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Bernd Römer
 
von der Gruppe
 

KARAT

 

Eine "Gast des Monats"-Einladung für unser Magazin hat es für KARAT noch nicht gegeben. Die Fans fragen sich natürlich, warum das so ist. Schließlich zählen KARAT zu den Größen des Ostrock. Die Band und auch die Redaktion von Deutsche-Mugge möchte damit noch warten. Warten, bis es sich "lohnt" ein Spezial über sie zu bringen. Aber Deutsche-Mugge weiß zu überraschen. Im Rahmen einer Einladung der Band an uns zum Auftritt in Ketzin, baten unsere Kollegen Petra Heinzel und Dietmar Meixner den Gitarristen von KARAT, Bernd Römer, zu einem Interview "zwischendurch". Einfach mal so, damit die Karat-Fans in unserer Leserschaft ein Lebenszeichen ihrer Lieblinge bekommen. Mit Getränken und guter Laune machten es sich Petra, Bernd und Dietmar in der Couchecke des Backstage-Bereichs gemütlich, und führten in nettes Gespräch über dies und das..


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Hallo Bernd, wie geht's Dir?
Mir geht's heute gar nicht so gut. Ich bin völlig im Stress. Zu Hause habe ich mich etwas verhoben, hatte dadurch Schmerzen im Rücken und Knie. Das ist beim Tragen des Equipments passiert. Also bin ich heute Morge noch schnell zum Arzt und habe mir zwei Spritzen abgeholt. Aber nun bin ich komplett fit für's Konzert. Außerdem war hier noch ein technisches Problem zu lösen. Ich musste mir noch vier Teile besorge, was hier nicht so einfach war. Ich habe aber alles bekommen und gerade beim Soundcheck noch einbauen können.

Wie lange spielt ihr heute?
Also, das wird ein ganz normales Konzert. Wir spielen gute 90 Minuten plus Zugaben.

002 20141230 1333105590Und anschließend wird noch gefeiert, oder?
Nein, ich denke, dass wir heute nur eine Autogrammstunde geben werden. Das hat sich eigentlich so eingebürgert bei uns. Danach geht's dann ins Hotel, den Abend auf jeden Fall dort noch etwas ausklingen lassen. Du kannst danach nicht sofort ins Bett gehen, das geht nicht. Und wir sind ne Band, wir haben unheimlich viel Spaß miteinander. Wir freuen uns dann auch auf den Feierabend im Hotel beim Hefeweizen oder so was.

Ich freue mich unwahrscheinlich auf den Albatros.
Kriegste extra.

Extra in voller Länge?
Ist natürlich auch für uns immer wieder ein Erlebnis das bei Ostrock in Klassik mit Orchester zu spielen. Das ist so irre.

Ed ist heute nicht dabei, obwohl ihr in der Umgebung von Berlin spielt? Ich dachte er ist immer dabei wenn Berlin angesagt ist?
Nein, nur bei besonderen Sachen. Der Auftritt im Friedrichstadtpalast war ja z.B. was Besonderes. Das war ja wirklich ein einmaliges Konzert. Oder bei Hallervorden in den Wühlmäusen. Das ist auch so eine ganz besondere Atmosphäre. Und da ist es dann ganz klar, dass Edi mitspielt.

Habt ihr euch dieses Jahr speziell auf Ostrock in Klassik vorbereitet?
Nein, eigentlich nicht. Los geht's am 29.08. in Schwerin. Am 21. August haben wir noch eine Probe mit Ed, und dann auch noch Orchesterprobe in Potsdam.

Ist es für einen Musiker schwierig sich mit seinem Instrument bei einem Orchester zurück zu halten?
Man spielt sehr diszipliniert, das ist richtig gut. Aber nicht anders als sonst. Es wird leiser. Zurückhalten muss man sich nicht, denn es wird alles am Mischpult abgemischt.

Wir sind neugierig auf Neues: Sind bereits neue Songs fertig?
Ja, wir spielen auch schon einige neue Songs bei den Konzerten, wie z.B. "Nie zu weit", "Für mich" und "Verloren". In den letzten zwei Jahren waren wir im Kopf blockiert wegen der Probleme mit dem Bandnamen. Wir konnten gar nicht richtig arbeiten. Musik kommt von Muse. Jetzt sind wir frei und fleißig am Arbeiten. Einige neue Titel haben wir auch schon zusammen.

003 20141230 1287116242Wer schreibt die Texte der neuen Songs?
Martin, Claudius und vielleicht auch mal ich. Ich will es jetzt mal versuchen.

Habt ihr eigentlich ein eigenes Studio?
Nein! Wir haben einen eigenen Proberaum, aber kein eigenes Studio. Wir nehmen zwar immer auf, aber ganz einfach mit dem Computer ohne technischen Aufwand. Und je nachdem wann wir dann anfangen zu produzieren, wenn etwas anliegt, dann hört man sich um, wo im Umfeld was frei ist. Wir haben ein paar Anlaufpunkte oder auch Ideen, wo man dieses oder jenes Lied produzieren könnte.

Ich habe mich draußen mit einigen Fans unterhalten können und einige Fragen aufgegriffen...
Wir freuen uns über den großen Stamm an Fans, unsere Fangemeinde. Das sind tolle Fans. Sie haben das Feingefühl sich zurück zu nehmen. Beim Konzert soll dann natürlich gerockt werden.

Am vergangenen Dienstag seid Ihr in der Sendung "Hier ab vier" beim MDR gewesen. Das war nicht das erste Mal. Als Geschenk erhält man dort einen Firlefanz. Hebst du diesen auf? Wie viele hast du?
Ich habe schon vier Stück. Wenn ich meinen begehbaren Kleiderschrank betrete, schaue ich direkt auf vier Firlefanze.

Was passiert mit Fangeschenken? Hebst du sie alle auf?
Ja. Gerade erst vor kurzem fiel mir ein Fangeschenk aus Kuba in die Hände. Es war ein selbst gebasteltes Schmuckstück. Da kommen Erinnerungen hoch, die jahrelang in Vergessenheit geraten sind. Beim Anblick bekommt man schöne Inspirationen.

Bevorzugte Geschenke? Über was freust du dich besonders?
Ich freue mich besonders über Rotwein zum Geburtstag.

Aha, also Rotwein auf die Bühne werfen? (grinst)
(lacht) Kuscheltiere kann man werfen. Die Weinflaschen bitte persönlich überreichen.

Noch eine Frage habe ich vorne bei den Fans aufgegriffen. Früher soll es möglich gewesen sein, dass ausgesuchte Fans backstage oder z.B. beim Soundcheck dabei sein können. Stimmt das?
Die meisten Stammfans schaffen es da immer, vorher schon rein zu kommen und sind eigentlich dann beim Soundscheck schon dabei. Die haben also schon oft Soundchecks miterleben können. Backstage haben wir vor dem Konzert nicht so gerne andere Leute dabei. Das ist der Raum in den wir uns zurückziehen können… können und auch müssen. Aber es gibt manchmal Aktionen von Zeitschriften oder Rundfunksendern, die dann einen Tag mit Karat, einen Backstageaufenthalt oder ähnliches verlosen. Das könnte man doch mal überlegen, ob man so etwas vielleicht auch über Christian verlost.

Ja, das wäre doch mal was...
Ja, das müsste aber dann wirklich auch mit dem Büro abgesprochen werden.

Hast du eine persönliche Beziehung zu Cäsar?
Cäsar gehörte zu den Gitarristen, die mich so von der DDR-Szene, sagen wir mal von der etablierten Szene, mit am meisten berührt haben. Er war ein Riesenvorbild für mich. Neben Jürgen Kerth, der ein wenig auf einer anderen, bluesigeren auch jazzigeren Ebene spielt, der Gott sei Dank in meiner Heimatstadt (Erfurt, Anm. d. Red.) offeriert hat. Das war mein größtes Vorbild überhaupt. Aber danach kam eigentlich direkt Cäsar. Deswegen berührt es mich umso mehr, denn ich habe gehört, dass Cäsar so schwer erkrankt ist. Wir haben das nun alle durch, wir wissen was da passiert. Damals mit dem Gitarristen Peter Scheffler, das habe ich hautnah miterlebt. Das war ein ganz lieber Freund und auch ein irrer Gitarrist. Nicht schön mit anzusehen, man kriegt ja immer wieder Hoffnung und letztendlich zerschlägt sie sich zu 90 Prozent. Man kann nur hoffen, dass es einigermaßen schmerzfrei oder vielleicht wie durch ein Wunder passiert, und sich doch wieder regeneriert.

004 20141230 1449456662Du hast vor einiger Zeit bei einem Projekt mitgespielt, bei dem es zwei Gitarristen gab. Das war in Leipzig. Weißt Du was ich meine?
Ja

Einer der Gitarristen hat bei den Buttlers gespielt...
Ja, das war zum Geburtstag der Buttlers.

Machst du so etwas öfters, oder wird es das noch mal in der Form geben?
Das hat sich so ergeben, weil das ein Freund von mir ist: Robert Weinkauf. Das ist der Bruder von Benjamin Weikauf. Zwei ganz unterschiedliche Typen, aber beide sind sie vom Herzen lieb. Und als Robert mich gefragt hatte, sagte ich: "Klar! Mit dir sofort". Das mach ich doch auch, weil es Spaß macht. Ich weiß gar nicht, haben wir da nur einen Song gemacht oder zwei? An diesem Abend war übrigens auch Jürgen Kerth da. Mein altes Vorbild kam später, also nach uns. Über so was freut man sich natürlich tierisch.

Wie entspannst du nach einem Konzert-Wochenende?
Indem ich mit meinem Schäferhund wirklich dreimal am Tag - wenn es geht - ausgiebig laufe. Nicht besonders schnell laufen, sondern eher schnell gehen. Oder ich nehme die Gitarre zur Hand und schaue dabei fern... einfach nur Gitarre spielen und dabei Fernsehen.

Fernsehen und Gitarre spielen?
Ja, das kann man gut zusammen verbinden. Das geht wunderbar.

Du hast Funkmechaniker gelernt. Wie lange hast du diesen Beruf gemacht?
Überhaupt nicht lange. Ich bin gleich nach der Lehre zur Armee gekommen, und ein Vierteljahr nach der Armee hatte ich dann ein Angebot von der Horst Krüger Band. Irgendwie aus heiterem Himmel. Ein riesengroßer Glücksfall. Zur Armeezeit weiß ja auch keiner was von einem, weil man da erst mal 1,5 Jahre weg ist. Da hat sich der günstige Umstand wirklich ergeben, dass Horst Krüger auf mich aufmerksam wurde. Das war für mich der erste Schritt.

Hast du mit Gitarre angefangen?
Ich habe autodidaktisch Gitarre gelernt. Ich war totaler Gitarrenfan, damals schon.

Wann hast du angefangen?
Ich habe mir zum 14. Geburtstag eine Gitarre selber geschenkt. Dafür habe ich ein halbes Jahr gespart, und z.B. immer mal Altstoffe weggebracht.

Das hat gereicht für ne Gitarre? Mit Altstoffesammeln?
Nein. Ich habe z.B. auch der Verwandtschaft geholfen, dann haben sie mir immer mal was rüber gegeben. Und dann hatte ich das Geld irgendwann zusammen. Von da an habe ich ganz fleißig geübt. Erst mal nur so aus Spaß.

Was man sich selbst erarbeitet, achtet man auch ganz anders.
Stimmt. Als ich dann mit der Lehre anfing, mit dieser Schule, gab es da eine Schulband. Das passte genau. Dann wurde das dadurch, dass man mit einer Band zusammen gespielt hat, viel intensiver. Man konnte sich austauschen und spielen.

Warst du an einer Musikschule?
Ja, als ich schon in Berlin war und bei Horst Krüger spielte. Etwa ein Jahr später. Vorher ging das nicht, denn es war zu knapp. Ich habe dann ein Fern- bzw Abendstudium gemacht. Denn ohne Abschluss hätte man nicht professionell Musik machen können.

Da fällt mir noch ein weiteres Projekt ein, nämlich das von Thomas Natschinski. Da warst du zum Schluss aber nicht mehr dabei?
Nein, das war nur zum Geburtstagskonzert.

Ach so, nur in der Wabe?!
Ja, das wäre sonst zu aufwändig mit so vielen Leuten auf Tour zu gehen.

Ich finde, das ist auch ein sehr interessantes Konzept.
Das hat auch Spaß gemacht. Thomas ist auch einer von den ganz lieben.

Gibt es noch andere Musiker, die du besonders verehrst?
Da gibt es viele. Wenn ich da einmal anfange... Natürlich die ganz großen Gitarristen der Welt, die wirklich Meilensteine gesetzt haben. Jimi Hendrix, Eric Clapton,...

Eric Clapton spielt heute glaube ich in der Wuhlheide.
Ne, das war gestern, oder?

Ja stimmt, gestern. Warst du nicht da?
Nein. Ach, wo war ich denn gestern? Ich bin gerade etwas durcheinander.

Besuchst du auch andere Konzerte?
Nein, kaum. Ach man, stimmt ja… gestern hatte meine Tochter Geburtstag.

Gibt's noch irgendetwas was du gerne unseren Lesern mitteilen würdest?
Bleibt alle schön gesund und bleibt auch bei dem Hobby Musik. Weil das ist für's Gemüt sehr sehr wichtig. Man sollte immer die Musik für sich im Herzen bewahren, egal welche.

Ich glaub wir entlassen dich jetzt mal. Gleich geht das Konzert los...
Ja, tschüß, wir sehen uns später dann ja noch.

 
Interview: Petra Heinzel
Fotos: Dietmar Meixner
 
 
 
 

   
   
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