Ich war gestern in der Klapsmühle. Ja, richtig gelesen ... Freiwillig sogar und ohne Zwangseinweisung. Allerdings unterscheidet sich diese von anderen Klapsmühlen ganz gewaltig. Hier stand die Eingangstür gestern ganz weit offen. Im Inneren herrschte eine ausgelassene Stimmung und die Krankenschwestern hatten keine weißen Kittel an. Vielmehr waren sie emsig damit beschäftigt, statt Medikamenten Getränke im Raum zu verteilen. Sogar Alkoholische. Für das Seelenheil wurde eine Band verpflichtet. Kurz: Es war nicht drin, was draußen dran stand. Diese "Klapsmühle" liegt in der Innenstadt von Castrop-Rauxel - konkret in der Mühlenstraße. Es ist eine urige kleine Kneipe, die in einem Fachwerkhaus untergebracht ist und die mit tiefer Decke für eine noch kuscheligere Atmosphäre sorgt, als sie sie sowieso schon hat. Also nix mit "Geschlossener" und hochdosierten Medikationen. Die Szenekneipe "Klapsmühle" war eine Station der sogenannten "Nachtfahrt live". Unter dem diesjährigen Motto "Comedy meets Livemusik" hatten acht Castroper Gastronomen einen abwechslungsreichen Abend in acht verschiedenen Lokalitäten der Stadt vorbereitet. Für die Zeit zwischen 18:00 Uhr und 02:00 Uhr waren drei Shuttlebusse eingesetzt, die die Leute zu den verschiedenen Veranstaltungsorten brachten und auch wieder abholten. So bestand für alle Besucher die Möglichkeit, ganz entspannt und ohne Parkplatzsuche die verschiedenen Programme und Lokale besuchen zu können. Auch unser Brauhaus und das Parkbad Süd waren Stationen dieser Tour. Diese Idee mit der "Nachtfahrt" ist nicht neu. Neu war dabei nur die Station, die wir uns für den gestrigen Mittwoch ausgesucht hatten, nämlich die "Klapsmühle". Schon öfter habe ich gehört, dass dort hin und wieder Musiker auftreten sollen. Ich konnte mir das bisher nur schwer vorstellen, da die Szenekneipe nicht gerade für ihr großzügiges Platzangebot berühmt ist. Ich kenne den Laden noch unter einem anderen Namen und erinnerte mich, dass es dort immer ziemlich eng war. Heute finden dort regelmäßig Fußballabende statt. Wirtin Simone Picker-Schmidt hat nämlich ein Abo für einen Bezahlsender für ihre Kneipe abgeschlossen und dieser Sender zeigt regelmäßig Live-Spiele, die man dann gemeinsam mit anderen Fußballfans anschauen kann. Rein theoretisch wäre gestern auch wieder so ein Abend gewesen, da die Bayern in Manchester ihren Gegner zerlegten und die Leverkusener einen Duselsieg gegen einen spanischen Vertreter verbuchen konnten. Die Glotzen blieben aber aus, denn die HeartDevils hatten sich angekündigt, um den Castropern einen bunten Mix aus Rock'n Roll, Folk und Country appetitlich und ofenwarm zu servieren.
Unseren Lesern dürften die HeartDevils sicher ein Begriff sein, haben wir sie vor einiger Zeit in unserer Rubrik "Insider-Tipp" doch ausführlich vorgestellt. Ursprünglich kam die Band aus Unna, weil dort Thomas Szalaga zu Hause war. Szalaga, der in den 80ern mit seiner Band ACE CATS und deren Überhit "Linda" bundesweit Erfolge feiern konnte, bildete zusammen mit dem aus Fröndenberg kommenden Sänger und Gitarrist Rolf Kaudelka und dem in Remscheid beheimateten Kontrabassisten Joachim Heinemann das Trio HeartDevils. Thomas Szalaga verstarb im vergangenen Jahr an den Folgen einer Krebserkrankung, seine beiden Mitstreiter machen seitdem als Duo weiter. Thomas sei nicht zu ersetzen, sagte mir Joachim Heinemann in der Pause. Man spiele ab und zu wohl mal mit einem Gastmusiker, aber ein neues Mitglied ist erst mal nicht vorgesehen. Das kann man gut verstehen, denn die Fußspuren von Thomas Szalaga sind sehr groß und ganz sicher nur schwer zu füllen. Außerdem waren die drei Musiker nicht nur Bandkollegen, sondern auch Freunde im Privaten. Da hätte es jeder neu dazu kommende Musiker nicht einfach.
