lp1 20130215 2047811706 lp2 20130215 1556302318 lp3 20130215 1721968096 lp4 20130215 2046274258 lp5 20130215 1775630972

 

Purple Schulz

 

 

001 20130215 1277003583
Purple Schulz, der mit bürgerlichem Namen eigentlich Rüdiger Schulz heißt, ist Baujahr 1956, von Hause aus Kölner und hat sich als Popsänger und Komponist in drei Jahrzehnten Musikerdasein einen Namen gemacht. Seinen Künstlernamen bekam Rüdiger bereits in den 70er Jahren, als er mit 13 Jahren in Köln bereits in einem Orgelgeschäft gejobbt, und dort auf den Instrumenten Songs von Deep Purple nachgespielt hat. Purple Schulz ist also eine Mischung aus seinem bürgerlichen Namen und dem Bandnamen Deep Purple. Die eben erwähnten "drei Jahrzehnte" Karriere sind nicht ganz richtig, denn Schulz hatte sein Bühnendebüt bereits im Jahre 1973 mit der Band "D'accord". Der kommerzielle Durchbruch gelang ihm aber erst während der NDW-Zeit mit der Gruppe "Neue Heimat" und der Debüt-Platte "Die Härte" aus dem Jahre 1982. Ein Jahr später, also 1983, veröffentlichten Purple Schulz und der Gitarrist der "Neuen Heimat", Josef Piek, zusammen mit dem Schlagzeuger Dieter Hoff die Single "Sehnsucht", die (bis heute) die erfolgreichste Platte des Projekts wurde. Höhepunkt dieser erfolgreichen Zeit war die Verleihung der "Goldenen Europa" an Purple Schulz, diverse TV-Auftritte und eine Tournee, die die Band bis nach Südeuropa führte. Das '85er Album "Verliebte Jungs" beinhaltet drei Single-Auskopplungen, die sich allesamt in den Media Control Top 20 Single-Charts platzieren konnten. Seit Dieter Hoff die Gruppe 1987 verließ, besteht das Projekt "Purple Schulz" nur noch aus Rüdiger Schulz und Josef Piek, die man live entweder als Duo oder mit einer Begleitband erleben kann. Bis heute sind diverse weitere Alben und Kopplungen erschienen, und Purple Schulz ist nach wie vor live unterwegs.
Zuletzt konnten wir Euch über das Programm "Gemeinsame Sache" berichten, in dem Purple Schulz gemeinsam mit Heinz Rudolf Kunze zu hören und sehen ist. Reichlich Gesprächsstoff also. Darum traf sich Andreas auch mit dem Musiker, um in einem Gespräch Wissenswertes über Geschichte, Gegenwart und Zukunft von "Purple Schulz" zu erfahren...
 

 
 
Hallo Purple Schulz. Ich fang gleich mal an mit der Fragerei. Zurzeit bist Du ja mal wieder unterwegs zusammen mit Heinz Rudolf Kunze. Wie ist es denn zu dieser Zusammenarbeit gekommen?
Wir haben 2004 im Kölner Theater im Bauturm die "Gemeinsame Sache" gestartet. Dazu hatten wir Gäste eingeladen wie Stephan Stoppok, Pe Werner, Manfred Maurenbrecher oder Ulla Meinecke und viele andere. Das war eine sehr schöne Reihe. Deshalb haben wir sie 2006 fortgesetzt. Und dann hat es endlich auch geklappt, dass Heinz Rudolf Kunze mal kam. Nun muss man dazu sagen: Die Reihe ist so konzipiert, dass man sich per E-Mail auf ein paar Nummern einigt. Auf die bereite ich mich mit meinem Kollegen Josef Piek dann vor. Dann kommt gegen 15 Uhr am Auftrittstag unser Gast, wir machen zusammen den Soundcheck, aber im Grunde haben wir sonst niemals vorher zusammen auf einer Bühne gestanden. Es gibt auch keine richtige Probe in dem Sinne. Für die Gäste ist das immer sehr überraschend und auch manchmal lustig. Dem Heinz hat das so gut gefallen, dass wir uns nun beide sozusagen an der Backe haben. Mittlerweile haben wir über 100 Mal gespielt. Im Laufe der Zeit hat sich das Programm natürlich immer etwas verändert. Es sind ein paar Lieder hinzugekommen, andere sind raus gefallen. Es ist aber immer noch so, dass es dafür bisher noch keine einzige Probe gegeben hat. Das macht einfach nur riesigen Spaß.
 
kunze1 20130215 1016245825

Ihr seid ja mit diesem Programm auch gerade auf Tour. Wie lange seid Ihr denn dieses Jahr unterwegs?
Wir spielen ja im Prinzip das ganze Jahr über. Von einer Tour in dem Sinne kann man ja nicht reden. Eine Tour fällt ja immer dann, wenn es ein Album gibt und die Band promotet das Album, indem sie für einen bestimmten Zeitraum auf Tour geht. Wir spielen aber das ganze Jahr über. Immer an den freien Tagen. Das hängt davon ab, wie gerade Zeit ist. Der Heinz hat ja seine eigene Band, sein Projekt "Räuberzivil", mit dem er gerade in die Charts gekommen ist, sowie seine Lesungen . Genauso wie ich meine eigene Band habe, mein Duoprogramm mit Josef, unser Kabarett Ensemble "Stunk Unplugged" und darüber hinaus die unterschiedlichsten Projekte. Wir werden natürlich auch von einer Agentur gebucht, aber noch mehr Gigs kann man eben nicht gemeinsam machen, weil viele Termine ja auch schon vergeben sind durch unsere Projekte. Ich habe schon richtig Zeitprobleme, mal kontinuierlich an neuen Sachen zu arbeiten.

Und habt Ihr vor, das noch ein paar Jahre zu machen?
Wir machen das bis Ende März nächsten Jahres, dann gibt es im Sommer noch einige Open Air Veranstaltungen. Aber dann wird es auch so sein, dass Heinz und ich uns wieder auch unseren eigenen Sachen widmen wollen. Wobei natürlich nicht ausgeschlossen ist, dass die "Gemeinsame Sache" trotzdem irgendwann weiter geht.

Was erwartet Ihr eigentlich, wenn Ihr zu solchen gemeinsamen Sachen fahrt?
Wir spielen ja sehr viele Hits, die die Leute auch hören wollen. Das sind teilweise dieselben, die man auch hören kann, wenn man auf ein Konzert von Heinz Rudolf Kunze oder Purple Schulz geht. Aber die Leute bekommen das auf eine Art und Weise, die wirklich so auf keinem Album drauf ist. In dieser Form mit Cajón, zwei Gitarren und Klavier gibt es das leider nirgendwo aufgenommen. Es ist zwar ein Album geplant, aber es kommen immer wieder irgendwelche organisatorischen Sachen dazwischen. Das ist zwar traurig, aber im Moment weiß ich auch noch nicht, wie wir das ändern könnten.

kunze2 20130215 1035841485

Die Musik ist also sehr unplugged?
Sie ist sehr unplugged. Und was ich sehr schön finde an dieser ganzen Geschichte ist, dass es keinen von uns interessiert, ob wir ein Album zu verkaufen zu haben. Wir machen das einfach nur, weil es uns Spaß macht, unplugged zu spielen. Das ist auch sonst sehr witzig, wenn man bedenkt, wir sind ja doch zwei sehr unterschiedliche Typen. Schon deshalb knistert es auch hin und wieder auf der Bühne.

Es gibt ja auch die Single "Wir haben alle was zu sagen", die Du mit Deinem Sohn Ben aufgenommen hast. Wann seid Ihr beide denn mal live zu erleben?
Wir haben schon einige Live-Auftritte gemeinsam gemacht, der Ben und ich. In der Regel immer zu zweit, also nicht begleitet von unserer Band. Zum Beispiel auf dem Weltmusikfest in Koblenz. Das waren schon auch größere Konzerte, aber mehr oder weniger machten wir sie auch zu Textzwecken. Jetzt ist Ben selber im Studio und arbeitet an seinem ersten Album. Im Dezember werden wir aber mal wieder zusammen auf der Bühne sein in Gütersloh, als Gäste der "Gütersloh Small Stars", einer excellenten Band.

Wann gibt es denn mal wieder ein Album von Dir?
Sobald ich es geschrieben habe. Ich habe ja doch zwischendurch immer mal wieder Sachen angenommen, die mich dann am Ende doch mehr Zeit gekostet haben als ich dachte. Jedes Jahr arbeite ich zum Beispiel mit der Kölner Stunksitzung zusammen. Das ist ein Studentenkabarett, wobei man dazu sagen muss, dass diese Studenten mittlerweile alle so um die fünfzig sind. Mit denen sind wir also einmal im Jahr unterwegs. Das beginnt im September. Das sind auch ungefähr zehn Shows, die wir mit denen machen. Dann habe ich letztes Jahr nach einem Gig mit meiner Oldieband, ja, sowas mach ich auch noch nebenher, einer jungen Frau zugesagt, bei einem Kindermusical mitzuarbeiten, was dann ein Jahr lang gedauert hat. Das haben wir mit zweihundert Kindern aufgeführt, es wurde eine Produktion, die weit über das normale Maß hinausging. Davon haben wir auch eine DVD produziert. Das sind so Sachen, die mir ungeheuer viel Spaß machen und die überhaupt kein Geld bringen. Und die auch Herausforderungen sind, die mich selbst bereichern. Wann hat man denn mal die Gelegenheit, mit zweihundert Kindern auf der Bühne zu arbeiten?

80a 20130215 1288248353

Wird das noch einmal irgendwo zu erleben sein oder war das eine einmalige Geschichte?
Das haben wir gemacht mit einer Grundschule in dem Kreis, in dem ich lebe. Die kann man natürlich nicht auf Tournee schicken. Und das war im Rahmen eines Projektjahres. Das wird man also in dieser Form nicht mehr erleben können. Aber wir spielen auch mit dem Gedanken, dieses Stück zu verlegen. Dann können das andere Schulen auch nachspielen, wenn sie das möchten.

