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Ein Bericht mit Fotos von Elmar Rahn unter Mitwirkung von Anita Rose


 

Als wir am Freitagmittag die Bestätigung bekamen, dass wir das Konzert von Klaus 'Major' Heuser und seiner Band am Samstag in der Dortmunder Pauluskirche besuchen konnten, hatte das auf mich die Wirkung eines vorweggenommenen Weihnachtsgeschenks. Im Herbst letzten Jahres durften wir für Deutsche Mugge über ein Konzert von der KLAUS MAJOR HEUSER BAND im Oberhausener "Gdanska" berichten (siehe HIER). Es war - trotz anfänglicher Tonprobleme - ein unglaublich tolles Erlebnis und ein echter Ohrenschmaus. Seit dieser Mugge lief das Album vom 'Major' bei mir rauf und runter, auch meine Begleiterin war ebenfalls vollauf geflasht. Das Gitarrenspiel vom 'Major' ist über jeden Zweifel erhabena 20141223 1808294207 - für mich steht er in einer Riege mit Eric Clapton, Brian May, Mark Knopfler und einigen anderen Szenegrößen. "Last Favourite Song" schoss damals sofort in die Top 10 meiner "All Time Favourites". Einfach eine grandiose Komposition mit seidig klingender Gitarre, einem weichen Klangteppich des Keyboards und genau auf Thomas Heinens Stimme zugeschnittenem Arrangement.

Nun war das neue Album seit einiger Zeit auf dem Markt und es bot sich endlich die Gelegenheit, das neue Programm live zu erleben. Seit Anfang des Monats habe ich gefiebert, ob das Konzert überhaupt stattfinden würde, da Thomas (der Sänger der Band) an einer Stimmbandentzündung erkrankt war und deshalb einige Konzerte verschoben werden mussten. Der Veranstaltungsort selbst war für mich eine Besonderheit. Kirchenkonzerte kannte ich von früher eher aus der Richtung Peter Orloff und den Schwarzmeerkosaken, Angelka Milster und anderen Vertreter der ruhigen Gangart. Obwohl inzwischen auch schon musikalische Kaliber wie Ray Wilson, Angelo Branduardi, Albert Hammond und einige andere mehr aus dem rockmusikalischen Genre diese ganz besonderen Locations für ihre Konzerte entdeckt haben und sich dabei die "Kirchentürklinken" in die Hand geben, kam ich bisher noch nicht in den Genuss, ein Konzert in einer Kirche zu erleben. Von der Akustik her sind diese Gebäude und ihr Inneres natürlich auch eine große Herausforderung. Das machte mich nur noch neugieriger.

Schreibblöcke unter den Arm geklemmt, Kugelschreiber eingepackt und die Akkus geladen ... gut vorbereitet ging es nach Dortmund, und ich freute mich auf einen sicherlich tollen und mit feinsten Klängen gefüllten Abend. Das triste und so gar nicht vorweihnachtliche Wetter mit teilweise Nieselregen tat der guten Stimmung und Vorfreude keinen Abbruch. Es störte auch nicht, dass man nur abseits und in weiter Entfernung zum Veranstaltungsort einen Parkplatz fand. Die Kirche, zwischen 1892 und 1894 im gotischen Stil erbaut (im übrigen die erste in Dortmund in Auftrag gegebene evangelische Kirche), bot schon von außen einen imposanten Anblick. Die Pauluskirche befindet sich in der berüchtigten Dortmunder Nordstadt. Berüchtigt deshalb, weil hier der "soziale Brennpunkt" dieser Ruhrmetropole anfängt. Die Anfangszeit war auf 19:57 Uhr festgesetzt und auch angekündigt. Geschuldet war dies dem Albumtitel "57", der nicht nur vom Alter des Majors abgeleitet wurde, sondern auch von seinem Geburtsjahr. Auch wenn es noch früh war, hatte sich schon eine stattliche Zahl an Besuchern eingefunden. Frühes Erscheinen sichert gute Plätze. Als dann die Eingangstür geöffnet wurde, ging es recht zügig. Mit etwas Glück konnte ich mir einen Platz in der ersten Reihe sichern, was zur Folge hatte, dass ich - im Gegensatz zu andere Kollegen der fotografierenden Zunft, die ständig vor der Bühne herumturnten - bis auf wenige Ausnahmen von meinem Platz aus fotografieren konnte. Während wir auf den Beginn warteten, sah ich ab und an den Bassisten der KLAUS MAJOR HEUSER BAND, Sasha Dellbrouck, durch die Gegend huschen.