Als wir die "Klapsmühle" betraten, waren schon alle Tische und Barhocker besetzt. Die Wirtin und das Mädel, das ständig mit dem Tablett hin und her lief, hatten schon alle Hände voll zu tun. Joachim und Rolf begrüßten uns, wir plauderten ein bisschen und schon war's 21:00 Uhr. Die Show konnte beginnen. Wer mich kennt weiß, dass ich nichts für Coverbands übrig habe, die von ABBA bis Zappa jedes Volksfest beschallen. Auch die HeartDevils spielen Songs anderer Künstler nach, aber im Gegensatz zu eben erwähnten Bierzeltkapellen kopieren sie diese nicht einfach nur 1:1, sondern verleihen jedem Stück ihre eigene Note. Geschickt streuen sie zwischen Klassikern wie "Gone Gone Gone" von den EVERLY BROTHERS oder "Ring of Fire" von JOHNNY CASH eigene Kompositionen ein, die im Gesamtprogramm beim Publikum sehr gut ankommen. Die Stücke, die sie sich von anderen Künstlern "ausgeliehen" haben, werden von Joachim und Rolf so umarrangiert und mit der eigenen Würze versehen, so dass daraus fast schon eigene Lieder entstehen. Ihr Programm besteht darum auch aus Klassikern des Rock- und Country-Bereichs, die sie nur mit Kontrabass und Akustik-Gitarre auf eine andere Art und Weise präsentieren, als man sie von Platte oder aus dem Radio kennt. So ist es nicht verwunderlich, dass man den einen oder anderen Titel nicht sofort wiedererkennt. So klingt "His Latest Flame" von Elvis Presley anders, aber deshalb noch lange nicht schlecht. Heinemann und Kaudelka setzen die Lieder nach ihren eigenen Ideen um, ohne sie dabei zu verfälschen. Dabei funktioniert die spartanische Besetzung mit Kontrabass und Gitarre hervorragend. Man staunt, was die beiden da aus sich und ihrem Instrumentarium rausholen und welchen Druck die Songs haben. Ihre Versionen fremder Hits klingen frisch und knackig. Damit verbietet es sich auch, bei den HeartDevils von einer Coverband zu sprechen. Das sind sie nicht, denn dafür steckt viel zu viel Eigenes in den Liedern, und sie behandeln die von ihnen ausgewählten Fremdtitel sehr liebevoll und mit größtem Respekt. Und so legten die beiden Musiker auch munter los. Nicht jeder in der "Klapsmühle" war anfangs bereit, sich der Musik zuzuwenden und sich so zu benehmen, wie man es bei einem Konzert in einem kleinen Raum erwarten dürfte. Laut grölte plötzlich ein Zeitgenosse den Zwischenstand des Bayern-Fußballspiels in den Raum - ungefragt und mitten in einem Lied. Es sollte aber die einzige Störung sein, die man als solche auch wahrnahm. Nach einer Hand voll Fremdtiteln im Soundgewand der HeartDevils und der Begrüßung des zahlreich erschienenen Publikums, wurde dann auch der erste eigene Titel präsentiert. "Radio" heißt das Lied, das Rolf Kaudelka komponiert und betextet hat und das uns die beiden Musiker mit viel Power in den Raum stellten. Zu finden ist dieses Stück, und auch ganz viele andere, die wir gestern live geboten bekamen, auf der aktuellen CD "Across The Bridge" aus diesem Jahr. Inhaltlich geht es in "Radio" um einen Fernfahrer, der sich in die Stimme einer Radiomoderatorin verliebt. Der Titel passte nahtlos in das bis dahin gespielte Programm und wurde am Ende auch vom Publikum mit Applaus bedacht. Völlig unbemerkt hatte sich die Band die volle Konzentration des Publikums erspielt. Alle Augen und Ohren waren auf die kleine, ebenerdige Bühne gerichtet. Es wurde mitgesungen und sogar getanzt. Platz ist eben in der kleinsten Hütte und das bewiesen auch die Musiker selbst, die ihr komplettes Equipment auf eine nur wenige Quadratmeter große Fläche aufbauten und dort auch ihren Auftritt hinlegten. Links und rechts je ein großer Lautsprecher, im hinteren Teil der "Bühne" war das Mischpult platziert und dazwischen standen und/oder saßen Joachim mit seinem wuchtigen Kontrabass und Rolf mit seinen Gitarren.
Nachdem die beiden Musiker den Song "Will You Miss Me" beendet hatten, flog ein Schuh in Richtung Bühne. Das erinnerte ein wenig an den Schuhwurf des iranischen Journalisten vor ein paar Jahren, der seine "Sympathie" für den damaligen US-Präsidenten Schorsch Dabbelju Bush so zum Ausdruck bringen wollte. Der Schuhwurf gestern war aber wohl eher Ausdruck einer gut gelaunten Zuhörerschaft, die nicht nur mit der Musik, sondern auch mit sich selbst viel Spaß hatte. Die Stimmung war jedenfalls super, und speziell Rolf Kaudelka bezog das Publikum immer wieder mal mit ein, in dem er sich mal erkundigte, ob auch im hinteren Bereich der "Klapsmühle" alles gut zu hören sei oder indem er sich auf andere Art und Weise in Zwiegespräche mit einzelnen Konzertbesuchern begab. Beim Song "All I Have To Do Is Dream" von den EVERLY BROTHERS ging das Miteinbeziehen des Publikums sogar so weit, dass Rolf Kaudelka für den Chorgesang einfach einen sowieso schon laut mitsingenden Konzertgast auf die Bühne holte, um speziell die Textstelle "Dream Dream Dream" mit diesem gemeinsam zu singen. So wurde aus dem Duo kurzzeitig ein Trio und der Song so noch etwas in die Länge gezogen. Der musikalische Gast machte eine gute Figur bei seinem Auftritt und schmetterte die Textzeilen voller Hingabe ins Mikrophon. Nach zwei weiteren Titeln schickte uns das HeartDevils Duo in eine kleine Pause.
Im Raum ging es derweil zu wie in einem Bienenstock. Es war ein Kommen und Gehen von Leuten, die von einem Lokal zum anderen wechselten, denn der Großteil der teilnehmenden Lokale waren in unmittelbarer Nähe zur "Klapsmühle" und auch dort wurden Programme angeboten. Ein harter Kern blieb aber vor Ort um den HeartDevils weiter zuhören zu können. Es war aber inzwischen so voll und unübersichtlich, dass zusätzliches Personal dazu kam. Bisher hatte eine Serviererin allein damit zu tun, jeden Durst im Raum zu löschen. Pünktlich zum zweiten Teil des HeartDevils-Auftritt bekam sie aber Verstärkung. Man muss sowohl den beiden Mädels als auch der Chefin ein großes Kompliment aussprechen. Sie hatten diese ziemlich unübersichtliche Menge an Menschen und ihre Bedürfnisse gut im Griff. Innerhalb kürzester Zeit nach einer Bestellung bekam man das, was man wollte. Das haben wir in anderen Läden dieser Stadt schon anders erlebt, und da war es nicht so voll und eine Band spielte auch nicht. Es scheint ein tolles Team in der "Klapsmühle" zu arbeiten, das auch die Band in einer ihrer Moderationen mit einem Dankeschön zu würdigen wusste.
