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...live in der Strandbar "Borkenstrand"
zu Berlin am 30. Oktober 2010

 

Bericht: Gundolf Zimmermann
Fotos: Gundolf Zimmermann

 


 

Am vergangenen Sonnabend bin ich am Großen Müggelsee in Berlin-Rahnsdorf gestrandet und das geschah völlig freiwillig, denn es handelte sich bei meinen Ausflug mal wieder um eine Konzertreise. Eine kleine Strandbar auf dem Fürstenwalder Damm, genauer gesagt in der Hausnummer 838, war mein Ziel. Das etwas versteckt gelegene Gelände dort nennt sich Borkenstrand und die Erholung suchenden Großstädter finden dort unter anderem eine Liegewiese, Liegestühle, einen Imbiss-Stand sowie einen Bootsverleih. Zu diesem Komplex gehört auch die von mir anvisierte Strandbar.

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Da ich erst gegen 19.30 Uhr eintraf war auf Grund der Dunkelheit vom Wasser des Müggelsees nicht mehr viel zu sehen. Dafür begrüßte mich am Eingang Transit-Manager Lutz Krüger ganz herzlich, denn mit meinem Erscheinen in dieser abgelegenen Location hatte die Band wirklich nicht gerechnet. Es ist gut möglich, dass es ohne Lutz das Transit-Comeback am 12.06.2009 nie gegeben hätte. Er war eine treibende Kraft (vielleicht sogar DIE treibende Kraft), die in Egon Linde das Transit-Feuer wiedererweckte. Der Schlagzeuger kümmert sich seitdem mit viel persönlichem Einsatz und Herz um Organisation/Management für die Band. Leider zwangen ihn gesundheitliche Probleme seinen Platz an der Transit-Schießbude zu räumen. Natürlich war ich auch wissbegierig, ob es Neuigkeiten in Sachen CD gibt, und ich quetschte den armen Lutz gleich an Ort und Stelle aus. So wie es momentan aussieht, wird die CD noch vor Weihnachten bei BuschFunk erscheinen. Wir dürfen uns aus diesem Grund also alle auf das Gabenfest freuen. Der genaue Titel der Scheibe (letzter Stand war ja „mare Transit“) ist jedoch noch nicht endgültig festgelegt. Die Arbeiten am Cover laufen und die Anzahl der zu pressenden Tonträger steht auch schon fest.

Nun war es an der Zeit mal einen Blick in die Bar zu werfen. Transit war vollständig versammelt und auf der sehr kleinen Bühne lagen die Vorbereitungsarbeiten für das Konzert in den letzten Zügen. Der Platz auf den Brettern, die angeblich die Welt bedeuten, reichte diesmal nicht mal für alle fünf Musiker. Keyboarder/Gitarrist Hartmut Hecht musste deshalb seine Arbeitsgeräte zu ebener Erde platzieren. In einer Strandbar muss man nicht unbedingt verdursten, deshalb beschloss ich mir ein hopfiges Kaltgetränk zu gönnen. Neben mir sagte plötzlich eine Stimme, das Bier geht auf mich. Der edle Spender war Hans-Jürgen Beier, der aktuelle Transit-Drummer. Danke, Hansi - Freibier schmeckt doch immer noch am besten ;-)
Aus Gründen der Verkehrssicherheit blieb es aber bei diesem einen Glas. Der Kaffee des Hauses, den ich mir zum späteren Zeitpunkt einverleibte, war allerdings auch nicht übel und noch dazu preiswert.

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Das Konzert selbst fand dann in einem sehr familiären Rahmen statt. Was der Mugge letztendlich fehlte, waren ein paar dutzend Besucher mehr. Mich ärgerte das maßlos, denn diese Band hätte ein volles Haus wirklich verdient gehabt. Doch die Jungs von Transit erwiesen sich als absolute Profis und sie spielten sich für die versammelten Leute den Ar*** ab. Deshalb war mein Ärger nach einiger Zeit auch vergessen, denn ich war wieder völlig gebannt von dieser Band. Besonders die Gitarrenkünste, die Stimme und die freundliche Ausstrahlung eines Egon Linde faszinieren mich bei jedem Konzert auf's Neue. Der Mann strahlte in der Strandbar Freude und Gelassenheit zugleich aus. Was Egon aus seiner Gitarre herausholte, grenzte an Zauberei und kam mit einer sagenhaften Leichtigkeit daher. Die Spielfreude stand ihm oft in Form eines verschmitzten Lächelns ins Gesicht geschrieben.

