Was machen eigentlich...
Celebrate The Nun

"Celebrate The Nun" war die erste Band mit professionellem Hintergrund, die ich damals mit Rick (Rick J. Jordan, Anm. d. Verf.) gegründet habe. Rick, der ja heute noch mein Partner bei SCOOTER ist, und ich haben uns über eine Zeitungsannonce kennen gelernt. Diese Anzeige hatte ich damals in Hannover, als ich für eine Zeit dort gelebt habe, ganz klassisch in Richtung "Sänger sucht Keyboarder" aufgegeben. So haben wir uns kennengelernt und ich hatte ziemlich schnell erkannt, dass Rick einer der wenigen war, die das auch richtig ernst meinten und mit professionellen Hintergedanken an die Sache herangingen. Das passte ganz gut, weil wir die gleichen Ziele vor Augen hatten.

Für unsere 80er-Sendung werden sich immer wieder mal Titel von Euch gewünscht. Einer davon ist "Will You Be There". Was kannst Du uns zu diesem Song erzählen?
"Will You Be There"... Hach, das ist ja echt schon lange her! Das war damals unsere zweite Single, die wir veröffentlicht haben. Ein richtig schöner Popsong, für meinen Geschmack schon ein bisschen zu kommerziell. Der Song ist in Amerika sogar - ich glaube - in den US Billboard Dance-Charts bis auf Platz 5 geklettert. Man kann sagen, dass "Will You Be There" schon ein kleiner Achtungserfolg war. Das Stück ist auch ein bisschen von Depeche Mode, Pet Shop Boys, also diese Richtung, inspiriert. Wie gesagt, eine sehr schöne Popnummer, die leider in Deutschland nicht ganz so gut funktioniert hat, wie wir uns das erhofft hatten
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Wie sind die Songs bei "Celebrate The Nun" überhaupt entstanden? Wie kann man sich den Songwriting-Prozess vorstellen?
Das war so... Rick hatte bei sich im Keller eine Art Amateur-Studio. Wir nannten das damals noch "Übungsraum", weil es eben noch kein professionelles Studio war. Wir haben da jeden Tag gesessen, und fleißig vor uns hin komponiert und produziert. Zu dem Zeitpunkt haben wir schon eigene Songs geschrieben. Das war damals noch nicht so, dass man daran dachte, irgendwas zu covern, sondern wir haben unsere eigenen Sachen gemacht. Wir saßen da an unseren Rechnern und haben Linie für Linie eingespielt. Ich habe Texte geschrieben und Melodien eingesungen. Wir haben Demos produziert und haben die dann auch - wie das früher so üblich war - an diverse Plattenfirmen geschickt, bis wir tatsächlich irgendwann beim Label "Westside" in Darmstadt bei Frankfurt einen Vertrag bekommen haben. Nachdem wir den Plattenvertrag hatten, haben wir die Songs in einem großen Studio alle nochmal aufgenommen, wobei ich oft dachte, dass der Charakter, der vorher bei der Demoversion vorherrschte, leider bei der Produktion im großen Studio verloren ging. Daraus haben wir auch sehr viel lernen können. Deshalb ist es bis heute so, dass wir alles bei uns im eigenen Studio selbst produzieren, und nirgends zum Abmischen hinfahren oder irgendwen da reinquatschen lassen. Wir machen vom Anfang bis zur Endproduktion alles selbst.
Ein weiterer Titel, der sich oft gewünscht wurde, war "Patience". Der unterscheidet sich von "Will You Be There" musikalisch gesehen ja extrem. Kannst Du uns dazu was sagen?
Man kann ganz klar sagen, dass "Patience" von der Entwicklung her schon dieser Umbruch war. Zu diesem Zeitpunkt habe ich sehr viel Acid-House und die ersten Vorläufer von Trance gehört und habe mich sehr für diese Musikrichtung begeistert. "Patience" ist in gewisser Weise eine Art Zwitter, denn da sind noch die New Wave-Wurzeln drin, aber man merkte schon, wohin der Sound und wohin die Reise geht. Das war auch der Zeitpunkt, als Rick und ich so ein bisschen aneinander geraten sind, weil ich ganz klar in diese Dance- und Techno-Richtung wollte, weil mich das unheimlich angemacht hat. Das war was Neues und ich fand, dass im New Wave-Bereich nicht mehr allzu viel Neues passiert ist. Irgendwie wusste man nicht: "Was kommt da überhaupt noch?". Das merkt man an diesem Lied ganz deutlich. Das ist so ein Mittelding aus Techno/Trance und Wave.
Ihr hattet damals auch ein Mädel dabei. Was ist denn aus der geworden?
Das war meine Schwester Britt. Sie ist bereits nach dem ersten Album von "Celebrate The Nun" ausgestiegen, weil diese ganze Musikbranche nicht so ihre Welt war. Heute hat sie drei Kinder und ist happy. Beruflich macht sie heute etwas ganz anderes, denn sie ist Krankengymnastin.
Anfang 2000 hat es ein Comeback von "Celebrate The Nun" gegeben. Was hatte es denn damit auf sich? Seid Ihr daran in irgendeiner Form beteiligt gewesen?
Nein! Damals, in der letzten Zeit mit "Celebrate The Nun", ging parallel dazu unser Label Westside pleite, und wir standen auch so ein bisschen vor den Trümmern unserer erhofften Karriere, und haben uns anschließend getrennt. Rick und ich sind dann eigene Wege gegangen. Ich habe bei einer Schallplattenfirma in Hamburg, bei Edel, angefangen und konnte dort Super-Kontakte knüpfen. Irgendwann reaktivierte ich Rick, der mit seinem Soloprojekt auch nicht richtig weiter kam. Daraus ist letztendlich nach einigen Remix-Projekten SCOOTER, und damit auch eine ganz neue Musikrichtung und eine neue Welt, entstanden. Man hat die Zeit mit "Celebrate The Nun" so ein bisschen hinter sich gelassen. Es gab bei CTN noch ein weiteres Bandmitglied, Slin Thompson, und soweit ich weiß, hat er immer mal wieder versucht, die alte Band zu reaktivieren. Das war aber schwierig, denn letztlich hat Rick die ganzen Sachen mit mir zusammen produziert. Ich war damals auch Sänger dieser Band. Ich finde es schwierig, aus einer Band, die den Durchbruch gar nicht geschafft hat, wieder etwas machen zu wollen. Davon haben wir auch immer nur am Rande etwas mitbekommen. Ich finde es immer wieder interessant… Wir hatten neulich ein paar Autogrammstunden, und wenn dann plötzlich jemand vorbei kommt und sich die erste Maxi-Single von Celebrate The Nun, "Ordinary Town", signieren lässt, finde ich das immer witzig. Das ist 22 Jahre her und man unterschreibt dann die Platte von damals? Das finde ich in gewisser Weise toll, dass es Leute unter den Scooter-Fans gibt, die diese Phase auch mit verfolgt haben, denn das wissen ja die wenigsten.
Du und Rick seid ja inzwischen auch international sehr erfolgreich mit dem Bandprojekt SCOOTER. Was gibt's denn da Neues zu berichten?
Wir haben gerade unser neues Album "Under The Radar Over The Top" veröffentlicht. Das ist in Deutschland super gestartet, denn es ging in den Album-Charts von 0 auf Platz 2. Das ist unsere bisher höchste Album-Platzierung in Deutschland! Das Album wird jetzt im November auch in England veröffentlicht, da waren wir im letzten Jahr mit dem Vorgänger-Album auf Platz 1 und hoffen, dass das nochmal klappt. Das muss man mal abwarten. Ja, und im Moment haben wir die aktuelle Auskopplung aus dem Album, die Single "Ti Sento". Die ist auch schon Top 10. Es läuft echt super! Wir bereiten gerade unsere Tournee vor, die im nächsten Jahr im März starten wird. Die Konzerte werden größtenteils in wirklich großen Hallen stattfinden, z.B. in der Color Line Arena Hamburg, in Leipzig in der Riesenarena oder in der Treptow Arena Berlin. Das wird schon "fett", denke ich.
Dafür drücke ich natürlich die Daumen, aber da werdet Ihr sowieso wieder volle Hallen haben.
Danke (lacht).
Bearbeitung: kf, cr
Fotos: Pressefotos Plattenfirma/Celebrate The Nun. Westside Music, EMI, Metronome