Spirit des Metal eingefangen...
Dan Uhden
Bandprojekt Pandea der Ostmetal-Szene
mit Debütalbum "Soylent Green"


Wahnsinnig zufrieden. Für mich war es das erste Mal, so ein Projekt zu stemmen. Ich wusste am Anfang überhaupt nicht, wo mich das alles hinführt. Alle Musiker haben eine absolute professionelle Leistung abgeliefert. Jeder sollte sich einbringen und hat sich auch eingebracht. Noch dazu kam, dass kein Musiker mit Geld geködert werden musste, wie bei solchen Projekten üblich. Niemand wusste, ob die CD jemals rauskommt, oder was damit passiert. Wir haben hier wirklich den Spirit des Metals eingefangen. Jeder Musiker, egal welcher Spielrichtung er angehört, arbeitete mit den anderen zusammen. Das ist es, was die Scheibe auszeichnet - einfach die Spielfreude aller und das Endresultat.
Die Songs zu schreiben, frisst nicht die größte Zeit auf. Der größte Zeitaufwand hängt mit dem Zeitlimit der Musiker zusammen. Mal ist der auf Tour, mal jener im Urlaub. Die Frage nach der Detailverliebtheit kann sich jeder selbst beantworten, der die CD hört. Da muss ich keinen drauf hinweisen. Entweder sie gefällt, oder nicht. Ich habe nur darauf geachtet, dass sich jeder Musiker auf "Soylent Green" wieder finden kann. Wenn die Drummer noch Ideen hatten, dann habe ich Songs verlängert. Wenn die Sänger noch Vorschläge hatten, dann hab ich das berücksichtigt.
Wie entstand überhaupt die Idee für ein solches Konzeptalbum, noch dazu mit einer solch großen Schar leidenschaftlicher Musiker?
Das ist so'n Musikerding. Beim Schreiben neuer Songs fiel mir auf, dass die Songs nicht nur von einem Sänger gesungen werden sollten. Also entwickelst Du Ideen. Du fragst ein paar Sänger und die sagen auch noch ja. So, die Kurzversion.
Gab es weitere Anfragen von Musikern oder Wunschkandidaten Ihrerseits, die nicht berücksichtigt werden konnten?
Natürlich habe ich Anfragen bekommen, aber auch Absagen. Sicher auch verständlich. Die Musikerliste sollte eigentlich rein geographisch ausgewogener aussehen. Ich hätte auch gern noch andere Musiker aus dem südlicheren Raum dabei gehabt. Hat leider nicht geklappt. Vielleicht beim nächsten Album.
Wie ist die Studioatmosphäre bei einer solchen Konstellation zu beschreiben? 16 Musiker auf einmal im engen Studio, das ging doch sicherlich nicht?
Nein, die Vorstellung wäre zu extrem. Es wäre das komplette Chaos. Im Vorfeld hab ich alle Instrumente und alle Gesangsparts selber gespielt beziehungsweise gesungen. Dann haben wir die einzelnen Spuren mit der jeweiligen Interpretation der Musiker ausgetauscht. Bei den Aufnahmen waren also immer nur die jeweiligen Musiker im Studio, und beim Gesang Mario, der als Gesangs-Coach einmalig ist. Ich musste mich in diesen Augenblicken nur noch darum kümmern, dass alles auf dem "Band" landet.
Inwieweit flossen musikalische Vorbilder in das Projekt ein und wie gelingt es in diesem Prozess, dennoch so eigenständig wie möglich zu bleiben?
Wenn Du Songs schreibst, dann bekommen die auch immer etwas ab von dem, was Du jeden Tag hörst. Bei diesem Mal hatte ich keine Beschränkungen hinsichtlich: ...ich muss härter werden, ...ich muss klingen wie der, ...ich muss das so machen wie der. Es ist eine eigenständige Platte ohne Vorbilder, nur meine Vision von Musik, ohne vorher aufgelegte Beschränkungen und erweitert durch die Interpretation der einzelnen Musiker.
Mein Lieblingsstück ist "Eden again", ein stimmungsvolles Lied mit ständigem Tempowechsel. Sänger Norbert Schmidt steht doch aber mit seiner Band Formel I mehr für die Marke "New Wave of British Heavy Metal". Wie kam es, dass er sich bei einem Progressiv Metal-Stück so gut ins Zeug legt? Waren da Überzeugungskünste nötig, auch bei anderen Musikern, die ihre angestammte Richtung verließen?
Überhaupt nicht. Ich hatte auch anfänglich die Angst, dass einige Sänger mit einigen Parts Probleme hätten. Ich glaube aber, dass es ihnen Spaß gemacht hat, mal andere Parts zu singen. So haben wir "Klempo" mal mit Akustikgitarre, Ille mit einem - für seine Verhältnisse - harten Song und Norbert mit dem wohl progressivsten Stück mit Falo am Bass, der zu diesem Zeitpunkt gerade 18 Jahre war. Wer hätte sich vor ein paar Jahren vorstellen können, dass Klempo, Mario und Jäcky zusammen auf einem Song zu hören sind. Wohl keiner.
Nicht nur bei "Eden again" fällt das starke Drumming auf. Doch die Namen der beiden Schlagzeuger, Max Bendel und Christoph Rühlmann, sucht man in den Besetzungslisten früherer Metalbands der DDR vergebens. Können Sie uns aufklären?
Max und Chris sind zwei Drummer, die ich erst kennen lernte, nachdem einige Schlagzeuger, für die ich die Parts geschrieben hatte, absagen mussten. Sie haben zusammen eine Musikschule und spielen von Jazz bis Metall alles. Als wir uns das erste Mal trafen, sprang der Funke sofort über. Würden sie die Songs nicht spielen, dann würden wir eine ganz andere Scheibe hören. Da zeigt sich, dass auch ein Altersunterschied (immerhin 15 bis 35 Jahre) die Musik nicht behindert. Chris wird auch die Liveshows komplett mit übernehmen.
Auf der CD vertreten ist auch Gitarrist Victor Smolski. Können Sie ihn für die Musikinteressierten näher beschreiben, die ihn nicht kennen sollten?
Über Victor ist alles geschrieben und gesagt. Seine Mitarbeit an "Pandea" lag zeitlich vor der Produktion und meinem Wiedereinstieg bei "Mind Odyssey" - "Time to change it". Er übernahm seiner Zeit die Gitarrenarbeit bei "Mind Odyssey" von mir. Ich traf ihn bei einem Workshop und fragte ihn, ob er ein paar Solos auf meiner CD spielen würde. Er meinte nur: Wenn sie gut sind, mache ich es, wenn nicht, dann nicht. Vier Tage später hatte ich das erste Gitarrenduell mit Herrn Smolski. Weitere sollten folgen.
Erscheint eine Liveumsetzung realistisch, wenn alle Beteiligten tatsächlich gleichzeitig mit auf die Bühne möchten?
Natürlich werden wir live spielen. Das ist es, was wir immer wollten. Bei "Pandea" ist es eher eine logistische und finanzielle Herausforderung. Kein Mensch kann 16 Musiker am Abend bezahlen. Wir werden mit einer "Rumpfband" die Live-Shows bestreiten. Außer Mario und mir ist im festen Line-up Chris mit von der Partie und übernimmt alle Drumparts. Wir werden mit maximal drei Sängern auf Tour gehen und, wenn es sich anbietet, die Anzahl der Musiker einfach erweitern.
Ist eine zweite Auflage von "Pandea" geplant?
Es kommt darauf an, ob es jemanden interessiert. Ich kann versprechen, dass wir (ich) weiter Musik machen werden. In welcher Konstellation, werden wir sehen. Ich schreibe gerade an neuem Material.
Was wollen Sie den Lesern von Deutsche Mugge gern mit auf den Weg geben?
Wenn Du etwas kreierst, wie ein Konzeptalbum, setzt Du Dich auch immer der Kritik aus. Es kann nicht jedem gefallen. Egal. Wenn Du Dich auf "Soylent Green" einlassen willst, dann höre die CD auf jeden Fall drei Mal. Erst dann erschließt sie sich Dir ganz. Spätestens dann hat jeder begriffen, worauf es ankommt. Viel Spaß beim Hören.
Vielen Dank für das Gespräch
Bearbeitung: kf, cr
Fotos: Pandea
Mario le Mole (lead vocals & bass)
Dan Uhden (rhythm/lead guitars, synth & prog)
Max Bendel (drums)
Christoph Rühlmann (drums)
Buzz Dee (guest vocals)
Norbert Schmidt (guest vocals)
Norbert "Klempo" Bode (guest vocals)
Ille Illgner (guest vocals)
Jacky Lee Man (guest vocals)
Sascha the Pascha (guest vocals - piano)
Victor Smolski (additional guitars)
Ernst "Ernie" Reuter (additional guitars)
Jan-Michael Keller (additional bass)
Robert Hanke (additional bass)
Detlef Dudziak (additional bass)
Olaf "Falo" Krüger (additional bass)