STERN-COMBO MEISSEN am 28. März 2014 in Thyrow

 

 

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Ein Konzertbericht von Torsten Meyer mit Fotos von Reinhard Baer


Das Jubiläumsjahr
Es ist schon seltsam: da sehe ich die STERN-COMBO MEISSEN beinahe zwanzig Jahre nicht live, und in den letzten achtzehn Monaten sind sie neben JÜRGEN KERTH meine meistbesuchte Band geworden. Es deutet auch nichts darauf hin, dass sich in nächster Zeit etwas daran ändern wird, denn mit meinem Besuch des SCM-Gigs im beschaulichen Thyrow kommt ein weiteres Pünktchen auf meiner "Ich war dabei"-Liste hinzu.

Die Jungs um ihren Leader Martin Schreier werden in diesem Jahr ein Jubiläum feiern, welches in dem gerne als Haifischbecken bezeichneten Musikbusiness nur wirklich große und gleichermaßen zielstrebige wie hartnäckige Bands erreichen. Sie werden nämlich ein halbes Jahrhundert alt. Das ist im Falle der STERN COMBO umso erstaunlicher, wenn man an all die Schicksalsschläge, die personellen Querelen und sonstige Stolpersteine denkt, die der sächsischen Band im Laufe der Zeit im Wege lagen. Andere Acts wären schon bei einem Bruchteil dieser Erlebnisse auf ewig zerbrochen, diese Stehaufmännchen scheinen jedoch nur daran zu wachsen. Mit der Aufzeichnung ihrer Live-DVD vor gut einem Jahr machten sie sich und ihren Fans ein unvergessliches Geschenk, was inzwischen noch ungleich wertvoller erscheint, wenn man an die tragischen Ereignisse rund um Thomas Kurzhals denkt.

Wie begeht man ein solches Jubiläum? Die angesprochene DVD wäre ein nettes Präsent gewesen, aber die gibt es ja nun schon. Also geht man stattdessen auf eine Mammut-Tour, für die man bis jetzt weit über 40 Termine im Kalender festgemacht hat, und die ihren Höhepunkt am 12. September 2014 im Theater ihrer Heimatstadt Meißen mit dem eigentlichen Jubiläumskonzert zum 50. Band-Geburtstag finden wird. Der Tourneestart in Halle wurde selbstredend von Deutsche Mugge begleitet (Bericht HIER). Natürlich kann man sich fragen, ob denn drei Wochen später gleich wieder ein Konzertbericht nötig ist, so vieles wird sich doch inzwischen nicht verändert haben. Meine Meinung dazu: Ja, denn ein solches Jubiläum ist selten genug, und muss einfach gewürdigt werden. Deshalb wird dieses Konzert sicher auch nicht das letzte auf dem Weg zum Gipfel im September sein, welches wir bis dahin besuchen und mit Text und Fotostrecke festhalten.

a 20140330 1180486373Das Konzert
Die Kulturscheune in Thyrow ist seit vielen Jahren immer wieder ein Anlaufpunkt für Künstler aus dem In- und Ausland. Gut, die Oberliga der Stars wird sich nicht in die Provinz nach Teltow-Fläming verirren, aber immerhin spielten hier schon Künstler wie DAVID KNOPFLER oder RAY WILSON. Das Ambiente des Scheunengeländes wirkt sehr urig und gemütlich, und nachdem ich im letzten Jahr hier sogar mal ein spontan nach draußen verlegtes Open Air im Innenhof erleben durfte, schwärme ich umso mehr davon. Nun hat es also auch erstmals die STERN-COMBO hierher verschlagen.

Der Andrang der Interessenten schien sich anfangs noch in Grenze zu halten, aber bei Konzertbeginn um 20:00 Uhr war die Scheune dann doch gut gefüllt. Gegenüber dem Hallenser Konzert am 7. März gab es bereits beim ersten Song eine Änderung, denn diesmal begann man zu meiner Freude mit dem Titelstück der '79er LP "Der weite Weg". Blaue Lichtspots waberten über die Bühne und durch die Scheune, und die Percussions eröffneten diesen so typischen Song für die damalige SCM-Phase. Ein großartiger Start des fünften Konzertes dieser Tournee, auf dem man aufbauen konnte. "Die Sage" folgte und ließ mich sofort wieder dieses einzigartige Feeling spüren, welches die Jungs in den Siebzigern zu einer der begehrtesten Bands in unseren Breiten werden ließ.

