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Ein Konzertbericht mit Fotos von Matthias Ziegert


Dem "Nicht-DDR-Bürger" wird der Begriff "bong" im Zusammenhang mit Musikshows möglicherweise nicht viel sagen, es sei denn, er ist irgendwann mal auf eine der Wiederholungen auf den dritten Programmen oder bei 3Sat gestolpert. Im Westen der einst geteilten Republik hatte man die ZDF Hitparade, in der monatlich die neusten und kommerziell erfolgreichsten deutschen Songs präsentiert wurden. Im Osten war das "bong", und in diese Richtung waren die West-Antennen nur sehr selten ausgerichtet. Bei "bong" ging es außerdem auch weniger um den Kommerz als um den Geschmack der Zuschauer. "bong" war eine Wertungssendung, die im Studio live aufgezeichnet und immer donnerstags, einmal im Monat, als "Konserve" im DDR-Fernsehen ausgestrahlt wurde. Zwischen 1983 und 1989 gaben sich in der Sendung namhafte nationale wie internationale Künstler (so sie denn eine deutsche Produktion beim DDR-Rundfunk oder beim DDR-Plattenlabel AMIGA hatten) die Klinke in die Hand. In diesem Jahr ist es schon 25 Jahre her, dass die letzte Sendung über die Mattscheibe flimmerte, aber der Mythos "bong" lebt noch immer und viele Menschen verbinden mit dieser Sendung schöne Fernsehabende. Was liegt da näher, als diese Sendung wiederzubeleben?

Die Fernsehlandschaft ist heute eine ganz andere geworden. Jedes noch so kleine Format ist dazu angehalten, die großen Namen zu holen, um Zuschauer anzuziehen. Für Randgruppen der Musik ist da wenig Platz, denn die TV-Macher glauben ja allen Ernstes, jeder hier im Land möchte rund um die Uhr mit Helene Fischer und Andrea Berg beschallt werden. Diese Fehleinschätzung sorgt dafür, dass es nicht mehr viele Formate für Musik im populärmusikalischen Bereich gibt (über Sendungen für Rockmusik wollen wir gar nicht erst reden), und die, die es gibt, haben keine Überraschungen mehr im Programm. Wie will man dann ein 30 Jahre altes Konzept wieder für das Publikum auf die Beine stellen, wenn es als TV-Sendung nicht mehr in Frage kommt? Die Antwort bekam man bereits im letzten Jahr. Es war am 4. Juni 2013, als SONY Music (als Vertreter der AMIGA), MAWI-Concert (als Veranstalter) und Karney Entertainment (Jürgen Karneys Produktionsfirma) zu einer Pressekonferenz mit Showeinlage in die Kuppel der Leipziger Volkszeitung einluden, um ihr gemeinsames Projekt vorzustellen (Bericht darüber siehe HIER). Nach dem Erscheinen des DVD-Box-Sets und der CD "Das Beste aus bong" im vergangenen Jahr, sollte es zusätzlich noch eine Tournee mit vielen Stars und Preisträgern der Sendung "bong" geben. Die Show sollte also aus dem Fernsehen auf die Live-Bühne umziehen. Nach einem drei viertel Jahr Vorbereitung auf Seiten der Macher und neugierigen Wartens auf Seiten des Publikums startete nun am Freitag im Leipziger "Haus Auensee", dem Stammsitz von MAWI-Concert, die Tournee "Das Beste aus bong".

Natürlich steht auch für die Live-Show der Moderator Jürgen Karney, der die bunte Mischung aus Schlagern, Pop, Rock und Humor auch schon in den 80ern im DDR-Fernsehen präsentierte, wieder am Mikrofon. In dem reichlich 220 Minuten (also fast vier Stunden!) langen Programm, das zum Glück eine größere Pause hatte, moderierte Karney zwischen Videoeinspielungen und Auftritten der Künstler wie gewohnt mit Witz und Charme und plauderte locker mit ihnen über Vergangenes und ihre aktuellen Projekte. Auch wenn die musikalischen Helden von einst etwas älter geworden sind, so konnten sie dennoch mit ihren einstigen "bong"-Hits das Gefühl der DDR-Hitparade für diesen Abend zurückholen.

Zur Freude der gut gelaunten Besucher erschienen an diesem Abend auf der Bühne in Leipzig Jörg Hindemith, Muck, Tino Eisbrenner, die Gruppe Karussell, Arnulf Wenning, Beppo Küster, Wolfgang Lippert, Karat, Wolfgang Ziegler, Peter Tschernig, Michael Barakowski, das Duo H & N, Olaf Berger und Petra Zieger.c 20140417 1688021356 Damit auch die etwas älteren Fans oberhalb der 50 das Mammutprogramm problemlos genießen konnten, wurde der Saal für diesen Abend extra bestuhlt. Naja ... bei den Aufzeichnungen zur TV-Ausgabe von "bong" musste man damals ja auch sitzen.

