Veronika Fischer
Ich habe gelesen, dass es gleichzeitig auch das 40. Bühnenjubiläum gewesen ist...
Ja, in diesem Jahr war mein 40. Bühnenjubiläum. Ich habe 1971 bei der Stern-Combo Meißen begonnen, und von diesem Jahr an rechne ich, weil da meine Zeit als professionelle Musikerin begann. Ansonsten müsste ich rechnerisch bis in die Kinderzeit zurückgehen.
Wann genau und wo hattest Du denn den ersten Auftritt, der Beginn Deiner Karriere war?
Das weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass ich meinen ersten Auftritt 1971 zusammen mit der Stern-Combo Meißen hatte. Aber wann genau und in welchem Ort das war, weiß ich nicht mehr. Wir haben in dieser Zeit sehr viel in Limbach-Oberfrohna und im Erzgebirge gespielt... Aber ich müsste da wirklich Martin Schreier (Bandchef der Stern-Combo Meißen, Anm. d. Verf.) anrufen, ob er sich noch daran erinnern kann (lacht)...
Ist Deine neue CD "Zeitreise" ein Geburtstagsgeschenk, das Du Dir selbst gemacht hast?
Naja, dann wäre das aber ein sehr teures Geburtstagsgeschenk (lacht). Nein, es ist kein Geburtstagsgeschenk. Es ist vielmehr ein Geschenk zu meinem Jubiläum, zu meiner beruflichen Arbeit. Die CD soll eine Brücke sein zu dem, was ich mal gemacht habe und dem, was ich heute mache. Es war mir einfach wichtig, die Musik, die mir besonders am Herzen liegt, also auch die aus den 70er Jahren, nochmal in die heutige Zeit zu bringen. Die Lieder der damaligen Zeit sind zeitlos. Deshalb war es ein Anliegen von mir, aber nicht unbedingt um ein Jubiläum oder einen Geburtstag zu feiern.
Wie kam es dazu, dass Du für Dein neues Album ältere Songs neu eingespielt hast?
Das kam so, dass ich es auf der einen Seite selber wollte. Ich wollte eine Retrospektive schaffen, weil ich inzwischen schon so viele Jahre auf der Bühne stehe und es sehr viele schöne Lieder von mir gibt. Das hat sich auch dadurch ergeben, dass ich gerade an meiner Biographie arbeite, die 2013 beim Heyne Verlag erscheinen wird. Dadurch ergab sich der Zusammenhang, zu einem Rückblick auf mein bisheriges Leben auch eine Retrospektive zu meiner Arbeit zu machen. Auf der anderen Seite kam es auch deshalb dazu, weil ich das Jubiläum und den runden Geburtstag hatte, über die wir gerade sprachen, und es deshalb auch ein großes Interesse bei Koch/Universal an so einer Retrospektive gab.
Du sprichst es schon an: Einen Wechsel der Plattenfirma hat es auch gegeben. Wie bist Du zu Koch/Universal gekommen?
Ich bin zu Koch/Universal über Jobst Neermann gekommen, den ich in diesem Jahr im Frühling kennengelernt habe. Er arbeitet sehr viel für das Label und ist Manager. Jobst ist u.a. mit Michelle unterwegs und hat außerdem auch viel mit Matthias Reim zu tun. Ich lernte ihn kennen und irgendwann fragte er mich, ob er sich mal darum kümmern solle, dass es zu einer Zusammenarbeit zwischen mir und Koch/Universal kommt. Er hat sich dann auch tatsächlich darum gekümmert... Ich war darüber sehr froh und dankbar, weil ich auch unheimlich gerne mit dem Produktionsteam arbeiten wollte, das letztlich für mein Album tätig geworden ist. Da das ein sehr gutes, aber kein sehr preiswertes Produktionsteam ist, war es für mich sehr wichtig, dass ich mit einer Firma zusammenarbeite, die das finanziell auch stemmen kann. Ja, und so bin ich zu Koch/Universal gekommen.
