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Ein Konzertbericht mit Fotos von Torsten Meyer

 





Böser Petrus
Für schlechtes Wetter kann niemand etwas. Außer vielleicht der vielgescholtene, mysteriöse Typ namens Petrus, der sich nachweislich in den zurückliegenden drei Sommern nicht unbedingt als Fan von Open Air-Veranstaltungen geoutet hat. Ich werde das dumpfe Gefühl nicht los, dass es auch 2014 nicht wirklich Lobgesänge auf den Wettergott geben wird.a 20140603 1441228284 Zumindest begann meine diesjährige Freiluft-Konzertsaison so, wie die letztjährige aufgehört hatte: mit einem weinenden, grauen Himmel. Das Ärgerliche daran ist die Tatsache, dass es wirklich tagelang den Anschein hatte, als sollten wir einen wunderschönen Frühsommer genießen können. Aber pünktlich zum Vatertag (für die Gläubigen unter uns nenne ich es auch gerne Christi Himmelfahrt) öffnete der Himmel seine Schleusen.

Keine guten Vorzeichen für die inzwischen 12. Ausgabe des Internationalen Blues- und Rockfestivals im beschaulichen Altzella, sollte man meinen. Doch schnell wurde klar, die Macher des zweitägigen Events konnten auf ihre treuen Anhänger bauen. Das bisschen Regen hielt niemanden davon ab, sich in den Klosterpark zu begeben und ein Blues- und Rockfest zu feiern, wie man es in dieser Intensität und Qualität wohl nicht allzu oft finden dürfte. Von 11:00 Uhr bis weit nach 23:00 Uhr gab es Livemusik vom Allerfeinsten zu erleben, was sicher enorme Kondition von den Besuchern verlangte, aber aufgrund der großen Vielfalt der musikalischen Beiträge zu keinerlei Langeweile oder Verdruss führte.

Veranstaltet wurde das Festival auch in diesem Jahr wieder vom sehr regen Mittelsächsischen Jugendverein, kurz MJV. Wenn man sich einmal etwas näher damit befasst, wie aktiv sich die Mitglieder des MJV für die Kultur- und Musikarbeit einsetzen, um den Kindern und Jugendlichen in der Gegend eine Perspektive für ihre Freizeitgestaltung zu bieten, dann kann man nur den Hut ziehen. Ein besonderer Teil dieser Arbeit ist der Durchführung des alljährlichen Blues- und Rockfestivals gewidmet. Das Konzept, zu gleichen Teilen junge wie renommierte Bands auftreten zu lassen, hat sich bewährt, und so konnte der Chef-Organisator Erik Weichhold auch 2014 wieder hochklassige Acts en masse präsentieren.

b 20140603 1299928320Gänsehaut schon morgens um elf
Normalerweise finden die Auftritte der Bands wechselweise auf der Bühne der Festwiese und in der urigen Scheune statt. Aufgrund des schon erwähnten bescheidenen Wetterchens - es "schiffte" pausenlos - wurde der erste Act kurzerhand in die Scheune verlegt. Dabei hielten sich die Umbauarbeiten in Grenzen, denn das Instrumentarium von BLACK KAT & KITTENS war sehr überschaubar. Es brauchte nicht mehr als eine Gitarre (bedient von Simon Dahl) und eine Mundharmonika, die der Pole Adam Sikora erstklassig spielte. Dazu gesellte sich eine kleine, energiegeladene Lady namens Lorraine Lowe - in Jazzkreisen auch bekannt unter ihrem eigentliche Namen Dvora Davis. Warum sie gleich zwei Namen benötigt, entzieht sich meiner Kenntnis und ist mir auch ziemlich egal. Dafür konnte Miss Lowe mich und alle anderen Anwesenden vom ersten Ton an absolut überzeugen. Die Band erfreute uns mit einem unglaublich authentischen Blues'n'Roots-Sound, der einem bei geschlossenen Augen tatsächlich das Gefühl vermittelte, man stehe mitten auf einer Baumwollplantage im Süden der USA, wo die Sklaven seinerzeit den Blues erfanden. Lorraine Lowes Markenzeichen ist ihre wahrhaft Gänsehaut erzeugende Stimme, die kraftvoll und energisch zugleich klingt, die faucht und kratzt, und einfach nur Spaß macht. Nichts war davon zu spüren, dass 11:00 A.M. für Künstler eigentlich eine verdammt unchristliche Zeit sei, wie sie zu Beginn lächelnd anmerkte. Ihr Repertoire besteht zur Hälfte aus eigenen Titeln, während die andere Hälfte mit Blues- und Folk-Traditionals der 20er bis 50er Jahre bestückt ist. Besonders hat mich der LEAD BELLY-Klassiker "Black Betty" aus den 20ern begeistert, den wir alle in erster Linie in der verrockten RAM JAM-Version kennen. Es wären noch etliche weitere Highlights zu benennen, wie z.B. die treibende HOOKER-Nummer "The Healer". Alles sehr minimalistisch instrumentiert, aber dennoch packend dargeboten. Das war ein gelungener Auftakt des ersten Festivaltages und ließ auf mehr hoffen.

c 20140603 1059643560Coverrock der besseren Art
Nachdem jetzt erst einmal die offizielle Eröffnung des Festivals erfolgte und man schweren Herzens feststellte, dass erneut kein einziges Mitglied der Stadtverwaltung von der beispielhaften Arbeit des MJV Kenntnis nahm, geschweige denn wenigstens jemand von den Herrschaften zur Eröffnung erschien, durfte eine Band auf die Bühne, deren Mitglieder aus den Reihen des Vereins stammen und die sich MOTHERS BEST nennt. Ein klangvoller Name. Nun habe ich ja bekanntermaßen ein sehr gespaltenes Verhältnis gegenüber Coverbands. Aber ich bin ehrlich genug, um auch einmal anerkennend zu nicken, wenn mich eine solche Band ausnahmsweise mal überzeugen kann. So geschehen bei MOTHERS BEST. Eine handwerklich hochklassige Performance, ein hervorragender Gitarrist, und mit Christine Krämer eine Frontfrau, die einfach auf die Bühne gehört. Sie hat Stimme, Ausstrahlung, kann sich bewegen. Ob "Like the way I do" (MELISSA ETHERIDGE), "Ready to go" (REPUBLICA), oder die beiden KINGS OF LEON-Nummern "Use somebody" und "Sex on fire", immer wiesen MOTHERS BEST ihre hohe Musikalität nach. Für mich schreit die Qualität dieser jungen Musiker aus Nossen förmlich nach eigenen Songs, denn mit dem ausschließlichen Covern verschenken sie auf Dauer ihr ohne Zweifel vorhandenes Potential.

Boogie Woogie und Holland-Rock
Mittlerweile ließ der Regen deutlich nach, so dass man sich entschloss, den nächsten Act wie geplant auf der Wiesenbühne auftreten zu lassen. Schon im letzten Jahr war er in Altzella dabei: die Piano-Legende ALEXANDER BLUME. Diesmal hatte er allerdings nicht nur seinen drummenden Sohn Maximilan im Schlepptau, sondern eine ganze Band. Auf den Grund dafür komme ich etwas später zu sprechen.d 20140603 1813246851 Zunächst aber konnte man sich hinreichend davon überzeugen, dass das BLUMEsche Spektrum äußerst vielseitig ist und von Blues über Funk und Jazz bis hin zum temporeichen Boogie Woogie reicht. Cool (und neu für mich) war natürlich die Begleitung durch die besagte Band, was dem Ganzen eine zusätzliche Dynamik verlieh.

Im Anschluss ging es in der Scheune nahtlos weiter mit einem holländischen Urgestein: KEES SCHIPPER. Er ist seit der ersten Ausgabe des Altzellaer Festivals dabei und genießt im Klosterpark mittlerweile Kultstatus. Bluesrock der harten Sorte steht auf seiner musikalischen Visitenkarte. Es kracht, röhrt und boogiet wirklich ohne Pause. Der Typ soll 61 Jahre alt sein? Schwer zu glauben. Viele Klassiker, aber auch eigene Songs sind zu hören, wobei mich vor allem - wie schon im letzten Jahr - seine Heavy-Version des unverwüstlichen "Oh well" begeisterte. Mir ist es rätselhaft, weshalb den Mann hierzulande eigentlich keine Sau kennt. Erwähnen muss ich unbedingt noch seinen Gitarristenkollegen Ad Landa. Im Zusammenspiel sind die beiden kaum zu bremsen, wobei Ad Landa nebenbei auch noch für die Faxen zuständig ist und schon mal sein gerade aufgenommenes Bier ins Publikum spuckt. Rock'n'Roll! Nur blöd, dass es gerade ein kleines Kind abbekam.

Mein Highlight: Remember STEFAN DIESTELMANN
Während draußen, mittlerweile wieder bei Regen, noch einmal die tollen BLACK KAT KITTENS mit ihren Blues-Roots für gute Stimmung und Cotton Field-Atmosphäre sorgten, war in der Scheune der Soundcheck für den Programmteil im Gange, auf den ich mich seit Monaten freute, dem ich regelrecht entgegengefiebert habe. Normalerweise wäre dieser Part einen eigenständigen Bericht wert, aber damit würden wir natürlich den anderen Bands des Tages Unrecht tun. Also muss ich versuchen, diese siebzig Minuten mit all den dabei erzeugten Emotionen in kurze Sätze zu packen.

e 20140603 1655594531Nach ALEXANDER BLUMEs letztjährigem Auftritt in Altzella keimte gleich in verschiedenen Hirnen (so auch in meinem) die Idee, dass es toll wäre, in Erinnerung an alte Zeiten das Gespann BLUME/KLEINOW gemeinsam auf die Bühne zu bringen. Daraufhin verlor Festival-Organisator Erik Weichhold keine Zeit und nahm die Sache in die Hand. Wie es dann letztlich zur Entstehung des "Remember STEFAN DIESTELMANN"-Programms kam, könnt Ihr in dem ebenfalls heute veröffentlichten Kurzinterview mit den Herren KLEINOW und BLUME nachlesen (Direktlink: HIER).

Bereits zwanzig Minuten vor dem auf 16:30 Uhr festgelegten Beginn des Konzertes war die Scheune brechend voll. Lauschte man den Gesprächen, konnte man überall eine ungeheure Vorfreude, aber auch Spannung heraushören. DIESTELMANN, der am 29. Januar 65 Jahre alt geworden wäre, ist eben nach wie vor der ungekrönte ostdeutsche Blueskönig und absoluter Kult. Bei allen Widersprüchlichkeiten, die der Mensch DIESTELMANN in sich vereinte, war seine Musik einzigartig. Und nur darum sollte es hier und heute gehen. Für mich war interessant, wie die Arrangements aussehen würden. Halten sich BLUME & Co. an die Originale, oder verpasst man den Songs einen neuen, zeitgemäßen Mantel? Die erste Überraschung gibt es gleich beim Opener, als BERND KLEINOW die Mundi an die Lippen setzt und sofort Riesenjubel erntet, denn es ist unverkennbar der legendäre "Reichsbahnblues", der da erklingt. Überraschend deshalb, weil KLEINOW erst kürzlich im Deutsche Mugge-Interview erklärte, diesen Titel aus nachvollziehbaren Gründen nie mehr spielen zu wollen (siehe HIER). Nun kam er doch, im Verbund mit Vater und Sohn BLUME gespielt, und sofort durchströmte mich ein Gefühl aus Vertrautheit, Glückseligkeit, aber auch Wehmut. Schon jetzt tobte die Scheune, und mir war klar, dieses Konzert würde ein grandioses Erlebnis und ein würdiges Gedenken an DIESTELMANNs Musik werden.

Inzwischen gesellte sich auch der Rest der Band dazu. Das waren Andreas Buchmann am Bass, sowie der aus Fulda stammende Stefan Rapp an der Klampfe. Und somit war klar, die Titel werden anders klingen. Aber dieses "anders klingen" stellte sich als so was von genial heraus, dass sich beim Schreiben dieser Zeilen schon wieder eine Gänsehaut auf meine Arme legt. "Ma babe" beispielsweise, das von DIESTELMANN viel flotter und flüssiger gespielt wurde als es der große WILLIE DIXON in der Originalaufnahme tat, wurde von der ALEXANDER BLUME BAND in ein eher funkiges Gewand gepackt. BERND KLEINOW blies sich hier in einen regelrechten Rausch, und Stefan Rapps filigranes Gitarrenspiel ließ diesen neuen Sound erst so richtig zur Geltung kommen. Überhaupt erwies sich Rapp als absoluter Glücksgriff. Man muss wissen, dass er wirklich erst einen Tag vor dem Auftritt zur Band stieß, man sich vorher überhaupt nicht kannte. Genaueres dazu im eben schon erwähntem Interview, das nach dem Auftritt in Altzella entstand (HIER). Auf jeden Fall passte dieser Stefan Rapp, der auch schon in den Tourbands von JOE COCKER und MELANIE DEKKER die Klampfe zupfte, in das Gefüge, als würde er schon hundert Jahre dazu gehören. Er würzte die Songs durch erstklassige Rhythmusarbeit und bewies in seinen Soli enorme Variabilität und Raffinesse. Gleiches kann man über Andreas Buchmann an den Tieftönern sagen. Die Entscheidung, die DIESTELMANN-Songs in einem zeitgemäßen Sound und mit einer kompletten Band "elektrisch" statt akustisch zu spielen, nahm den Nummern überhaupt nichts von ihrem eigentlichen Charme. Ganz im Gegenteil, man hatte in jeder Sekunde STEFAN DIESTELMANN vor Augen, wie er auf dem Hocker sitzt und mit Hingabe und Leidenschaft seinen Blues präsentierte.

Ich weiß, ich müsste langsam zum Ende kommen, aber auf ein ganz spezielles Highlight muss ich noch eingehen. Etwa zur Halbzeit des Gigs wechselte BLUME junior vom Schlagzeug ans Mikrofon und interpretierte zunächst die "Bluesgeschichte" auf seine ganz spezielle Art. Diese Nummer groovte so richtig und ließ mich in vielen schönen Erinnerungen schwelgen, die für mich mit diesem Lied verbunden sind. Schon hier hagelte es verdientermaßen viel Applaus für Max. Im Anschluss sang Max dann "Der Alte und die Kneipe", jenen ergreifenden Song vom zweiten Album "Hofmusik" (1980), der von den Problemen des Älterwerdens und der Einsamkeit handelt. Man kann es nur schwer beschreiben, was dieser junge Kerl alles in die Interpretation dieses Liedes reinlegte, woher er dieses Einfühlungsvermögen nahm. Das ging durch und durch und dürfte auch dem letzten Zweifler den ganz besonderen Spirit der DIESTELMANN-Musik nahe gebracht haben. Zwischendurch streute die Band auch mal ein paar andere Songs ein, wie den J.J. CALE-Evergreen "After midnight", zu dem sich KLEINOW und Rapp eine Art Duell lieferten, sich wieder und wieder gegenseitig den Spielball zuwarfen und sich den Szenenapplaus wirklich verdienten. Wahnsinn. Aber auch das unvermeidliche "Sweet home Chicago" geriet zu einer energiegeladenen, höchsten Ansprüchen genügenden Angelegenheit. Nicht zu vergessen BERND KLEINOWs Soloauftritt, als er das elektrisierende "Bye bye bird" (SONNY BOY WILLIAMSON) vortrug und dabei in rasantem Wechsel zwischen Mundharmonika und Gesang seine ganze Klasse nachwies.

Kann sich jemand vorstellen, wie der "Hof vom Prenzlauer Berg" als Boogie klingt? Die Antwort: Hervorragend! Genau das machten BLUME und seine Jungs nämlich, wobei Rapps Gitarre besonders hervorstach und dem Song die richtige Portion Härte verpasste. Und mit "Caldonia", einem fast siebzig Jahre alten Song, der für mich zu den stärksten Nummern vom ersten DIESTELMANN-Album zählt, ging ein denkwürdiges, unvergessliches Konzert zu Ende, was es in dieser Form und Besetzung kein zweites Mal geben wird, da es wirklich nur für dieses Festival gedacht war. Die Erinnerung an einen großartigen Musiker wurde glaubhaft vollzogen, das ganz besondere, einzigartige Flair dieser Musik wurde wach gehalten, und wohl jeder Einzelne, der diesen Auftritt erleben durfte, war sofort wieder vom DIESTELMANN-Virus befallen. Ich glaube, nicht nur dem Publikum, sondern auch den Musikern selber machte dieser Auftritt riesigen Spaß.

Viel zu schnell war die Zeit dann auch um, und normalerweise gibt es hier aufgrund des engen Zeitplanes keine Zugaben. Aber die Begeisterung der Zuschauer war dermaßen groß, die Atmosphäre so beeindruckend, der Jubel und Beifall so frenetisch, dass man die Herren einfach noch mal ran lassen musste. Also kamen die beiden Blueslegenden - so darf man BERND KLEINOW und ALEXANDER BLUME wohl durchaus bezeichnen - nochmals allein auf die Bühne und spielten abschließend einen Slowblues ("Blues für Stefan").h 20140603 1219906024 Schöner hätte man dieses ergreifende Spektakel nicht ausklingen lassen können. Vielen Dank an die Musiker für diese unbeschreiblichen Momente, und vielen Dank an Erik Weichhold, der diesen Auftritt erst möglich gemacht hat. Und man möge mir verzeihen, dass ich diesem Programmteil etwas mehr Platz eingeräumt habe.

Es bluest und rockt weiter und weiter und weiter ...
Puuuh ... Wie kommt man nach so viel Emotionen wieder runter und konzentriert sich auf die folgenden Bands? Ich gebe zu, es fiel mir sehr schwer. Dennoch lauschte ich kurz darauf auf der Wiesenbühne noch ein paar Minuten den unheimlich schönen Folk-Blues-Songs der Leipziger Band SCHNEIDER-SCHWARZNAU-M8, die wieder eine ganz andere Klangfarbe in den bisher eher bluesig und rockig angehauchten Tag brachten. Jörg Schneiders Slidegitarre, der von Frank Schwarznau gezupfte Bass (diesmal ohne Kontra ...) und ein unkonventionell gespieltes Schlagzeug, dessen Betreiber Matthias Macht eher aus dem Jazz kommt, waren wunderbar geeignet, die Birne wieder frei zu bekommen. Das war auch bitter nötig, denn es ging bereits auf 19:00 Uhr zu, und somit lagen nicht nur schon volle acht Stunden Live-Beschallung hinter mir, sondern auch noch mindestens vier Stunden vor mir.

Er gewann 2013 die German Blues Challenge ...
... brachte im Januar den staunenden Amis während der Internationalen Blues Challenge in Memphis bei, dass auch in Good Old Germany fetziger Bluesrock gemacht wird, und er vertrat unser Land im April in Riga bei der europäischen Ausgabe der Blues Challenge.i 20140603 1619526331 Also Stress pur. Aber nun beginnt man für all diese Mühen und die jahrelange harte Arbeit nach und nach die Lorbeeren einzuheimsen. Soll heißen, der Terminkalender des MIKE SEEBER TRIOs füllt sich zusehends, der Bekanntheitsgrad und vor allem die Anerkennung dieses urwüchsigen, sympathischen Thüringer Musikers und seiner beiden Mitstreiter sind enorm gewachsen. In Altzella, daran hatte ich überhaupt keinen Zweifel, würden sie nach ihrem fulminanten Auftritt im letzten Jahr ohnehin leichtes Spiel haben. Und so war es denn auch. Ähnlich wie bei BLUME platzte die Scheune schon lange vor Konzertbeginn aus den Nähten. Der zur Tradition gewordene Opener "Nie wie Vater" aus alten MONOKEL-Zeiten legte den Grundstein für begeisternde 75 Minuten Powerbluesrock von allerhöchster internationaler Güte und Klasse. MIKE SEEBER, Philip Rösch (Bass) und Tobias Ridder (Drums) spielen seit 2012 zusammen und sind eine echte Einheit geworden. Und sie werden immer besser. Da ich die Band nun bereits so oft gesehen habe, dass ich aufgehört habe es zu zählen, kann ich mir vermutlich dieses Urteil erlauben. Auch hier in Altzella liefen die Jungs sofort zu voller Betriebstemperatur auf, was das enthusiastische Publikum dankbar annahm und mit viel Applaus quittierte. Der Mix aus internationalen Klassikern und deutschsprachigen Nummern seiner Vorbilder wie KERTH, JONATHAN BLUES BAND oder BIEBL stimmte, und so feierten seine Fans mit MIKE ausgelassen eine phantastische Bluesrock-Party.

Der Schlusspunkt: ERRORHEAD
Ganz ehrlich: ich wäre nicht böse gewesen, wenn jetzt Feierabend gewesen wäre. Aber es half nix, ein Highlight hatte man sich nämlich bis zum Schluss aufgehoben: ERRORHEAD. Der Name lässt nicht unbedingt vermuten, dass es sich hierbei um eine deutsche Band handelt. Dummerweise verzögerte sich der Beginn wegen technischer Probleme beim Aufbau des ERRORHEAD-Instrumentariums um etwa 45 Minuten, was aber die Band scheinbar nur noch mehr motivierte, denn das fachkundige Publikum bekam wirklich eine superbe Show geboten. Zugegebenermaßen kannte ich die Band bisher kaum, was ich aber nach dem Konzert unbedingt ändern werde. Vier absolut hochkarätige Individualisten haben sich zu einem Ganzen gefunden, das sich quer durch alle Facetten der Rockmusik spielt. Vergleiche zu PEARL JAM, VAN HALEN, GARY MOORE, CHICKENFOOT, JOE SATRIANI und sonstigen Größen der gitarrenorientierten Soundwelten sind vermutlich willkommen und gewollt. Oder anders gesagt: ob Classic Rock, Grunge, etwas Industrial, Bluesrock, Funk, leicht jazzige Elemente - ERRORHEAD bieten die gesamte Palette an, ohne dabei stillos zu wirken. Mir ist jetzt auch klar, warum Marcus Deml seit Jahren zu den weltbesten Gitarristen gezählt wird. Was dieser Mann seinen verschiedenen Klampfen für Töne entlockte, war sagenhaft. Vor allem, wenn er in leisen Passagen die Saiten förmlich streichelt, sie wimmern und jaulen lässt, traut man sich kaum zu atmen, sondern lauscht mit offenem Mund.j 20140603 1274335684 Er dominiert den Sound, lässt aber seinen Mitstreitern viel Platz für eigene Geniestreiche. So war das Solo von Schlagzeuger "Zacky" Tsoukas eins der geilsten seiner Art, die ich je erlebt habe. Dasselbe gilt für den großen, furchteinflößenden Mann am Bass, der Frank Itt heißt und bereits in den Bands von TERENCE TENT D'ARBY und JENIFFER RUSH spielte. Auch er glänzte mit einem unglaublichen Solo, wie man es von einem Bassisten ansonsten eher selten hört. Bliebe noch Karsten Stiers zu erwähnen, der neue ERRORHEAD-Sänger. Er passt wie Deckel auf Topf zu der Musik, steht ständig unter Strom, singt sich die Seele aus dem Leib und bleibt der Band hoffentlich noch lange erhalten. Nachdem im ersten Teil des Gigs den älteren Stücken gehuldigt wurde, präsentierte man im zweiten Teil das taufrische fünfte Album der Band, "Evolution" benannt, was ich jedem Liebhaber gepflegter Rockmusik nur empfehlen kann.

Ein toller Tag ...
... ging gegen Mitternacht zu Ende. Fast 12 Stunden Livemusik am Stück machen Birne, Beine und Ohren irgendwann weich und man möchte nur noch ins Bett. Aber ich kann mit gutem Gewissen sagen, auch 2014 einen genialen Himmelfahrtstag in Altzella erlebt zu haben. Was der MJV wieder einmal auf die Beine gestellt hat, verdient meinen größten Respekt. Die jungen Leute machen vom Einlass über die gastronomische Versorgung, Merchandise bis hin zu Bühnentechnik, Sound und Licht alles selber, was eine enorme Organisation, aber auch viel Idealismus und selbstlosen Einsatz verlangt. Das hält nicht nur die Kosten im Rahmen, sondern trägt auch zu der herrlich entspannten und friedlichen Atmosphäre auf dem Festivalgelände bei. Und nicht zuletzt muss man den Verantwortlichen ein Lob zollen für das tolle, abwechslungsreiche und hochkarätige Line Up. Es spricht sich wahrscheinlich auch unter den Musikern herum, dass hier in der ländlichen sächsischen Idylle ein wunderbarer Ort ist, um sich und seine Musik vor einem dankbaren Publikum zu präsentieren. Also dann auf ein Neues im nächsten Jahr! Bei hoffentlich besserem Wetter.



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