Thomas Rühmann & Band
am 18. Januar 2014 in Bad Saarow

 

Ein Konzertbericht mit Fotos von Reinhard Baer

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Auch wenn es der eine oder andere Leser vermutet, und dem Künstler selbst sicher auch schon oft die Frage gestellt wurde: Thomas Rühmann ist definitiv nicht mit dem inzwischen schon verstorbenen Schauspiel-Kollegen Heinz Rühmann verwand oder verschwägert. Thomas Rühmann hat nur den gleichen Nachnamen, aber ansonsten gibt es keine weiteren Berührungspunkte. Der Schauspieler und Musiker wurde 1955 in Osterburg/Sachsen-Anhalt geboren. Seit über 30 Jahren ist er inzwischen als Schauspieler aktiv, und spielt in der ARD-Serie "In aller Freundschaft" seit fast 16 Jahren die Rolle des Dr. Roland Heilmann. Neben seinem "Hauptberuf" als Schauspieler singt Rühmann aber auch.a 20140121 1231046357 In den letzten Jahren gab es einige Programme, mit denen er - entweder im Duo oder mit anderen Musikern - auf diversen Bühnen zu erleben war, z.B. mit dem Neil Young-Programm "Jung und Young" oder seinem "Gundermann-Programm". Der Musik ist er nach wie vor treu, und lebt diese Leidenschaft gegenwärtig gemeinsam mit einer Band aus, die am vergangenen Freitagabend im Postbahnhof Berlin und einen Tag später in Bad Saarow live zu erleben war. Für einen Auftritt im dortigen "Theater am See" hatte sich die Band und ihr Frontmann angemeldet. Diese Veranstaltung habe ich erleben dürfen und hier kommen jetzt meine Eindrücke davon.

Das "Theater am See" in Bad Saarow ist Teil des Restaurants "Park Cafe", gelegen unmittelbar am Scharmützelsee, dem größten Binnengewässer Brandenburgs. Im Theater finden - wie ich überschlagen habe - etwa 350 bis 400 Besucher Platz, und am Samstag waren diese zu gut zwei Drittel ausgelastet. Gegen 20:00 Uhr betraten die fünf Musiker die Bühne, gingen an ihre Instrumente und eröffneten den Abend mit dem Titel "Jedes Ich braucht auch ein Du". Direkt im Anschluss begrüßte Rühmann sein Publikum. Er nutzte gleich die erste Gelegenheit, etwas zum Anliegen dieses Konzerts und seiner Bearbeitungen der einzelnen Lieder zu sagen. "Falsche Lieder" heißt sein aktuelles Programm. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es ist ein Programm mit Coversongs. Aber das ist es nicht wirklich! Rühmann erklärte, dass er nur Texte, die entweder von Hans-Eckardt WENZEL stammen oder von ihm vorgetragen werden, singen würde, während seine Musiker dazu die Kompositionen anderer Bands spielen würden. Über WENZEL selbst will ich hier nicht viele Worte verlieren, denn er dürfte unseren Lesern über diverse Berichte und seinem Portrait auf unserer Seite bekannt sein. Zuletzt hatten meine Kollegen Patrick und Sandy ein WENZEL-Konzert besucht und darüber einen Bericht mit Fotos bei uns veröffentlicht. Rühmann erzählte in dem Interview mit Deutsche Mugge, dass der Liedermacher Hans-Eckardt WENZEL jemand aus seiner Generation sei, der ihn erstmals hat spüren lassen, was Lieder in einem auslösen können. Rühmann nannte ihn sogar seinen Lehrmeister in Sachen Kunst und Ästhetik. Was liegt da also näher, als ein WENZEL-Programm mit dessen Songs ins Leben zu rufen.b 20140121 1369323887 Was die Texte betrifft, so hatte sich Rühmann mit WENZEL und seinen Werken festgelegt. In Sachen Melodien suchte er aber woanders, und wurde bei den US-Amerikanischen Bands THE NATIONAL, LAMBCHOP und BON IVER, der Britischen Folk-Rockband MUMFORD & SONS, sowie dem kanadischen Rockmusiker NEIL YOUNG fündig. Mit diesen Kompositionen verbunden wurden aus Texten, zu denen WENZEL in seinen Konzerten mal das Akkordeon und bei einem anderen auch mal das Klavier spielt, richtige Rocksongs unterschiedlicher Spielarten.