Du hast das Stichwort schon gegeben: Valicon ist das eben von Dir bereits erwähnte Produktionsteam. Ist dieser Kontakt dann über das Plattenlabel entstanden, oder gab es den zwischen Dir und dem Team schon vorher?
Nein, dieser Kontakt ist durch mich entstanden. Als Koch/Universal Interesse an einer Zusammenarbeit mit mir hatte, habe ich mich um das passende Produktionsteam selbst gekümmert. Ich hatte das mit Valicon schon vorher im Hinterkopf. Ich wollte nicht beim falschen Team landen, darum wollte ich die Suche keinem anderen überlassen. Ich habe das selbst in die Hand genommen. Und weil ich wusste, dass mein Schlagzeuger Felix Lehrmann, der Sohn meines ehemaligen Gitarristen Michael Lehrmann, sehr viel für Valicon als Schlagzeuger im Studio arbeitet, habe ich ihn gefragt, ob er nicht zwischen mir und den Leuten von Valicon einen Kontakt herstellen kann. Das hat er auch getan und schickte mir kurze Zeit später eine mit einem Smilie versehene Nachricht, aus der hervorging, dass auch von deren Seite ein Interesse an einer Zusammenarbeit bestünde. So ist der Kontakt zustande gekommen.
Nach welchen Kriterien hast Du die Lieder ausgewählt, die letztlich neu produziert und auf das Album genommen wurden?
Es gab für die Auswahl der Lieder verschiedene Gründe. Einmal bin ich von meiner Erfahrung ausgegangen, die ich bei Live-Konzerten gemacht habe. Die Musiker meiner Begleitband haben die Lieder im Studio neu eingespielt, Peter Inagawa am Bass, Felix Lehrmann am Schlagzeug und Jan Lehmann, der dazu gekommen ist weil mein Pianist damals mit KORG (das bekannte Unternehmen für Keyboards, Synthesizers, Producing & Recording Tools, Anm. d. Verf.) unterwegs war, an den Tasten. Und weil im Studio eben meine Live-Band spielte, wollte ich auch die Lieder spielen von denen ich wusste, dass sie bei den Konzerten hervorragend funktionieren. Dann ging es darum, dass wir eine CD machen wollten, bei der die Lieder live eingespielt werden, und die dadurch lebendig klingt. Die neu produzierten Lieder sollten eine Brücke zu den 70ern schlagen, aber trotzdem alle Jahrzehnte zusammenfügen. Deswegen habe ich mich für ganz bestimmte Lieder entschieden, die mir sehr am Herzen liegen, die ich selbst gerne singe und von denen ich weiß, dass sie nach der Album-Produktion auch live sehr gut aufgeführt werden können. Auch eine große Rolle spielte, dass diese Lieder auch von den Musikern gerne live gespielt werden, denn es gibt auch welche, die die Band nicht so gerne spielt und bei denen ich in der Vergangenheit Probleme hatte, diese Lieder auf die Bühne zu bekommen. All diese Dinge haben bei der Auswahl eine Rolle gespielt.
Es fällt auf, dass Du ein komplettes Jahrzehnt ausgelassen hast, nämlich die 80er. Warum hat es aus dieser Dekade kein Lied auf Deine neue CD geschafft?
Das kann ich Dir genau sagen: Das hat aus dem Grunde nicht auf die CD gepasst, weil die Lieder aus den 80ern Coverversionen sind und wir haben für die neue CD nur Originale ausgewählt.
Du hast doch in den 80ern nicht nur Coversongs veröffentlicht...
Das stimmt! Nicht nur, denn "Der Westendpark ist noch grün" ist z.B. keine Coverversion... Aber die Hits wie z.B. "Sehnsucht nach Wärme" sind Coverversionen. Ein weiterer wichtiger Aspekt dabei war, dass wir auch von den Liedern ausgegangen sind, die wir gerne live spielen und die ich gerne singe. Das spielte ja auch eine große Rolle. Die ganzen Lieder aus den 80ern spielen wir so gut wie gar nicht mehr live. "Sehnsucht nach Wärme" hatten wir kurzzeitig mal im Programm, aber das Produktionsteam wollte dieses Lied nicht mit dabei haben. Hinzu kommt, dass wir auch nicht 20 oder 30 Stücke mit auf die CD nehmen konnten. Dafür fehlte das Budget, obwohl das nicht schlecht war. Natürlich gibt es noch viele Lieder, die man mit auf die CD hätte nehmen können, aber wir mussten uns letztlich für eine bestimmte Zahl entscheiden, denn auf der CD war nur Platz für 13 Lieder und zwei ganz Neue sollten auf jeden Fall auch mit dabei sein.
