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Ein Konzertbericht mit Fotos von Torsten Meyer

 

Sie haben sich 2013 auf den Konzertbühnen unseres Landes ziemlich rar gemacht, die Musiker von TRANSIT. Und schon gab es die ersten Zweifler und Pessimisten, die sich fragten, ob etwa das Feuer, welches sie nach ihrem Comeback 2009 entfacht haben, schon wieder am Verglühen sei. Das wäre natürlich schade, denn immerhin gab es seitdem zwei neue Alben und jede Menge neue Songs.a 20140123 1229419718 Dafür brauchen andere zehn Jahre und mehr. Aber es besteht überhaupt kein Grund zur Sorge, wie mir Bandchef Egon Linde versicherte. Ja, man trat 2013 etwas kürzer. Zum einen brauchte man auch mal ein bisschen Luft zum Atmen, und zu allem Überfluss fielen einige fest geplante Muggen dem sommerlichen Hochwasser zum Opfer. Das ist höhere Gewalt, da kann man nichts machen. Inzwischen hat ein neues Jahr begonnen, und TRANSIT startet wieder voll durch. Zu meiner Freude sogar mit einem Konzert in Berlin, was will man mehr. Ja, ich habe ihn vermisst, diesen ganz eigenen Sound, diesen maritimen Charme, den alte wie neue Lieder verströmen. Wer braucht eigentlich SANTIANO, wenn es TRANSIT gibt? Ich jedenfalls nicht.

Wie nicht anders zu erwarten, war die "Kiste" in Berlin-Hellersdorf schon eine Stunde vor Beginn durch die Anwesenheit des sehr lebendigen Fanclubs "Blaue Lagune" recht gut gefüllt. Aber auch sonst tummelten sich einige bekannte Gesichter unter den erwartungsfrohen Fans. Gefreut habe ich mich vor allem über das Erscheinen unseres Freundes Uwe Krause, der immer wieder den weiten Weg von Hamburg nach Berlin auf sich nimmt, nur um ein Konzert zu verfolgen. Bei TRANSIT war es für ihn überhaupt keine Frage, denn da ist er, wie manch anderer im Publikum auch, Fan der ersten Stunde.

b 20140123 1378224434Überflüssig zu erwähnen, dass die "Kiste" trotzdem nicht ausverkauft war. Das schmälerte freilich die Laune der Anwesenden in keinster Weise. Ganz im Gegenteil, alle waren heiß auf das Konzert. Und schon rückten die Zeiger auf die neunte Stunde zu, und vier lächelnde, gut gelaunte Männer sprangen auf die Bühne:

Egon Linde (git, voc)
Eghard Schumann (key)
Hans-Jürgen Beier (dr)
Peter Kipp (bg)

Moment mal ... Peter Kipp? Ja genau. Seit geraumer Zeit zupft er den Tieftöner bei TRANSIT, gehört inzwischen fest dazu. Hier wurde Wiedervereinigung mal anders herum betrieben, denn Peter Kipp stammt ursprünglich aus den gebrauchten Bundesländern. "Gefunden" hat ihn Drummer Hans-Jürgen Beier in der gemeinsamen JÜRGEN BEIER BLUES & SESSION BAND, und so bilden die zwei jetzt auch bei TRANSIT die Rhythmusabteilung.

Apropos Rhythmus ... Davon gab es gleich zu Beginn jede Menge zu hören und zu spüren, denn der übliche Opener auf einem TRANSIT-Konzert der Neuzeit, "Back again", haute richtig rein ins Gebälk. Egons Klampfe klang schön satt und fett, Bass und Schlagzeug gaben der Nummer den stampfenden Sound, den es braucht, um gleich ordentlich Eindruck zu schinden beim Fanvolk. Dieses fing den Ball natürlich dankbar auf. Irgendwie spürte man auf beiden Seiten, also sowohl vor als auch auf der Bühne, dass man sich auf diesen Gig freute und jede Menge Spaß haben würde.