Etwa 15 Minuten vor Beginn des Konzerts betrat Pastor Friedrich Laker die Bühne, um einige Hinweise zu geben, was die Verpflegung in der Pause betraf, und dass Speisen und Getränke möglichst nicht im Innenraum verzehrt werden sollten. Auch wenn hier ein Rockkonzert stattfand, war es immer noch eine Kirche, in der wir uns befanden.b 20141223 1836796097 Laker beschrieb kurz die kulturelle Seite, und dass pro Jahr etwa 40 Veranstaltungen in Richtung Kultur hier stattfänden. Anfang Dezember gab es sogar ein Konzert mit dem Lokalmatador CHRIS KRAMER und seinem aktuellen "Chris(t)mas"-Programm. Als Pastor Laker um etwa 19:55 Uhr erneut die Bühne betrat, war der Raum mit seinen ca. 1.200 Plätzen schon gut gefüllt. Das Durchschnittsalter des Publikums lag zwischen 40 und 50 Jahren, und es war legere Kleidung angesagt. Im Hintergrund hatten sich schon Klaus 'Major' Heuser (Gitarre), Thomas Heinen (Gesang, Gitarre), Sascha Delbrouck (Bass), Matthias Krauss (Keyboard, Gitarre) und Marcus Rieck (Schlagzeug) versammelt und enterten nach kurzer Ankündigung durch den Geistlichen die Bühne. Nach einer kurzen Vorstellung durch den 'Major' - die Band spielt in dieser Besetzung erst knapp eineinhalb Jahre zusammen - ging es dann mit dem Opener des aktuellen Albums "57", "Catch the Flame", los. Vom ersten Augenblick an merkte man den Musikern die Spielfreude und Lust auf diese Mugge an, auch wenn es für die KLAUS MAJOR HEUSER BAND - wie der 'Major' später anmerkte - ein neues Terrain ist, mit ihrer Musik in Kirchen aufzutreten. Es war gleich zu Beginn schön zu sehen (und hören), dass man Thomas Heinen seine eingangs erwähnte Stimmbandentzündung in keinster Weise anmerkte. Er stand voll im Saft und konnte alles geben - und das tat er auch! Auch seine Kollegen waren gut drauf. Matthias Krauss und sein Keyboard unterlegten die Songs mit einem Klangteppich, der seinesgleichen sucht. Das Instrument blieb dezent im Hintergrund, ohne dass es nebensächlich wirkte oder eine Nebenrolle einnahm. Die führenden Gitarren wurden weich und melodisch untermalt und nicht - wie bei anderen Gruppen - konterkariert. Krauss' Einsatz trug sehr zum Hörgenuss bei. Markus Rieck am Schlagzeug spielte seinen Part gewohnt unaufgeregt. Übertriebene Showeinlagen sind nicht seine Sache. Selbst bei seinen Soli glänzte er durch eine angenehme Sachlichkeit. Geschickt setzte er sein Instrument immer wieder auch der Situation angemessen ein. Dabei arbeitete er nicht nur mit Sticks oder Besen, sondern setzte auch seine Hände beim Spielen ein. Sein Partner in der Rhytmus-Abteilung, Sascha Delbrouck, erinnerte mich mit seinem Spiel stark an John Deacon von QUEEN.c 20141223 1271524828 Auch der Brite zupfte immer ruhig im Hintergrund seine Saiten, und genau das tat auch Delbrouck. Als der Basser später auch mal ein wenig den Raum der Bühne nutzte, kommentierte Sänger Thomas Heinen das anschließend mit der Anmerkung, "Und er bewegt sich doch!" Nicht vergessen darf man natürlich den Mann, der der Band seinen Namen gibt: Klaus 'Major' Heuser. Sein Gitarrenspiel ist das Markenzeichen dieser Band. Mit seiner Virtuosität an seinem Arbeitsgerät zog er die Blicke des Publikums auch an diesem Abend immer wieder auf sich.

