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Ein Bericht von Rüdiger Lübeck mit Fotos von Mario Wollny





Mit allerlei Vorschusslorbeeren auf die anstehende Tour verabschiedete sich "Vroni" erst kürzlich aus dem Deutsche-Mugge-Interview (siehe HIER). Eigentlich braucht es die gar nicht. Veronika Fischer gehört zu den wenigen Künstlern dieses Landes, deren Musik, deren Kunst uneingeschränkt zeitlos ist.a 20141210 1627582749 Die Rezeptur besteht aus einem kaum noch zu überschauenden Fundus unvergänglicher, verschiedenen Schaffensperioden entstammender Musik, gewürzt mit der immer noch warmen, bisweilen aber auch markant einschneidenden Altstimme - mehr braucht es nicht, um Konzertsäle (oder gelegentlich auch Kirchen) zu füllen. Aber davon muss man hier sicher niemanden mehr überzeugen. Ein wenig neugierig hat sie uns aber schon gemacht, die Vroni, gelle?

Das Neue an dem aktuellen Programm ist so neu eigentlich nicht: Bekannte wie auch weniger häufig gespielte Songs werden sparsam (und leicht exotisch) instrumentiert und erscheinen so in allenfalls sacht adaptiertem (und mitunter weihnachtlichem) Gewand. Gespickt wird das Ganze mit lediglich kurz angerissenen Episoden aus der 2013 erschienenen Autobiografie "Das Lügenlied vom Glück". Interessant daran - vorstehend wurde es bereits angedeutet - ist vor allem die spartanische Besetzung der Begleitband. Unter Federführung ihres musikalischen Weggefährten Andreas Gundlach an Piano, Keyboard und Gesang findet sich hier "nur" ein Trio, ergänzt um Steffen Henning an der Gitarre und Torsten Hader am Cello. Eine obligatorische Rhythmusgruppe sucht man hingegen vergebens, und - soviel sei schon mal vorweggenommen - man vermisst diese auch nicht.

Erste Station der Reise war am vergangenen Montag nun der - im übrigen gut gefüllte - Nikolaisaal in Potsdam. Ein Heimspiel, könnte man meinen, denn das Publikum schien in weiten Teilen zusammen mit der Künstlerin groß geworden zu sein. Punkt 20.00 Uhr werden wir mit einem besinnlichen Instrumental begrüßt, welches dezent die Akkorde der "Schneeflocke" andeutet. Als die Künstlerin dann die Bühne betritt und in "Hörst du, wie die Stille spricht" (vom 2004er Konzeptalbum "Dünnes Eis") einstimmt, ist das wahrlich mehr als ein bloßes "Hallo". Geradezu euphorisch bejubelt packt Vroni die Gelegenheit beim Schopfe und stellt uns ihre neue Band vor. Und ganz nebenbei bemerkt sie, dass sie nun schon zum dritten Mal in Folge in vorweihnachtlicher Mission unterwegs sei. "Komm, Vogel komm", ebenfalls auf "Dünnes Eis" zu finden, wird vom ersten "Kracher", nämlich "Klavier im Fluss" beerbt. Und auch, wenn die Chronologie hier nicht ganz korrekt erscheint, säuselt sich vorerst nahezu unbemerkt ein roter Faden durch das Programm,b 20141210 1061681784 der Vita der Künstlerin folgend. Deutlich wird dies an der ersten Anekdote, die exemplarisch aus Ihrer Biografie vorgetragen wird - das Erleben einer geradezu abenteuerliche Odyssee Ende der 60er Jahre, beinhaltend eine Werbetour für "Präsent 20", eine schon damals gruselige Chemiefaser aus DDR-Produktion. Vroni war seinerzeit auserkoren, sich hierfür mitsamt Kamerateam und 30 (!) PKW Wartburg in die armenische Hauptstadt Jerewan zu begeben. Weshalb es hierfür einer solchen Tortour bedurfte, konnte bis heute nicht geklärt werden. Jedenfalls dürfte auch dieses durch und durch amüsante Abenteuer sicher dafür gesorgt haben, dass nach dem Konzert wohl ein paar mehr Exemplare der Biografie über den Verkaufstisch gehen sollten.