Mein letztes TRANSIT-Liveerlebnis liegt schon fast zwei Jahre zurück. Seinerzeit wurde noch viel altes Material aus DDR-Zeiten präsentiert. Beispielsweise waren selbstredend "Ein Musiker" und die TRANSIT-Hymne "Ich fahr an die Küste" dabei, mit denen es hier auch weiterging. Wenn man hört, wie frisch diese ollen Kamellen immer noch klingen, versteht man auch, warum die Band nach wie vor ihre Fans hat. Natürlich gab es eine Frischzellenkur für die Nummern, sie klingen deutlich härter und rockiger als die mehr als dreißig Jahre alten Originale. Mein Kollege Volker bemängelte vor einem Jahr in seinem Konzertbericht, dass der Funke nicht übersprang.c 20140123 1740873364 Nun, das konnte ich diesmal nicht behaupten. Die TRANSIT-Musik schwebt in ihrem eigenen Universum, sie lehnt sich an keine Vorbilder an (wenn man mal von Egons Vorliebe für den LINDENBERGschen Gesangsstil absieht), und sie hat einen hohen Wiedererkennungswert. Klar, es sind keine hochkomplizierten Soundstrukturen, aber das erwartet auch niemand. Mich jedenfalls hatte das ganz spezielle TRANSIT-Feeling schnell wieder erreicht.

Inzwischen können Egon & Co. natürlich auch aus einem großen Songpool fischen, was die Setliste deutlich variabler werden lässt. So gab es einen gut gelungenen Mix aus ganz alten Liedern und den beiden Neuzeit-Alben "Über's Meer" und "Durch's Leben", wobei der erste Teil des Konzertes den maritimen Themen vorbehalten war. "Das Meer ist ganz anders" und "Vorbei an Dänemark" - hier zeigte die Band, dass man auch Seemansromantik in harten Rock verpacken kann. Die Riffs knallten dermaßen, dass Egon beim "Dänemark"-Song prompt eine Saite riss, was ein Profi aber dadurch überspielt, indem er halt einfach eine Ersatzklampfe aus dem Hut holt und weiterspielt. Die Stimmung in der "Kiste" war jedenfalls prächtig, die Spiellaune der vier Herren auf der Bühne ebenso. Man könnte fast meinen, durch die wenigen Auftritte 2013 haben sie überschüssige Energien angesammelt, die sie nun raus lassen. Den Fans war es recht, sie tanzten was das Zeug hielt.

Zwei Dinge sind typisch für TRANSIT. Zum einen der unermüdlich im Hintergrund aktive, und auf Konzerten sehr präsente Fanclub "Blaue Lagune". Immer wenn der gleichnamige Titel ertönt, stürzen die Fanclubber nach vorne an die Bühne, haken sich ein und singen den Song lautstark mit. Natürlich war es auch diesmal nicht anders. Die zweite verlässliche Komponente ist die Kreativität des geistigen Kopfes der Band, Egon Linde. In dem Mann steckt dermaßen viel Strom und Tatkraft, dass einem um die Zukunft von TRANSIT nicht bange sein muss. So verwunderte es auch nicht, dass wir gleich sechs (!) neue Lieder zu hören bekamen. Das muss man sich erst einmal trauen.
Setlist:

• Back again
• Ein Musiker
• Ich fahr' an die Küste
• Der Junge sitzt am Ufer
• Das Meer ist ganz anders
• Vorbei an Dänemark
• Blaue Lagune
• Wo der Wind schläft
• Vineta
• Geisterschiff
--- Pause ---
• Bernsteinhexe
• Jona
• Hildebrandslied
• Schimmelreiter
• Der Weg
• Burnout
• Meeressehnsucht
• Sein Leben ist Rockmusik
• Ein Mädchen wie Du
• Manchmal am Abend
• Der Wind
--- Zugaben: ---
• Winter an der See
• Unser Leben
• Rock'n'Roll Zigeuner
• Sturmflut

