Schlagzeuger HENRI DASSLER. Zu Ehren des erst zwei Tage vorher verstorbenen Musikers TOM PETTY begannen sie mit dem Song "Running Down A Dream". Die Band steht für handgemachte Rockklassiker, Spaß und Party vor und auf der Bühne. Weiter ging es mit einer eigenen Version vom DEPECHE MODE-Song "Personal Jesus" und man sah, mit wieviel Leidenschaft und unbändiger Spielfreude sie Musik machen. Die Band besticht mit einer gelungenen Auswahl an knackigen Coversongs und ist mit hervorragenden Musikern besetzt sowie einem Sänger, der das Flirten erfunden hat und mit einer Rockstimme ausgestattet ist, die speziell bei den weiblichen Konzertbesuchern den Herzschlag steigerte. Danach folgte ein Mix mit dem RENFT-Song "Liebeslied" und CITYs "Am Fenster". Der smarte Sänger kann sich stimmlich auf die unterschiedlichsten Vorbilder einlassen und interpretiert die Stücke authentisch. Dank ihres riesigen Repertoires mit Klassikern verstehen sie es, auf die Leute einzugehen. Nach fast 35 Minuten verabschiedeten sich die Musiker unter tosendem Applaus von der Bühne.

Nun ging es zügig weiter mit JULE WERNER & BAND. Dass es zwischen dem Können von Bands große Unterschiede gibt, ist klar. Es gibt aber auch Bands, die so gut sind, dass sie schnell zum Hauptact des Abends werden können. Wie die Musiker der JULE WERNER BAND, bestehend aus KEVIN RÖDIGER am Bass, SVEN FRANZISKO an den Drums, WOLFGANG MAIWALD an der Gitarre und JULE WERNER am Gesang. Die Künstler schaffen es auf groovige Art und Weise, die gemeinsamen Elemente der verschiedensten Musikrichtungen aufzuzeigen und Stimmung ins Publikum zu zaubern. Sie begannen mit dem Lied "Fliegen", ein musikalisch einwandfreies, kraftvolles, energiegeladenes Stück aus der Feder von Jule Werner selbst. Gerade so, als hätten die vier Musiker nur darauf gewartet, endlich von der Leine gelassen zu werden, spielten sie als nächsten Song "Traumland", geschrieben von dem uns allen sehr gut bekannten ANDREAS HÄHLE. Und wieder hört man, dass diese markante und unverwechselbare Stimme JULE WERNERs keine austauschbare oder gar langweilige Einheitsstimme ist. Was die Künstlerin aus ihrem Stimmapparat rauspresst, ist einfach bemerkenswert. Als letzten Song gab es "Duft" auf die Ohren, wieder ein HÄHLE-Song, und man kann abschließend nur sagen, dass unverkennbar ist, dass diese Band sich gefunden hat. Sie harmonieren, haben ein optimales Zusammenspiel, gleiches Sound-Verständnis und teilen die gleiche große Leidenschaft für handgemachte Musik.

Auch DIRK ZÖLLNER, der Paradiesvogel unter den deutschen Künstlern, fehlte an diesem Abend nicht. Entweder man mag ihn oder nicht! Markante Stimme, etwas Verrücktheit und jede Menge musikalisches Talent. DIRK ZÖLLNER ist längst eine deutsche Soul-Legende. Kaum ein anderer Künstler dieses Genres kann da mithalten. Doch er ist mehr, als nur ein begnadeter Sänger, Songtexter, Komponist und Musical-Darsteller. Er hat eine soziale Ader, ist ein Menschenfreund und hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Wie eine Löwenmutter, würde er sich zum Schutze immer vor seine Familie oder seine Freunde stellen. Durch seine Adern fließt Rock'n'Roll. "Scholle", wie DIRK ZÖLLNER auch genannt wird, hat die deutschsprachige Soul-Musik maßgeblich und nachhaltig geprägt. Er verzaubert das Publikum stets vom ersten Ton an mit dieser charismatischen Stimme, die man nur einmal zu hören braucht und nie wieder vergisst. ANDRÉ DRECHSLER unterstützte seinen Freund an der Gitarre. Dieser Mann ist ein begnadeter Gitarrist und genauso talentierter Bassist, der bereits gemeinsam mit TINO EISBRENNER bei der Band JESSICA musizierte und nun Bassist bei PANKOW ist. Mit DIRK ZÖLLNER und seinem Ensemble ist er sehr häufig unterwegs. Sehr bekannt ist er ebenfalls durch das PROJEKT MONDLICHT mit der Lyrikerin HEIKE GAIDA. ANDRÉ DRECHSLER - Komponist und Produzent - ein absolutes Allroundtalent! Und man merkte und sah, dass die beiden Männer sich sehr mögen, was sie durch einen kurzen Kuss auch noch mal der Öffentlichkeit demonstrierten. Eben eine echte, innige und tiefe Männerfreundschaft. Ebenfalls zur Unterstützung kam ANDRÉ GENSICKE mit auf die Bühne. ANDRÉ und DIRK kennen sich bereits seit 1987 und sind bis heute, mit lediglich einer "kurzen" Pause, ein "umwerfendes Paar" und genauso innig, liebevoll und vertraut miteinander wie am ersten Tag. Ähnlich wie MODERN TALKING, HANNI und NANNI, Asterix und Obelix, Pinky and the Brain, Siegfried und Roy oder auch Lolek & Bolek. Fremd geht ANDRÉ GENSICKE gelegentlich mit der Sängerin KATRIN LINDNER. TOBIAS UNTERBERG alias B. DEUTUNG kam mit dem Cello, um DIRK den Rücken zu stärken. Wenn er anfängt zu spielen, steht die Welt ein wenig still. Er war als Live-Musiker unter anderen für DEINE LAKEIEN und SUBWAY TO SALLY tätig und produzierte zahlreiche Alben unterschiedlichster Musikrichtungen sowie Hörspiele. Seit 2006 ist er Cellist der Band CHAMBER. An der Cajon unterstützte TINA POWILEIT. Sie ist eine absolute Powerfrau und die erste weibliche Schlagzeugerin in der DDR-Profimusikszene. Ihr Markenzeichen ist diese unglaubliche blonde Löwenmähne und die Power, die sie ausstrahlt. Sie trommelte viele Jahre bei MONA LISE und auch bei GUNDERMANN, war Schauspielerin und musste sich durchbeißen, um dahin zu kommen, wo sie jetzt ist. Sie trommelt so manchen Mann an die Wand und ist für mich eine der besten Schlagzeugerinnen. Als Opener wurde der Song "Du mästest mich" gespielt, ein witziger Text über's Fettwerden. Danach wurde mit dem Lied "Benzin" weitergemacht. Ein Lied zum Nachdenken mit sehr tiefem Text, dessen Inhalt eine Anklage an die ständige Beschleunigung in unserer Wachstumsgesellschaft darstellt. Nun folgte das sehr funkig-soulige Lied "Lieb sein" und bei ihm konnte man DIRKs markante Stimme so richtig hören. Mit "Wo ist der Hund" hat DIRK einen wirklich tiefen Song geschaffen. Ein Lied zum Nachdenken und eigentlich schon fast ein sehr trauriger Song. Dann war es soweit, zum Abschluss wurde ein Titel vom neuen ZÖLLNER-Album gespielt: "Zwei Sonnen". Ein zauberhaftes Liebeslied an die Liebe, welches er normalerweise mit der Thüringerin STEFFI BREITING im Duett singt, mit Textzeilen wie: "Weil wir Gott und Göttin sind" und "In der Liebe sind wir sanft, wir vertrauen einander blind, in der Liebe sind wir sicher, weil wir nicht alleine sind ..." und den gelben Luftballons als Symbol für die Leichtigkeit der Liebe. Man muss über die Künstler schlussendlich sagen, dass sie bereits ab dem ersten Song ihr Publikum mit einer sympathischen Leichtigkeit um den Finger gewickelt haben. Ihre Leidenschaft für die Musik ist so spürbar, dass man automatisch ein Lächeln auf den Lippen hat, wenn man die Künstler sieht.

Dann ging es weiter mit der Artrock-Legende STERN-COMBO MEISSEN. Sie gelten als "Pink Floyd des Ostens" und es ist fast nicht zu glauben, dass es diese von MARTIN SCHREIER gegründete Band bereits seit dem Jahre 1964 geben soll, wenn man sich anschaut, mit welcher Spielfreude und Kreativität die Band die Songs präsentiert. Kreativer Kopf, Sänger sowie Keyboarder der Band ist der 33 Jahre alte Altenburger MANUEL SCHMID. Neben ihm sind außerdem Teil der Band AXEL SCHÄFER, für meinen Geschmack einer der besten Bassisten im deutschen Raum, FRANK SCHIRMER, ein Gott am Schlagzeug, SEBASTIAN DÜWELT an den Keyboards und ebenfalls eine absolute Koryphäe am Moog und an der Orgel, sowie der Bandleader und Gründer MARTIN SCHREIER als Co-Sänger und an diversen Percussion-Instrumenten. Die ersten Klänge vom "Stundenschlag" ertönten. Ein Titel, der dem Ausnahmetalent MANUEL wie auf den Leib geschrieben ist. Die Musik durchströmte den Saal, flotte Klänge mit pumpendem Bass aus AXEL SCHÄFERs brummendem Fender. Nun folgte "Schnee und Erde", eine Komposition des bekannten Musikers ANDREAS BICKING, und danach wurde die Masse mit "Der Eine und der Andere" richtig angeheizt. "Hallo du, süße kleine Maus ..." - 1982 landete dieser Song auf Platz 1 der gängigen Hitparaden. Und wie immer kamen auch diesmal die typischen, schwarzen Sonnenbrillen zum Einsatz, um anschließend ein Synthi-Soli von MANUEL und SEBASTIAN zu erleben, welches die Moogs förmlich glühen ließ und bei dem die Zuhörer komplett ausflippten. Nun folgte "Also was soll aus mir werden", eine Hommage an einen großen Sänger (REINHARD FISSLER). Eben ein Song, dessen Inhalt die Frage stellt, was wohl nach meinem Tod von mir bleibt, muss ich etwas Großes leisten, damit man mich in Erinnerung behält? Der Song ist sehr basslastig und AXEL SCHÄFER, auch "Lexa" genannt, kann bei diesem Stück so richtig abgehen und seinen Bass gekonnt zupfen und "slappen". Als krönender Abschluss wurde "Wir sind die Sonne" gespielt und es war ein Vergnügen, mit anzusehen, wie die Band miteinander auf der Bühne agiert. Drei Generationen, die trotzdem zusammenhalten und unglaublich gut zusammenpassen.

Dann kam eine Legende auf die Bühne: REGINE DOBBERSCHÜTZ ist eine der erfolgreichsten Sängerinnen der DDR-Musikszene im Bereich Jazz, Rock, Soul und Blues. Mit dem Film "SOLO SUNNY", der unter anderem im Prenzlauer Berg Ende der 70er Jahre spielt, wurden der Komponist GÜNTHER FISCHER als auch die Sängerin REGINE, die der Sunny im Film ihre Stimme lieh, bekannt. Weiterhin große Erfolge feierte sie mit HUGO LAARTZ, KLAUS NOWODWORSKI, WOLFGANG FIEDLER, STEFAN DIESTELMANN usw. Bis vor Kurzem leitete sie gemeinsam mit Eugen Hahn den Jazzkeller in Frankfurt. Inzwischen hat sie ihre Zelte wieder in Berlin aufgeschlagen. Die Künstlerin war am Abend des tragischen Brands im "Neu-Helgoland" selbst Gast bei Dagmar und bestätigte damals auf Facebook die lange Wartezeit auf die Feuerwehr. Keine Frage für sie, an diesem Abend für den Wiederaufbau des Ausflugslokals und Unterstützung seiner Betreiberin auf der Bühne zu stehen. Musikalisch begleitet wurde sie dabei von ANDRÉ GENSICKE am Piano und CASPAR HANSMANN am Saxophon, mit dem sie bereits vor 40 Jahren bei der MODERN SOUL BAND auf der Bühne stand. Es war ein bewegender emotionaler Moment, als die Künstlerin zu singen begann. Und wäre es ein Sitzkonzert gewesen, wäre ich mit Sicherheit aufgesprungen und hätte "Standing Ovations" für die Musikerin gegeben.

Als die Band LIFT die Bühne betritt, wird sie mit tosendem Applaus begrüßt. ANDRÉ JOLIG am Keyboard, RENÉ DECKER am Saxophon, PETER MICHAILOW am Schlagzeug, PETER RASYM an der Bassgitarre und WERTHER LOHSE am Mikrofon präsentierten dem gespannten Publikum zuerst "Die gelben Wiesen" von WERTHERs Solo-Album aus dem Jahre 2010. Als nächstes kam ein Klassiker: "Nach Süden". "Abzuhau'n ... (ein Unwort im Osten) ... um nach Süden zu fliegen". Für damalige Verhältnisse absolut mutig und eine Sensation, solche Lyrik in Musik verpackt unters Volk zu bringen. Nun sang WERTHER "Sei zufrieden" und man sah, dass viele Besucher Zeitgenossen sind, bei denen man die Textsicherheit von den Lippen ablesen konnte. Zum krönenden Abschluss wurde ein 1977 veröffentlichter Titel gespielt: "Wasser und Wein". Ein Hit, der ebenfalls nie in der Setliste beim bekannten Sachsendreier mit LIFT, electra und STERN-COMBO MEISSEN fehlen durfte. Nach vier Klassikern mit einem absolut gut gelaunten WERTHER, verabschiedete sich die Band, die es nun bereits seit 44 Jahren gibt. Und das ist absolut bemerkenswert!

Als nächstes betrat eine bereits 1968 gegründete Band die Bühne. Die MODERN SOUL BAND ist heute mit Abstand eine der ältesten Formationen in Deutschland. DIRK LORENZ, seit 2015 Sänger, kam gemeinsam mit dem Bandleader und Keyboarder HUGO LAARTZ, Trompeter und Produzent FERRY GROTT, der seit 1986 ein fester Bestandteil der Band ist, WOLFGANG "Nick" NICKLISCH an der Gitarre, MERCEDES WENDLER, seit 2010 als einziges weibliches Bandmitglied am Saxophon, und JÖRG DOBERSCH, seit 2011 bei der MSB am Bass, um das Benefiz tatkräftig zu unterstützen. Gespielt wurde Rhythmus, den man spürt und bei dem man mitgehen muss. Als Beginner wurde "Rolling Man" präsentiert, um gleich danach ein tanzbares MODERN SOUL-Medley nachzulegen. Wer bei dieser Musik die Füße stillhalten kann, muss entweder tot oder WILDECKER HERZBUBEN-Fan sein, denn dieser Sound groovt, funkt und geht in die Beine. Nun folgte der Song "Bye Bye". Diese Mischung aus Gitarre, Bass und Bläsern kam so selbstverständlich daher und wenn man sich umschaute, konnte man bei fast allen Zuhörern ungewohnte Körperbewegungen beobachten. Als Zugabe gab es noch "Gimme Some Lovin", ein absolut mitreißender Song. Unter tosendem Applaus eines begeisterten Publikums verabschiedete sich die Band danach von der Bühne.

DIETER "Quaster" HERTRAMPF (72), der derzeit solo unterwegs ist, wollte selbstverständlich auch helfen. Er war Gitarrist und Sänger einer der dienstältesten Rockbands Ostdeutschlands, den PUHDYS, hatte aber nach Bandauflösung "Keinen Bock auf Rockerrente!" Deshalb macht er jetzt Solo weiter. Er spielte neu und frisch geliftete Titel von sich und den PUHDYS und trug mit seinem Auftritt mit dazu bei, dass dieses Benefiz einen krönenden Abschluss bekam und es zu einem ganz besonderen Event wurde.

Als gegen 0:00 Uhr das letzte Lied auf der Bühne gesungen wurde, konnten die Menschen auf eine wirklich tolle und gut organisierte Veranstaltung zurückblicken, die vielen sicher lange in Erinnerung bleiben wird. Man muss DANKE sagen an ein durchweg begeistertes Publikum, das zudem einen stolzen Erlös von 6.500,00 Euro einbrachte, und an die vielen Künstler, für die es Ehrensache war, zu helfen. Wir freuen uns, bald wieder bei Dagmar im "Neu-Helgoland" schöne Konzerte erleben zu können. Und wir wünschen ihr bis dahin noch viel Kraft für den Wiederaufbau.

Eine letzte Anmerkung: Wer einen Foto- und Wortbeitrag über den Musiker Dirk Michaelis vermisst, der in der Ankündigung zum Benefizkonzert auch namentlich aufgeführt war, hat etwas mit mir gemeinsam. Auch ich habe seinen Auftritt vermisst. Warum er letztlich nicht auf der Bühne stand, wurde dem Publikum am vergangenen Donnerstag aber leider nicht mitgeteilt.




Bitte beachtet auch:
• Homepage des Neu-Helgoland in Berlin: www.neu-helgoland.de
• Homepage der Freiheit Fünfzehn in Berlin: www.freiheit15.com




Fotostrecke:


 
 
Stand der Dinge
Fotos aus Müggelheim von Reinhard Baer
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.