Ein Bericht mit Fotostrecke von Rüdiger Lübeck
Weihnachtsmusik plätschert uns ja gefühlt schon seit Ende September allerorten ins Gehör. Die unweigerliche Folge: wenn es wirklich soweit ist, können wir's nicht mehr hören.
Alle Jahre wieder ...
Nicht wenige Musiker pflegen inzwischen Traditionen terminlicher Art. In schöner Regelmäßigkeit kann man die Uhr danach stellen, wann sie wo aufschlagen. Ein Rhythmus, an den man sich als geneigter Interessent jedoch gern gewöhnt. Eine ganz Große ihres Faches scheint gerade dabei zu sein, einen solchen in der Vorweihnachtszeit zu entwickeln: Pascal von Wroblewsky. Bereits in den beiden vergangenen Jahren machte sie pünktlich Station in ihrer Heimatstadt.
Das Erscheinen des zu Recht hoch gelobten Albums "Seventies Songbook" war damals der Aufhänger; die dahinterstehende Idee, Klassiker eines bestimmten Musikgenres völlig neu im Jazzgewand zu arrangieren, scheint den künstlerischen Kopf des Projektes, Jürgen Heckel, nun nicht müde werden zu lassen, diese permanent fortzuentwickeln. Und ja, man hat bisweilen den Eindruck, dass es schon fast egal ist, welches Ausgangsmaterial er da auch anpackt - das Ergebnis war bislang stets schlicht spektakulär. Was lag da näher, als das Weihnachtskonzert nicht auch mit Traditionells der Weihnachtsmusik zu gestalten ...
"In excelsis Deo" ...
Mönchsgesang wird eingespielt; Gastmusiker Ferry Grott hat den Dämpfer auf die Trompete gesetzt, Pascal setzt soulig wie eh und je dazu ein. Ein eher sanfter Start, dennoch die Wirkung zu keiner Sekunde verfehlend. Die Bühne der Berliner Wabe schimmert metallisch-bläulich, die Illusion ist perfekt. Phobie gegen Weihnachtsmusik? Pustekuchen!
Dabei wollte der heimische Drucker die auf ihrem Mac befindlichen Rentieranekdoten partout nicht ausspucken. Also nahm Pascal das schnöde Stück Technik einfach mit und las jene direkt von diesem ab. Einstimmung, der es nach den vorangegangenen Takten nicht wirklich mehr bedurfte.
"Vom Himmel hoch, da komm ich her" - Martin Luther muss Peter Michailow gemeint haben, als er über diesen Zeilen saß. Wie ein vom Jenseits Geschickter malträtiert der Schlagzeuger die Trommelfelle in dieser vollkommen verjazzten Nummer, die das Original ohne die markante Textzeile wohl allenfalls vage erahnen ließe. Wenn es denn wirklich
Alle Jahre wieder ...
Nicht wenige Musiker pflegen inzwischen Traditionen terminlicher Art. In schöner Regelmäßigkeit kann man die Uhr danach stellen, wann sie wo aufschlagen. Ein Rhythmus, an den man sich als geneigter Interessent jedoch gern gewöhnt. Eine ganz Große ihres Faches scheint gerade dabei zu sein, einen solchen in der Vorweihnachtszeit zu entwickeln: Pascal von Wroblewsky. Bereits in den beiden vergangenen Jahren machte sie pünktlich Station in ihrer Heimatstadt.
Das Erscheinen des zu Recht hoch gelobten Albums "Seventies Songbook" war damals der Aufhänger; die dahinterstehende Idee, Klassiker eines bestimmten Musikgenres völlig neu im Jazzgewand zu arrangieren, scheint den künstlerischen Kopf des Projektes, Jürgen Heckel, nun nicht müde werden zu lassen, diese permanent fortzuentwickeln. Und ja, man hat bisweilen den Eindruck, dass es schon fast egal ist, welches Ausgangsmaterial er da auch anpackt - das Ergebnis war bislang stets schlicht spektakulär. Was lag da näher, als das Weihnachtskonzert nicht auch mit Traditionells der Weihnachtsmusik zu gestalten ...
"In excelsis Deo" ...
Mönchsgesang wird eingespielt; Gastmusiker Ferry Grott hat den Dämpfer auf die Trompete gesetzt, Pascal setzt soulig wie eh und je dazu ein. Ein eher sanfter Start, dennoch die Wirkung zu keiner Sekunde verfehlend. Die Bühne der Berliner Wabe schimmert metallisch-bläulich, die Illusion ist perfekt. Phobie gegen Weihnachtsmusik? Pustekuchen!
Dabei wollte der heimische Drucker die auf ihrem Mac befindlichen Rentieranekdoten partout nicht ausspucken. Also nahm Pascal das schnöde Stück Technik einfach mit und las jene direkt von diesem ab. Einstimmung, der es nach den vorangegangenen Takten nicht wirklich mehr bedurfte.
"Vom Himmel hoch, da komm ich her" - Martin Luther muss Peter Michailow gemeint haben, als er über diesen Zeilen saß. Wie ein vom Jenseits Geschickter malträtiert der Schlagzeuger die Trommelfelle in dieser vollkommen verjazzten Nummer, die das Original ohne die markante Textzeile wohl allenfalls vage erahnen ließe. Wenn es denn wirklich
gibt, dann sind es wohl die Amerikanischen. "Let It Snow" ist zweifelsfrei eines jener Sorte, wobei zur Ehrenrettung von Dean Martin gesagt werden muss, dass es wohl erst die missbräuchliche und inflationäre Berieselung durch den Einzelhandel gewesen ist, die dieses Stück auf das Niveau von "Last Christmas" befördert haben dürfte. Und was macht unser Ensemble daraus? Eine Jamsession vor dem Herrn! Schließlich sind die harmonischen Schemata vertraut, und so bekommt ein Jeder seinen Part, in dem er besonders glänzen kann, um sich am Ende wieder gemeinschaftlich beim Ursprungsthema einzufinden. Szenenapplaus inklusive, auch wenn der sechseckige Wabesaal an diesem Abend leider nur recht übersichtlich gefüllt war.
Pascal indes hat sich allerlei Percussionsspielzeug mitgebracht, das sich gelegentlich in den grobmaschigen Löchern des als Ablage dienenden Notenständers verheddert, dennoch aber immer rechtzeitig zur Stelle ist.
Und dann wurde es Zeit für einen kleinen Ausflug ins "Seventies Songbook". Marvin Gaye's "Innnercity Blues" wurde auserkoren; Bandchef Jürgen Heckel begleitet partiell gar auf einem kleinen Keyboard. Ausschweifende Exkurse in andere musikalische Sphären prägen auch hier den Mittelteil, so dass man in der Reprise immer wieder überrascht ist, wo wir doch eigentlich gerade eben noch waren ...
Nach der Pause das "House Of The Rising Sun" - nicht unbedingt weihnachtlich, gleichwohl aber auch kein merklicher Kontrast im Themenabend. Das Arrangement schien sich hier einmal mehr besonders fern vom Original bewegen zu wollen. Erneut wähnt man zunächst lediglich den Songtext als Erkennungszeichen, um sich beim zweiten Hinhören einzugestehen, dass auch der Grundrhythmus punktgenau mit dem Ausgangsmaterial harmoniert.
Zurück zum (amerikanischen) Weihnachtsfest und dessen Schlittenfahrt "Sleigh Ride", gefolgt vom "Little Drummer Boy" ("pa rum pum pum pum ..."). Während beide im Original kaum noch zu ertragen sind, zeigt Jürgen Heckel insbesondere bei Letzterem, dass er nicht nur genial arrangieren kann, sondern darüber hinaus auch noch ein begnadeter Gitarrist ist. Der Fundus an Superlativen in der vorliegenden Berichterstattung ist jedoch inzwischen aufgezehrt und ohnehin kaum noch potenzierbar. Nur soviel vielleicht: ein derart filigranes Fingerspiel ist auf den Bühnen dieses Landes nur sehr, sehr selten zu sehen, ja zu bewundern.
Die Begleitung durch Modern Soul-Trompeter Ferry Grott bewies sich ebenfalls als Glückgriff, auch wenn jener nicht unmittelbar im Jazz beheimatet ist. An diesem Abend schien es, als habe er nie etwas anderes gespielt.
Nicht unterschlagen werden soll an dieser Stelle zudem der uneingeschränkt souveräne Auftritt von Bassist Max Hughes, dessen präzise Linien ein gleichsam unauffälliges wie tiefschwarzes Fundament bildeten. Und in nahezu jedem Song blitzte es kurz auf, das so markante Schnalzen der daumendicken Saiten.
Womit werden die Besucher nach dem Weihnachtsgottesdienst aus der Kirche getrieben? Richtig - mit "Stille Nacht". Folgerichtig, dass auch Pascal zum Ende sich dieses "Rituals" annehmen würde. Das Stück mutierte indes einen Tick zuviel ins Mystische und wirkte dadurch etwas gewöhnungsbedürftig. Das Publikum wurde im Anschluss natürlich auch nicht gleich rausgeworfen, sondern mit Michael Jacksons "Human Nature" in die - vorläufige - Verlängerung geschickt. Lediglich spartanisch von Jürgen Heckel an der Gitarre begleitet und ohne (!) Mikrofon verabschiedete sich eine großartige Pascal von Wroblewsky sodann mit dem "Christmas Song" von Mel Tormé. Nicht wenige der anwesenden Zuschauer werden sich sicher resümierend gefragt haben, warum man aus diesem Programm nicht auch eine CD macht, vielleicht ja pünktlich zum nächsten Fest. Denn dann hätte man auch endlich mal wieder gescheite Weihnachtsmusik in seinem Plattenschrank.
Bitte beachtet auch:
- Off. Homepage von Pascal von Wroblewsky: www.wroblewsky.de
- Homepage der WABE in Berlin: www.wabe-berlin.de
- Portrait über Pascal von Wroblewsky: HIER
Fotostrecke:
Videoclips:
"American Pie" (Off. Video)