d 20140330 1361151188Soundbrei
Wenn ich daran denke, welche bombastischen Bühnenaufbauten die COMBO seinerzeit benötigte, von was für gigantischen Boxentürmen die Band umrahmt wurde, damit sie ihren berühmten Quadrophonie-Sound unter die Leute bringen konnte, dann staunt man schon, wie wenig Technik man heute vergleichsweise braucht, um gleiches zu erreichen. Allerdings muss dabei auch die Location passen, und das war leider in der Kulturscheune nicht der Fall. Befand man sich wie ich mittig im langgezogenen Saal, dann war man erschrocken über den dumpfen, hohl klingenden Sound, der hier ankam. Ich denke mal, es wird keinesfalls an den beiden Herren Niederwieser gelegen haben, die wieder für Licht und Ton zuständig waren, sondern schlicht und einfach daran, dass die Akustik der Scheune nicht mehr hergab. Lexas Bass zum Beispiel war ein einziger Matsch in meinen Ohren, da waren keinerlei Differenzierungen im Spiel herauszuhören, was mich schon sehr geärgert hat. Mag sein, dass es die meisten Besucher nicht gestört hat, doch wenn man wie ich über ein sehr feines Gehör verfügt und durch die vielen Konzertbesuche auch gewisse Ansprüche an den Klang entwickelt, erschreckte einen das doch etwas. Zumal die SCM-Musik sehr viele Details enthält, die entdeckt werden wollen. Also begab ich mich im zweiten Teil des Konzertes ganz nach vorne, und schon wurde es deutlich besser.

Manuel, der Schwerstarbeiter
Das von Thomas Kurzhals geschriebene "Was bleibt" fehlt in keinem Konzert der STERN-COMBO. Manuel Schmid schickte mit dem Song wieder herzliche Grüße an den "Kurzen", der nach wie vor in unser aller Köpfen sehr präsent ist. Wie schon auf den letzten Gigs übernahm Youngster Manuel auch diesmal wieder den Part von Thomas an den Tasten, und füllte diesen erstklassig aus.c 20140330 1584408776 Es ist erstaunlich, über welch enorme Bühnenpräsenz und instrumentale Fähigkeiten dieser junge Kerl bereits verfügt. Sieht man ihn an seinen diversen Keyboards und Synthesizern umherspringen, geht einem das Herz auf. Er versprüht eine unglaubliche Energie, inhaliert die Musik der STERN-COMBO regelrecht, saugt diese ganz spezielle Rhythmik in sich auf und lässt sie in Form von viel Dynamik und Ekstase wieder raus. Man sehe sich nur aus diesem Konzert seinen minutenlangen solistischen Ausbruch im von Drummer Frank Schirmer geschriebenen "Ein Tag, ein Jahr, ein Leben" an. Das war begeisternd. Wozu braucht man eigentlich einen neuen Keyboarder, wenn man einen Manuel Schmid hat? Aber natürlich überzeugte Manuel auch in der Position, für die er einst geholt wurde, nämlich als Sänger. Selbst der immer wieder als DER Larry B.-Song bezeichnete "Raimund S." wurde von Manuel hervorragend rüber gebracht. Fraglich ist natürlich, ob diese Doppelbelastung durch den im September 30 Jahre jung werdenden Altenburger auf Dauer zu leisten ist. Ganz nebenbei bemerkt: sein derzeitiges Bühnenoutfit passt deutlich besser zu ihm als der vorherige Anzug.

Überraschungen auf der Setlist
Das Set des Abends bot im Wesentlichen - bis auf zwei, drei Ausnahmen - das Erwartete. Der Mix aus alten, noch älteren und "Neuzeit"-Nummern passte, und es fällt schwer, irgendwelche Favoriten heraus zu picken. Aber einen hätte ich dann doch, den ich hervorheben möchte. Gleich nach der Pause nämlich haute die STERN-COMBO ein Ding raus, was mich und auch das bis dahin recht reserviert wirkende Publikum aus den Socken hob. Man ist ja in Sachen Klassik-Adaptionen einiges gewohnt von der STERN-COMBO. Aber diese hier performte "Bolero"-Version stellte alles Vorherige in den Schatten. Die Jungs haben sich beinahe in Trance gespielt in diesen zehn Minuten, das war wirklich ganz großes Kino!e 20140330 2057323958 2004 fand sich das Stück auf dem Album "40 Jahre STERN-COMBO MEISSEN" wieder, aber erst zu dieser Tournee holten die Jungs dieses wunderschöne Werk von Maurice Ravel aus der Mottenkiste und zelebrierten es meisterhaft. Weitere emotionale Momente lieferte ein weiteres aus der Versenkung befreites Stück, nämlich das von Reinhard Fißler geschriebene "Du, komm her". 1978 war es die B-Seite der Single "Der weite Weg", und veranlasste Band-Papi Martin Schreier nach dem Abebben des Applauses zu der Bemerkung: "Da kommen einen ja fast die Tränen". Womit er Recht hatte.

Das Publikum legte zum Ende hin endlich seine Zurückhaltung ab, denn zum "Rabe-Medley" tanzte plötzlich der halbe Saal. Im Zugabenteil dann die Überraschung, als wie schon in Halle auch hier in Thyrow der Sigmund Jähn-Gedächtnis-Song "Kosmos" für Furore sorgte. Ein sehr intensives, von viel Keyboardsound geprägtes Stück, welches sich live zu einem Renner entwickeln könnte. Auch wenn die Nummer aus den Endsiebzigern stammt, gehört sie stilistisch eher in die 80er Jahre und zeigt, wie weit die STERN-COMBO schon damals ihrer Zeit voraus war. Gottlob blieb der "Kosmos"-Song bis jetzt im Verborgenen, denn ich könnte mir vorstellen, dass man ansonsten in den Neunzigern auch durchaus eine Techno-Version daraus hätte erstellen können. Nein, daran will ich gar nicht denken ... Hatte ich zwischendurch das Gefühl, dass die zahlenden Gäste in der Kulturscheune eher zum Quasseln als zum Genießen des Konzertes da waren, erhielt die STERN-COMBO am Ende dann doch die verdienten Standing Ovations. Die Band gab alles, war total entspannt und locker, und hat gezeigt, dass sie gerüstet ist für weitere ... na ja, fünfzig Jahre werden es wohl nicht mehr, aber mindestens eine weitere Dekade wird hoffentlich noch drin sein. Schließlich haben sie mit Manuel eine Frischzellenkur erhalten, die sich sichtbar auf die Kollegen überträgt.f 20140330 1876297265 Es ist ohnehin erstaunlich und wahrscheinlich auch einmalig, dass innerhalb einer Band drei Generationen von Musikern vertreten sind, die noch dazu dermaßen gut harmonieren.

Die neue CD
Manager Detlef Seidel sprach mit mir vor dem Konzert noch kurz über den Coup, den man zum Jubiläumskonzert am 12.09. präsentieren möchte: eine neue CD! Diese soll gänzlich anders geartet sein als die "Lebensuhr"-Ausgabe. Die neue Scheibe hat noch keinen Namen (immer her mit Vorschlägen, wenn Ihr welche habt!), aber es steht bereits fest, was drauf sein wird. Zum Beispiel Teile des letzten STERN COMBO-Konzertes mit Thomas Kurzhals an den Keyboards, welches am 5. Juli 2013 im Senftenberger Amphitheater stattfand. Die Band fand den Abend so gelungen, dass der komplette Mitschnitt aufbewahrt wurde und nun in Ausschnitten auf die kommende CD gepresst wird. Desweiteren soll es einen der beiden Titel zu hören geben, die Manuel und Thomas in Arbeit hatten, und die inzwischen fertig gestellt sind. Möglicherweise kommt auch noch weiteres frisches Songmaterial hinzu, aber da warten wir mal ab. Die Musikwelt kann sich jedenfalls freuen, dass sich die SCM keinesfalls auf ihren Lorbeeren ausruht, sondern weiter nach vorne guckt, und dabei ihre Traditionen nicht vergisst.

Setlist
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Termine:

• 29.03.2014 - Hoyerswerda - Kulturfabrik
• 04.04.2014 - Stendal - Katharinenkirche
• 05.04.2014 - Staßfurt - Salzlandtheater
• 11.04.2014 - Schwedt - Theater Schwedt
• 12.04.2014 - Putbus/Rügen - Theater Putbus
• 20.04.2014 - Strausberg - Volkshaus
• 21.04.2014 - Greifswald - Theater
• 30.04.2014 - Lutherstadt Wittenberg - Phönix Theater

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere Termine und Infos auf der Homepage der Band



Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage der Stern-Combo-Meissen: www.stern-combo-meissen.com
• Portrait über die Stern-Combo-Meissen: HIER klicken




 
 

   
   
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