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Ein Konzerbericht von Hans-Peter Lauschke mit Fotos von Matthias & Sebastian Ziegert


Zum Support durch die Gruppe DARKHAUS nur so viel: Die Jungs haben einen exzellenten Einheizer-Job getan, mit geglückten, dynamischen, eigenen Songs, die die Zuschauer in der prall gefüllten Halle bestens unterhalten,a 20140408 1060172651 schon einmal die Bewegungs- und Tanzbereitschaft getestet, mithin den Boden bereitet haben für die nachfolgende bombastische Show!

Ich erinnere mich noch an meine erste Begegnung mit SUBWAY TO SALLY: Das muss Anfang der 90er gewesen sein, im legendären "Entenfang" nahe Torgau. Die Musiker beeindruckten mit einer nie da gewesenen Spielfreude, freundlicher Ansprache des Publikums, kraftvollen Songs, einer wirren, ungemein tanzbaren Mischung aus Folk, ersten mittelalterlichen Anklängen und unüberhörbaren, gitarrenlastigen rockmusikalischen Einsprengseln.

Im Grunde genommen sind diese Basics heute, mehr als 20 Jahre später, immer noch vorhanden, nur ist alles voluminöser, professioneller, erfolgreicher geworden. Die neue CD "Mitgift" mit ihrer Sammlung historisch tradierter Kriminalfälle und Schauergeschichten bedeutet wiederum einen großen Wurf für das Septett. Der geneigte Fan, der sich vor Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, auf den Klang, den Groove und die gemeinhin transportierten Inhalte der Brandenburger Folk-Metaller eingeschworen hat, öffnet stilecht zu mitternächtlicher Stunde, illuminiert von Kerzen, eine Flasche Wein oder Hochprozentiges, derweil der Silberling im Player in Endlosschleife rotiert.

Selten verheißen die Geschichten, welche die Formation in ihren Liedern auf Lager hat, so etwas wie Glück, Ankommen, Zufriedenheit. Und wenn, dann findet dies in äußerst randständigen Bereichen statt, nie ganz von dieser Welt, an abgeschiedenen, unheimlichen Flussarmen inklusive Wasserratten oder zugigen "Lost Places", wo für gewöhnlich kein Netzempfang existiert, vorzugsweise bei Nacht. Mir ist kein Text der Band erinnerlich, in welchem ein glücklich verheiratetes junges Paar mit einer vierspännigen Hochzeitskutsche in die Flitterwochen ins Salzkammergut aufgebrochen wäre. Stattdessen begegnen uns in die Ausweglosigkeit und Isolation getriebene, vermeintlichen gesellschaftlichen Normen nicht genügende Kreaturen.

Das Material des aktuellen Silberlings ist einmal mehr genial komponiert, mit - wie der Rezensent befindet - modernen musikalischen Ausdrucksmitteln wie Dubsteps stimmig angereichert, ausgewogen historisch wie modern arrangiert und mit lyrischem Anspruch betextet. Brachiale musikalische Härte wird gewohntermaßen von betörenden melodisch-anmutigen Einsprengseln abgelöst. Es ist ein spannendes Procedere, im der "Fan Edition" beiliegenden Booklet die historisch verbürgten Geschichten oder besser "Fälle" zur Kenntnis zu nehmen und ihrer verdichteten, zu artifizieller sprachlicher Form geronnenen Widerspiegelung in den Songtexten nachzuspüren. Manche Andeutung findet auf verblüffende Weise ihre Verklarung. Wie überhaupt das exzellent gestaltete Heftchen, bei welchem die Kriminalpsychologin und Autorin Lydia Benecke der Band wissenschaftlich assistierte, zu den Songs den jeweiligen historisch-medizinischen Kontext liefert. Die alles entscheidende Frage, dies machte Eric in einer seiner Anmoderationen deutlich, ist: Wie, in welchem Zusammenhang, wurden die Täter zu dem, was oder wer sie waren? So sind die kargen oder überdeutlichen Spuren jener Verbrecher immer Abbilder der Zeitläufte, findet sich im scheinbar Individuellen oder Zufälligen plötzlich so etwas wie eine Gesetzmäßigkeit, ein raumgreifender Kontext. Den erzählerischen bzw. inhaltlichen Fokus auf Schattenseiten jenseits des Mainstreams zu richten, ist oft gerade das, was Kunst ausmacht.

d 20140408 1594545441Es überrascht, wie nahtlos die neuen Werke an die "alten" der Band andocken (und umgekehrt), wie sich dies stringent ergänzt, dramaturgisch aussagestark in der Live-Darbietung miteinander kombinieren lässt. "Traum vom Tod II", "Minne", "Henkersbraut", "Wenn Engel hassen", "Unterm Galgen", "Falscher Heiland", "Besser Du rennst", "Sieben", "Veitstanz" und andere treffen auf neue Moritaten oder mittelalterliche Tanzweisen wie "Schwarze Seide" (siehe auch Videoclip am Ende der Seite), "Ellen Schmidt", "Grausame Schwester", "Warte, Warte", "Im Weidengarten" und "Ad mortem festinamus". Hier hat die Formation einmal mehr ihr Thema getroffen, variantenreich in schon beinahe filmischer Qualität um neue Stoffe, Protagonisten und Assoziationen erweitert. Man könnte auch einfach subsummieren: "Horror geht immer", leben doch ganze Branchen einträglich davon. Angesagte Hollywood-Regisseure wie Wes Craven, David Fincher, Quentin Tarantino oder vielleicht auch Christopher Nolan würden der Band - nicht zuletzt angesichts der Bühnenperformance - salutierend launig zuprosten und attestieren, "a great job" getan zu haben, vermute ich mal. Das Publikum nimmt die neuen Werke ebenfalls an und ohne Umschweife auf - mag die Story noch so düster oder krude ein, in Leipzig wird das Tanzbein geschwungen! Zuweilen vermisste ich, was den Hallen-Sound angeht, ein klares Klangbild, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Allerlei Pyro-Effekte steigerten die ohnehin bereits martialische Wirkung. Im Konzert-Mittelteil sorgt ein Acoustic-Set für ein ästhetisch reizvolles Intermezzo.

Die Musiker an ihrem bisweilen aus dem Rahmen des Üblichen fallenden Instrumentarium zu loben, heißt, beinahe schon Wasser an die Spree zu tragen. Simon der Jüngere thront aus Zuschauersicht rechts oben auf der einem Zwischending aus Kerker und Folterzelle nachempfundenen Bühne, liefert ein unglaublich präzises, modern-variantenreiches Drumming. Sugar Ray Runge komplettiert mit stoischer Gelassenheit mit seinem königlichen Bass-Sound inklusive dazu passender Bewegungen die formidable Rhythmusgruppe. Bodenski und Simon der Ältere sind wiederum an Akustikgitarre, Drehleier und E-Trumscheit zu erleben und dank ihrer kongenialen Backing Vocals zu vernehmen.b 20140408 2010468953 Ingo Hampf begeistert unter anderem an E-Gitarre und Liuto Forte, Frau Schmitt an der Violine. Eric Fish trägt als geborener Frontmann mittels beachtlicher Gesangsleistung die Show und spielt diverse Pipes. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass seine darstellerischen Fähigkeiten mit den Jahren gewachsen sind, er mit Hilfe seiner agilen Körperlichkeit, Mimik und Gestik glaubwürdig unterschiedliche Charaktere zu interpretieren vermag. Dies im Gesamtzusammenhang eines Live-Konzertes, in synchroner Interaktion mit seinen Band-Kollegen abzuleisten, nötigt dem Rezensenten ungemein Respekt ab!

Ebenso gelangt - wenngleich kürzer als in früheren Zeiten - schlussendlich der berühmt-berüchtigte Dudelsack zu seinem Recht und das unvermeidliche "Julia & Die Räuber" ertönt aus tausend mehr oder minder sangesgeschulten, in jedem Falle aber lauten Kehlen. Das Publikum, das "schwarze Meer", wogt, wippt, "pogt", taumelt zu all dem ausgelassen, wird voll gefordert. Vor allen im letzten Drittel des Auftritts spielt sich die Band geradezu in einen Rausch. Bei Konzertende, da sich die Hallentore öffnen, hinterlässt die gerade erlebte, allumfassend durchgestylte, Metal-Performance Spuren der Glückseligkeit auf den Gesichtern.



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Termine:

SUBWAY TO SALLY mit Vorband DARKHAUS:
• 10.04.2014 - Frankfurt - Batschkapp
• 11.04 2014 - München - Muffathalle
• 12.04.2014 - Wien - Arena
• 24.04.2014 - Berlin - Huxleys
• 25.04.2014 - Hannover - Capitol
• 26.04.2014 - Rostock - Moya
• 27.04.2014 - Osnabrück - Halle Gartlage
• 29.04.2014 - Köln - E-Werk
• 30.04.2014 - Würzburg - Posthalle
• 02.05.2014 - Losheim am See - Hexentanz Festival
• 03.05.2014 - Erfurt - Stadtgarten

Alle Termine ohne Gewähr. Nähere Infos findet Ihr auf der bandeigenen Homepage.


Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage von Subway To Sally: www.subwaytosally.com
• Off. Homepage von Darkhaus: www.darkhausmusic.com
• Portrait über Subway To Sally: HIER




Fotostrecke:
 
 
Vorprogramm: DARKHAUS
 
 
 
 
Subway To Sally
 
 
 
 
 


Videoclips:

Subway To Sally - "Schwarze Seide" (off. Videoclip)


Darkhaus - "Ghost" (off. Videoclip):



   
   
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