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Ein Konzertbericht mit Fotostrecke von Bodo Kubatzki



Sie waren als "Geheimtipp" angekündigt, doch dies sind sie längst nicht mehr. In der Prog- und auch in der Metal-Szene haben sie sich international bereits einen Namen erspielt. Gemeint ist die englische Band HAKEN. Auch in Deutschland gastierten sie in den vergangenen Jahren vielfach, doch noch nie in Berlin.

Das Konzert im Maschinenhaus der Kulturbrauerei im Berliner Friedrichshain wurde von einer jungen Band aus der Hauptstadt eröffnet. PITPONY hatten die Ehre, als Support-Act für Stimmung im Saal zu sorgen. Die 2008 von Sänger Stefan Karg, Bassist Markus Kirrstetter und Gitarrist Florian Karg gegründete Band bezeichnet ihre Musik als Post/Noise-Rock. Viele musikalische Einflüsse, wie Grunge, Stoner, Punk und ein wenig Psychedelic, verweben die fünf Musiker zu ihrem eigenen Stil. Und der kam bei den HAKEN-Fans an. Neben den bereits genannten Musikern agierten David Keno Neuhaus am Schlagzeug und Thomas Kowalski ebenfalls an der Gitarre. Das kurze Set bestand vor allem aus Songs ihrer zweiten CD "Greetings, Changeling!", die 2011 erschienen ist. Jedoch gab es auch zwei Stücke zu hören, die demnächst auf einer EP veröffentlicht werden.

Nach einer kurzen Umbaupause und einem Intro mit der orchestralen Bearbeitungen ihres Songs "Premonition", eröffneten HAKEN ihr Set. Dezente Gitarrenklänge leiteten das Stück "Nocturnal Conspiracy" vom zweiten Album "Visions" ein. Sänger Ross Jennings animierte seine Fans gleich zu Beginn, das Gitarrenthema mitzusingen. Dieses eher ruhige Stück nahm einen sofort mit auf die Reise in den Kosmos der HAKEN-Musik, die gekennzeichnet ist von komplexen Strukturen mit diversen Tempowechseln, vertrackten Gitarren- und Synthesizer-Läufen, sowie schwelgerischen Gesangsmelodien. Geschickt baute die Band ein Bass-Solo in diesen Song ein, bei dem der noch relativ neue Bassist Conner Green zeigen konnte, dass er sein Instrument ebenso virtuos beherrscht, wie seine Kollegen die ihren. Bei "Eternal Rain" vom Album "Aquarius" übernahm Gitarrist Richard Henshall zusätzliche Keyboardparts, hatte jedoch immer wieder Gelegenheit, auf seiner achtsaitigen Gitarre rasante Läufe zu spielen.

b 20140906 1162521018Mit dem Satz "Let's take a trip up the Mountain" führte uns Sänger Jennings zu Titeln des aktuellen Albums "The Mountain". Das äußerst tempogeladene und mit Metal-Riffs versehene "Falling Back To Earth" folgte. Hierbei faszinierten mich vor allem das Giutar-Tapping von Richard Henshall und die unglaublich schnellen Soli beider Gitarristen. Die Stimme von Ross Jennings mag nicht jedermanns Sache sein, doch ist sie unverkennbar. Bei dem Titel hatte er Gelegenheit, alle Facetten seines charakteristischen Gesangs zu zeigen. Den eingängigen Refrain sang Jennings gemeinsam mit Bassist Conner Green. Das eher balladeske "Somebody" mit seiner traurigen Melodie stellte einen kurzen Ruhepunkt dar.

Es schloss sich ein mir unbekanntes Stück an. "Darkest Light" klang wirklich düster und fiel schon etwas aus dem Konzept. Ich konnte nicht ergründen, ob es sich dabei um einen älteren, unveröffentlichten Song handelt, oder um neues Material.

Mit "Cockroach King" wurde es dann sehr abwechslungsreich, mit Satzgesang à la GENTLE GIANT, diversen Rhythmuswechseln und Jazz-Elementen, bei denen mich Bassist Green zu begeistern vermochte. Aber auch Keyboarder Diego Tejeida zauberte beeindruckende Klänge aus seinen Tastaturen. In diesem proggigen Titel vereinten HAKEN sie ihr ganzes Können.

Nach diesem Song, der von Verführung, List und Gier handelt, dargestellt über die Metapher des Kakerlaken Königs, wendeten sich HAKEN ihrem zweiten Album "Visions" zu und zelebrierten einen Block von drei Songs daraus.

Setlist:
• Intro: Premonition
(Symphonic Theater of Dreams version)
• Nocturnal Conspiracy
• In Memoriam
• Eternal Rain
• Falling Back to Earth
• Somebody
• Darkest Light
• Cockroach King
• The Mind's Eye
• Portals (instrumental)
• Shapeshifter
• Pareidolia
------------
Encore:
• Visions

Bei dem relativ kurzen Stück "The Mind's Eye" beeindruckte die schwelgerische Melodie. Das Instrumentalstück "Portals" bot allen Beteiligten die Gelegenheit, an ihren Instrumenten zu brillieren. Wahnsinnig schnelle Läufe, bei denen Richard Henshall und Charlie Griffiths ihre technische Versiertheit voll zeigen konnten, ließen einem schon manchmal den Mund offen stehen vor Staunen. Und auch Tastenzauberer Tejeida kam bei dem Stück ordentlich ins Schwitzen. Spätestens hier muss auch Drummer Raymond Hearne erwähnt werden, der sich während des gesamten Konzertes hinter seiner Schießbude ordentlich verausgabte. "Shapshifter" rundete diesen Block ab und verführte durch seinen 6/8-Takt wunderbar zum Mitschwingen.

Der Longtrack "Pareidolia" (siehe Videoclip am Ende dieser Seite), mit seinen orientalisch anmutenden Passagen und viel Gefrickel an den Gitarren und Keyboards, bildete den Abschluss des regulären Konzertes und hinterließ ein begeistertes Publikum. Doch HAKEN mussten nicht lange um eine Zugabe gebeten werden. Das 20-Minuten-Stück "Visions" mit viel Bombast und Tempowechseln, aber auch mit viel Dynamik und einem wunderbar eingängigen Hauptthema, verlangte der Band noch mal alles ab. Bei aller Komplexität blieb den Musikern ihre Spielfreude erhalten, die sich längst auf das Publikum übertragen hatte.

In den vergangenen vier Jahren konnte ich die Band dreimal live erleben und war jedes Mal fasziniert von ihren Konzerten. So erging es mir auch in Berlin. Ich denke, die Hallen werden größer werden, in denen HAKEN gastieren werden, denn für mich haben sie den Gipfel des Progressive Rock bereits erklommen.



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Bitte beachtet auch:

• off. Homepage von HAKEN: www.hakenmusic.com
• Homepage der Kulturbrauerei Berlin: kulturbrauerei.de


 



Fotostrecke:

Vorband: Pitpony

 

 


Hauptprogramm: HAKEN

 

 





Videoclip:

"Pareidolia"


 

 


   
   
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