Im zweiten Teil des Konzerts legten Joachim Heinemann und Rolf Kaudelka mit dem EVERLY BROTHERS-Klassiker "Gone Gone Gone" los. Auch für die zweite Hälfte des Auftritts hatte die Band viele Klassiker und eine weitere Eigenkomposition im Gepäck. Hatte die Band das Publikum vor der Pause schon auf Betriebstemperatur gebracht, schien die 15-minütige Auszeit zwischen den beiden Konzertblöcken die gute Stimmung und Feierlaune des Auditoriums nicht negativ beeinflusst zu haben. Wie schon erwähnt, war es noch voller geworden und die Stimmung blieb auf dem guten und hohen Level der ersten Stunde. Die HeartDevils hatten gestern nicht nur alte Songs aus den 50ern und 60ern dabei, sondern sogar etwas für 80er Kinder wie mich im Angebot. Vom Boss Bruce Springsteen bekamen wir eine besondere Version seines Songs "I'm On Fire" zu hören. Wer das Original kennt, kann sich sicher kaum vorstellen, wie es nur mit Akustik-Gitarre und Kontrabass klingen soll. Ich kann aber verraten, dass die beiden "Herzteufel" speziell mit diesem Lied ein Feuerwerk abbrannten. Und wieder nahm Kaudelka das Publikum an die Hand und führte es durch das Stück. Er selbst begann den Refrain zu singen und forderte dann das Publikum auf, in den Chor mit einzusteigen. Das funktionierte auch sehr gut. So gut sogar, dass Rolf den Chor anschließend in Männlein und Weiblein trennte. So wurde aus einem Song, der im Original keine drei Minuten lang ist, eine mehr-minütige Extended-Version. Nicht nur der von dem Duo umarrangierte Song, sondern auch wie die beiden Jungs die Nummer rüber brachten, war ganz groß. Ein Highlight des Abends. Übrigens haben die Damen den Chor-Wettbewerb eindeutig gegen die Männer gewonnen.
So musizierte sich das HeartDevils Duo noch weiter durch den Abend. Das zweistündige Konzert hat richtig viel Spaß gemacht. Man könnte glauben, dass es keine lebenden Zeitzeugen mehr für die Hits der 50s und 60s gibt, und dass so eine Musik darum auch bei einer Veranstaltung wie der Castroper "Nachtfahrt" nicht mehr funktioniert. Dem ist aber nicht so. Das Publikum war altersmäßig gut gemischt. Jüngere Leute und auch die Generation 60 plus bildeten das Publikum des gestrigen Konzerts und die Stimmung war in jeder Altersklasse gleich gut. Textsicherheit, z.B. bei den Songs von Elvis Presley, war allerdings nur bei der älteren Generation zu beobachten. Im hinteren Teil der Kneipe ließ es sich eine Dame nicht nehmen, sich ungehemmt tanzend der Musik hinzugeben. Vor und neben uns standen überall Menschen, die tanzten, mitsangen oder sich einfach nur im Takt der Musik wiegten. Es war für die Band sicher nicht einfach, ständig wechselndes Publikum während eines Auftritts an sich zu binden und es für die eigene Musik zu begeistern. Doch diese Aufgabe lösten Joachim Heinemann und Rolf Kaudelka mehr als gut. Unterm Strich kann man von einem gelungenen Abend sprechen. Ich bin um einige Erfahrungen reicher, z.B. dass man selbst in der kleinsten Bude ein tolles Konzert geben kann, und dass Servicekräfte in einem ziemlich vollen Lokal gleichbleibend gute Laune behalten können. Das ist wahrlich nicht überall so.
Unseren Lesern dürften die HeartDevils sicher ein Begriff sein, haben wir sie vor einiger Zeit in unserer Rubrik "Insider-Tipp" doch ausführlich vorgestellt. Ursprünglich kam die Band aus Unna, weil dort Thomas Szalaga zu Hause war. Szalaga, der in den 80ern mit seiner Band ACE CATS und deren Überhit "Linda" bundesweit Erfolge feiern konnte, bildete zusammen mit dem aus Fröndenberg kommenden Sänger und Gitarrist Rolf Kaudelka und dem in Remscheid beheimateten Kontrabassisten Joachim Heinemann das Trio HeartDevils. Thomas Szalaga verstarb im vergangenen Jahr an den Folgen einer Krebserkrankung, seine beiden Mitstreiter machen seitdem als Duo weiter. Thomas sei nicht zu ersetzen, sagte mir Joachim Heinemann in der Pause. Man spiele ab und zu wohl mal mit einem Gastmusiker, aber ein neues Mitglied ist erst mal nicht vorgesehen. Das kann man gut verstehen, denn die Fußspuren von Thomas Szalaga sind sehr groß und ganz sicher nur schwer zu füllen. Außerdem waren die drei Musiker nicht nur Bandkollegen, sondern auch Freunde im Privaten. Da hätte es jeder neu dazu kommende Musiker nicht einfach.
