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Ein Konzertbericht von Hans-Peter Lauschke mit Fotos von Matthias & Sebastian Ziegert


Es ist fast so wie im letzten Jahr ... vertraut, angemessen, nur diesmal mit einer gewissen Würde, wenn nicht gar mit Pathos versehen: Im vorderen Teil des Saales zur Bühne hin stehen Stühle. Auf der Bühne wurde vergleichsweise sparsames Equipment drapiert, Mikros, Gitarren, ein E-Piano. Wenig Kunstlicht erhellt die Szenerie, so dass die auf hohem Leuchter flackernde Kerze umso mehr zur Geltung kommt. Falkenbergs erste Worte liefern jenen, die es vielleicht noch nicht wissen, die Erklärung.a 20140318 2090156565 "Im Normalfalle ist es so, dass man ankommt, und der erste, der einen begrüßt, ist der, dem man als Musiker den ganzen Abend in die Hand legt, nämlich der am Ton. Und hier im 'Anker' war es bis vor kurzem Flori. Der, wenn man ankam, erst mal einen guten Witz hatte ... Flori hat sich gekümmert, und mit dem konnte man auch nach dem Konzert sitzen, und dann hat er einem gesagt: Den Song, den finde ich toll! Das fand ich nicht so. Im Prinzip war Flori für diesen Moment eines Konzertes wie ein Bruder, auf den konnte man sich verlassen. Da wusste man, wenn man in seinen Händen als Tonmann ist, dann haben die Leute was von diesem Konzert, es wird gut klingen und er wird sensibel auf alles das reagieren, was auf der Bühne passiert. Es war ein sehr besonderes Zusammenarbeiten. Ich kenne Flori nun schon viele, viele Jahre - kannte ihn. Flori ist nicht mehr da, ich bin der erste Künstler, der nach seinem Weggang, seinem Tod, hier im 'Anker' spielt und ich möchte dieses Konzert heute ihm widmen und diese Kerze dort brennt heute nur für ihn." Es folgte mit "Freiheit" der Titelsong des letzten Albums.

Falkenberg, das machte bereits dieses behutsam gegen die allgemeine Erwartung gesetzte Intro deutlich, ist kein Künstler wie manch anderer, der lediglich zum Zwecke schnellen Gelderwerbs tourt und tingelt und dem die Auftrittsorte wie die Menschen, die sich dort engagieren, einerlei sind. Vielmehr sucht der Hallenser Musiker die Nähe der Gäste und Fans, erfasst Stimmungen wie Befindlichkeiten. Er bringt dabei jene feine Sensorik mit, die es braucht, um einen solchen Abend zu einem Unikat werden zu lassen, weil der auf der Bühne und jene im Zuschauerraum ähnliche Träume, Sehnsüchte, Verlusterfahrungen wie Glücksmomente kennen und widergespiegelt haben wollen.

b 20140318 1626011617Vieles von dem, wovon der sympathische Vollbartträger - zwischen Gitarren und E-Piano wechselnd - erzählt und singt, ist ästhetisch zu Kunst von Rang verdichtet, ohne das sozial Konkrete, was als Inspirationsquelle diente, zu verleugnen oder vorschnell überschrieben zu haben: Er erinnert beispielsweise an Jugendliche und ihre Geschichten rund um den beschwerlichen Neuanfang im Leben in einem Pankower Jugendprojekt, mit denen er vor einer ganzen Reihe von Jahren Tür an Tür lebte ("Wolf unter Wölfen"). Einem alten Freund macht er verlorene Sehnsüchte und Ideale bewusst ("Scherben"). Tage des Glücks werden einem erst als solche bewusst, da sie selten vorkommen und flüchtig sind ("Agonie & Ekstase"). Unbeschwerte Sommer der Jugend, Trampen zu Bands, nächtliches Baden in Seen imaginiert das romantisch verklärte "Schwimmen im Regen". "Nadja" erklang scheinbar nur, um zu beweisen, dass der Barde sich den Text noch zu merken imstande ist. Erste Bands und erste Muggen sind etwas Besonderes; Falkenberg berichtete von so wunderbaren Kumpels wie dem Drummer mit den Bautzener Senf-Eimern, dem einer "Orchidee" nicht unähnlichen übersensiblen Gitarristen, dem unkompliziert-direkten Bassisten. Von allen Mitstreitern verlassen, musste Falkenberg den Gig zum Feuerwehrfest in Dieskau schlussendlich als Solist bestreiten ("Zigeuner auf Zeit"). Natürlich gehörte der Song "Vor den Kathedralen" wiederum zur Setlist, bekundete Falkenberg anhaltende Sympathien für die Occupy-Bewegung, den öffentlichen Einsatz ihrer Protagonisten. In Leipzig, in der Kongresshalle, entstand an einem alten Klavier vor mehr als einem Vierteljahrhundert der Song "Dein Herz", in welchen Eindrücke aus Gesprächen mit Fans einflossen, vergleichbar dem Brief an einen alten Freund. An glückselige Winter-Fernsehabende mit den Eltern erinnerte "Piraten". Zuweilen glücken ihm musikalische Punktlandungen, wenn er Hits unkommentiert mit sparsamer Instrumentierung kraftvoll strahlen lässt ("Ich bin frei", "Regenbogen", "Rauch mich", "Eine Nacht", "Wenn du willst", "Zwischen Erde und Mond", "Mann im Mond").

Inhaltlich ungemein sensibel eingefangen wie überzeugend vorgetragen "Die Wiesen der Kindheit" sowie "Immer bei mir", jene von Wehmut, Stolz und erwachsener Mitte geprägte balladeske Erinnerung an die eigenen Eltern, deren Verlust er früh zu kompensieren lernen musste und mit denen er Scheitern wie Erfolge nicht mehr teilen kann.

c 20140318 1794316514Es handelt sich allenthalben um wunderbare, zu Ende komponierte Songs, darunter mittlerweile wahre Chansons, rhythmisch akzentuiert, tanzbar, voller kluger Sentenzen und Bonmots, denen man nachspürt, in die man gern eintaucht, auf die man sich ohne Reue einlässt. Der Liedermacher liefert hin und wieder Lebenshilfe im besten Sinne, ohne an den trockenen, besserwisserischen Charme so mancher TV-Ratgebersendung zu erinnern.

Die Erfahrungen unzähliger Auftritte haben den Singer/Songwriter zum klassischen Entertainer reifen lassen, der sein Publikum erreicht, den kleine Pannen und lustige Zufälle nicht aus der Bahn werfen können. Die Besucher verweilen eben nicht da, "wo alle sind", sondern an seiner Seite, daran gibt es keine Zweifel! Er vergaß gegen Ende der Veranstaltung nicht, Stefan vom Ton sowie Heike, Annett und den anderen fleißigen Helfern vom "Anker"-Team für ihr Mitwirken zu danken.

Zum Schluss hat Falkenberg Zeit für alles und jeden, plaudert, lacht, signiert, ist aufmerksamer Zuhörer wie Kumpel von nebenan und lässt sich geduldig mit zahlreichen Besucherrinnen fotografisch porträtieren.

Setlist:
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Termine:

• 21.03.2014 - Görlitz - Apollo Theater
• 22.03.2014 - Weinböhla - Zentralgasthof
• 29.03.2014 - Auerbach - Göltzschtalgalerie
• 04.04.2014 - Meerane - Tanzbar FOXX
• 05.04.2014 - Chemnitz - Chemnitzer Kabarett
• 12.04.2014 - Hainichen - Ratskeller
• 26.04.2014 - Weißenfels - Schlosskeller

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere Termine und Infos auf Falkenbergs Homepage



Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage von Falkenberg: www.falkenberg-musik.de
• Homepage des 'Anker' in Leipzig: www.anker-leipzig.de




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