THE SWEET - European Tour 2014
Teil 2: Leipzig am 8. April 2014

 

 

uesc 20140411 1997799728
Ein Konzertbericht mit Fotostrecke von Matthias Ziegert


Es ist schon ein paar Jährchen her, genau genommen 46 Jahre, als die Keimzelle der Gruppe THE SWEET entstand, der Gruppe, die am 8. April 2014 ganz ordentlich das altehrwürdige Leipziger "Haus Auensee" rockte. Im Jahre 1968 gründeten vier junge britische Musiker in der Grafschaft Middlesex eine Band mit dem Namen SWEET SHOP. Mitglieder der Band waren der Sänger Brian Connolly, Gitarrist Frank Torpey, Bassist Steve Priest und Schlagzeuger Mick Tucker. In den Jahren bis 1970 entstanden einige Singles, die allesamt floppten, dafür aber heute in Sammlerkreisen für viel Geld gehandelt werden. Nach anfänglichen und von - wie erwähnt - Misserfolg gekrönten Versuchen, in die Belle Etage der britischen Rockmusik aufzusteigen, benannte sich die Band 1970 in THE SWEET um. Der Namenswechsel ging auch mit einer personellen Veränderung einher, denn für Gitarrist Frank Torpey kam Andy Scott in die Band. In diesem Jahr wurde der Grundstein für eine große Karriere und Erfolge auch außerhalb der britischen Insel gelegt. In der Folge bekam die Band von Produzent Phil Wainmann ein Angebot für einen Vertrag mit der Plattenfirma RCA, inklusive einer Zusammenarbeit mit den Songwritern Nicky Chinn und Mike Chapmann. Laut Plattenvertrag waren die beiden Herren für die A-Seite und den Musikstil - damals noch "Bubblegum-Sound" genannt - zuständig. Auf der B-Seite durfte die Band von Anfang an eigene Kompositionen in ihrem ureigenen Stil platzieren, den am vergangenen Dienstag auch die Besucher in Leipzig zu hören bekamen.

Mit "Co Co", der zweiten Single-Veröffentlichung nach "Funny, Funny", waren THE SWEET nun auf dem Weg, eine der erfolgreichsten Bands der siebziger Jahre zu werden. THE SWEET waren plötzlich auf Platz 2 der englischen Charts. In Deutschland schafften sie es auf Platz 2 und erhielten dafür sogar eine goldene Schallplatte. Damit waren dem folgenden Siegeszug "Der Süßen" sämtliche Türen und Tore geöffnet. Neben ihrer Musik prägte die Band vor allem mit ihrer Bühnengarderobe und den legendären Live-Auftritten den Geist der Zeit, waren Mitbegründer des sogenannten "Glamrock" und wurden zum Vorbild für viele andere Musiker. Neben langen Haaren trugen sie Make-Up, hohe Plateaustiefel und hautenge Anzüge. Dabei waren es vor allem Steve Priest und Andy Scott, die sich in puncto Make-Up und der damit verbunden sexuellen Mehrdeutigkeit, gegenseitig zu übertreffen versuchten. Davon zeugen die heute zahlreich bei Youtube hochgeladenen Clips mit TV-Auftritten dieser Zeit. Der Erfolg blieb für einige Zeit konstant, nahm aber ab Mitte/Ende der 70er immer mehr und mehr ab. Im Jahre 1981 löste sich die Gruppe auf. Zwar wurde die Band 1985 wieder an den Start gebracht, allerdings ohne den etatmäßigen Sänger Brian Connolly, für den Paul Mario Day den Posten am Mikrophon übernahm. Immer wieder machte das Gerücht die Runde, die Band würde wieder in Original-Besetzung auftreten.b 20140411 1748989801 Aber diese Pläne - sollte es sie denn wirklich gegeben haben - konnten nicht mehr umgesetzt werden, da Sänger Brian Connolly nach mehreren Herzinfarkten im Jahre 1997 an Nierenversagen starb. Auch Mick Tucker könnte heute kein Comeback bei THE SWEET mehr geben, da er nach längerer Krankheit im Jahre 2002 an Leukämie verstarb. THE SWEET tritt heute noch unter der Leitung und Mitwirkung von Andy Scott auf, spielt in der Besetzung

Andy Scott (Gitarre, Gesang)
Peter Lincoln (Gesang, Bass)
Tony O'Hora (Keyboards, Gitarre) und
Bruce Bisland (Schlagzeug),

und befinden sich derzeit auf großer Europa-Tournee. Das Konzert in Leipzig konnte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen!

Pünktlich auf die Minute startete das Programm des Abends mit der Vorband HEAVEN AND HELL. Eigentlich handelt es sich bei dieser Gruppe um eine sechsköpfige Coverband für Songs der achtziger Jahre, die aber an diesem Abend - und auch bei der gesamten Tour in Deutschland - als Akustik-Duo die Rolle des Anheizers übernehmen dürfen. Das war an diesem Abend ein leichtes Spiel, denn die ca. 2.000 Konzertbesucher im Leipziger "Haus Auensee", die nicht nur aus Leipzig, sondern für dieses Konzert teilweise auch auch von sehr weit her angereist waren, waren alle sichtlich gut drauf und leicht zu entflammen. Mit "Living after midnight" von Judas Priest und "Rock the night" von Europe startete das Duo sein ca. zwanzig Minuten dauerndes Set. Dem folgte als erste Mitsingnummer "Shadow on the Wall" von Mike Oldfield und Roger Chapmann. Bei diesem Stück röhrte Sänger Peter Straub - Meister Chapman gleich - ordentlich los.c 20140411 1383936765 Spätestens bei AC/DC's "Whole Lotta Rosie" hatten sie das Publikum, das sowieso schon fleißig mitklatschte, in ihrer Hand. Beim folgenden "Allrigt Now" von Free sah man die Menge vor der Bühne mit erhobenen Armen, klatschend und lautstark mitsingend. Für ihren Part im Vorprogramm wurden die beiden sichtlich begeisterten Musiker mit Jubel und viel Applaus verabschiedet.

Nach einem kurzen Umbau auf der Bühne war es um 20:30 Uhr endlich soweit: Nach einem kurzen Intro, einer Mischung aus Geräuschen und Liedern, in denen es um New York geht, betraten Andy Scott, Pete Lincoln, Tony O'Hora und Bruce Bisland zu den letzten Takten von Frank Sinatras "New York, New York" die Bühne. Schlagzeuger Bruce Bisland, der seit 1991 mit Andy Scott die Bühne teilt, startete mit donnerndem Schlagzeug - dem Taktgeber auf einer Galere gleich - die erste Nummer: "New York Groove". Der Song - im Original von der Gruppe HELLO - wurde vom Publikum sofort erkannt und es wurde kräftig mitgeklatscht und mitgesungen. Mit "Hell Raiser", dem Nummer-1-Hit aus dem Jahre 1973, setzte man noch eins drauf und brachte die begeisterte Masse das erste Mal richtig zum Jubeln. Nach einer kurzen Begrüßung durch Pete Lincoln, dem Mann am Bass, startete Andy Scott auf seiner Gitarre den nächsten Hit: "Turn it down" aus dem Jahr 1974. Danach durfte Gitarrist und Keyboarder Tony O'Hora beim Klassiker "The six teens" seine gesanglichen Qualitäten unter Beweis stellen.

Im Anschluss erklärte Pete Lincoln, warum die Band das Konzert mit einem Coversong eröffnet hat. Im Jahre 2012 veröffentlichte das Quartett ein Album mit Songs, die alle irgendwas mit der Stadt New York zu tun haben. Unter dem Titel "New York Connection" erschien somit eine CD, auf der die Band Songs anderer Künstler und Bands coverten. "New York Connection" heißt übrigens auch der einzige Song auf der Scheibe, der von der Band selbst stammt. Er wurde im Jahre 1972 als B-Seite der Single "Wig Wam Bam" veröffentlicht. Für die bandeigene Bearbeitung der Fremdtitel kreierte Lincoln ein neues Wort. Er meinte, man hätte die Songs "geSWEETified". Einfach gesagt, die Titel wurden mit für THE SWEET mit typischen Gitarren-Riffs, Drum-Beats und Vocal-Lines, inklusive einiger Anleihen von Songs der Band, kräftig "aufgerockt". Lincolns brav wirkender und auf Deutsch gesprochener Hinweis, dass man die CD nach dem Konzert auch kaufen könne, sorgte für wohlwollendes Lachen im Saal. Mit "Gold on the Ceiling" von den BLACK KEYS folgte ein weiterer Song von der Cover-Scheibe.

Für die Ansage des folgenden Songs übernahm Andy Scott persönlich das Mikro. Er erzählte, dass die Band gerade von einer Tour aus Australien zurückkäme und ihr größter Hit dort ein Lied vom Album "Sweet funny Adams" sei, den man in Europa sonst noch nicht gespielt hätte. Als gewissermaßen kleine Premiere gab es nun den "Peppermint Twist" von dem 1974 erschienen Album. Bei dieser Partynummer wurde natürlich wieder ordentlich mitgemacht und diese Erfahrung müssen die vier Musiker auch in Down Under gemacht haben. Mit dem vom selben Album stammenden "Into the Night", gesungen von Andy Scott, wurde es nun wieder etwas härter. Das änderte sich auch beim Song "AC/DC", vorgetragen von Pete Lincoln, nicht.

e 20140411 2013100039Beim folgenden Medley aus den Hits "Wig Wam Bam" und "Little Willy" war die Partystimmung wieder auf dem höchsten Level. Lincoln forderte alle im "Haus Auensee" auf, so laut mitzusingen, wie man nur kann. Mit großer Begeisterung und Einsatzwillen wurde der Wunsch erfüllt, ohne sich lange bitten zu lassen. Bei der nächsten Nummer wollte Lincoln noch mehr davon. Er forderte die Anwesenden auf "drei kleine Worte" zu rufen, die wohl jeder THE SWEET-Fan kennt und weiß, welche gemeint sind. Logisch, dass die drei Wörter "We want Sweet" gemeint waren und ganz klar, dass jetzt nur der Song "Teenage Rampage", ein weiterer Mega-Hit der Band, folgen konnte. Die Stimmung war - wie könnte es anders sein - bestens.

Dem anfangs stark an "Sweet F.A." erinnernden Coversong "You spin me round" von der Gruppe DEAD OR ALIVE folgte ein weiterer Song vom Album "New York Connection", der Vorbereitung für die besonders lange Live-Version von "Love is like oxygen", dem Hit vom SWEET-Album "Level Headed", war. Gleichzeitig war diese Nummer auch einer der Höhepunkte des Abends. Im Gegensatz zum Original auf der LP wurde der Instrumentalteil mit "Fanfare for the Common Man", bekannt als Adaption von Emerson Lake & Palmer, ergänzt.f 20140411 1378026224 Andy Scott widmete diesen Hit seinen beiden verstorbenen Kollegen Brain Conolly und Mick Tucker. Nach viel Applaus und weiteren "We want Sweet"-Rufen ging es mit dem Kracher "Set me free" weiter. Bei diesem Titel gab es für Andy Scott reichlich Gelegenheit, zu zeigen, dass er immer noch einer der besten Gitarristen der Rockszene ist und es im zarten Alter von fast 65 Jahren noch drauf hat. Aber auch der Rest der Band lief zur Höchstform auf.

Ein Titel, der bei keinem Sweet-Konzert fehlen darf, startet mit einer Sirene. Schon die ersten Töne liessen die Fans wissen, dass jetzt mit "Block Buster" ein weiterer Megahit folgen würde. Es ist der Sweet-Hit aus dem Jahre 1973, der der Band noch einmal einen weiteren Schub für die Popularität einbrachte. Er wurde vom Leipziger Publikum begeistert gefeiert und mitgegrölt. Nach reichlich Applaus und Rufen der Zuschauer nach der Band dankte Andy Scott den Konzertbesuchern für den fantastischen Abend und stellte bei der Gelegenheit auch gleich noch die Band vor. Mit "Fox on the run", einem meiner Lieblingshits der Band, wurde das Ende des Konzertabends eingeläutet.

g 20140411 1756183848Das reguläre Programm war nun beendet und die Musiker verschwanden von der Bühne. Nur das Publikum hatte überhaupt noch keine Lust, nach Hause zu gehen, war noch lange nicht satt und forderte vehement Zugaben. Zum Intro des Songs "Action" kamen die vier Briten dann aber auch für einen Nachschlag zurück. Schlagzeuger Bruce Bisland setzte mit einem fast fünf Minuten dauernden Schlagzeugsolo ordentlich einen auf das sowieso schon unglaublich gute Konzerterlebnis drauf und heizte der Menge für den letzten Song noch einmal richtig ein. Mit "Ballroom Blitz" als Zugabe krönte die Band diesen Konzertabend. Band und Besucher gaben noch einmal alles und waren unüberseh- und unüberhörbar begeistert von dem Abend im Leipziger "Haus Auensee".

An diesem Abend konnten die vier Briten von THE SWEET einmal mehr beweisen, dass ihre Kapelle immer noch eine hervorragende und heiße Live-Band ist, die es scheinbar spielend leicht versteht, das Publikum mit ihren Hits zu begeistern und aus einem Konzert eine Party zu machen. Die Stimmung im Saal war vom ersten bis zum letzten Ton auf einem gleichbleibend hohen Level. Sowas erlebt man auch nicht alle Tage!

Setlist:
zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken

set






Über diesen Bericht könnt ihr in unserem Forum diskutieren.




Termine von THE SWEET:

• 11.04.2014 – Magdeburg – AMO
• 12.04.2014 – Bremerhaven - Stadthalle
• 13.04.2014 – Osnabrück – Rosenhof
• 19.04.2014 – Solothurn (CH) – Kulturfabrik Kofmehl
• 23.04.2014 – Saarbrücken – Garage
• 24.04.2014 – Karlsruhe – Substage
• 25.04.2014 – Stuttgart – LKA Longhorn
• 26.04.2014 – Aschaffenburg – ColosSaal
• 27.04.2014 – Augsburg – Spectrum
• 02.05.2014 – Nürnberg – Der Hirsch

Alle Termine ohne Gewähr. Nähere Infos auf der bandeigenen Homepage.



Bitte beachtet auch:
• off. Homepage von SWEET: www.thesweet.com
• Teil 1 der Tourreportage: Berlin, 7. April 2014: HIER





Live-Impressionen:

 
 
Vorprogramm: Heaven And Hell
 
 
 
 
 
The Sweet
 
 
 




   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.