Ich habe ja schon einige Konzerte erlebt. Auch solche, bei denen die Stimmung von Anfang an sehr gut war. Aber dass das Publikum schon beim ersten Song dermaßen mitgeht, als wäre beim Fußball für die Heimmannschaft schon nach wenigen Sekunden das 1:0 gefallen, hatte ich so auch noch nicht erlebt. Eigentlich erwartet man zuerst ein Abtasten. Besonders dann, wenn sich eine Band - wie in diesem Falle - auf neuem Terrain bewegt. Hier in Dortmund war das anders. Hier bedurfte es keiner Warmlauf-Phase. Das Publikum spendete schon nach der ersten Aktion Szenenapplaus und klatschte im Takt mit. Nach "In Your Own Time", dem zweiten Song aus dem Album "Man in Trouble" und einem sehr sanften Stück, folgte aus dem gleichen Album der Song "Higher Faster Stronger", was - wie der 'Major' immer wieder erklärt - auf deutsch eben "Higher Faster Stronger" heißt. Die Besonderheit bei diesem Stück ist, dass sich Matthias als dritter Gitarrist zu Thomas und dem Major gesellt, und die Tasten für ein paar Minuten Pause haben. Das zog natürlich auch wieder einige Anmerkungen nach sich, z.B. dass - egal von welchem Konzert in der Presse berichtet wurde - immer ein Foto mit den drei Gitarristen als Motiv Verwendung fand. Ein Fotograf, der am Samstag ein ziemlich großes Objektiv benutzte, brachte den 'Major' zu dem Kommentar, dass er ein so riesiges Objektiv bei seinen Konzerten noch nie gesehen hätte. Das Lied "Higher Faster Stronger" ist wie ein alter Bekannter, den man immer gerne trifft. Dieses Lied hat dieses besondere Schwingen, bei dem es einem sofort in den Beinen zuckt. Apropos Schwingen ... Auch zum Spielort hatte Klaus etwas zu sagen. Es sei für ungewohnt, auf einem (harten) Boden zu spielen, der - anders als ein Bühnenboden - keine Schwingungen weitergäbe. Thomas kommentierte dies mit den Worten, "Hinterher hast du Rücken!"

Beim Lied "Talk to Town" animierte Thomas Heinen das Publikum zum Mitsingen, und als dieses der Aufforderung folgte, klang es so, als wäre die doppelte Anzahl Leute im Raum. Die Dramaturgie des Konzerts war geschickt vorbereitet. Durch das gesamte Konzert zog sich ein Wechsel aus weichen Balladen, wie z.B. "Fullmoon Nights" mit einem wunderschönen Piano-Solo, und schnelleren Stücken,d 20141223 1687465218 wie z.B. das eben erwähnte "Take me Away". Egal, in welcher Schlagzahl die Nummern auch vorgetragen wurden, jedes einzelne Stück war stets durch das virtuose Gitarrenspiel und die ausgefeilten Soli von Klaus 'Major' Heuser veredelt. Zwischendurch wurden immer wieder Geschichten zu den Songs oder besonderen Erlebnissen eingeflochten. So habe Klaus - wie er erzählte - in jungen Jahren einen Kajalstift benutzt, um wie Alice Cooper auszusehen. Sein Vater habe ihn daraufhin gefragte, "ob er sie noch alle habe!" Überhaupt muss es ein sehr interessantes Hin und Her zwischen Vater und Sohn gegeben haben. Einerseits hieß es, "spiel mal was Schönes", andererseits kamen dann auch mal väterliche Ratschläge wie, "mach doch mal was wie Klaus Lage". Geschichten aus alten Rockpalast-Nächten, in denen bei Lambrusco und Käsehäppchen das Lebensgefühl der Jugendzeit in Erinnerung gebracht wurden, waren genauso dabei wie die über die Begebenheit an einer Raststätte, bei der Klaus und seine Mitstreiter - vielleicht wegen ihrer Aufmachung - gefragt wurden, "ob sie auch auf Montage wären?!".

Nach dem Titel "Up in The Clouds" ging es in eine etwa 15-minütige Pause, die von vielen zur Nahrungs- und Getränkeaufnahme genutzt wurde. Auch die eine oder andere Zigarette wurde geraucht. Mit "Don't Cross My Way" startete die Band ziemlich rockig in den zweiten Teil des Abends. Immer wieder brillierte Klaus auch hier mit seinen Soli und eingestreuten Besonderheiten an der Gitarre. Auch Sascha und Markus bekamen in dieser zweiten Hälfte des Konzerts Platz für Soloeinlagen. Thomas nutzte immer wieder die doch recht ausladende "Bühne", um jeden Meter dort zu beackern. Der 'Major' nahm sich dagegen bei den ruhigeren Stücken zwischendurch auch mal einen Stuhl. Entspanntes Arbeiten ... Die eingangs schon beschriebene, gute Stimmung im Publikum steigerte sich im Verlauf des Konzerts immer mehr. Mitten im zweiten Teil bekam die Band für ihre Spielfreude dann sogar Standing Ovations, die man sonst eigentlich immer erst am Ende eines Konzerts erleben kann. Von dem Zeitpunkt an hielt es dann auch (erstmal) keinen mehr auf dem Sitzplatz und es wurde sich zur Musik bewegt und geklatscht, was die Hände hergaben. Davon angezündet schien es, als würde sich die Band nun förmlich in einen Rausch spielen. Diese Momente sind mit Worten nicht zu beschreiben.

Was folgte, war ein weiterer, allerdings unerwarteter und nicht planbarer Höhepunkt, denn auf einmal wurde es dunkel und auch die Instrumente leiser. Während die Band weiterspielte, als wäre nichts gewesen, sah man emsige Helfer nach dem Fehler suchen. Doch irgendwann war auch die musikalische Improvisation durch die Band am Ende, und es machte sich leichte Ratlosigkeit breit. Diese ungeplante Unterbrechung wurde dann mit einem Zwiegespräch zwischen Klaus und Thomas überbrückt. Die fleißigen Hände im Hintergrund brachten den Strom aber wieder zurück, und als das Licht wieder anging, wurde der Song einfach an der Stelle fortgesetzt, an dem er unterbrochen wurde. Mit "Poisoned", einer rockigen Nummer,e 20141223 1982371177 die der 'Major' auch schon zusammen mit Richard Bargel gespielt hat, und bei dem der ganze Saal nach dem Stromausfall wieder von den Sitzen gerissen wurde, warf die MAJOR HEUSER BAND noch einmal alles Können in die Waagschale. Damit war der reguläre Teil des Konzerts auch schon zu Ende.

Das Bonbon fehlte mir aber noch (und sicher auch vielen anderen), und zwar ein Lied, ohne dass ich nicht nach Hause gehen wollte. Ich wusste aber, dass es noch kommen würde. Zu Beginn der Pause konnte ich nämlich ein paar Worte mit Thomas Heinen wechseln und er verriet mir, dass ich nicht vergebens auf diese Nummer warten würde. Thomas Heinen ist übrigens - wie auch die anderen Bandmitglieder - nicht nur ein toller Musiker, sondern auch ein total netter Kerl. Ohne die "Bühne", also den vorderen Bereich der Kirche, zu verlassen, ging es direkt zur Zugabe. Und da war es ... Mein Lieblingssong: Knapp 10 Minuten spielte die Band dieses außergewöhnliche Liebeslied ... "Last Favourite Song". Es ist geradezu prädestiniert für den Abschluss eines so fantastischen Abends. Allein das Intro sorgte bei mir schon für Gänsehaut. Dazu noch der Text, bei dem man in eine Art Traumwelt abtauchen kann. Großartig!

Der Konzertabend war um ca. 23:30 Uhr beendet, und der schöne Abend leider auch. Ich kann jedem Leser abschließend nur empfehlen, mal ein Konzert der KLAUS MAJOR HEUSER BAND zu besuchen. Auf CD ist die Band schon eine Klasse für sich, aber live klingt sie einfach noch eine Spur besser!


Setlist:
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Termine:

• 16.01.2015 - Oberhausen - Gdanska
• 17.01.2015 - Hagen - Kultopia
• 24.01.2015 - Bergisch Gladbach - Bergischer Löwe
• 30.01.2015 - Ravensburg - Zehntscheuer
• 31.01.2015 - Esslingen - Kulturzentrum
• 06.02.2015 - Bielefeld - Forum
• 07.02.2015 - Solingen - Cobra
• 25.02.2015 - Gera - Comma
• 26.02.2015 - Halle/S. - Objekt 5
• 27.02.2015 - Magdeburg - Alte Feuerwache

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere Termine und Infos auf der bandeigenen Homepage



Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage von Klaus 'Major' Heuser: www.major-heuser.de
• Off. Homepage der Klaus Major Heuser Band: www.heuserband.de
• Homepage der Pauluskirche in Dortmund: www.pauluskircheundkultur.net




Fotostrecke:

 
 
 



   
   
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