Als wir die "Klapsmühle" betraten, waren schon alle Tische und Barhocker besetzt. Die Wirtin und das Mädel, das ständig mit dem Tablett hin und her lief, hatten schon alle Hände voll zu tun. Joachim und Rolf begrüßten uns, wir plauderten ein bisschen und schon war's 21:00 Uhr. Die Show konnte beginnen. Wer mich kennt weiß, dass ich nichts für Coverbands übrig habe, die von ABBA bis Zappa jedes Volksfest beschallen. Auch die HeartDevils spielen Songs anderer Künstler nach, aber im Gegensatz zu eben erwähnten Bierzeltkapellen kopieren sie diese nicht einfach nur 1:1, sondern verleihen jedem Stück ihre eigene Note. Geschickt streuen sie zwischen Klassikern wie "Gone Gone Gone" von den EVERLY BROTHERS oder "Ring of Fire" von JOHNNY CASH eigene Kompositionen ein, die im Gesamtprogramm beim Publikum sehr gut ankommen. Die Stücke, die sie sich von anderen Künstlern "ausgeliehen" haben, werden von Joachim und Rolf so umarrangiert und mit der eigenen Würze versehen, so dass daraus fast schon eigene Lieder entstehen. Ihr Programm besteht darum auch aus Klassikern des Rock- und Country-Bereichs, die sie nur mit Kontrabass und Akustik-Gitarre auf eine andere Art und Weise präsentieren, als man sie von Platte oder aus dem Radio kennt. So ist es nicht verwunderlich, dass man den einen oder anderen Titel nicht sofort wiedererkennt. So klingt "His Latest Flame" von Elvis Presley anders, aber deshalb noch lange nicht schlecht. Heinemann und Kaudelka setzen die Lieder nach ihren eigenen Ideen um, ohne sie dabei zu verfälschen. Dabei funktioniert die spartanische Besetzung mit Kontrabass und Gitarre hervorragend. Man staunt, was die beiden da aus sich und ihrem Instrumentarium rausholen und welchen Druck die Songs haben. Ihre Versionen fremder Hits klingen frisch und knackig. Damit verbietet es sich auch, bei den HeartDevils von einer Coverband zu sprechen. Das sind sie nicht, denn dafür steckt viel zu viel Eigenes in den Liedern, und sie behandeln die von ihnen ausgewählten Fremdtitel sehr liebevoll und mit größtem Respekt. Und so legten die beiden Musiker auch munter los. Nicht jeder in der "Klapsmühle" war anfangs bereit, sich der Musik zuzuwenden und sich so zu benehmen, wie man es bei einem Konzert in einem kleinen Raum erwarten dürfte. Laut grölte plötzlich ein Zeitgenosse den Zwischenstand des Bayern-Fußballspiels in den Raum - ungefragt und mitten in einem Lied. Es sollte aber die einzige Störung sein, die man als solche auch wahrnahm. Nach einer Hand voll Fremdtiteln im Soundgewand der HeartDevils und der Begrüßung des zahlreich erschienenen Publikums, wurde dann auch der erste eigene Titel präsentiert. "Radio" heißt das Lied, das Rolf Kaudelka komponiert und betextet hat und das uns die beiden Musiker mit viel Power in den Raum stellten. Zu finden ist dieses Stück, und auch ganz viele andere, die wir gestern live geboten bekamen, auf der aktuellen CD "Across The Bridge" aus diesem Jahr. Inhaltlich geht es in "Radio" um einen Fernfahrer, der sich in die Stimme einer Radiomoderatorin verliebt. Der Titel passte nahtlos in das bis dahin gespielte Programm und wurde am Ende auch vom Publikum mit Applaus bedacht. Völlig unbemerkt hatte sich die Band die volle Konzentration des Publikums erspielt. Alle Augen und Ohren waren auf die kleine, ebenerdige Bühne gerichtet. Es wurde mitgesungen und sogar getanzt. Platz ist eben in der kleinsten Hütte und das bewiesen auch die Musiker selbst, die ihr komplettes Equipment auf eine nur wenige Quadratmeter große Fläche aufbauten und dort auch ihren Auftritt hinlegten. Links und rechts je ein großer Lautsprecher, im hinteren Teil der "Bühne" war das Mischpult platziert und dazwischen standen und/oder saßen Joachim mit seinem wuchtigen Kontrabass und Rolf mit seinen Gitarren.
Nachdem die beiden Musiker den Song "Will You Miss Me" beendet hatten, flog ein Schuh in Richtung Bühne. Das erinnerte ein wenig an den Schuhwurf des iranischen Journalisten vor ein paar Jahren, der seine "Sympathie" für den damaligen US-Präsidenten Schorsch Dabbelju Bush so zum Ausdruck bringen wollte. Der Schuhwurf gestern war aber wohl eher Ausdruck einer gut gelaunten Zuhörerschaft, die nicht nur mit der Musik, sondern auch mit sich selbst viel Spaß hatte. Die Stimmung war jedenfalls super, und speziell Rolf Kaudelka bezog das Publikum immer wieder mal mit ein, in dem er sich mal erkundigte, ob auch im hinteren Bereich der "Klapsmühle" alles gut zu hören sei oder indem er sich auf andere Art und Weise in Zwiegespräche mit einzelnen Konzertbesuchern begab. Beim Song "All I Have To Do Is Dream" von den EVERLY BROTHERS ging das Miteinbeziehen des Publikums sogar so weit, dass Rolf Kaudelka für den Chorgesang einfach einen sowieso schon laut mitsingenden Konzertgast auf die Bühne holte, um speziell die Textstelle "Dream Dream Dream" mit diesem gemeinsam zu singen. So wurde aus dem Duo kurzzeitig ein Trio und der Song so noch etwas in die Länge gezogen. Der musikalische Gast machte eine gute Figur bei seinem Auftritt und schmetterte die Textzeilen voller Hingabe ins Mikrophon. Nach zwei weiteren Titeln schickte uns das HeartDevils Duo in eine kleine Pause.
Im Raum ging es derweil zu wie in einem Bienenstock. Es war ein Kommen und Gehen von Leuten, die von einem Lokal zum anderen wechselten, denn der Großteil der teilnehmenden Lokale waren in unmittelbarer Nähe zur "Klapsmühle" und auch dort wurden Programme angeboten. Ein harter Kern blieb aber vor Ort um den HeartDevils weiter zuhören zu können. Es war aber inzwischen so voll und unübersichtlich, dass zusätzliches Personal dazu kam. Bisher hatte eine Serviererin allein damit zu tun, jeden Durst im Raum zu löschen. Pünktlich zum zweiten Teil des HeartDevils-Auftritt bekam sie aber Verstärkung. Man muss sowohl den beiden Mädels als auch der Chefin ein großes Kompliment aussprechen. Sie hatten diese ziemlich unübersichtliche Menge an Menschen und ihre Bedürfnisse gut im Griff. Innerhalb kürzester Zeit nach einer Bestellung bekam man das, was man wollte. Das haben wir in anderen Läden dieser Stadt schon anders erlebt, und da war es nicht so voll und eine Band spielte auch nicht. Es scheint ein tolles Team in der "Klapsmühle" zu arbeiten, das auch die Band in einer ihrer Moderationen mit einem Dankeschön zu würdigen wusste.