Pünktlich um 19.00 Uhr startete die Show mit einem Videoeinspieler aus DDR-Zeiten, der auch auf der "Das Beste aus bong"-DVD zu finden ist, sowie einer kurzen Ansage der damaligen Kultsendung. Danach erschien zur Erkennungsmusik von "bong", dem Titel "Computerträume" von den Puhdys, Jürgen Karney im schwarzen Anzug auf der Bühne und begrüßte die Anwesenden. Diese grüßten johlend und pfeifend mit einem kräftigen Applaus zurück. Ein paar Worte als Einleitung in den musikalischen Abend und schon ging es auch mit der Musik los.

Als erster Musiker hüpfte im wahrsten Sinne des Wortes Jörg Hindemith im rosa Original-Pullover von einst auf die Bühne. Dass es sich bei dem Pulli tatsächlich um das Original handelte, lieferte der im Hintergrund auf der Videowand laufende Ausschnitt der Sendung aus den 80ern. Diese "früher und heute"-Vergleiche gab es übrigens bei jedem Künstler oder Band. Sich des rosa Pullovers entledigt, heizte der Shakin' Stevens des Ostens nun im hautengen Muskel-Shirt über dem trainierten Körper mit seinen Hits "Bitte, bitte Hanni", "Heut kommt Marie zurück" und "Fühlst du meine Liebe zu dir" das Publikum ordentlich an und sorgte für gute Stimmung im Saal. Das war schonmal ein guter Start, und es ging sofort mit dem nächsten Künstler weiter ...

d 20140417 1467079013Der nun folgende Sänger namens MUCK, alias Hartmut Schulze-Gerlach, setzte mit seinen Klassikern "Bye Bye Maria", "Die richtige Frau" und "He, kleine Linda" in einer aufgepeppten Mitklatsch-Version noch eins drauf. MUCK traute sich dann auch, direkt ins Publikum zu gehen, so dass die Konzertbesucher den Künstler hautnah erleben konnten.

Einen Ausflug in die Welt des Pop folgte nun mit Tino Eisbrenner. Der ehemalige Sänger der Gruppe JESSICA, in den 80ern stets mit der roten Ledermütze als Erkennungszeichen bekleidet, präsentierte neben dem JESSICA-Hit "Ich beobachte dich" auch zwei Songs, die aus der Neuzeit stammen. Mit "Du gehst vorbei", das er vor wenigen Jahren mit seinem Projekt HAUSBOOT auf CD veröffentlichte, und "Barfuß in Kakteen", einem ganz neuen Song vom demnächst erscheinenden neuen Album Eisbrenners, hatte auch er das Publikum auf seiner Seite. Als ganz besondere Einlage begleitete sich der Mann vom Vierwindehof zum Titel "Barfuß in Kakteen" selbst auf einer Trommel. Berechtigterweise erntete Tino für seinen Auftritt viel Applaus.

Für die nächsten Musiker war dieser Abend in Leipzig gewissermaßen ein Heimspiel. Die Gruppe KARUSSELL präsentierte nach einem kurzen Interview durch Jürgen Karney drei Songs aus ihrer vor ein paar Tagen erschienen Best-Of-CD "Die größten Hits". Mit den zwei neueren Stücken "Oben sein" und "Rettet unsre Nacht", die vom aktuellen KARUSSELL-Album "Loslassen" stammen, sowie dem Klassiker "Als ich fortging", visuell mit Ausschnitten ihres Auftritts in der Sendung "bong" ergänzt, traf das Sextett den Geschmack des Publikums.
 
Neben den zahlreichen akustischen Genüssen an diesem Abend hatte Arnulf Wenning mit seinen beiden Tänzerinnen in türkisfarbenen Glitzerkleidern auch etwas fürs Auge mitgebracht.e 20140417 1182584056 Zu seinen Hits "Eisdame" und "Lady Cool" legten die drei eine heiße Sohle auf Parkett. Auch Wennings neuer Titel, "Ein Spiel", zu dem noch eine Geigerin auf der Bühne erschien, wurde mit viel Applaus bedacht.