Zu den live bislang noch nie von ihr dargebotenen Stücken gehört das dann folgende "Alles fließt" aus der Panta-Rhei Zeit von 1973. Ein musikalisch ausgesprochen anspruchsvolles Stück, bei dem auch die Band zeigen kann, was sie kann. Die Zuschauer feiern die Musiker dafür anschließend völlig zu recht! Bei "Auf der Wiese" fühlte man sich dann angesichts der das Publikum erfassenden Mitklatschorgie gelegentlich an beste "Kessel Buntes"-Zeiten erinnert, schmunzelt darüber, und freut sich auf den nächsten Song "Klar werd' ich warten". Diejenigen, die einmal das "Vergnügen" mit der NVA hatten, wissen, was hier gemeint ist. Bereits nach 45 Minuten folgt dann die erste Pause.

c 20141210 1784161044Die zweite Hälfte empfängt uns mit einer in mystisches Licht eingetauchten Bühne, diffuse Cello-Fetzen finden sich nach und nach mit dem Piano zur Melodie zusammen, der vom "Glückslied". Im Anschluss bei "Weit über's Meer" können wir Veronika Fischer sogar am Piano erleben, und das durchaus souverän! Der Kurzweiligkeit halber verliert sie sich zwischendurch immer wieder in unterhaltsamen Erzählungen aus den Jahren, was der Darbietung gut tut und diese abrundet. Besondere Ereignisse, wie etwa der Mauerfall und das darauf folgende Wiedersehen mit der Familie, werden dabei geschickt mit der weihnachtlichen Atmosphäre verwoben, die dem Konzert zumindest unterschwellig einen Rahmen gibt. Überhaupt gibt Vroni erstaunlich viel Privates preis aus ihrem - wie sie es nennt - "seltsamen Leben". Gleichnamiger Song vom 2011er "Zeitreise"-Album darf dann selbstverständlich auch nicht fehlen. Ebenso wenig auch die Hits "Hans im Glück", "Guten Tag" und "In jener Nacht" - bei Letzterem gibt es die Gänsehaut gratis dazu! Natürlich fehlt noch ein ganz besonderes Lied - die Zuschauer wissen genau, welches. Vroni lässt sich nicht lang bitten und tanzt zum Abschluss die "Schneeflocke".

Es gibt Standing Ovations! Und da es ja nicht so ist, dass sie keine Winterlieder im Gepäck hätte, kommt nun als Zugabe "Weihnacht", gefolgt von "Ich rufe Dich", das abermals mit Standing Ovations bedacht wird. Vroni lässt sich angesichts dessen zu einer dritten Zugabe überreden und findet mit dem lediglich sparsam am Piano begleiteten "Rauchiger Sommer" einen wunderschönen Abschluss.

Resümierend lässt sich anerkennend feststellen, dass die etwas ungewohnte Interpretation der Songs durchaus neue Facetten zutage fördert und selbst dem ein oder anderen Hit auch heute noch einen bislang versteckt geglaubten Glanz verleihen kann. Erfreulich, dass dabei auch weniger häufig gespielte Titel den Weg ins Programm finden. Für ihre neue Band sind ohne Abstriche Bestnoten zu vergeben - Klasse! Und als durchweg unterhaltsam darf man die vielen kleinen Geschichten bezeichnen, die uns zwischen den Liedern in genau der richtigen Dosis verabreicht werden. Übrigens ist Vroni nach dem Konzert natürlich noch für ihre Fans da und signiert, was das Zeug hält. Wer jetzt immer noch nicht auf den Geschmack gekommen ist, ist selbst schuld!



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Termine:

• 10.12.2014 - Dresden - Lukaskirche
• 12.12.2014 - Leipzig - Peterskirche
• 13.12.2014 - Zerbst - Katharinensaal
• 21.12.2014 - Wittenberg - Theater
• 27.12.2014 - Eisleben - Andreas Kirche
• 29.12.2014 - Chemnitz - Markuskirche
• 30.12.2014 - Berlin - Passionskirche

Alle Angaben ohne Gewähr! Nähere Infos auf Veronika Fischers Homepage.


Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage von Veronika Fischer: www.veronikafischer.de
• Portrait über Veronika Fischer bei Deutsche Mugge: HIER




Fotostrecke:

Leider hat uns der für dieses Konzert eingeteilte Fotograf versetzt. Darum freuen wir uns
umso mehr darüber, dass uns Mario Wollny mit Bildern ausgeholfen hat. Vielen Dank, Mario!


 
Potsdam (01.12.2014):
 
 
 
 
Dresden (10.12.2014):

 
 
 



   
   
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