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Ein Bericht mit Fotos von Jens Lorenz



Es war einer jener Abende, die man eigentlich bei einem Glas Rotwein hätte genießen müssen. Vorzugsweise mit seiner/m Partner(in). Nun, von Wein verstehe ich nun mal nichts und von Frauen auch nicht viel mehr. Also machte ich es mir an diesem Mittwochabend im Januar mit einem Bier in der ersten Reihe gemütlich. Allein.

Wenn man den Namen KNOPFLER hört, denkt man natürlich zu allererst an die DIRE STRAITS und an Mark Knopfler, den allgegenwärtigen und schier übermächtigen Bruder von David. Dabei war David Knopfler selbst auch Gründungsmitglied der DIRE STRAITS und spielte in den ersten Jahren der Bandgeschichte die Rhythmusgitarre. Später verließ er die DIRE STRAITS, da er sich kreativ und emotional in seiner musikalischen Entwicklung gehemmt fühlte. Seit dem hat er eine Unzahl von eigenen Alben veröffentlicht. Vorzugsweise ruhigere Töne. Dass er in Deutschland nur wenig bekannt ist mag ein wenig verwundern, wenn man die Namen liest, mit denen er in den vergangenen 30 Jahren zusammen gearbeitet hat. Chris Rea, Julia Neigel, Peter Gabriel ... um nur einige zu nennen. Ein Grund mehr also, sich sein Konzert zum 30-jährigen Bühnenjubiläum nicht entgehen zu lassen. Sein langjähriger Freund und musikalischer Partner Harry Bogdanovs begleitete ihn auch an diesem Abend an der zweiten Gitarre.

Als ich gegen 19:00 Uhr die Location betrat, war ich noch fast der Einzige, der sich in der 'Freiheit' 15 verlor. Der Saal war natürlich - passend zum Event - bestuhlt und die Stühle füllten sich nur langsam. Auch eine Stunde später waren - gleichwohl letztlich doch noch gut besucht - nicht alle Stühle besetzt. Auch das mag ein wenig verwundern, denn David Knopfler hat zweifelsohne die Musikszene der vergangenen 30 Jahre mit geprägt. Ohne große Band, ohne extravagante Bühnenshows. Zwei Akustikgitarren und ein Keyboard reichten auch an diesem Abend aus, um seine Zuhörerschaft zu begeistern.

Kurz nach 20:00 Uhr betraten die beiden Protagonisten des Abends die Bühne. David winkte kurz ins Publikum und wirkte - trotz seiner mittlerweile über 60 - noch immer wie der kleine bescheidene Junge von nebenan, dem es fast peinlich erschien, mit so viel Applaus empfangen zu werden. Los ging es, zunächst erst einmal damit, dass die Gitarren nachgestimmt wurden. David Knopfler wechselte fast nach jedem Song seine Gitarre und trotzdem diese während den Songs hinter der Bühne jedes Mal neu gestimmt wurden, gab es nicht einen einzigen Song, an dem er seine jeweilige Gitarre auf der Bühne nicht nachgestimmt hätte. So machte denn das ganze Konzert (besonders für den nicht-englisch-sprechenden Zuhörer) einen etwas holprigen Eindruck. Das ist wohl der Tribut, den man dem Perfektionismus leisten muss. Und das beide, sowohl David Knopfler als auch Harry Bogdanovs Perfektionisten an der Gitarre sind, konnten sie auch an diesem Abend wieder eindrucksvoll beweisen. Selten habe ich in den vergangenen Jahren ein Duo gehört, was so perfekt aufeinander abgestimmt war und so sauber und klar an den Saiten spielte. Fast hätte man meinen können, dass der Gesang gar nicht nötig wäre, allein die Klänge der Gitarren weckten Emotionen und ließen den Zuhörer auf der Reise durch das Schaffen David Knopflers die Welt mal traurig, mal kämpferisch, mal ironisch oder auch nachdenklich sehen.

Das Bühnenbild war minimalistisch. Es gab zwei Mikrofone, einen Gitarrenständer, einen Stuhl, das Keyboard. Selbst die Harps, die David bei dem einen oder anderen Titel bemühte, lagen eher achtlos auf der Bühne herum. Das Licht schien mir ein wenig grell (Kerzen hätten es wohl auch getan), dafür war der Sound - wie sollte es auch anders sein - perfekt abgestimmt.