Viel Spaß gab es beim Wiedersehen mit Ulknudel Beppo Küster, der mit Schlafmütze auf dem Kopf erschien und seinen Hit "Absolute Stille" aus der Klamotten-Kiste holte. Küster ist heute in Sachen Musik selbst nicht mehr aktiv, denn seit der Wende ist er als Produzent, Moderator und Autor für TV und Rundfunk tätig und bezeichnet sich auf seiner Homepage selbst als "Show-Rentner". Mit dem als Öko-Hymne tauglichen "Ich bin auf Draht, ich fahre Rad" setzte er noch eine zweite Ulk-Nummer drauf.

Der nächste Künstler, gewissermaßen ein Kollege von Jürgen Karney, der Anfang der 90er sogar schon das heutige ZDF-Problemkind "Wetten das" mehrmals moderierte, wurde von den Leipziger Konzertbesuchern regelrecht gefeiert. Wolfgang Lippert hatte mit "Alles tutti paletti", "Es geht schon wieder los" und (natürlich) "Erna kommt" die richtigen Songs für diesen Abend im Gepäck. Lippert brachte den Saal im wahrsten Sinne des Wortes zum Beben. Das Publikum klatschte und sang die Songs mit. Das war sehr beeindruckend.

f 20140417 1733600778Mit der Gruppe KARAT folgte ein weiterer Knüller des Abends und eine Band, die auf keinen Fall fehlen durfte. KARAT hat nämlich einen direkten Bezug zu "bong", waren sie es doch, die mit "Jede Stunde", damals noch mit Herbert Dreilich als Frontmann, den ersten Titel bei "bong" präsentieren durften. Neben "Steh wieder auf", einem Song vom letzten Album der Band, und dem absoluten Klassiker "Über sieben Brücken", war natürlich auch der eben erwähnte Hit "Jede Stunde" Bestandteil der Setlist an diesem Abend. Die Frage von Claudius Dreilich an das Publikum, ob man gemeinsam über die sieben Brücken gehen wolle, wurde mit einem schallenden "Ja" beantwortet. Insgesamt ein solider Auftritt.

Die folgende zwanzig Minuten dauernde Pause wurde zur Stärkung, zum Ausgleich des Nikotin-Haushalts oder einem Besuch am reichlich bestückten Merchandise-Standes genutzt. Der eine oder andere Konzertbesucher nutzte die Zeit, um ein erstes Fazit zu ziehen ...

Wer nun denkt, die Highlights mit KARAT und Karussell wären schon gelaufen und die Pause würde für den Abbruch der guten Stimmung sorgen, der sah sich umgehend getäuscht! Ein im wahrsten Sinne des Wortes alter Hase der Schlagerbranche eröffnete den zweiten Teil des Abends, und knüpfte stimmungsmäßig nahtlos an den letzten Ton von KARAT an. Wolfgang Ziegler, dem man die 70 Lebensjahre überhaupt nicht ansieht, sorgte mit "Du fehlst mir sehr" und "Verdammt" innerhalb kürzester Zeit wieder für ausgelassene Partystimmung im Haus.

g 20140417 1258607756Dass "bong" auch für musikalische Vielfalt stand (und steht), bewies der Auftritt von Peter Tschernig, dem Country-Musik-Star der DDR, der an diesem Abend sein "Taxi 408" noch einmal startete. Mit den Songs "Mein allerbester Freund" und dem Jonny Cash Klassiker "Ring of fire" stellte er sein Können unter Beweis und erntete als Dank reichlich Applaus - und nicht nur von seinen Fans!

Mit Michael Barakowski, dem Sänger der Gruppe PERL, wehte nun wieder ein etwas rockigerer Wind durch den Saal. Solo mit umgeschnallter Gitarre präsentierte er nach seinen zwei neuen Titeln "Bin ich König" und "Nie mehr", das zu DDR-Zeiten besonders bei den Wehrdienstleistenden populäre "Zeit, die nie vergeht", wozu sich einige Fans im Publikum erhoben und mitsangen und mitklatschten. Ein Lied, das auch über Jahre hinweg nicht klein zu kriegen ist - ein echter Klassiker!

Das Duo H & N, einst als "Modern Talking der DDR" gefeiert und gerade wieder nach 25 Jahren auferstanden, steuerte die nächsten drei Nummern zur Party bei. Passend zur Reunion starteten sie ihren Auftritt mit "Wir sind wieder da", ein Lied von ihrer aktuellen CD "Früher oder später". Ihre beiden folgenden Titel "Baby aus Halle" und "Dreimal hab ich sie geküsst" begeisterten vor allem die Damen im Saal.