Zwischen den einzelnen Musikstücken gab es immer wieder gesprochene Worte, die zu den Songtexten passten bzw. diese ergänzten. Ein Beispiel ist der Textbeitrag über den kleinen Ludwig. Der kleine Ludwig stellt fest, dass sein Bruder gar nicht weiß, dass er in der DDR geboren wurde. Zu seiner Mutter sagt er: "Am besten, wir sagen es ihm erst gar nicht". Das nachfolgende, und zum gesprochenen Wort passende Lied heißt "Vertane Jahre". Darin wird die Frage aufgeworfen, ob die Jahre in der DDR vertane Zeit gewesen sind, und ob wir, die ehemaligen DDR-Bürger, uns dafür rechtfertigen müssen, dass wir in der DDR geboren wurden und dort gelebt haben. Und so wurde der Abend mit weiteren Geschichten und Liedern forgesetzt, die ich an dieser Stelle aber nicht alle einzeln aufführen möchte (Siehe dazu die Setlist in der Fotogalerie).
Bei Rühmanns "Falsche Lieder" erlebt man ein richtiges Rockkonzert und auf der Bühne stand eine richtige Rockband. Die Gitarre spielt Rainer Rohloff in dieser Formation. Er beherrscht sowohl die akustische als auch die elektrische Gitarre perfekt, und ebenso die Spieltechniken wie Oktavspiel oder Bottleneck. Thomas Rühmann selbst singt und spielt sowohl die Akustik- als auch die E-Gitarre. Den Bass zupft Lexa Thomas, Piano und Keyboard werden von Peter Schenderlein bedient, und am Schlagzeug trommelt Gören Eggert. Nicht vergessen möchte ich den Mann an der Technik: Am Mischpult - und somit verantwortlich für den guten Ton - sitzt Lars Mindach.

Das Programm besteht aus zwei Teilen. Nach etwa einer Stunde machte die Band eine Pause. Zeit, die bis dahin gehörten Lieder nochmal Revue passieren zu lassen. Auf den ersten Blick (bzw. beim ersten Hören) konnte man all die vielen Eindrücke gar nicht erfassen. Welcher Text wurde jetzt zu welchem Lied gespielt? Nicht, dass das wichtig gewesen wäre, oder dass es dem bis dahin tollen Konzert einen Abbruch getan hätte es nicht zu wissen, aber neugierig war man schon ...c 20140121 1372575204 Im regulären Set des Konzerts werden insgesamt 23 Texte mit "fremden Liedern" gespielt. Darunter befinden sich Titel mit sowohl harten Riffs als auch solche der sanfteren Art. Als Konzertgast versuchte man vom Dargebotenen möglichst viel zu verinnerlichen und die Musik zu genießen, denn - wie eben erwähnt - gab es unzählige Eindrücke die man sammeln konnte. Was aber absolut ins Auge (bzw. Ohr) stach war, dass die WENZEL-Texte durch die anderen Melodien und Arrangements eine ganz andere Wirkung erzielen und letztlich auch in einem ganz anderen Genre anzusiedeln sind. Das ist Deutschrock pur, den die Herren da spielen!

Nach etwa einer weiteren Stunde war die Band beim Titel "23 Wünsche" angekommen, und läutete damit das Ende des Konzerts ein. Thomas Rühmann und seine Musiker verbeugten sich vor dem Publikum und verließen die Bühne. Doch dabei sollte es nicht bleiben, denn kurz darauf kamen sie wieder zurück um dem Publikum noch ihre Zugaben zu geben. Es wurden noch drei weitere Titel als Zugabe gespielt. Eine der Zugaben war der Song "Bleib erschütterbar". Der Text stammt von Peter Rühmkorf, und wurde mit der Melodie von Neil Youngs "Rockin' In The Free World" verbunden. Ich muss ehrlich zugeben, dass dies der einzige Titel am Freitag war, den ich kannte. So ging es aber nicht nur mir, einigen anderen Konzertbesuchern auch, aber das war auch gar nicht schlimm, erweitert so ein Konzert doch den eigenen Horizont. Wie sonst wäre man wohl auf Musik von THE NATIONAL, LAMBCHOP oder BON IVER gestoßen?! Über das Formatradio ganz sicher nicht, und wer schaut schon in die Indie-Szene der USA, was da musikalisch so abgeht ... Wohl die Wenigsten. Das Publikum klatschte begeistert Beifall - ein untrügliches Zeichen dafür, dass das, was von der Bühne kam, gut gefallen hat. Das kann ich auch von mir sagen! Ich war ebenfalls begeistert. Es ist eine tolle Idee, Texte auf andere Musik zu transferieren. Und das Ergebnis kann sich mehr als hören lassen. Hierfür ein ganz großes Plus!

Etwas Unschönes gibt es dann aber doch noch über diesen Samstagabend zu berichten: Als ich mich in der zweiten Halbzeit zum Fotografieren in der Nähe der Bühne aufhielt, sah ich doch einige leere Plätze, die in der ersten Halbzeit noch belegt waren.d 20140121 1365323098 Was war los? War es den Inhabern dieser Plätze zu laut? Sind sie möglicherweise mit anderen Vorstellungen zum Konzert gekommen? Was auch immer es war, nachvollziehen kann man sowas nicht und ich empfinde dies auch als ein wenig respektlos den Künstlern gegenüber, ein Konzert noch vor den Zugaben zu verlassen. Rockmusik bedarf nunmal einer gewissen Lautstärke. Kurz nach der Pause erzählte Thomas Rühmann mit einem Augenzwinkern von einem Konzert in Wittenberg. Dort fragte Rühmann sein Publikum nach der Pause, ob es sich jetzt weiterhin der Lautstärke aussetzen will. In der ersten Reihe saßen vorne zwei ältere Damen, jede mindestens 85 Jahre alt. Rühmann und Gitarrist Rohloff hatte in der Pause die Befürchtung, dass die beiden nach der Pause dort nicht mehr sitzen würden. Doch als man zum zweiten Teil des Konzerts auf die Bühne zurück kam, saßen beide wieder auf ihren Plätzen und Thomas Rühmann begrüßte sie wieder herzlich und sagte, dass er sich sehr freue, beide wieder anzutreffen. Die beiden Damen lächelten und die eine fragte die andere, "Was hat der eben gesagt?" Soviel zu Thema Lautstärke.

Schon wenige Minuten nach dem Konzert hatte die Band, der Techniker und noch zwei Gehilfen damit begonnen, das Equipment von der Bühne abzubauen und die Technik wieder rauszutragen. Ich hatte noch die Gelegenheit, einige Worte mit Thomas Rühmann zu wechseln. Danach ging es wieder Richtung Heimat. Ich hatte an diesem Abend nicht nur ein interessantes Programm erlebt, sondern auch eine für mich neue Veranstaltungsstätte kennengelernt, die ich weiter im Auge behalten werde.



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Termine:

• 24.01.2014 - Güstrow - Theater
• 25.01.2014 - Templin - MKC
• 26.01.2014 - Waren - Bürgersaal

Alle Angaben ohne Gewähr



Bitte beachtet auch:

• Homepage von Thomas Rühmanns Agentur: www.agentur-kling.de
• Homepage des "Theater am See" (Restaurant "Park Café"): www.theater-am-see.de
• Interview mit Thomas Rühmann (01/2014): HIER




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