Im zweiten Teil des Konzerts legten Joachim Heinemann und Rolf Kaudelka mit dem EVERLY BROTHERS-Klassiker "Gone Gone Gone" los. Auch für die zweite Hälfte des Auftritts hatte die Band viele Klassiker und eine weitere Eigenkomposition im Gepäck. Hatte die Band das Publikum vor der Pause schon auf Betriebstemperatur gebracht, schien die 15-minütige Auszeit zwischen den beiden Konzertblöcken die gute Stimmung und Feierlaune des Auditoriums nicht negativ beeinflusst zu haben. Wie schon erwähnt, war es noch voller geworden und die Stimmung blieb auf dem guten und hohen Level der ersten Stunde. Die HeartDevils hatten gestern nicht nur alte Songs aus den 50ern und 60ern dabei, sondern sogar etwas für 80er Kinder wie mich im Angebot. Vom Boss Bruce Springsteen bekamen wir eine besondere Version seines Songs "I'm On Fire" zu hören. Wer das Original kennt, kann sich sicher kaum vorstellen, wie es nur mit Akustik-Gitarre und Kontrabass klingen soll. Ich kann aber verraten, dass die beiden "Herzteufel" speziell mit diesem Lied ein Feuerwerk abbrannten. Und wieder nahm Kaudelka das Publikum an die Hand und führte es durch das Stück. Er selbst begann den Refrain zu singen und forderte dann das Publikum auf, in den Chor mit einzusteigen. Das funktionierte auch sehr gut. So gut sogar, dass Rolf den Chor anschließend in Männlein und Weiblein trennte. So wurde aus einem Song, der im Original keine drei Minuten lang ist, eine mehr-minütige Extended-Version. Nicht nur der von dem Duo umarrangierte Song, sondern auch wie die beiden Jungs die Nummer rüber brachten, war ganz groß. Ein Highlight des Abends. Übrigens haben die Damen den Chor-Wettbewerb eindeutig gegen die Männer gewonnen.
So musizierte sich das HeartDevils Duo noch weiter durch den Abend. Das zweistündige Konzert hat richtig viel Spaß gemacht. Man könnte glauben, dass es keine lebenden Zeitzeugen mehr für die Hits der 50s und 60s gibt, und dass so eine Musik darum auch bei einer Veranstaltung wie der Castroper "Nachtfahrt" nicht mehr funktioniert. Dem ist aber nicht so. Das Publikum war altersmäßig gut gemischt. Jüngere Leute und auch die Generation 60 plus bildeten das Publikum des gestrigen Konzerts und die Stimmung war in jeder Altersklasse gleich gut. Textsicherheit, z.B. bei den Songs von Elvis Presley, war allerdings nur bei der älteren Generation zu beobachten. Im hinteren Teil der Kneipe ließ es sich eine Dame nicht nehmen, sich ungehemmt tanzend der Musik hinzugeben. Vor und neben uns standen überall Menschen, die tanzten, mitsangen oder sich einfach nur im Takt der Musik wiegten. Es war für die Band sicher nicht einfach, ständig wechselndes Publikum während eines Auftritts an sich zu binden und es für die eigene Musik zu begeistern. Doch diese Aufgabe lösten Joachim Heinemann und Rolf Kaudelka mehr als gut. Unterm Strich kann man von einem gelungenen Abend sprechen. Ich bin um einige Erfahrungen reicher, z.B. dass man selbst in der kleinsten Bude ein tolles Konzert geben kann, und dass Servicekräfte in einem ziemlich vollen Lokal gleichbleibend gute Laune behalten können. Das ist wahrlich nicht überall so.
Bericht:
Christian Reder
Fotos:
Christian Reder
Christian Reder
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Christian Reder
Termine:
05.10.2013 - Remscheid - Gaststätte Alt Remscheid
13.10.2013 - Wülfrath - Kommunikationszentrum "Kathedrale"
26.10.2013 - Remscheid - Kulturzentrum POM
30.10.2013 - Soest - Kulturhaus Alter Schlachthof
16.11.2013 - Remscheid - Kulturzentrum POM
Alle Angaben ohne Gewähr. Nähere Infos auf der Homepage der HEART DEVILS
Bitte beachtet auch:
- off. Homepage der HEART DEVILS: www.heartdevils.de
- Portrait über die HEART DEVILS: HIER
- Facebook-Seite der "Klapsmühle": HIER
Live-Fotos:
Videoclip:
"Moody River"