Genau... Es gibt zwei neue Stücke auf der "Zeitreise". Eins davon heißt "Mein seltsames Leben". Täusche ich mich oder ist das autobiographisch angelegt?
Das ist ganz bewusst so geschrieben worden, nämlich hinsichtlich meines Alters und meiner langjährigen Bühnenarbeit. Ich habe Gisela Steineckert gebeten, für mich einen Text zu schreiben, der speziell nur mit mir zu tun hat.
Der zweite neue Titel heißt "Ein Blick, ein Kuss". Vielleicht kannst Du den Leuten, die die CD bisher noch nicht kennen, etwas darüber erzählen...
Dazu gibt es allzu viel gar nicht zu erzählen. Es ist in erster Linie ein sehr schönes Stück, das mir meine Produzenten Brix und Mathias Ramson vorgespielt haben. Das ging damals alles unheimlich schnell. Wir saßen im Mai das erste Mal zusammen, um über das neue Album zu sprechen und nur eine Woche später gingen die Arbeiten an der neuen CD schon los. Wir haben für das Album nach neuer Musik gesucht und dieses Stück hatten die beiden bereits fertig vorliegen. Es ist von zwei schwedischen Komponisten geschrieben. Eine belgische Sängerin hat es mir im Studio sozusagen vorgesungen, denn das Stück wurde vor Jahren schon einmal produziert, aber nie veröffentlicht. Warum auch immer, sie wissen es selber nicht. Jedenfalls war das Stück da und trotzdem es schon fertig produziert vorgelegen hat, ist es jetzt keine Coverversion, sondern ein Original. Meine Produzenten haben mich gefragt, ob ich das Lied für mein Album haben möchte. Mir gefiel das grundsätzlich sehr gut, aber wir wollten erst einmal sehen, was wir in der wirklich kurzen Zeit textlich noch daraus machen können. Davon habe ich es dann abhängig gemacht, ob das Stück mit auf die CD kommt oder nicht. Daraufhin habe ich Thomas Woitkewitsch angerufen weil ich wusste, dass der das textlich sehr gut umsetzen und auch mit dieser Pop-Art gut umgehen kann. Das ist z.B. nicht die Sprache von Gisela Steineckert, und sie kann auch mit der Stilistik nicht gut umgehen. Thomas fand das sofort toll und deswegen ist das daraus geworden, was man nun auf der CD hören kann. Darum finde ich das Lied auch sehr schön, denn das ist ein Text, der sehr gut zur Musik und zu mir passt. So ist das Lied entstanden.
Ein weiterer Titel, der mich so ein bisschen aus den Schuhen gehoben hat, ist die neue Version von "In jener Nacht", ein Duett von Dir mit Dirk Zöllner. Wie bist Du denn auf Dirk Zöllner als Duett-Partner gekommen?
Ich singe dieses Lied ja schon sehr lange. Damals, als es entstand, habe ich es zusammen mit Franz Bartzsch komponiert und gesungen. Darum ist dieses Lied für mich auch sehr wichtig. Es spielt eine große Rolle. Ich weiß auch, dass es live immer sehr gut ankommt, deswegen war es mir auch wichtig, dass es mit dabei ist. Anfangs hatte ich Heinz Rudolf Kunze als meinen Duett-Partner im Visier. Heinz Rudolf wollte das auch gern mit mir singen, aber leider wollte seine Plattenfirma nicht mitmachen. Sie wollten nicht, dass er ein Duett mit mir singt und er hat sich da auch nicht wehren können. Dabei wäre das sicher sehr interessant geworden. An Dirk habe ich dann gedacht, weil wir auch "Ostrock in Klassik" zusammen gemacht haben. Bei den Konzerten dieser Festival-Reihe ist mir aufgefallen, dass Dirk eine schöne Männerstimme hat. Das gefiel mir sehr und darum habe ich auch gesagt, "Leute, lasst uns für das Stück doch mal Dirk Zöllner ansprechen." Ich hatte es einfach im Gefühl, dass das mit ihm zusammen gut funktionieren würde, weil er eine sehr schöne, warme, männliche Stimme hat. Es war mir sehr wichtig, dass das Lied gut funktioniert.