Kaum zu glauben, dass er noch im Jahr 2008 öffentlich (im Interview bei www.deutsche-mugge.de) ein Comeback von Transit nahezu ausschloss. Von Linde zu Lindenberg ist es nicht weit. Nicht nur, dass sich Egons Nachname in dem Wort Lindenberg wieder findet, auch seine Gesangsstimme erinnert in einigen Facetten stark an den Panikrocker. Diese Ähnlichkeit der Stimmen war für die Band früher sicher Segen und Fluch zugleich. Doch auf dem Vergangenen liegt längst der Staub der Geschichte. Transit ist längst im Jahr 2010 angekommen und das mit einem Sack voll neuer Titel, die sich thematisch und musikalisch nahtlos in die Setlist einfügten.

Einer, der Transit seit Bandgründung wesentlich mitprägte, ist Keyboarder Siggi Scholz. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Scholz hat viele Lieder komponiert und auch die meisten Texte stammen aus seiner Feder. Sein dezentes Keyboardspiel trägt auch heute noch zum typischen Transit-Sound bei. Doch Siggi kann auch gut mit der Mundharmonika umgehen. Davon konnten sich die Zuhörer in der Strandbar persönlich bei dem Lied „Der Junge sitzt am Ufer“ überzeugen. Die Sehnsucht des besungenen Jungen auf das Erwachsenwerden, auf Abenteuer und die Weite des Meeres schwang da förmlich in dieser Mundharmonika-Melodie mit. Auch beim von Transit vorgetragenen Ausschnitt aus der „Störtebecker-Suite“ kam die Munti zum Einsatz. Natürlich freuten sich die Zuhörer besonders über die alten Schmuckstücke aus der Transit-Schatulle wie „Zelten“, „Bernsteinhexe“, „Winter an der See“ oder „Jona“. Doch auch die neuen Lieder wie „Vorbei an Dänemark“, „Vineta“ oder „Wandlungen“ kamen beim Publikum gut an. Eigentlich haben auch diese Titel das Zeug dazu Klassiker zu werden. Nur kennen wir alle ja das leidige Problem, dass gute Musik manchmal kaum den Weg ins TV oder ins Radio findet. Da bin ich schon ganz froh, dass die neuen Lieder demnächst auf CD erscheinen.

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Transit war immer eine Band, die man nicht so einfach in eine Schublade stecken konnte. Wenn man so will, war das sogar ihr Qualitätsmerkmal bzw. Markenzeichen. Warum das so war und auch noch ist, wurde wieder einmal bei diesem Konzert deutlich. Inhaltlich war die Band nie nur auf ein Thema festgelegt. Sie spielten die Lieder von Menschen und Meer, von Sagen, Mythen und Legenden gleichberechtigt neben den ganz normalen Alltagssongs. In eine musikalische Schublade passten die Jungs auch noch nie. Bei Transit hörte man damals, wie heute auch noch, im Laufe eines Konzertes an alte Volkslieder angelehnte Titel, melodiebetonte, gefühlvolle Balladen und auch treibende Rocknummern einträchtig nebeneinander.

Die Hecht-Zwillinge Hartmut (Gitarre, Keyboard) und Manfred (Bass) sowie Schlagzeuger Hans-Jürgen Beier möchte ich keinesfalls vergessen, denn auch sie haben in der Strandbar solide Arbeit abgeliefert. Da gab es wirklich nix zu meckern. Doch noch war der letzte Ton nicht verklungen, denn da fehlte ja noch ein Sahnehäubchen ohne das ein Transit-Konzert nicht vorstellbar wäre. „Ein Mädchen wie du“ löste natürlich so manche ganz persönliche Erinnerung aus, und in einzelnen Gesichtern sah man so ein ganz zaghaftes, verstohlenes Lächeln.

Auch ein kleines Häuflein Menschen kann ordentlich Lärm machen, wenn es sich eine Zugabe erkämpfen will. Natürlich hatte Transit ein Einsehen und was im Zugabenteil folgte, war eine echte Überraschung: Egon hat sich von den vielen Anfragen der Fans bei den Konzerten erweichen lassen und hat den Udo wieder hervor geholt. Wie in alten Zeiten schmetterte Transit in Lindenberg’scher Manier den Marlene Dietrich-Klassiker „Ich bin von Kopf bis Fuss auf Liebe eingestellt“ von der Bühne. Donnerwetter, das hat aber gerockt!

Zum Abschluss des Abends präsentierte die Band noch etwas Mecklenburger Volks- und Heimatdichtung in Form des vertonten Gedichtes „Heiho“. Ziemlich schnell brach ich nach dem Konzert auf. Hinter mir lag ein schöner Abend mit einer spielfreudigen Band und vor mir lag bald die freie Autobahn. Ich liebe freie Fahrt ;-)

 


 

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