Diese Begeisterung steigerte sich dann beim nächsten Künstler, der bei "bong" seine Karriere startete, noch einmal sichtlich und hörbar. Schlagerstar Olaf Berger sang zum auf der Videowand eingespielten Kaminfeuer seinen Hit "Es brennt wie Feuer" aus dem Jahr 1985. Weitere Titel seines bejubelten Auftritts waren "Wenn ein Blick die Nacht verrät" und "Verlass mich, wenn ich schlaf".

Auch Petra Zieger, die letzte Künstlerin des freitäglichen Programms, hatte einst bei "bong" ihre Karriere begonnen. Am Freitag fegte sie im silbernen, mit Glitzersteinen besetzten Catsuit, hohen Hacken und langem blonden Haar über die Bühne, als wäre die Zeit stehen geblieben. Dabei heizte sie mit ihrer ausgestrahlten Energie den Saal noch einmal richtig auf und steckte wohl jeden einzelnen Konzertbesucher förmlich an.h 20140417 1698722562 Bei ihren Hits "Traumzeit", "Katzen bei Nacht", "Superfrau" und "Nimm mich" hielt es manchen Besucher nicht mehr auf seinem Sitzplatz. Das Publikum sang und klatschte vor der Bühne weiter mit.

Nach viel Beifall für die Künstlerin und ihre Band bat Karney noch einmal alle Protagonisten des Abends in der Reihenfolge ihres Auftritts zur Verabschiedung auf Bühne und dankte allen Beteiligten. Petra Zieger dankte darauf im Namen aller Künstler Jürgen Karney für seine tolle Idee, "bong" auf die Live-Bühne zu bringen. Im Anschluss bestand dann noch die Möglichkeit, von den meisten Mitwirkenden ein Autogramm zu bekommen oder ein Erinnerungsfoto zu machen. Die Betonung liegt auf "den meisten", denn einige hatten sich nach ihrem Auftritt schon verdrückt.

Wer ein großes Live-Spektakel mit Improvisationen und Soli erwartet, der ist bei der Bühnenshow "Das Beste aus bong" falsch. Vieles kommt hier vom Band und wird im Halbplayback-Verfahren präsentiert. Das ist auch anders gar nicht möglich, um den zeitlichen Ablauf nicht noch mehr in die Länge zu ziehen. Das Gefühl, einer echten "bong" Sendung beizuwohnen, vermittelt das fast vier-stündige Programm auf alle Fälle. Dies sollte man auch beim Preis der Eintrittskarten beachten, denn soviel Hochkarätiges auf einen Schlag bekommt man nicht überall geboten! Leider geht die Tour erst im Herbst weiter ...



Über diesen Bericht könnt ihr in unserem Forum diskutieren.




"Das Beste aus bong" auf Tour 2014:

• 02.10.2014 - Löbau - Messepark
• 03.10.2014 - Wolfen - Kulturhaus
• 04.10.2014 - Wittenberg - Stadthaus
• 05.10.2014 - Freiberg - Tivoli
• 10.10.2014 - Salzwedel - Kulturhaus
• 11.10.2014 - Ballenstedt - Schlosstheater
• 12.10.2014 - Falkenberg - Haus des Gates
• 16.10.2014 - Weissenfels - Kulturhaus
• 17.10.2014 - Neuenhagen - Bürgersaal
• 18.10.2014 - Magdeburg - AMO Kulturhaus
• 19.10.2014 - Böhlen - Kulturhaus
• 25.10.2014 - Altenburg - Kosma Kulturhof

Weitere Termine folgen. Nähere Infos auf www.rh-kuenstlermanagement.de



Bitte beachtet auch:

• off. Homepage von Jürgen Karney: www.juergen-karney.de
• Homepage des Veranstalters des Leipzig-Konzerts, MAWI Concert: www.mawi-concert.de
• Homepage des Veranstalters der Tour im Herbst, Rudi Hauptmann: www.rh-kuenstlermanagement.de
• Homepage von AMIGA: www.amiga-schallplatten.de




Live-Impressionen



Eröffnung durch Mr. bong Jürgen Karney
 
 


Jörg Hindemith
 
 
 

Muck
 
 
 


Tino Eisbrenner
 
 
 


Karussell
 
 
 


Arnulf Wenning
 
 
 


Beppo Küster
 
 
 


Wolfgang Lippert
 
 
 
 

KARAT
 
 
 


Wolfgang Ziegler
 
 
 


Peter Tschernig
 
 
 


Michael Barakowski
 
 
 
 

H & N
 
 
 


Olaf Berger
 
 
 


Petra Zieger
 
 
 


Finale

 
 



   
   
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