Das war eine sehr gute Idee!
Danke!
Du hast in den letzten Jahren, wenn Du ein neues Album veröffentlicht hast, auch schon immer wieder einen älteren Titel neu produziert und mit auf das Album genommen. Wirst Du das in Zukunft trotzdem beibehalten oder ist das mit diesem Album jetzt abgeschlossen?
Das kann ich noch nicht wirklich sagen. Erstens weiß ich noch gar nicht, wieviele CDs ich überhaupt noch machen werde. So viele werden es sicher nicht mehr werden. Davon abgesehen muss ich sehen, dass sich die neue CD gut verkauft. Wenn sie sich gut verkaufen lässt, werde ich sicher noch eine weitere neue CD machen. Wenn nicht, wird es schwierig. Davon hängt es natürlich auch ab. Andererseits muss ich keine weiteren Lieder aus der Vergangenheit neu produzieren, denn eigentlich hat sich das mit dieser CD erledigt. Sollte ich noch eine weitere CD produzieren, wird sie wieder neue Lieder beinhalten. Das ist aber ein längerer Prozess, diese zu erarbeiten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dann noch einmal etwas Altes mit auf ein neues Album nehmen werde, denn jetzt habe ich meine Prachtstücke wie z.B. "Guten Tag", "Sommernachtsball" und all die anderen schönen Stücke, neu veröffentlicht. Das ist jetzt getan, und ein weiteres Mal möchte ich die nicht noch mal neu aufnehmen.
Also kann die Botschaft nach außen nur lauten: CD kaufen, kaufen, kaufen...
Naja, wir tun unser Möglichstes, damit die CD gut läuft. Aber man muss inzwischen einfach auch mal der Wahrheit ins Gesicht schauen. Musik wird heute weit unter seinem Preis verkauft. Wie soll richtige Musik, die von echten Musikern gespielt wird, denn entstehen, wenn für die Produktion kein Geld vorhanden ist? Das sind alles Gelder, die z.B. für das Studio und gute Musiker bezahlt werden müssen... Dafür muss man auch gut verkaufen, also mit dem Album Geld verdienen. Und das wird nur mit Downloads schwierig. Wenn man nichts verkauft, kann man nichts weiter tun. Ich persönlich habe keine Lust, für einen Dumping-Preis etwas auf die Beine zu stellen. Ich möchte mit guten Leuten arbeiten oder gar nicht.
Eine weitere Einnahmequelle ist das Live-Spiel. Du gehst im Frühjahr 2012 mit Band auf eine Tournee. Was hast Du für diese Tournee geplant. Was wird die Konzertbesucher erwarten, die Dich besuchen kommen?
Es ist so, dass meine Tour von ASS-Konzerte, einer großen Konzert-Agentur, veranstaltet wird und wir im April, nach Ostern, unsere Tour beginnen werden. Wir werden erst einmal drei größere Konzerte in den alten Bundesländern und drei größere Konzerte im Osten spielen. Anschließend wird es noch einzelne Konzerte geben, aber die eben erwähnten sind die sechs Konzerte in Großstädten, die anlässlich der CD "Zeitreise" stattfinden werden. Bei diesen Konzerten werden die Lieder der CD "Zeitreise" gespielt, aber natürlich wird es bei zwei Stunden Spielzeit pro Konzert noch verschiedene andere Stücke zu hören geben. Was dann im einzelnen noch stattfinden wird, das weiß ich jetzt noch nicht, aber grundsätzlich suchen wir das Beste aus, was wir haben und von dem wir wissen, dass es den Leuten gefällt. Die Lieder auf der CD sind auch die, die bei den Konzerten bisher immer den größten Erfolg hatten. Dazu werden die neuen Stücke gespielt und einige andere mehr.
Kannst Du schon Orte verraten, in denen Du spielen wirst?
Berlin wird auf alle Fälle dabei sein. Soweit ich weiß, soll es im "Wintergarten" stattfinden, möglicherweise auch im Tempodrom, aber das ist noch nicht der endgültige Stand. Köln wird bestimmt dabei sein, auch Hamburg, denn da hat meine Agentur ihren Sitz. Das sind auch die Städte, in denen ich gut laufe und in denen mich der Rundfunk gut einsetzt. Eventuell kommen da Leipzig und Dresden dazu, das muss man sehen. Wir steuern die großen Städte an, aber Genaues kann ich derzeit noch nicht sagen. Meine Agentur ist aber schon fleißig bei der Arbeit.
Gibt es die Konzertlesungen eigentlich auch weiterhin?
Ja, die wird es auch weiterhin geben, aber im kommenden Jahr werde ich hauptsächlich Bandkonzerte spielen, weil das mit der neuen CD auch nahe liegt. Das wird im kommenden Jahr vorrangig sein. Die Konzertlesungen finden dann in den Zeiten statt, in denen keine großen Konzerte anliegen, also keine Open Air-Veranstaltungen. Lesungen sind was für Theater oder kleine Clubs. Diese Lesungen mache ich zusammen mit der Schauspielerin Angelika Perdelwitz. Mit ihr präsentiere ich ein Programm, das "Über die Liebe und andere Unzulänglichkeiten" heißt. Es ist etwas völlig anderes als das, was ich mit der Band auf die Bühne bringe, denn dabei handelt es sich um Lesungen - Dialoge und Monologe mit Musik. Das ist eher Kleinkunst, aber es macht unheimlich viel Spaß, mich künstlerisch auch mal in anderen Dingen auszuprobieren. Es sind dramaturgisch aufgebaute Abende, bei denen die Leute meistens nicht wissen, was auf sie zukommen wird und an deren Ende sie begeistert sind.
Eine Frage bleibt natürlich noch, wenn man ein Jubiläum feiert... Was waren in den vergangenen 40 Jahren für Dich die Momente, an die Du Dich immer wieder gerne erinnerst und was waren die weniger schönen Momente?
Oh, das ist schwer. Ich weiß gar nicht, ob es in Deutschland eine andere Frau gibt, die in ihrer Karriere so viele Bandkonzerte gegeben hat, wie ich es getan habe. Ich habe allein in den ersten 10 Jahren meiner Karriere in der DDR 250 Konzerte pro Jahr gespielt. Das war der Wahnsinn und irgendwann auch echt zu viel. Sowas möchte ich heute nicht mehr machen, denn dafür ist das Land zu klein, als dass man ewig touren kann. Das waren aber trotzdem wunderbare Erlebnisse, muss ich sagen. Ich habe in dieser Zeit auch viele Länder besucht. Was einige Leute möglicherweise gar nicht wissen ist, dass ich auch international gearbeitet habe. In den damals noch sozialistischen Ländern war ich überall unterwegs. Das waren tolle Konzerte und schöne Erfahrungen. Aber dass ich jetzt sagen könnte, was davon das allerschönste war, das könnte ich nicht. Mir hat damals z.B. die Bulgarien-Tournee sehr gut gefallen. Die Leute dort waren unheimlich herzlich. Das hat großen Spaß gemacht, weil auch alles drum herum gestimmt hat: das Wetter war sehr gut, wir hatten ein schönes Hotel und diese Tour gehört auf jeden Fall zu meinen schönen Erlebnissen. Unangenehme Erlebnisse gab es auch, zum Glück aber nur sehr wenige. Ich kann mich noch an ein Erlebnis erinnern, kurz nachdem die Mauer gefallen war. Ich hatte ein Konzert in Leipzig und die Dinge in der DDR hatten sich total verändert. Die Menschen hatten plötzlich Probleme mit ihrer eigenen Kultur, insbesondere mit der sogenannten Ostmusik. Die wollten nach dem Fall der Mauer bevorzugt die internationalen Größen haben. Die Leute waren dann auch sauer, wenn Bands oder Musiker aus dem Osten auftraten. Mich betraf das ebenfalls, auch wenn ich im Westen lebte und in den Osten zurück kam. Bei dem eben erwähnten Konzert waren verschiedene Westkünstler für den Abend angekündigt, von denen viele aber gar nicht kamen, u.a. auch Heinz Rudolf Kunze, über den wir vorhin schon sprachen. Als ich dann auf die Bühne kam, waren die Leute sauer und haben Tomaten hochgeschmissen. Das war wirklich ein sehr unangenehmes Erlebnis (lacht), gehört aber wirklich zu dem einzigen dieser Art in meinem inzwischen 40-jährigen Tournee-Leben. Heute freuen sich die Leute dort, wenn ich komme.
