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Ein Konzertbericht von Hans-Peter Lauschke mit Fotos von M. & S. Ziegert


Die Alten sind allenthalben präsent. Im öffentlichen Bewusstsein, in den Medien, beim Bäcker. Von Überalterung ist die Rede, gar vom "Methusalem-Komplott" oder einer "Rentner-Schwemme". Nur folgerichtig, dass Musiker, nachdem sie diese Entwicklung philosophisch durchdrungen haben, die Sache aufgreifen und sich einen eigenen Reim darauf machen. So mancher Mugger wacht nach durchzechter Nacht mit grünem Gesicht erschrocken in einer Provinz-Disse auf, weil ihm bewusst wird, dass das jetzt möglicherweise noch Jahrzehnte so weiter geht.

In gewisser Hinsicht war es wie immer: Für die stimmungsvolle Beschallung im Vorfeld des Gigs wurde zunächst passender Weise Blasmusik ausgewählt, für manchen der zahlenden Besucher also gar keine Umstellung. Es folgte das Mundharmonika-Motiv aus "Spiel mir das Lied vom Tod". Eine Frauenstimme bat darum, die Lautstärke der Hörgeräte auf den Bühnensound abzustimmen. Die in die Jahre gekommenen Protagonisten schleppten sich, untermalt von "Es gibt kein Bier auf Hawaii", mit letzter Kraft und von Pflegern gestützt auf die Bühne. Während sich andernorts Rocker in Armani hüllen, sah man hier Schlafanzüge, Ballonseide, ausgeleierte Jogginghosen und Filzpantoffeln, deren scheinbar verwirrte Träger wirre schlohweiße Haare präsentierten, ohne dafür Ehrfurcht zu ernten. Da waren sie somit wieder: Tobias Künzel (Die PRINZEN), Mike Kilian (Rockhaus, Starfucker), Christian Sorge (Feuerstein, Starfucker) und Dirk Posner (äTäNNSCHEN, BUDDY in concert) agierten als schräge Senioren-Combo, die auf gemeinsamer Bus- bzw. Kaffeefahrt den Fundus internationaler Rockklassiker nach irgendwie zum Thema passenden Nummern geplündert hat.

Es krachen zu lassen, dass die Gitarrenriffs und Schlagzeug-Breaks von den farbig illuminierten Clubwänden donnernd widerhallen, bleibt der Band ureigenster Beritt. Es macht Spaß, den alten Kumpanen zuzuschauen und zuzuhören, haben sie sich doch wieder einmal zusammengerauft, um gebührend dem Götzen "Rock and Roll" zu huldigen. Selbiges Werk von Led Zeppelin ("... It's been a long time, been a long time, Been a long lonely, lonely, lonely, lonely, lonely time ...") war die zündende Auftaktnummer der an Höhepunkten reichen Show der selbsternannten Power-Pensionäre. Dem folgten Perlen wie "Sylvias Mother" (!), "When I'm 64", "Crimson And Clover", "Highway To Hell" und "Fat Bottom Girls", an dessen Ende theatralisch die Luft aus einer vorab aufgeblasenen Puppe entwich. Jedes Mitglied erhielt die Gelegenheit, sich musikalisch solistisch zu beweisen, Mike Kilian performte und moderierte auf unnachahmliche Weise.b 20141023 1984460014 Seiner vorbildlichen Leistung und straffen Führung ist es wohl maßgeblich zu danken, dass die greisen Kollegen Kurs hielten und nicht benommen in die Kulisse taumelten.

Tempi passati, vieles hat sich verändert. Wurde noch vor Jahresfrist dem 3-D-Effekt als einzig denkbarer Erweiterung des femininen Körperattributs DD ausgiebig gehuldigt, so prägen heuer Klosterfrau Melissengeist und das Sauerstoffzelt den Gang der Dinge. Zauberflöten spielten wiederholt eine Rolle bzw. wurden gar verschenkt, hinter blauem Vorhang fanden Metamorphosen hin zu Jüngerem und Schönerem statt, ein Wanderbuckel machte die Runde. Wahrscheinlich möchte die Band mit derlei Mummenschanz ihren ganz speziellen Beitrag leisten zur Demaskierung unserer Gesellschaft - naja, oder so was in der Art.

Wo FINAL STAP sind, ist für gewöhnlich eine erlesene Gruppe "Special Guests" nicht weit. Meist handelt es sich um die gleichen. Für Spannung im Vorfeld sorgt die Frage, wer tatsächlich kommt. In Leipzig erwiesen Jane Sakel und Ex-FURY-Klampfer Christof Stein-Schneider "Germanys Sexiest Old Rock-Models" würdige Referenz. Lady Jane gab mit der ihr eigenen Verve "It's a Heartache", "Ruby Tuesday" und "Born To Be Wild" zu Besten. Zu vorgerückter Stunde ergriff Christof Stein-Schneider das offene Mikro und röhrte "Ring Of Fire", "Radio Orchid" und "Walk On The Wilde Side" in selbiges. Wenn er denn will, vermag der kantige Desperado wie ein Kater oder wie Helge Schneider zu schnurren: Wiederholt artikulierte er seine Freude, es hier in Leipzig mit zwar fremden, gleichwohl aber lieben Leuten zu tun zu haben.

Es darf nicht versäumt werden, dem Team vom Tonelli´s für seinen ganz speziellen Einsatz zu danken. Zunächst einmal musste umgeräumt werden, um das stattliche Equipment der Alt-Rocker unterzubringen. Zudem hatten sich die diensthabenden MitarbeiterInnen dem Anlass entsprechend kostümiert.c 20141023 1447827866 Junge Damen bedienten im reizvoll aufgehübschten Krankenschwester-Outfit, hielten an ihren Rollen auch im Dialog mit den Gästen fest, was zu witzigen Szenen führte. Als die Kapelle eine mitreißende Fassung von Rod Stewarts "Hot Legs" spielte, tanzten die "Schwestern" in sehenswerter Manier am Bühnenrand, was den einen oder anderen männlichen Besucher zum Aufsetzen bzw. Abnehmen der Kassenbrille motivierte. Auch die Herren der Veranstalter-Crew standen nicht zurück, präsentierten sich vom Haustechniker "Flecke" über den Saaldiener bis hin zum Namenspatron im grünen OP-Kittel.

Fazit: Das waren einmal mehr zwei Stunden beste Unterhaltung, ein enthusiasmiertes Publikum entließ die angejahrten, im Herzen aber jung gebliebenen Akteure nicht ohne Zugabe, inmitten von Luftballons und nach Tischfeuerwerk. Gerne wieder, sofern die Power dafür noch reicht.

Setlist:
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Termine:

• 23.10.2014 - Chemnitz - Felsendome
• 24.10.2014 - Magdeburg - Feuerwache
• 25.10.2014 - Rostock - Ursprung

Alle Angaben ohne Gewähr! Nähere Infos auf der bandeigenen Homepage.


Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage von FINAL STAP: www.finalstap.de
• Homepage des Tonelli's in Leipzig: www.tonellis.de




Fotostrecke:

 
 
 




   
   
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