Bei mir hängen blieb vor allem die sehr rhythmisch-rockige Nummer vom "Geisterschiff", die sich wunderbar einreiht in die TRANSITsche Welt der Seemannslieder. Auch der letzte Song des Sets, betitelt mit "Der Wind" baut schöne Gitarrenwände auf und ist eine echter Live-Kracher. Die anderen neuen Nummern hinterließen zwiespältige Eindrücke bei mir. "Der Weg (Wer lebt steht im Zwang der Bewegung)" plätschert vor sich hin und hat einen zu bedeutungsschwangeren Text. "Meeressehnsucht" und "Manchmal am Abend" sind eher poppige Midtempo-Titel, die absolut ins Gefüge der neuen TRANSIT-Stilistik passen, aber beim ersten Hören noch nicht besonders nachhaltig wirkten. "Hinter den Dünen" gefiel mir da schon besser. Letztlich zeugen diese Vielzahl neuer Nummern aber davon, dass die Band lebt und nicht daran denkt, sich auf dem Erreichten auszuruhen. Wenn das mal nicht nach einem bald zu erwartenden neuen Album riecht ...

Und wie schlug sich nun der "Neue"? Da gibt es nur ein klares "Super!" zu sagen. Klar, Peter Kipp ist kein Anfänger. Aber die TRANSIT-Welt ist doch eine gänzlich andere als das, was er ansonsten spielt. Peter strahlte Ruhe aus, wirkte sehr souverän, und fiel mit seinem aus den 60er Jahren stammenden Framus-Fretless-Bass auf, der stolz aufgebockt am Bühnenrand stand und bei zwei Nummern zum Einsatz kam. Viel interessanter für mich war jedoch die Tatsache, dass Peter Kipp auch mal ans Mikrofon trat und bei manchem Chorus die zweite Stimme gab, was zwar nicht immer passte, aber letztlich dem Klanggebilde doch überraschende Wendungen und neue Farben verleiht. Weiter so.

Die Band spielte und spielte, erst nach vier Zugaben fiel der Vorhang. Wohl jeder im Saal kam auf seine Kosten. Das Kommen hatte sich gelohnt, für die Band wie für die Fans. Es ist halt immer eine Art Familientreffen, wenn TRANSIT zum Tanz bittet. Man darf gespannt sein, was man sich 2014, also im 40. Jahr des Bestehens, einfallen lässt. Wirklich spruchreife, konkrete Pläne existieren noch nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ein unruhiger Geist wie Egon Linde noch etwas aus dem Hut zaubern wird. Dann wird Deutsche Mugge auf jeden Fall dabei sein - und hoffentlich auch ein paar mehr Fans.
 
 
 




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Termine:

• 25.04.2014 - Barby - ohne nähere Angaben zum Veranstaltungsort
• 04.05.2014 - Rathenow - Optikpark (Transit mit Luv un Lee Shantychor)
• 14.06.2014 - Lehnin - Kloster (Falschirmspringertreff)
• 11.07.2014 - Warnemünde - Leuchtturm (Transit mit Shantychor Luv un Lee)
• 12.07.2014 - Volkmannsdorf - Rocktreff Oettersdorf (Open Air mit 6 Bands)
• 09.08.2014 - Rostock - Hanse Sail (mit Shantychor Luv un Lee)
• 18.10.2014 - Mühlsen - Amorsaal
• 08.11.2014 - Torgau - Kulturbastion

Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos und weitere Termine auf der TRANSIT-Homepage.



Bitte beachtet auch:

• Off. Homepage von Transit: www.gruppe-transit.de
• Homepage des Fanclub 'Blaue Lagune': www.transitfanclub-home.de
• Homepage der Kiste in Berlin: www.kiste.net
• Portrait über TRANSIT: HIER




Fotostrecke:

 
 
 

   
   
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