Du sprichst Auslandstourneen an. Ich habe vor einigen Tagen einen alten Zeitungsbericht von 1974 bei uns wiederveröffentlicht, in dem es um Deine Auftritte in Ungarn in dem Jahr ging. Es ist da die Rede gewesen, dass Dich die Gruppen HUNGARIA und GENERAL begleitet hätten. War das die Phase zwischen Panta Rhei und Veronika Fischer & Band? Stimmt das, was die M&R damals schrieb?
Nein, mit HUNGARIA hatte ich dort nur mal geprobt. Mehr auch nicht. Mein erstes Konzert in Ungarn hatte ich im Vorprogramm von OMEGA vor 15.000 Zuschauern im Budapester KISS-Stadion. Das war echt schrill! Es war mein erstes Live-Konzert, nachdem wir ein halbes Jahr vorher geprobt und uns eigene, deutschsprachige Songs erarbeitet hatten. Das lag daran, dass mein damaliger Freund, späterer Ehemann, ungarischer Herkunft war und nach Ungarn gute Beziehungen hatte. Er hatte das organisiert, dass wir als Vorband von OMEGA spielen konnten, obwohl mich da noch kein Schwein kannte. OMEGA waren damals DIE Stars in Ungarn, so wie die Puhdys in der DDR, uns kannte man dort aber nicht. Die Leute im Publikum waren herzlich und nett, aber die wussten natürlich nicht, was wir da auf Deutsch vorgetragen haben. Das war sehr waghalsig. Wir spielten vor OMEGA eine halbe Stunde im Vorprogramm. Aber meine Begleitband war da nicht HUNGARIA oder GENERAL, sondern das war schon meine Band, also Veronika Fischer & Band, mit Franz Bartzsch und den anderen Musikern der ersten Besetzung.
Das steht in dem Beitrag allerdings nicht so drin. Schön, dass wir das hier nach über 30 Jahren richtig stellen konnten.
Dann haben die das nicht korrekt geschrieben, und wir haben's aufgeklärt...
Wir sind damit am Ende unseres Interviews. Möchtest Du unseren Lesern abschließend noch etwas mit auf den Weg geben?
Lasst Euch nicht unterkriegen! Ich wünsche Euch eine schöne Weihnachtszeit und eine Zeit, die Freude macht und nicht nur mit Geschenken zu tun hat, sondern mit einer schönen Innerlichkeit und mit etwas Glück vielleicht. Außerdem Euch allen ein gutes Jahr 2012 und dass alles gelingt, was Ihr Euch vorgenommen habt.
Ganz zum Schluss die Frage: Was machst Du denn Weihnachten?
Ich werde Weihnachten, wie viele andere Menschen auch, mit der Familie verbringen. Heilig Abend bin ich bei meinem Sohn, da machen wir uns einen schönen gemütlichen Abend, wie sich das gehört. Und am ersten Weihnachtsfeiertag mache ich mit meiner Schwester und der ganzen Familie ein richtig schönes Weihnachtsessen.
Bearbeitung: cr
Fotos: Universal, Veronika Fischer privat