Knorkator am 15. Februar 2014 in Potsdam

 

Ein Konzertbericht mit Fotos von Rüdiger Lübeck

 

a 20140219 1641792439"Irgendwann findet man nichts mehr, was sich auf Scheiße reimt, und dann muss man halt ein paar Schritte weitergehen." Mit diesen Worten brachte Knorkator-Tastenmann ALF ATOR unlängst in einem Interview die Intention ihres neuen Albums "We Want Mohr" (Rezension HIER) auf den Punkt. Dass das beileibe keine übertriebene Makulatur ist - davon kann man sich derzeit auf der aktuellen Tour der "meisten Band der Welt" überzeugen. Am vergangenen Samstag war Station im Potsdamer Waschhaus.

Das Konzert war bereits Wochen vorher restlos ausverkauft, es sollte demnach voll werden. Genauer gesagt: ABARTIG voll. Die Lokalpresse will gar 1.200 Zuschauer gezählt haben. Völle bedeutet Enge, Völle bedeutet Hitze, Völle bedeutet Stress. Getränke waren ausschließlich denjenigen Gästen vorbehalten, die sich unmittelbar am Tresen aufhielten. Für alle anderen hätte es - sofern jener denn überhaupt erreicht würde - sicher keinen Weg zurück gegeben. Aber für all das kann die Band nichts, jedenfalls nicht unmittelbar. Ihretwegen waren sie alle gekommen, nicht wenige bereits ausgiebig verziert mit allerlei amüsanten T-Shirts vom Merchandising-Stand. Und als es gegen 21.15 Uhr dann endlich losging auf der Bühne, kannten einige "sympathische" Zeitgenossen kein Halten mehr und begannen, ihre halbvollen Bierbecher durch die Lüfte zu schleudern ... Tja, so sei das wohl generell bei einem KNORKATOR-Konzert, muss man sich dann belehren lassen. Nur so als Tipp.

Mit der "Hymne" (gleichfalls Opener des neuen Albums) intonierte Frontmann STUMPEN im Falsett

d 20140219 1862319281"Weißes Licht füllt den Raum, wenn Knorkator erscheint
Und das Volk ist gebannt und in Demut vereint
Dann beginnt die Musik, so vollkommen und rein
Und die Menge pulsiert und ein Jeder stimmt ein"


Und so sollte es munter weitergehen. Lieblingsgitarrist BUZZ DEE, die alte Diva, versuchte einmal mehr, in seinem Dandy-Anzug nach Reichtum auszusehen (O-Ton ALF ATOR). Und STUMPEN: ein Wirbelwind vor dem Herrn! Körperbeherrschung pur, Kondition, Rhythmus, Kraft, schweißtreibender Exzess, dann wieder schlagartig brav. Ein Energiebund, dessen Körperzellen in den wenigen Gesangspausen nach permanenter Nährstoffzufuhr in Form von Bananen lechzten. Zum Intro noch in ein rotes Ganzkörper-Lackkostüm gezwängt, dessen er sich sodann umgehend mit ALF ATORs Hilfe entledigte. Fortan zierte nur noch ein äußerst knappes schwarzes Gummihöschen den großflächig mit kunstvollen Tattoos bedachten Körper.

So gelenk STUMPEN in seinem Element ist - etwa beim "Brenn"-Seilspringen -, so wenig scheint ihm die Rolle des Entertainers (zwischen den Songs) zu liegen. "Ist schon 'ne geile Band, oder?" oder aber "Habt ihr keine Lust auf Rock'n'Roll und dicke Titten?" gehören da noch zu den originelleren Sprüchen. Das permanente Fordern von (immer lauterem) Applaus hat dann aber spätestens nach dem dritten Mal seine Längen. Gemessen an der Gesamtperformance jedoch ein sicher vernachlässigbarer Pippifax.

