Polis & Bobo am 15. März 2014 in Thyrow

Ein Konzertbericht mit Fotos von Reinhard Baer
Siethen ist ein Ort mit etwa 590 Einwohnern in der Nähe von Ludwigsfelde und seit einigen Jahren gehört der Ort auch zur Stadt. In der dortigen Sportgaststätte beschlossen einige Musikfreunde, doch ab und an wieder Livemusik nach Siethen zu holen, und so finden hier schon etwas länger Konzerte diverser Bands und Solisten statt. Inzwischen gibt es den Verein "MusikLeben e.V.", und mit Unterstützung der Falkenseer Agentur Musikistdasbeste von Torsten Starke werden Künstler gebucht und finden Veranstaltungen statt. Näheres erfährt man unter www.liveinsiethen.de.

Gegen 20.15 Uhr eröffnete Beate Kammer vom Verein "MusikLeben e.V." mit ein paar einleitenden Worten den Konzertabend. Der musikalische Gast für den ersten Teil des Abends war BOBO. BOBO, mit bürgerlichem Namen Christiane Hebold, kennt man hauptsächlich zusammen mit ihrer Band BOBO IN WHITE WOODEN HOUSES, mit der sie bereits Anfang der 90er Jahre mit melodiösem Indie-Pop Erfolge feierte, aber auch als Interpretin von alten deutschen Volksliedern oder durch ihr Mitwirken am Video "Engel" der Gruppe RAMMSTEIN. Hier in Thyrow stand BOBO alleine auf der Bühne und begleitete sich selbst auf der Gitarre. Sie sang mit heller, klarer Stimme Songs ihres Soloprogramms aber auch solche, die sie zusammen mit ihrer Band aufgenommen hat. Ihr Set eröffnete BOBO mit dem Song "Heart Of Mine". Der überwiegende Teil ihres Programms bestand aus in englischer Sprache gesungenen Titeln, zum Ende hin gab es aber auch zwei oder drei Lieder mit deutschem Text. Mit "Time" vom 1973 erschienenen Album "The Dark Side Of The Moon" spielte und sang BOBO auch auch ein Stück der Gruppe PINK FLOYD. Die Sängerin bewies damit, dass sich solch gewaltig klingende Werke mit einer klaren musikalischen Struktur auch nur mit einfacher Gitarrenbegleitung und Gesang höchst anspruchsvoll interpretieren lassen. BOBO spielte überwiegend auf ihrer halbakustischen E-Gitarre, was die Titel trotz spartanischem Arrangement ziemlich rockig wirken ließ. Nur bei zwei Titeln wechselte sie auf eine Akustik-Gitarre.

Diese Band heißt POLIS und kommt aus Plauen im Vogtland. Die Formation orientiert sich an Bands wie PINK FLOYD oder GENESIS, auch die Band SELIG aus Hamburg zählt zu ihren Vorbildern. Mir selbst fielen beim Konzert noch weitere Bands ein, an die mich POLIS irgendwie erinnerte. Da seien hauptsächlich die Vertreter der sogenannten Krautrock-Ära zu nennen wie AMON DÜÜL, TANGERINE DREAM u.a.. POLIS verwendet ausschließlich deutsche Texte, wie es in einer Ankündigung heißt, verehren sie schließlich ihre deutsche Muttersprache sehr. In der Besetzung
• Christian Roscher (Gesang)
• Christoph Kästner (Gitarre)
• Andreas Sittig (Bass)
• Marius Leicht (Tasten)
• Sascha Bormann (Schlagzeug)
Musik und Texte entstehen in der Gruppe. Die Band veröffentlichte 2011 ihr erstes Album "EINS", im Januar dieses Jahres kam das zweite Album "SEIN" auf den Markt, sowohl als CD als auch auf Schallplatte. Sehr auffällig: Zum Equipment der Band gehörten gleich mehrere Keyboards, die von Marius Leicht bedient werden. Neben zwei digitalen Tasteninstrumenten stand auf der Bühne eine Hammond-Orgel - wie man mir sagte Baujahr 1962 - und dazu eine Leslie-Lautsprecherbox. Zwei weitere Highlights waren ein Fender Rhodes Elektro-Piano und ein Mini-Moog. Alles mit deutlichen Gebrauchsspuren, aber ein ziemlich beeindruckender "Fuhrpark".

Der Sänger Christian Roscher interpretierte seine deutschen Texte und ich konnte weder Textblätter noch einen Teleprompter entdecken. Offenbar beherrschte er die Texte alle. Die Band begann mit einem Titel von ihrem Album "EINS", "Psychodelica". Alle Musiker beherrschten ihre Instrumente in Perfektion. Roscher hat eine etwas raue, nicht aufdringliche Stimme, die er gekonnt einsetzt und der Musik so einen unverwechselbaren Stempel aufdrückt. Vor Konzertbeginn hatte er sich noch schnell von unnützem Ballast befreit. So entledigte er sich seiner Schuhe und Socken und agierte barfuß auf der Bühne. Auch Tastenmann Leicht kann wohl ohne Fußbekleidung befreiter spielen und tat es seinem Bandkollegen gleich. Der Bassist stand während des Konzerts auf der linken Seite der Bühne in einer für mich ziemlich dunklen Ecke. Es war schwierig, ihn auch mal aufs Foto zu bekommen. Man musste förmlich auf der Lauer liegen, für den Fall, dass mal ihn mal ein Spot kurz streift. Auch er hatte nicht nur ein Instrument mitgebracht, so benutzte er bei den letzten beiden Titeln des Konzerts einen Fretlessbass.

Für diese Veranstaltung stand eine leistungsfähige und qualitativ hochwertige Beschallungsanlage und dazu das entsprechende Licht sowie Nebelmaschine zur Verfügung, welches auch professionell eingesetzt und bedient wurde. Wie ich erfahren habe, plant der veranstaltende Verein weitere Konzerte dieser Art in Thyrow und andernorts. Ich hoffe, sie lassen sich von den anfänglich überschaubaren Zuschauerzahlen nicht beirren und halten an ihrem Konzept fest. Hartnäckigkeit und Einsatzwille werden sich lohnen. Ganz bestimmt! Wir bleiben jedenfalls dran und ich hoffe, demnächst mal wieder über das eine oder andere Konzert der Veranstaltungsreihe "Live in Siethen" berichten zu können. Die nächste Gelegenheit dürfte der 12. April 2014 sein, denn für diesen Tag hat man die Gruppe LIZARD mit einem besonderen Gast eingeladen.
Termine:
Polis:
• 03.05.2014 - Dresden - AZ☆Conny
Bobo:
• Keine Termine bekannt
Alle Angaben ohne Gewähr
Bitte beachtet auch:
• Off. Homepage von Bobo: www.bobo-in-white-wooden-houses.de
• Off. Homepage von Polis: www.stadtundbuerger.de
• Homepage der 'Kulturscheune' in Thyrow: www.kulturscheune-thyrow.de
• Homepage des Veranstalters: www.liveinsiethen.de
Fotostrecke:
Bobo:
POLIS: