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Ein Bericht von Mike Brettschneider mit Fotos von Karla Kotzsch & Mike Brettschneider



Die aus Dresden stammende Band LIFT begeht in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum und ließ sich für ihr Jubiläumskonzert etwas ganz Besonderes einfallen: Sie lud ein in die Dresdner Kreuzkirche. Die Kreuzkirche ist die größte Kirche Sachsens und der Wunsch von WERTHER LOHSE war es, eben in dieser Kirche den 40. Bandgeburtstag mit Gästen und dem Publikum zu feiern.c 20131227 1947258590 Auch ich gehörte zu denen, der von WERTHER LOHSE eine Einladung für dieses Konzert erhielt und so begab ich mich an diesem sonnigen und relativ milden Samstag freudig auf den Weg nach Dresden. Nach einem kurzen Stau auf der Autobahn kam ich fast pünktlich dort an, checkte im Hotel ein und hatte aus meinem Zimmerfenster einen beeindruckenden Blick über den von unzähligen Menschen gefüllten "Dresdner Striezelmarkt". Mir persönlich war er zu voll und so verzichtete ich auf einen Bummel über ihn. Letztlich war ich ja auch wegen eines anderen Events in Dresden und so begab ich mich gegen 14.00 Uhr direkt zur Kreuzkirche und dort waren die Vorbereitungen für den Abend bereits im vollen Gange.

Die Technik war aufgebaut, zwei große Leinwände - eine über der Bühne und eine ihr gegenüber über dem Eingang - ließen erkennen, dass auch an das Publikum, welches seine Plätze auf der Empore nahe der Bühne und somit nicht die beste Sicht haben würde, gedacht wurde. Auf diesen beiden Leinwänden wurden während des Konzerts neben diversen Videoeinspielungen auch die Live-Bilder übertragen. Die Musikanten waren bereits fleißig und konzentriert beim Checken ihrer Instrumente und des Sounds, dennoch blieben genügend Zeit für Begrüßungen und das eine oder andere Gespräch. Im Backstage-Bereich fehlte es an nichts. Tamara, die gute Seele aus Köthen, hatte an alles gedacht, was für einen langen Tag und Abend notwendig war: Kaffee, Getränke, Imbiss usw. An dieser Stelle vielen Dank an sie für ihre Rührigkeit!

Im Zusammenhang mit dem Soundcheck und der Veranstaltung an sich muss erwähnt werden, dass es sich beim Ablauf des gesamten Tages und Abends um eine logistische Höchstleistung handelte, musste doch ab 16.00 Uhr die Bühne komplett geräumt werden, da um 17.00 Uhr der Dresdner Kreuzchor auf ihr vor ausverkauftem Haus einen Auftritt absolvierte. So hieß es also nach dem Auftritt ab 18.45 Uhr, die Technik erneut aufzubauen und einen letzten Check durchzuführen. Mittlerweile waren auch alle Musikergäste anwesend, so dass auch sie die Chance auf eine Anspielprobe hatten. Trotz Zeitdruck verliefen die Proben ruhig und ohne jegliche Hektik. Ein lobendes Wort daher auch an die gesamte Technik-Crew, die sich auch durch technische Probleme nicht aus der Ruhe bringen ließ.

Kurz nach 20.00 Uhr öffneten sich die Eingangstüren der Kreuzkirche und die Sitzreihen füllten sich zusehends. Wenige Minuten nach 21.00 Uhr wurde es dunkel, auf der Bühne erstrahlten zwei Spots und der erste musikalische Gast des Abends nahm mit seinem Instrument, dem Cello, seinen Platz ein. Es war SONNY THET, den die meisten ganz sicher noch von der 1971 gegründeten Band BAYON kennen. Es war ein festlich anmutender Beginn dieses besonderen Konzerts, SONNY THET spielte seine "Barcarole" und verwob diese in künstlerisch einmaliger Art und Weise mit Motiven diverser LIFT-Songs, wie beispielsweise "Nach Süden", der "Tagesreise" oder "Jeden Abend". Das Publikum sparte nicht mit Applaus für diesen Einstieg in den Abend ...

Über die beiden Leinwände folgten einige Videoeinspielungen aus diversen TV-Sendungen zur Geschichte der Band, die eine perfekte Brücke zum nun folgenden Konzertprogramm bauten. Schon während der Einspielungen begann das Publikum, im Rhythmus mitzuklatschen. Die Akteure des Abends nahmen während des Videoeinspiels ihre Positionen auf der Bühne ein und so ging es nahtlos weiter mit dem Opener "Wasser und Wein". Vom ersten Ton an ging das Publikum frenetisch mit und ließ sich auf eine musikalische Reise durch 40 Jahre LIFT mitnehmen.

WERTHER LOHSE begrüßte das Publikum und stellte dabei mit einem Schmunzeln fest, dass es sogar vollzählig erschienen sei. Ein kleines technisches Problem bezüglich der akustischen Verständlichkeit auf der Empore wurde in Windeseile beseitigt. Die Begrüßung beinhaltete leider auch einen kleinen Wermutstropfen: UWE STEIMLE konnte nicht - wie angekündigt - dabei sein. Aber er wünschte allen einen schönen Abend und den wünschte WERTHER LOHSE mit den Worten "Viel Spaß, hier ist LIFT!" nun auch. Mit "Jeden Abend" ging es weiter, der gemeinsame Gesang von IVONNE und WERTHER gerade bei diesem Song berührt mich immer wieder auf's Neue.

Neben dem bekannten Line-Up der Band mit IVONNE FECHNER (Violine, Keyboards, Gesang), BODO KOMMNICK (Gitarre, Gesang), JENS BRÜSSOW (Bass), PETER MICHAILOW (Drums) und natürlich WERTHER LOHSE (Gesang) gab es Unterstützung von ANDRÉ JOLIG (Keyboards) sowie RENÉ DECKER (Saxophon) und die beiden letztgenannten begrüßte WERTHER LOHSE zu "Nach Süden". Die musikalische Verstärkung machte sich sofort bemerkbar, der Song kam richtig "fett" daher ...

Im Anschluss daran gab es einen kleinen Exkurs in die LIFT-Geschichte. (O-Ton WERTHER LOHSE): "Ich kam ja ein Jahr später hinzu, habe also erst in zehn Tagen meinen 40. bei LIFT. Wir fingen damals an, stunden- und tagelang in der Weinbergskirche in Dresden 'Am Wilden Mann' zu proben und sind also weit gekommen, nämlich bis zur Kreuzkirche. Unser erstes Album kam 1976 heraus, dabei waren damals in erster Linie der Bandgründer GERHARD ZACHAR und HENRY PACHOLSKI, die beide im Jahr 1978 tödlich verunglückten, TILL PATZER, WOLFGANG SCHEFFLER und nicht zuletzt natürlich STEPHAN TREPTE. Von diesem ersten LIFT-Album spielen wir Euch jetzt ein Liebeslied, nämlich 'Komm her'."

d 20131227 1545386149Eine sehr gefühlvoll und sparsam instrumentierte Ballade, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Ein weiteres Liebeslied wurde angekündigt und mit ihm wurde es Zeit für den nächsten musikalischen Gast: PASCAL von WROBLEWSKY. Für meinen persönlichen Geschmack eines der stärksten Lieder des dritten LIFT-Albums "Spiegelbild", welches ich in all den Jahren erstaunlicherweise noch nie live hörte. War ich ja schon am Nachmittag bei den Proben dabei, freute mich, wie perfekt gerade dieser Song präsentiert wurde. Die kraftvolle Stimme von PASCAL hauchte mit ihrem charakteristischen Timbre dem Lied neues Leben ein, das von RENÉ DECKER gespielte Sopransaxophon setzte ihm förmlich die emotionale Krone auf. Einer der absoluten Höhepunkte des Abends.

Sich diesen geballten Emotionen anschließend gab BODO KOMMNICK Gas, griff in die Saiten seiner Gitarre, neckte sich mit IVONNE FECHNER, die die Saiten ihrer Violine zupfte und dieses gute Laune verbreitende Intro mündete in den Song "Freitag", bei dem auch die Kastagnetten zum Einsatz kamen. Dass die Band nach wie vor auch in der Lage ist, neben ihren zeitlos schönen Balladen richtig "Alarm" zu machen, bewiesen JENS BRÜSSOW und PETER MICHAILOW im folgenden Solo, bei dem sich Bass und Schlagzeug förmlich duellierten und dennoch stets zu einer rhythmischen Einheit fanden. Die übrigen Musikanten verließen dafür die Bühne, um sich zu dessen Ende wieder dazu zu gesellen und mit "Nach Hause" einen weiteren Kracher zu präsentieren. Mit an Bord war dabei auch die von WERTHER gespielte Mundharmonika.

Es sollte wieder etwas ruhiger werden, WERTHER nahm auf einem Hocker Platz und es erklang "Du falsche Schöne". Passend zur Kreuzkirche, meinte WERTHER, läge es natürlich nahe, auch die "Hausband" auf die Bühne zu bekommen, nämlich das Ensemble des Dresdner Kreuzchors.e 20131227 1724425512 Die Knaben seien - weil zu vorgerückter Stunde schon im Bett - nicht dabei, daher das Männerensemble. Unter Beifallsstürmen nahm der Chor seine Plätze ein und das Publikum wurde zunächst mit einem der wohl schönsten LIFT-Songs verwöhnt, nämlich der "Sommernacht". Als zweites Lied, ausnahmsweise nicht von LIFT, hatte sich WERTHER sein allerliebstes Weihnachtslied "Brich an, du schönes Morgenlicht" aus dem Weihnachtsoratorium von JOHANN SEBASTIAN BACH gewünscht. Andächtig nahm er am Bühnenrand Platz, um dem wunderbaren Gesang des Chors zu lauschen:

Brich an, du schönes Morgenlicht

Brich an, du schönes Morgenlicht,
und lass den Himmel tagen!
Du Hirtenvolk, erschrecke nicht,
weil dir die Engel sagen,
dass dieses schwache Knäbelein
soll unser Trost und Freude sein,
dazu den Satan zwingen
und letztlich Frieden bringen.
f 20131227 1904690713Willkommen, süßer Bräutigam,
du König aller Ehren!
Willkommen, Jesu, Gottes Lamm,
ich will dein Lob vermehren;
ich will dir all mein Leben lang
von Herzen sagen Preis und Dank,
dass du, da wir verloren,
für uns bist Mensch geboren.
Lob, Preis und Dank, Herr Jesu Christ,
sei dir von mir gesungen,
dass du mein Bruder worden bist
und hast die Welt bezwungen;
hilf, dass ich deine Gütigkeit
stets preis in dieser Gnadenzeit
und mög hernach dort oben
in Ewigkeit dich loben.


Zutiefst gerührt und voller Dankbarkeit wischte er sich zum Ende einige Tränen aus den Augen und applaudierte den einzigartigen Sängern ... Das Publikum sah es genau so - die Standing Ovations waren überwältigend.

Weiter ging es mit "Gut Nacht" vom 2000er Album "LIFT unplugged". Die Schulden, die die Band laut WERTHER im Jahr 1974 auch schon hatte und mit denen sie damals ihren ersten Fernsehauftritt im "Schlagerstudio" von CHRIS WALLASCH absolvierten, wurden in diesem Konzert ebenfalls musikalisch beglichen: "Meine Schulden". Auch BODO KOMMNICK kam nicht zu kurz, er sang "Wind trägt alle Worte fort", erinnerte mit ihm an FRANZ BARTZSCH und bedankte sich damit bei seinem Freund und Wegbegleiter.

Mit "Scherbenglas" kam nochmals das zweite Album "Meeresfahrt" zum Vorschein, bevor das Programm zum Hit des Jahres 1980 "Am Abend mancher Tage" - einem Meilenstein der Band-Geschichte - überging. Zur zweiten Strophe gesellte sich JAN JOSEF LIEFERS zur Band hinzu und sorgte damit für eine weitere Überraschung. Der Song wurde im Duett präsentiert, JAN JOSEF gratulierte der Band zum Jubiläum und begrüßte das Publikum.g 20131227 1335803697 Als Dresdner ist ihm die Kreuzkirche vertraut, als Kind saß er oft in den Reihen und umso interessanter empfand er es, die Kirche nunmehr aus der anderen Perspektive zu sehen, wie er erzählte. Vom 1987er Album "Nach Hause" sang er den Song "Leb deinen Traum", bevor das Finale des Jubiläumskonzerts nahte. JAN JOSEF LIEFERS blieb gleich auf der Bühne, PASCAL von WROBLEWSKY und SONNY THET kamen hinzu, WERTHER LOHSE stellte die Band vor und kündigte einen Song an, der von seinem uralten Kollegen STEPHAN TREPTE stammt: "Mein Herz soll ein Wasser sein". BODO begann mit seiner Gitarre, IVONNE lieferte die erste Strophe, JAN JOSEF schloss sich an, PASCAL sang weiter, bis auch WERTHER seinen Part übernahm, die Musikanten liefen erneut zur Höchstform auf. Ein grandioses Finale eines überaus würdigen Abends.

Nach minutenlangem Applaus sowie Pfiffen der Begeisterung wurde die Dresdner Kreuzkirche, verbunden mit Grüßen an MICHAEL HEUBACH, zum Abschluss noch mal mit der "Tagesreise" richtig gerockt. Resümierend bleibt zu sagen, dass es ein toller Tag, ein toller Abend und ein tolles Konzert war. Die Dramaturgie des Abends war durchdacht, die Akteure waren mit Leib und Seele dabei und dies übertrug sich auf das Publikum, welches völlig zu recht begeistert reagierte. Abgerundet wurde das ganze mit einer After-Show-Party im sich unmittelbar neben der Kreuzkirche befindenden "Café Central", in dem man bei diversen Getränken noch die eine oder andere Anekdote aus 40 Jahren LIFT erfahren konnte und auch darüber hinaus interessante Gespräche führen konnte. Und sei es nur das zwischen zwei Thüringern (RENÉ DECKER und mir) über die Lust am Selbstzubereiten von original Thüringer Klößen :-)

Übrigens wurde pünktlich zum Jubiläumskonzert auch das von vielen Fans bereits ersehnte und immer wieder nachgefragte Liederbuch veröffentlicht. Ab sofort ist es bei den kommenden Konzerten und auch im Online-Shop auf www.lift-rockballaden.de erhältlich.

Danke LIFT für diesen unvergesslichen Abend, danke lieber WERTHER für die Einladung und herzlichen Glückwunsch zum 40. Bandjubiläum. Ich hoffe, dass es erfolgreich weiter geht und wünsche Euch dafür alles erdenklich Gute! Zur Vervollständigung des Berichts hier noch die Setlist des Konzerts:

• Barcarole (Sonny Thet)
• Videoeinspiel
• Wasser und Wein
• Jeden Abend
• Nach Süden
• Komm her
• Liebeslied (mit Pascal von Wroblewsky)
• Freitag
• Bass-/Drums-Solo
• Nach Hause
• Du falsche Schöne
• Sommernacht (Ensemble des Kreuzchors)
• Brich an, du schönes Morgenlicht (Ensemble des Kreuzchors)
• Gut Nacht
• Meine Schulden
• Wind trägt alle Worte fort
• Scherbenglas
• Am Abend mancher Tage (mit Jan Josef Liefers)
• Leb deinen Traum (Jan Josef Liefers)
•Mein Herz soll ein Wasser sein
--- Zugabe ---
•Tagesreise





Live-Impressionen

 
Soundcheck:
 
 
 
 
 
Jubiläumskonzert:
 
 
 



   
   
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