POND - Record Release Party
am 30. Oktober 2014 in der Bahnhofslounge in Halle

Ein Bericht mit Fotos von Hartmut Helms
Es ist ein Abend wie jeder in dieser Woche. Der Stau in der Baustelle hat mich belanglose zwanzig Minuten gekostet und in Halle hat sich die Dunkelheit schon über die Straßen gelegt. Am morgigen Tag werden wir einen Feiertag haben und ich quäle mich zu bester Hauptverkehrs- und Reisezeit durch die Stadt Richtung Hauptbahnhof. Überall hektische Betriebsamkeit, hetzende Lichtkegel und der Lärm der Straßenbahn, die unter der Brücke hervor kriecht.

Mit den "Pictures At An Exhibition" nach Mussorgski kam ich, gleich vielen anderen, über die Version der Engländer EMERSON LAKE & PALMER in Berührung. Das Album wurde zur Quelle der Inspiration für eine ganze Musikergeneration und der Dresdener Musikwissenschaftler GOTTFRIED SCHMIEDEL bezeichnete es in den 1970er Jahre als "gültige zeitgemäße Interpretation" Mussorgskis. In der DDR versuchten Musiker und Bands, diese Musik live auf die Bühne zu bekommen. Einen von ihnen lernte ich am Nikolaustag 1978 kennen und seither begleiteten mich WOLFGANG "Paule" FUCHS alias POND ab und an ein Stück des Weges.
Der Hallenser Fotograf PERU JOHN hatte die zündende Idee und die Konzeption im Kopf, ähnlich der Adaption von ELP und der Bearbeitung des Japaners ISAO TOMITA, einige Bilder von WILLI SITTE in Töne zu kleiden. "Paule" POND und JOHN kennen sich ebenfalls schon ein halbes Leben und so wurde aus einer "verrückten" Idee ein Vorhaben.

Gegen 19:00 Uhr begrüßt die Bahnhofsmanagerin die zahlreich erschienen Gäste und PERU JOHN lässt uns mit sehr persönlichen Worten am Werden des Projektes teilhaben, ehe dann Mastermind und Komponist "Paule" POND das Werk als Ganzes vorstellt. Paule spricht über seine Begegnungen mit dem Maler und Menschen SITTE, einem der bedeutendsten Künstler unserer Zeit. Er erzählt davon, wie es dazu kam, gerade jene 12 Bilder auszuwählen, die nach einem 18-monatigen Schaffensprozess nun auch kraftvoll aus der Konserve, in Ton und Bild, erklingen können. Wir erfahren mehr darüber, wie dieses dreiteilige Opus gegliedert ist und welche Gedanken und Inspirationen der Musiker mit den Bildern verbindet, wie er sie in den Kompositionen verarbeitet hat. Das alles geschieht anschaulich und in angenehmer Atmosphäre mittels kurzer Video-Einspielungen, aber keineswegs nüchtern. Der Mann mit den fröhlichen Augen und dem langen ergrauten Schulterhaar versteht es geschickt, einige der Anwesenden anzusprechen oder spontan entstandene Situationen in seinen Gesprächsablauf zu integrieren.
So ein besonderer Abend, wie ich ihn zusammen mit anderen Gästen erleben durfte, wird in heutigen Tagen nur mit viel Engagement und privatem Einsatz möglich. Der Initiator PERU JOHN hat diese sehr besondere Präsentation mit viel Liebe zum Detail auf den Weg gebracht und mit Unterstützung des Managements der Bahnhofslounge, namentlich Herr Bastian und Herr Maaßen, wurde aus der Idee ein rundum gelungenes Event in einem sehr ansprechendem Ambiente. Die etwas andere Tonträger-Präsentation gestaltet sich als ein lockerer und vergnüglicher Abend, der den Gästen im Anschluss genügend Zeit und Raum für individuelle Gespräche gibt. In kleinen Gruppen werden erste Eindrücke ausgetauscht, man betrachtet die ausgestellten Bilder und natürlich kann das fertige Produkt auch erworben werden. Ich genieße es, in dieser Umgebung zu verweilen und mit bisher fremden Menschen ins Gespräch zu kommen oder musikalische Themen auch einmal intensiver zu diskutieren, Meinungen anderer anzuhören und zu überdenken. Für mich sind solche Stunden stets etwas Besonderes, weil ich Anregungen bekomme oder mit neuem Wissen ausgestattet werde. All das nehme ich mit auf den Rückweg durch die Herbstnacht, um mich in den nächsten Tagen dem Genuss zwischen fünf Boxen und den Bildern hinzugeben. Davon wird etwas später zu schreiben und zu lesen sein.
Fotostrecke: