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Ein Konzertbericht von Ulf Schreiter mit Fotos von Bodo Kubatzki





Dies ist ein Versuch, den Fans des Progressive-Rock die Faszination des Bergkellers Reichenbach näher zu bringen. Die Freisinger Band RPWL gab dort am Ostersonntag ein beeindruckendes Konzert.c 20140424 1819216743 Da ich wusste, dass das Konzert ausverkauft war, machte ich mich bereits am frühen Nachmittag auf den Weg von Leipzig in Richtung Reichenbach im Vogtland, um im dortigen Bergkeller, dem sogenannten "Wohnzimmer des Prog", wieder mal RPWL live erleben zu können. Ich wollte mir einen Platz nahe der "Bühne" erobern.

Für all diejenigen, die den Bergkeller nicht kennen, hier eine kurze Beschreibung: Der Bergkeller Reichenbach ist eine Kneipe mit einer Fläche von ca. 10 x 10 Metern. Von dieser Fläche nehmen die Theke und ein mittig stehender Pfeiler noch entsprechenden Platz ein. Den Bands steht dann eine Bühne, die im Bergkeller aus einem großen Teppich (!) besteht, von ca. 5 x 7 Metern für Equipment und Musiker zur Verfügung. Die Restfläche ist der Zuschauerraum. Es passen schätzungsweise maximal 120 Leute in den Raum, gefühlt waren es am Sonntag bestimmt 150. Die Auftritte der Bands haben somit den Charakter von Clubkonzerten. Rechtzeitig angekommen, konnte ich in aller Ruhe noch zwischen dem obligatorischen Steak oder einer Thüringer Rostbratwurst wählen, da es am Grill vor dem Bergkeller noch nicht sehr voll war.

Nach einer ausführlichen und sehr lustigen Einführung zu RPWL durch Uwe Treitinger, dem Betreiber und Veranstalter, der immer wieder durch Zwischenrufe aus dem Publikum unterbrochen wurde, begann das Konzert gegen 20:15 Uhr. Aufgrund der "Größe der Bühne" war es RPWL natürlich nicht möglich, die derzeit übliche Show zu inszenieren, die das aktuelle Album "Wanted" auch visuell präsentiert. Auf die Schauspieler und Video-Leinwände musste hier im Bergkeller verzichtet werden. Als Ausgleich dafür erklärte Sänger Yogi Lang jeden Song ausführlich, was sich als recht interessant herausstellte, da es sich bei dem aktuellen Album wieder um ein Konzeptwerk mit einem philosophischen Hintergrund handelt.

Schon bei den ersten Tönen konnte man feststellen, dass der Sound hervorragend war. Ja, RPWL beschallten sogar den Bergkeller in Quadrophonie. Phänomenal! "Wanted" ist gegenüber dem Vorgänger etwas eingängiger und härter (aber noch weit weg von hart!). Das klingt wie ein Widerspruch, ist aber keiner. Man muss es gehört haben, um zu verstehen, was ich meine. Die Einflüsse von Pink Floyd sind hörbar, vor allem die Gitarrensoli von Kalle Wallner atmen den Spirit dieser Band. Jedoch besitzen RPWL inzwischen einen unverkennbaren, eigenen Sound. Die Keyboards, gespielt von Markus Jehle, kommen oft mit spacigen Flächen daher, aber auch mit Hammondorgel-Sound und Mini-Moog-Soli. Bei letzteren klingt es dann ab und zu so, als ob Manfred Mann am Synthesizer steht. Auf dem Album sind auch wieder wunderschöne, zum Teil mehrstimmige Gesangsmelodien zu hören. Die Rhythmusarbeit von Bassist Werner Taus und Schlagzeuger Marc Turiaux ist präzise und druckvoll. Die Band agierte mit ungeheurer Spielfreude und der Sound war umwerfend. Kurzum gesagt: es gab Gänsehautmomente "en masse". Das muss man einfach mal erlebt haben.

Nach der Interpretation des kompletten Albums "Wanted" schlossen sich dann noch einige ältere Stücke an. Als Abschluss des regulären Sets wurde der Erfolgssong "Roses" gespielt, was die Stimmung im Saal auf den Höhepunkt brachte. Die "Zuschauermassen" sangen diesen Song aus voller Kehle mit, so dass man meinte, die Kneipendecke würde gleich abheben. Als Zugabe brachten RPWL dann noch "Unchain The Earth" und das obligatorische "Hole In The Sky" zu Gehör. Und wieder sangen alle mit. Damit sollte das Konzert eigentlich enden.

Ende??? Denkste! Die Band war von der Stimmung im Bergkeller so angetan, dass sie noch einen zweiten Zugabenblock spielte. Und dieser war wirklich nicht geplant! Was konnte jetzt nur noch folgen? Natürlich - Pink Floyd! Zuerst interpretierten RPWL "Have A Cigar" in einer recht harten, aber genialen Version. Abschließend war dann noch eine (ich schätze 15 Minuten lange) Monsterfassung von "Embryo" zu hören. Wow, es war nicht zu fassen. So viele Haare habe ich gar nicht mehr, wie sich da aufstellen wollten! Und so endete dieses unglaubliche Konzert dann kurz nach 23:30 Uhr. Wie es im Bergkeller üblich ist, mischte sich nach kurzer Zeit die komplette Band unters Publikum, erfüllte Autogrammwünsche und stand für Gespräche zur Verfügung. Ich hatte Gelegenheit, mich noch eine Viertelstunde mit dem Sänger Yogi Lang über das Album, die Tour und kommende Projekte zu unterhalten. Ich glaube, auf so lockere Art und Weise kann man das nur im Bergkeller erleben. Die Musiker scheinen hier immer völlig entspannt zu sein.

Und genau das ist es, was den Bergkeller Reichenbach ausmacht. Diese besondere Atmosphäre begeistert sowohl das Publikum als auch die Bands. Sonst würden die vielen weltbekannten Prog-Bands wohl kaum in dieser kleinen, für Konzerte eigentlich ungeeigneten Location, spielen, und vor allem, immer wiederkommen. Für RPWL war dies das 12. (!) Bergkeller-Konzert.

Gegen 0:30 Uhr verließ ich dann den Bergkeller, mit einem breiten Grinsen im Gesicht und mit der Gewissheit, hier am 20. Juli 2014 erneut RPWL erleben zu können, die dann ein komplettes Pink Floyd Set spielen wollen! Ich kann's kaum erwarten!



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Termine:

• 24.04.2014 - Piekary Slaskie (PL) - Andaluzja
• 25.04.2014 - Warschau (PL) - Progresja
• 26.04.2014 - Suchy Las (PL) - Dom Kultury
• 27.04.2014 - Bydgoszcz (PL) - Kuznia
• 20.07.2014 - Reichenbach - Bergkeller

Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos und weitere Termine auf der bandeigenen Homepage.


Bitte beachtet auch:

• off. Homepage von RPWL: www.rpwl-wanted.de
• Homepage des Bergkellers in Reichenbach: www.bergkeller-reichenbach.de




Live-Impressionen

 
 
 

   
   
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