Kannst Du Dich noch an Deine eigenen Wurzeln erinnern, an die Zeit, als Du musikalisch aufbrachst?
Natürlich kann ich mich daran erinnern. Ich habe mit acht meinen ersten Klavierunterricht bekommen. Danach habe ich Orgel gespielt. Und nach der Orgel kamen auch schon die ersten Banderfahrungen, ab 1973 die erste Band, die ich eigentlich nie verlassen habe. Wobei ich sagen muss: wir haben eigentlich nicht wirklich etwas nachgespielt, wir haben gleich drauflos komponiert. Unsere Vorbilder waren dabei ziemlich hochgesteckt. Wie Gentle Giant, Yes oder King Crimson. Vielleicht etwas zu hochgesteckt. Erst 1982 wurde dann das erste Album veröffentlicht. Die Wege waren damals andere als heute.

Was war damals anders?
Der Unterschied besteht vorwiegend darin, dass man im Grunde heute zu Hause eine Scheibe direkt digital produzieren kann. Daran war damals nicht einmal zu denken.

gold 20130215 1734479359

Man musste sich also sehr bemühen, um ein gutes Studio zu bekommen?
Ja, und gute Studios waren auch teuer. Die kosteten so zweitausend Mark am Tag. Und da war man froh, wenn man mal jemanden gefunden hat, der ein oder zwei Tage gesponsert hat und man dadurch in der Lage war, mal fünf oder sechs Demos aufzunehmen.

Aber es spräche ja heute auch nichts gegen größere Studios, wenn man ein gutes Produkt machen möchte?
Nein, es spricht nichts gegen größere Studios. Es ist gut, in einem Studio zu arbeiten. Da kann man schon alles besser aufeinander abstimmen. Aber ich selbst bin im Laufe der Jahre mehr davon weggekommen. Ich bin eher vom Charme begeistert, der mir aus einer Demo-Aufnahme entgegen springt. Ich bin immer ganz geplättet von der Atmosphäre, die dabei rüberkommt. Ich finde auch, es reicht manchmal völlig aus, in der Musik auch den Moment zu erspüren, in dem man sie macht. Der Moment, in dem man ganz mit seinem eigenen Gefühl beschäftigt ist. Das ist schon anders als in einem Studio, wo dann zwei hinter der Scheibe sitzen und auf den Pegel achten und die Signale. Da finde ich die Atmosphäre schon schöner, in der ich mit meiner Musik allein bin, in der die Grundstimmung dafür entsteht.

Gibt es etwas, was Du Dir für die Zukunft wünschst?
Ich hoffe, dass ich noch viele Begegnungen habe mit anderen Musikern und immer wieder ganz neue Sachen entdecken kann. Das ist mir viel wichtiger als den Bonus zu bekommen, viel im Radio gespielt zu werden. Irgendwann wird das alles nur noch langweilig. Machen zu können was ich will, das ist das, was ich im Moment einfach sehr genieße. Das will ich auch in Zukunft gerne beibehalten.

1990 20130215 1404423180

Du kannst das alles frei entscheiden?
Natürlich kann ich das frei entscheiden. Ich mache nur noch das, was mir wirklich Spaß macht und nichts anderes mehr.

Gibt es ein Erlebnis, von dem Du sagen würdest, das war das größte oder schönste oder beste?
Das Größte waren die Geburten meiner Kinder, aber auch, dass ich meine Eltern beim Sterben begleiten konnte. Beides gehört zum Leben dazu, aber wenn wir den Tod mehr einbeziehen würden in unser Leben, hätten wir mehr davon.
Was die Musik angeht, gab es so viele tolle Erlebnisse, die wirklich Spaß gemacht haben und die beeindruckend waren. Da wüsste ich jetzt, ehrlich gesagt, gar nicht, wo ich anfangen sollte. Es gab so irre viele Veranstaltungen, bei denen ich gespielt habe, die ganz unterschiedlich waren. Da kann man vielleicht etwa tausend Seiten damit füllen. Viele schöne und lustige Sachen passieren auch einfach unterwegs. Und es gab auch so viele Veranstaltungen, wo wir am liebsten hätten gar nicht mehr aufhören wollen. Ich finde, ich habe einen der schönsten Berufe, den ich mir vorstellen kann, weil er für mich eigentlich gar nicht mit Arbeit verbunden ist, sondern einfach mit der puren Lust am Schaffen und das dann auf die Bühne zu bringen. Das einzig Anstrengende an diesem Beruf sind die Fahrten, oder besser gesagt die Staus, auf der Autobahn, die nicht so viel Spaß machen. Aber die gehören leider mit dazu, wenn man auf Tour geht. Ying Yang eben.

Purple Schulz, vielen herzlichen Dank für dieses aufschlussreiche Interview!

 

 

Interview: Andreas Hähle
Bearbeitung: kf, cr
Fotos: Pressematerial + Privatarchiv Purple Schulz, Plattenfirma EMI

 

 

 

 


   
   
© Deutsche Mugge (2007 - 2023)

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.