Das Duo hatte keine Schwierigkeiten sich in die Herzen der Zuschauer zu spielen. Dabei blieb dies - zumindest am Anfang - doch erstaunlich reserviert. Zwar geizte es nicht mit Beifall nach den Songs, ansonsten beschränkte es sich aber eher aufs reine Zuhören. Erst als David die teilweise etwas nervigen Pausen zwischen den Songs (dem Nachstimmen der Gitarren) nutzte, um auch kleine Episoden oder Zwischentexte zum Besten zu geben, lockerte die Stimmung im Allgemeinen etwas auf. Im Laufe des Abends wechselte David mehrmals von der Gitarre ans Keyboard, und auch Harry Bogdanovs bemühte ganz am Anfang bei einem Song die Tasten. Die ersten 60 Minuten vergingen wie im Fluge.

Nach der obligatorischen Pause gab es zunächst einmal vier neue Songs, die - so Knopfler - live noch nie gespielt wurden. Bei diesen vier Songs stand das Keyboard wesentlich mehr im Vordergrund als beim Rest der Session. Danach ging es weiter mit Geschichten, die das Leben schrieb. Es ging um Glaube, Liebe, Hoffnung aber auch um Hass und Resignation. Dabei treffen die Botschaften seiner Songs fast immer den Nerv der Zeit. Bei der Auswahl seiner Songs wurde nichts dem Zufall überlassen. Knopfler beleuchtete den Alltag aus seiner Sicht und diesen, seinen Alltag hatte er in Form eines riesigen Notenständers vor sich, der wohl neben der eigentlichen Setlist auch sämtliche Liedtexte enthielt. Was allerdings eine reine Vermutung ist, vielleicht waren ja auch die Noten zu den Liedern darin verewigt. Allein wenn man Knopfler und Bogdanovs spielen hörte, mochte man daran nicht so richtig glauben. Eher lebten sie sich musikalisch frei aus und scheuten auch vor musikalischen Improvisationen nicht zurück.

Dass es dabei nicht immer ganz leise blieb, ist nur allzu verständlich. Denn auch David Knopfler trägt natürlich ein echtes Rock'n'Roll Herz in sich. So wurde dann auch Dr. Faustus bemüht um mit seinem "Teufelslied" mal richtig aufzudrehen. Aber auch bei den schnelleren oder lauteren Titeln blieben die Gitarren perfekt aufeinander abgestimmt und wurden sauber gespielt.

So war es denn letztlich ein rundum gelungener Abend in der 'Freiheit 15', der nach einem einzigen Zugabeblock für alle harmonisch zu Ende ging. Dass es keine weiteren Zugaben gab, lag keinesfalls am Publikum, die wohl noch das eine oder andere Liedchen vertragen hätten. Doch das Einschalten des Lichtes und die Musik vom Band, die unmittelbar nach dem Verklingen des letzten Tones das Publikum nahezu abrupt in die Gegenwart zurück holte, machten unmissverständlich klar, dass das Ende des Konzertabends erreicht war.

David Knopfler fand sich fast unmittelbar danach noch am Merchandising-Stand ein, um sich seinen vielen neuen und neugierigen Fans zu stellen und natürlich auch um seine CDs zu signieren. Auch wenn er in Deutschland bei weitem nicht so bekannt ist wie sein Bruder Mark, so gehört er doch zu den ganz großen in der gegenwärtigen Musikszene. Dass er trotzdem bescheiden und seinem Publikum verbunden bleibt, macht ihn um so sympatischer.



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Termine:

• 01.02.2014 - Bordesholm - Savoy Theater
• 02.02.2014 - Golzow - Zickengang
• 04.02.2014 - Braunfels - Kulturbistro Am Schloss
• 06.02.2014 - Öblarn (AUT) - Kunst & Kulturhaus
• 07.02.2014 - Rosenheim - Ballhaus

Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos und weitere Termine auf der Homepage von David Knopfler.



Bitte beachtet auch:

• Off. englische Homepage von DAVID KNOPFLER: www.knopfler.com
• Off. deutsche Homepage von DAVID KNOPFLER: www.david-knopfler.de
• Homepage der 'Freiheit 15' in Berlin: www.freiheit15.com




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