SUBWAY TO SALLY am 24. April 2014 in Berlin

 

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Ein Bericht mit Fotos von Jens Lorenz


"Blut, Blut, Räuber saufen Blut", skandiert das Publikum. Manche Dinge ändern sich wohl nie. Gleichwohl völlig durchgeschwitzt und der Atemnot ob der mittlerweile schlechten Luft im Huxleys nahe, bestehen die Fans auf ihre Hymne. "Blut, Blut, Räuber saufen Blut" ... und so kommen SUBWAY TO SALLY auch an jenem Abend, gut zwei Jahrzehnte nach Bandgründung nicht umhin, noch eine letzte Zugabe zu spielen. "Julia und die Räuber". Würden die Fans doch sonst Weihnachten noch warten und singen. Also alles wie gehabt? Nein, beileibe nicht. Nur das Eine oder Andere halt. "Blut, Blut, Räuber saufen Blut" ...

Zwölf Studioalben haben die Potsdamer in den letzten 20 Jahren vorgelegt, die letzten sechs davon haben es ausnahmslos in die deutschen Top-Ten der Album-Charts geschafft. Anfang des Jahres kam dann ihr neuestes Album auf den Markt. "Mitgift". Und zur dazugehörigen Tournee luden SUBWAY TO SALLY am vergangenen Donnerstag ins Huxleys. Heimspiel für die Truppe von Eric Fish.

a 20140429 1941951887Alles andere als ein Heimspiel war es aber für die Support-Band DARKHAUS, die sich dafür verantwortlich zeichnen sollte, das Publikum im Huxleys schon einmal ordentlich anzuheizen. Für die meisten - so auch für mich - ein noch unbeschriebenes Blatt. Zwar ist Gitarrist Rupert Keplinger ein schon mit Edelmetall dekorierter Musiker und Songwriter (er arbeitete unter anderem schon mit Maffay, Eisbrecher und Stephan Weidner zusammen), in der Alternative- und Metal-Szene ist er aber eher unbekannt. Zusammen mit PRO-PAIN Chef Gary Meskil stellte er DARKHAUS auf die Beine, die sich musikalisch an nichts und niemanden gebunden fühlen. Dementsprechend lassen sie sich stilistisch kaum einordnen und präsentieren auf der Bühne einen Support, der sich wohl am ehesten als eine Mischung aus Dark-Rock und Elektro bezeichnen lässt. Trotz einer Menge Power und durchaus ansprechenden Vocals und Sound, erreichte die bunt gemischte Truppe kaum das Publikum. Mit einzelnen Songs wie "Ghost" konnten sie wohl bei Teilen der Fans punkten, insgesamt blieb die Stimmung im Huxleys aber eher reserviert. Man applaudierte und ... wartete.

Als kurz nach 21:00 Uhr SUBWAY TO SALLY dann den Haupt-Akt eröffnete, fiel eines sofort ins Auge: Die extravagante Bühnendekoration. Ein überdimensionaler Gitterkäfig dominierte das Bild, hinter dem sich im Laufe des Abends fast jeder der Musiker einmal wieder fand. Ausgenommen Schlagzeuger Simon Michael Schmitt, der naturgemäß seinen Platz hinter den Drums nicht verlassen konnte und sich folglich permanent "hinter Gittern" befand. Okay, im Akustikteil wurde er denn doch einmal für drei Songs "frei gelassen". Treppen führten links und rechts in den Käfig und das Ganze war eine gekonnte optische Umsetzung ihres neuen "Mitgift"-Albums, in dem es inhaltlich um mörderische Geschichten, erzählt aus der Perspektive des Mörders, geht. Schon mit dem ersten Song "Warte, Warte", der teilweise schon an Black Metal erinnerte, wurde klar: Es geht noch härter. Zu fetten Riffs und mittelalterlichen Instrumenten wurden im Laufe des Abends dann teilweise auch noch elektronische Elemente gemischt, die aber nie in den Vordergrund rückten sondern die Songstrukturen aber dynamisch unterstützten. Und natürlich Feuer. Feuerfontänen verleihen "Warte, Warte" auch visuell einen dramatischen Charakter und die pyrotechnischen Elemente setzten auch später einige der Songs gekonnt in Szene.

"Schwarze Seide" schloss sich nahtlos an den Opener an. Der als Single ausgekoppelte Song war den meisten in der Location ja längst bekannt und so hatte die Band zu keiner Zeit Probleme, das Publikum von Anfang an mitzureißen. Tanzen, Klatschen, Brüllen, Schwitzen. Keiner konnte sich dem entziehen. Mit "Feuerland" ging es dann das erste Mal auf eine musikalische Zeitreise in die Vergangenheit. Nach dem energiegeladenen Beginn fand Eric Fish dann doch irgendwann die Zeit und Muße das Publikum zu begrüßen und sein "Willkommen in der Heimat" wurde euphorisch beantwortet. Fast hätte man den Eindruck gewinnen können, dass sich Eric mindestens einen Kasten Red Bull einverleibt hatte, so energiegeladen dominierte er die Bühne. Dabei blieben aber Witz und einige sarkastische Seitenhiebe nicht auf der Strecke. Natürlich und zu allererst wieder zum Klischee Mittelalterrock. "Die Journalisten wussten nicht, wie sie das, was wir machen, nennen sollten", erzählte Eric Fish von den Anfängen von SUBWAY TO SALLY, "... also erfanden sie - und das hat nichts mit meinem Kleidungsstück (der Kilt, den Eric seit Jahr und Tag auf Konzerten trägt, Anm. d. Verf.) zu tun - das Wort Mittelalterrock". Die Potsdamer haben sich selbst nie als Mittelalterrocker gesehen, was nicht nur daran liegt, dass einige typische Instrumente wie die Marktsackpfeiffe gar nicht zum Repertoire der Band gehören, und andere wie Flöte und Violine eher dem Folk, denn dem Mittelalter entnommen sind, sondern auch, dass sie musikalisch ein wesentlich weiteres und mittlerweile auch definitiv härteres Spektrum musikalisch bedienen.b 20140429 1550827477 Und damit auch gar keine Diskussionen aufkommen, schmetterten sie ansatzlos die nächsten Rhythmen in den Saal. Von Huren und Herz, vom Hass und Henker wird gesungen und natürlich werden die neuen Songs auf der Setlist auch von Perlen aus 23 Jahren SUBWAY TO SALLY vervollständigt.

Die neuen Songs vom "Mitgift"-Album erzeugen eine fast durchgängig (gewollte) düstere Atmosphäre, was die Fans aber keineswegs daran hinderte mitzusingen oder in typischer SUBWAY TO SALLY-Manier abzufeiern. Und dieses Publikum lässt sich - wie die Band selbst - kaum in irgendwelchen Schubladen katalogisieren. Vom Kleinsten, der sicherlich längst ins Bett gehört, bis zum Ältesten, der locker hätte sein Großvater sein können, war altersmäßig die ganze Bandbreite vertreten. Auch mittelalterliche Gewänder fanden sich hier und da, und sogar einen Punker-Irokesen-Schnitt gab es zu bewundern. Auch wenn es musikalisch nun ganz und gar nicht passt, erinnerte mich die Frisur unwillkürlich an SILLY und ihrer Anekdote aus tiefsten DDR-Zeiten, als sie mangels anderer Alternativen ihre wilden Frisuren mit Zuckerwasser stylten.

Schwerstarbeit hatte nicht nur Band und Publikum zu leisten sondern auch der Tontechniker am FOH. Laut bis zur Schmerzgrenze und dabei doch präzise prügelten sich die Sallys durch ein schwermetallisch angehauchtes Konzerterlebnis, welches bisweilen den ganzen Saal von der Bassline beben ließ. Ein Tanz auf dem Drahtseil für die Technik, die nicht ein einziges Mal kollabierte und den Abend fehlerfrei über die Bühne brachte. Vielleicht hätte man den Gesang von Eric Fish ein wenig offensiver abmischen können, so dass seine markant-körnig schnarrende Stimme und die Texte insgesamt etwas dominanter daher kämen, aber das mag im Auge (oder in diesem Falle im Ohre) des Betrachters liegen.

Eric ließ dann auch keine Gelegenheit aus, die Fans mit in die Show einzubeziehen. So wurde denn auch das Winken noch einmal geübt, "nicht dieses unheilige Gewinke", so Fish, was man durchaus als Seitenhieb auf eine bekannte Gothic-Band verstehen konnte, die sich mittlerweile ganz und gar im Mainstream verloren hat, "sondern so". Die Hände über Kreuz, damit der Eindruck eines aufgewühlten Meeres entsteht.

c 20140429 1690845819Gegen Mitte des Konzertes wurde es dann doch etwas ruhiger. Mit "Weidengarten", dem "Seemannslied" und "Minne" wurde ein Akustikteil eingeschoben, der qualitativ in keinster Weise abfiel, Band und Publikum aber doch mal die Gelegenheit gab, tief durchzuatmen. Dazu kam ein für mich bis dato unbekanntes Solo von Ingo Hampf an der Laute, bei dem ich mir schon beim bloßen Hinsehen fast die Finger gebrochen hätte. Und auch Silke Volland alias Frau Schmitt zelebrierte mit ihrer Violine ein kurzes Solo. Damit aber auch wirklich niemand auf die Idee kam einzuschlafen, ging es danach mit ordentlich Power wieder voll zur Sache, so dass Arme, Beine und Hüften keine Chance hatten, auch nur einen Moment still zu stehen.

Nach gut 90 Minuten war das Feuerwerk dann zu Ende. Fast. Denn ohne Zugabe ließ man SUBWAY TO SALLY natürlich nicht von der Bühne. Diese ließen sich dann von den Fangesängen auch nicht lange bitten. Mit zwei Fackeln, erst in der Hand und hernach am Mikrofonständer, und einem lateinischen Text im Gepäck wurde mit "Ad Mortem Festinamus" der Zugabeteil eröffnet. "Henkersbraut" folgte, bevor sich Eric Fish noch einmal nach dem Wohlbefinden des Publikums erkundigte. Man könne ja noch eine Zugabe spielen, wenn der Sauerstoffmangel nicht schon zu viele Gehirnzellen getötet habe und man eine Rechenaufgabe lösen könne: "Wieviel ist die Wurzel aus 49?" - "SIEBEN", antwortet der Chor der Fans umgehend und gibt damit das Stichwort für den Kultsong. "Sieben Lieben sind gekommen, keine ist mir lang geblieben", grölen die Fans, reißen die Arme nach oben und zeigen sieben Finger. "Sechsmal hab ich's hingenommen, doch du bist die Nummer Sieben" Und dann gibt es da noch die Dinge, die sich wohl nie ändern. Solche wie, dass Räuber Blut saufen. Aber an dieser Stelle waren wir wohl schon mal.


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Termine:

SUBWAY TO SALLY mit Vorband DARKHAUS:
• 29.04.2014 - Köln - E-Werk
• 30.04.2014 - Würzburg - Posthalle
• 02.05.2014 - Losheim am See - Hexentanz Festival
• 03.05.2014 - Erfurt - Stadtgarten

Alle Termine ohne Gewähr. Nähere Infos findet Ihr auf der bandeigenen Homepage.


Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage von Subway To Sally: www.subwaytosally.com
• Off. Homepage von Darkhaus: www.darkhausmusic.com
• Portrait über Subway To Sally: HIER





Fotostrecke:


Darkhaus:
 
 
 
 
 

   
   
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