ALF ATOR darf auch singen, zum Beispiel bei "Breaking The Law" von der neuen Platte. Eine KNORKATOR-untypisch ruhige Ballade. Beim "Werwurm" verschwindet STUMPEN dann komplett in einer riesigen Plastiktüte; wenig später soll das Publikum einen Song erraten, der mit einem "Apfel" (der in Wirklichkeit ein Vollkornbrötchen ist) im Mund dargeboten wird. Jenem Apfel wird übrigens an späterer Stelle erneut eine Rolle zuteil, beim Federballspiel - wobei auch sonst?! Wir eilen von einer Sensation zur nächsten, das Programm hat fast schon etwas Varietehaftes. Bei den Zugaben darf sich dann auch das Publikum aktiv beteiligen.c 20140219 1540013070 STUMPEN begibt sich in einen riesigen, aufblasbaren Ball und lädt alle ein, mit ihm zu machen, was man wolle. Dutzende Hände tragen (und werfen!) ihn dann durch die Reihen - und er scheint immer noch nicht genug zu haben. Kaum befreit, geht es mit Anlauf und einer Vorwärtsrolle in der Luft mitten hinein in die kochende Pogo-Suppe. Begleitet wird das ganze Szenario übrigens vom Klassiker "Böse".

Der Sound ist brutal und grenzwertig laut, wenngleich stets hochpräzise. Gehörschutz ist demnach Pflicht. Die Show wird getrieben und getrieben durch messerscharfe Gitarren-Stakkatos BUZZ-DEEs, fundamentiert von grollenden Bassläufen RAJKO GOHLKEs und getaktet durch die punktgenauen Drum-Kicks von SEBASTIAN MEYER (vormals POTHEAD). Beiden Letztgenannten scheint übrigens auf den ersten Blick gemein, nicht wirklich als vollwertige Bandmitglieder zu gelten. Diese etwas voreilige Assoziation mag daher rühren, dass die Urbesetzung der Band noch ohne sie auskam. KNORKATOR im Jahre 2014 tut dies jedoch mitnichten.

Was bleibt? Ein schlicht spektakuläres Konzertereignis, welches dessen üblichen Parametern neue Definitionen abverlangt. Eine Tour, die gerade erst gestartet ist und folglich noch besucht werden kann (Termine siehe unten). Ein Abend, der Band wie Zuschauern so einiges zumutet. Oder um es einmal mehr mit KNORKATOR zu sagen:

"Für Knorkator mein Herz, für Knorkator mein Geld
Ihr seit das Kerzenlicht, dass meinen Weg erhellt"
 
Setlist vom 15.02.2014:
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set




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Knorkator auf Tour 2014:

• 20.02.14 - Aschaffenburg - Colos-Saal
• 21.02.14 - Linz (AUT) - Postho
• 22.02.14 - Wien (AUT) - Arena
• 23.02.14 - Ludwigsburg - Rockfabrik
• 06.03.14 - Nürnberg - Hirsch
• 07.03.14 - Heidelberg - Halle 02
• 08.03.14 - Köln - Live Music Hall
• 13.03.14 - Bremen - Schlachthof
• 14.03.14 - Flensburg - Roxy
• 15.03.14 - Wuppertal - Live Club Barmen
• 20.03.14 - Freiburg - Jazzhaus
• 21.03.14 - München - Backstage
• 22.03.14 - Glauchau - Alte Spinnerei
• 27.03.14 - Rostock - Mau Club
• 28.03.14 - Rostock - Mau Club
• 29.03.14 - Hamburg - Grosse Freiheit 36
• 03.04.14 - Saarbrücken - Garage
• 04.04.14 - Winterthur - Gaswerk
• 05.04.14 - Kempten - Kult Box
• 06.04.14 - Frankfurt - Batschkapp
• 08.05.14 - Osnabrück - Rosenhof
• 09.05.14 - Erfurt - Gewerkschaftshaus
• 10.05.14 - Dresden - Alter Schlachthof
• 16.05.14 - Berlin - Columbiahalle

Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos auf der bandeigenen Homepage



Bitte beachtet auch:

• off. Homepage von Knorkator: www.knorkator.de
• Homepage vom "Waschhaus" in Potsdam: www.waschhaus.de
• Portrait über Knorkator: HIER klicken




Fotostrecke: