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Petra Zieger
 
Interview vom 2. November 2007
 
 
Sie war die Superfrau, auch wenn es die laut Lied gar nicht gibt. Sie hatte einen echten Wendehit und rockte das vielleicht größte Publikum, vor dem ein "Ostrocker" je auftrat. Ihre Markenzeichen: Schnörkelloser Rock, eine Bühnenshow bei der es vor Energie knistert und ihre blonde Mähne. Uns stand Petra Zieger für ein Interview Rede und Antwort. Das Ergebnis, ein Portrait einer beeindruckenden Persönlichkeit und charmanten "Ostrocklady" stellen wir hier ins Netz.
 

 
Hallo Petra! Zunächst mal ein großes Dankeschön für die Möglichkeit, uns dieses Interview zu gewähren.
Das Hallo zurück. Ich berichte gern zu dem was meine Jungs und ich in den letzten fast 25 Jahren machten und genauso gern zu unseren aktuellen und kommenden Projekten.

Dann lass uns mit der Frage beginnen, wie die gelernte Schneiderin und angehende Modedesignstudentin Petra Zieger dazu kommt, eine der am längsten erfolgreich aktiven Frontfrauen des Ostrocks zu werden?
Ich hab bereits als Kind gern und viel gesungen. Ich komme aus einer musikalischen Familie und hatte schon früh immer wieder Berührungen mit Oper und Operette. Ich fand das ganz toll, was da auf der Bühne und in den Chören passierte. Auch die Kostüme. Eben das ganze Flair. So wollte ich eigentlich immer Chorsängerin werden. Die Stationen Chor und Singeklub sind daher nicht verwunderlich. Mir hat es einfach gefallen und so blieb ich immer am Singen dran. Bis zur Bezirksmusikschule.
An dem Beruf Damenmaßschneiderin ist meine Oma ein wenig Schuld. Sie ging in ein Atelier, um sich ein Kleid nähen zu lassen und fragte bei der Gelegenheit wegen einer Lehre nach. Es sollte eben ein ordentlicher Beruf sein. Beim Schneidern merkte ich, dass das auch sehr kreativ sein kann, und so gab es die Überlegung, in Berlin Modedesign zu studieren. Zu der Zeit sang ich aber schon in der Erfurter Big Band und ging dann zur Gothaer Band "Phonoclecs" als Frontfrau. Und die Muggen hatten halt auch ihren Reiz. So habe ich mich zeitgleich auch an der Musikhochschule in Weimar beworben und bestand dort die Aufnahmeprüfung. Damit war das Designstudium vom Tisch. Wie ich heute weiss, war das die richtige Entscheidung (lacht).

Du sprachst "Phonoclecs" an. Wie sah Deine Karriere vor der Petra Zieger Band aus?
Während des Studiums tourten wir mit der Band durch Thüringen. Wir sangen alles Mögliche nach. Von Stones, Pink Floyd über Udo Lindenberg bis Inga Rumpf. Überall in Thüringen haben wir die Schuppen zum Kochen gebracht (lacht). Musik war und ist positive Energie für mich. Schon früher war es das Größte, in Erfurt zur Disko zu gehen, und dort abzuhotten, tanzen... Hab ich unheimlich gern gemacht (lacht). Irgendwann hab ich diese Musik dann eben selbst gemacht. Ein weiteres Highlight war der "Rathausmann" in Dresden. Dort belegte ich einen zweiten Platz mit dem Karattitel "Über sieben Brücken" und "Supergirl" von Holger Biege. Dieser Preis verhalf mir zu einer Plattenproduktion bei AMIGA, wo Kurt Demmler die Texte dazu schrieb. Der Titel "Schmusen auf dem Flur" wurde ja auch ein richtiger Knaller damals in der NDW Zeit. Nach meinem Studium holte uns ein Manager nach Berlin und so entstand das Projekt "Petra Zieger & Smokings". Das lief zwei Jahre richtig gut. Dann gab es große Differenzen mit dem Management, die fast zum Zerbrechen der Band geführt haben. Irgendwann wollten wir nicht mehr "fremdbestimmt" werden. Wir nabelten uns ab und nannten uns fortan "Petra Zieger & Band".

"Petra Zieger & Smokings" waren ja recht erfolgreich. Was änderte sich für "Petra Zieger und Band"?
Nun ja. Musikalisch ging es eigentlich sofort weiter. Es war ja weiterhin die gleiche Band, nur mit anderem Namen. "Traumzeit" und "Superfrau" sind zwei sehr erfolgreiche Hits unseres ersten Albums gewesen. Darauf konnten wir gut aufbauen und spielten sie auch weiterhin. Und wir möchten die Songs auch heute nicht missen - spielen sie immer noch im Live-Konzert. Zudem brachte die Veränderung auch die Chance mehr von dem umzusetzen, was uns wichtig war… neue Facetten zu zeigen.
Unser erstes eigenes Album stand dem aber in nichts nach. "Katzen bei Nacht" ist der Titel, der uns den endgültigen Durchbruch brachte, und mit dem man uns noch heute stark identifiziert. Übrigens (lacht) - unser Tourbus hat eine große schwarze Katze, unseren Panther, drauf. Mit dem fahren wir durch die Lande.

Hast Du unter den AMIGA LPs einen Favoriten oder gar einen Titel den Du besonders magst? Schließlich sind auf jeder der 3 LPs mehrere sehr bekannte Titel.
Nein! Komischerweise nicht wirklich. Wir, also auch die Band, standen immer hinter jedem einzelnen Titel. Man konnte auch schnell nicht mehr alle live spielen, schon weil einige Studioaufnahmen live nicht so gut rüber kamen, und weil es einfach irgendwann zu viele waren, um alle zu spielen. Alle verbindet, dass es handgemachte Rocksongs sind, in denen meist einfache Geschichten erzählt werden, die jeder kennt und nachvollziehen kann. Daher nahm das Publikum sie wohl auch sehr gut an. Natürlich gibt es bekanntere und weniger bekannte Songs, aber wir mögen unsere Titel unverändert. Natürlich auch die, die erst nach der Wende entstanden sind. Wenn ich dann doch einige herausheben sollte, dann vielleicht die mit den ganz speziellen Inhalten. Ich denke da an "Übermut", "Der Himmel schweigt" oder "Das Eis taut", das ja auch ein ganz tolles Video hat und unwahrscheinlich bekannt in Europa ist. Natürlich mögen wir auch unsere kommerziell erfolgreichsten Titel wie "Superfrau" und "Katzen bei Nacht" oder "Traumzeit". Die kommen immer noch riesig beim Publikum an. (Ein sehr schöner Querschnitt ist die "Best Of" CD von 2003 (Hansa Amiga / BMG, Best.-Nr.: 82876558382, AdR).

Bei Petra Zieger und Band schien alles reibungslos zu laufen. Bis auf das Video zum angesprochenen Titel "Übermut", das eine ganze Zeit im DFF nicht gesendet werden durfte. Was waren die Gründe?
Mit "Übermut" waren wir in Österreich beim Festival in Bregenz. Das war übrigens die erste Reise der Band in den Westen. Wir schafften es mit "Übermut" ALLE zu vergebenden Preise abzuräumen. Unglaublich! (man hört geradezu das Erstaunen, das sie heute noch bei diesem Gedanken überkommt - Anm. d. Red.). Schließlich war es ein internationales Festival mit 24 Sängern und Bands, wir traten gegen Vertreter halb Europas an und gewannen in allen Kategorien. Damit war der Titel auch in der DDR etabliert. Das Video zum Titel, welches vorher verboten war, durfte auf einmal wieder gesendet werden. Das Stück spielen wir heute auch noch live.

Es gibt noch ein viel spektakuläreres Video von Petra Zieger und Band wie ich finde. Wart Ihr für "Das Eis taut" wirklich auf dem Brandenburger Tor?
Ja, ja! Für das Video wurden teilweise unsere Instrumente mit einem Flaschenzug hochgezogen. Der Dreh hat eine völlig verrückte Geschichte. Das Fernsehteam musste monatelang vorher die Drehgenehmigung für Westberlin beantragen. Dann gingen die Grenzen auf und wir brauchten kein Visa mehr. Am Drehtag (11.oder 12.12. 1989) schneite es wie verrückt.
Es entstand ein spektakuläres, tolles Video - das Tor, der Schnee, der schwarz - rot - goldene Trabbi...
Und vielleicht war das auch ein Glücksgriff. Denn wir waren mit dem Lied, möglicherweise auch wegen der Symbolik, die wie kaum eine andere zum Mauerfall passte in vielen Hitparaden und allen großen TV Sendungen vertreten.

Ist "Das Eis taut" ein richtiger Wendesong?
Der Titel ist auf unserer 3. LP. Die war bereits im Sommer 89 auf dem Markt. Laura Stein hat den Text also lange vor der Wende geschrieben. Als die Wende dann da war, traf er sprichwörtlich den Nagel auf den Kopf. Laura konnte überhaupt die Zeichen der Zeit spüren und das soweit erlaubt umsetzen. Sie hat ja auch den Text für"Katzen bei Nacht" geschrieben. In Deutschland waren wir mit dem Titel und dem Video zur Wendezeit auf allen Sendern, in allen großen Shows und Galas. Es war schon ein tolles Gefühl. Allerdings ging das kaum ein Jahr, dann gab es ganz andere Prämissen. Da wurden für alle die Karten neu gemischt. Und es waren Fernsehauftritte und keine Livegigs. Geld zu verdienen, war damit auch nicht wirklich. Trotzdem war es für den Neustart nicht schlecht, den dann ja jeder hin bekommen musste. Denn immerhin waren wir präsent und konnten Kontakte knüpfen, da die alten zumeist ja nicht mehr bestanden.

Du sprichst von Laura Stein in der Vergangenheit. Was ist aus ihr geworden? Warum haben sich eure Wege getrennt?
Ich hab lange nichts von ihr gehört. Sie hat als Journalistin für eine Zeitung gearbeitet und diese Arbeit hatte dann auch Priorität. Dass unsere Wege dadurch auseinander gingen ist schade, denn ich fand sie wirklich toll. Ihr Stil als Frau zu schreiben, lag mir sehr.

Waren das Video und die Fernsehpräsenz der Grund, warum Ihr recht schnell ein neues Label gefunden habt?
Sicher spielt das eine Rolle. Wir haben aber auch richtig hart dafür gearbeitet. Einerseits neue Songs schreiben, andererseits Kontakte herstellen, den Plattenfirmen nahebringen was man will und das Publikum nicht vernachlässigen. Dazu wie gesagt zumindest 1990 die vielen Auftritte im Fernsehen und anderen Veranstaltungen. Natürlich kommt auch ein wenig Glück hinzu. So kam ich auf einer Charityveranstaltung für krebskranke Kinder mit dem Chef der Polydor ins Gespräch. Er sagte eigentlich nur: "Frau Zieger, machen Sie keine Fehler, kommen Sie zu uns". War das ein richtiges Angebot? Ich wusste gar nicht was ich davon halten sollte. Das hab ich dann auch nicht weiter verfolgt, bin erst ein Jahr später auf ihn wieder zugegangen, nachdem er das Angebot wiederholte. So bekamen wir einen tollen Vertrag und machten unser erstes Album in Hamburg bei der Polydor. Bis dahin war es aber ein harter Weg mit wenigen Einnahmen, auf dem auch aus meiner Band ein paar Musiker auf der Strecke geblieben sind, denen die Zuversicht fehlte, es noch einmal packen zu können. Peter und ich, wir hatten uns zu diesem Zeitpunkt bereits so gut organisiert, dass wir die Durststrecke nicht nur abwarteten, sondern versuchten, Neues zu machen und Projekte für die Band anzuschieben. Dass wir weiterhin unsere Musik machen wollten, versuchten uns nicht zu verbiegen, das war uns von Anfang an klar und das war ganz wichtig. Mittlerweile haben wir verschiedene Programme für die unterschiedlichsten Veranstaltungen und mit verschiedenen Schwerpunkten. Aber immer mit unserer Musik. Wo Petra Zieger angekündigt wird, wird auch Petra Zieger geboten. Wir sind sozusagen zu einer Marke geworden.

Wie sehen Deine heutigen Programme aus? Du hattest ja sehr viele Titel, die sehr bekannt sind. Überwiegt das Alte?
Zunächst muss man sagen, dass es ganz verschiedene Programme gibt. Am meisten liegt mir das Projekt "Livekonzert mit Band" am Herzen, ich trete aber auch solo auf, habe ein Weihnachtsprogramm mit 2 Gitarren unplugged. Es stimmt dass viele "Katzen bei Nacht", "Superfrau", "Das Eis taut" u.a. kennen und im Konzert darauf warten. Da werden Erinnerungen wach, und es ist schön zu sehen, wie das Leuchten in die Augen der Fans kommt. Aber zu unserer Freude singen viele im Publikum auch unsere neuen Titel mit. Wir haben im Live Konzert eben drei Generationen. Auf den alten Lorbeeren auszuruhen war nie unser Ding. Wir sprechen mit unseren Songs ja auch immer wieder aktuelle Themen an, die uns interessieren. Schon von daher bin ich bestrebt diese den Zuhörern zu vermitteln. Gerade das neue Album "Nimm mich" hat auch eine Vielzahl solcher Bezüge. Die Zuhörer sind dankbar dafür, dass wir nicht nur im Alten verweilen, sondern nach vorn schauen und Neues anbieten. Wobei es immer wichtig ist, dass das erkennbar Petra Zieger und Band ist, was wir ihnen präsentieren. Leider fehlte es für deutsche Titel lange ein wenig an Medienpräsenz, was es schwerer machte für unsere neueren Songs die Bekanntheit der alten Lieder zu erlangen. Mittlerweile ist das ja etwas besser geworden.

Kann man Petra Zieger nur hören? Geht einem viel verloren, wenn man die Bühnenshow von Petra Zieger und Band nicht sieht?
Ich glaube schon, dass unsere Bühnenshow ein ganz wichtiger Teil unseres Konzeptes ist. Sie unterstützt die Songs. Live sind wir immer in Bewegung. Auf der Bühne passiert was. Das kann man mit einer CD nicht vollständig erfassen. Gelegentlich hab ich schon mal Aussagen bekommen wie: "das muss man erlebt haben, die Show war ein Ereignis". Das Feeling eines Livekonzerts kann man sicher nur visuell voll erfassen. Sicher springt in der Show der Funke leichter auf das Publikum über als bei einer bloßen CD. Unsere Studioalben haben andere Qualitäten. Die sind musikalisch ausgereizt, haben Feinheiten und Effekte, die man widerum in Konzerten teilweise gar nicht richtig vermitteln kann. Das macht sie interessant. Aber Petra Zieger und Band ist sicher etwas, was besonders live wirkt. Mit einigen Kollegen geht mir das gelegentlich ähnlich. Da wird aus etwas, was ganz in Ordnung war, live etwas echt Besonderes, weil man mitbekommt, was auf und um die Bühne herum geschieht.
Wir bemühen uns die Leute zu unterhalten und eine gute Show zu liefern. Schließlich heißt es ja auch Unterhaltungskunst. Ich behaupte, dem Anspruch gerecht zu werden, haben wir gelernt und das können wir auch.

Jemand bezeichnete Petra Zieger einmal als "sensiblen Quirl". Der Titel "Ich vermisse Dich" vom neuen Album zeigt eine etwas andere Petra Zieger. Steht die allmählige Abkehr von der Rocklady ins Haus?
Unser Album "Nimm mich" ist ein sehr farbiges Album mit vielen Facetten, die wir erstmals in der Zusammenstellung zeigen. Die Kompositionen stammen alle von Peter. Michael Sellin steuerte 9 Texte bei. Zwischen den beiden entwickelte sich eine tolle, kreative Zusammenarbeit, was ja auf dem Album zu hören ist. Ob Rocksongs wie z.B. "Nimm mich", wo wir Bläser einsetzten, oder das einfache, leise Lied mit kleinem Arrangement "Ich vermisse dich"- oder das etwas vulgär angehauchte "Le beau -schöner Mann" jedes hat seinen Reiz. Damit hat dieses Album eine Dynamik wie wir sie in unseren Konzerten aufbauen. Mal laut, kraftvoll und schrill aber auch leise, gefühlvoll und sensibel. Das macht die Farbigkeit des Albums "Nimm mich" aus. Wir zeigen absichtlich viele Genres und Facetten und auch manchmal eine etwas andere, ungewohnte Petra Zieger. "Ich vermiss Dich" ist nicht der erste leise Titel von Petra Zieger, aber wohl ein gut gelungener. Peter, ein sehr guter, gefühlvoller Musiker, hat mir den Song geschrieben und meinte. "Das musst Du ausprobieren". Letztlich blieb nichts anderes als die Stimme so einzusetzen, wie ich es gemacht habe - leise, sanft und zurückhaltend. Das Lied zeigt eine Farbe von mir, die ich so auch noch nicht kannte. Ich finde sie aber ganz toll, eröffnet sie mir doch weitere Möglichkeiten. Es ist toll, gerade mit diesem Song am 13 12. 07 in der Jose Carreras Gala auftreten zu können. Ein "sensibler Quirl" (lacht) - nun ja - es schlummert in einem schon einiges.... Man muss es nur raus lassen. Ich denke, ich stehe voll im Leben, habe einiges sowohl auf der Bühne als auch im Leben erlebt, habe mich entwickelt und dazugelernt. Und so ist "Ich vermiss Dich" auch Ausdruck einer gereiften Petra Zieger, die weiss, dass es neben "Schmusen auf dem Flur" und "Rock'n Roll am FKK" einiges mehr im Leben gibt.

Ich möchte noch einmal nachhaken. Du wurdest gelegentlich mit Tamara Danz und Tina Turner verglichen. Wie lebt sich mit solchen Vergleichen?
Mit Tamara Danz wurde ich eher verwechselt. Die Leute sahen blonde Haare und da kam das schon mal vor, dass man mich mit Tamara Danz ansprach, und Tamara mit Petra Zieger. Ich hab mich nicht so sehr darüber geärgert, weil ich Tamara als sehr gute Künstlerin schätzte. Es gab kein Verhältnis zwischen uns. Sie kannte mich wohl kaum. Und im Grunde sind wir ja auch völlig verschiedene Typen gewesen. Der Vergleich mit Tina Turner hat mir immer sehr geschmeichelt. Die ersten Konzerte im Westen, die ich mir ansehen konnte, waren drei von Tina Turner. Ich fand nicht nur die Musik unheimlich geil, sondern die ganze Art, die Energie, die Ausstrahlung die da rüber kam. Das hat mich beeindruckt und inspiriert. Was bei mir auf der Bühne passiert kommt von innen heraus und ist wie es ist. Manchmal tun mir nach einem Konzert alle Knochen, weh (lacht), weil ich geradezu ausraste vor Freude und Spaß, die von der Band und dem Publikum rüberkommen. Das motiviert mich so, das ich hinterher manchmal denke, die Leute müssen doch denken: "Du hast 'nen Knall", wenn ich auf der Bühne ein wenig ausflippe. Aber es macht mir ungeheuren Spaß. Die Konzerte sind ja nie gleich. Aber es ist immer Action und Power, und es ist auch immer gefühlvoll. Zum Beispiel "Vermisst", ein wunderbarer Song, bei dem auf der LP Jens Riva spricht. Da applaudiert das Publikum so lange, weil es meine andere Seite und das Leben zeigt. Ist ja auch nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen und schön. Ein Reporter der Bildzeitung schrieb nach einem Konzert einmal über mich: "Brave Tochter, wilder Vamp"! Und ich glaube das trifft es ganz gut. Auf der Bühne kann ich die Kuh fliegen lasen wenn mir danach ist (lacht). Und das ist doch toll.

Und wo ist die brave Tochter?
Die gibt es im Alltag. Da bin ich wirklich brav. Ich habe eine gute Erziehung genossen, mag meine Eltern und schätze ein intaktes Umfeld. Ich koche und backe zu Hause, bin gerne auch mal Hausfrau.

Einige bekannte Musiker haben Lieder für Dich geschrieben. Wie kam es zu den Zusammenarbeiten und wie hast Du sie empfunden?
In den Jahren, in denen wir tausende Kaffee geschlürft haben, versucht haben, Kontakte zu knüpfen, Lebenserfahrung gesammelt haben und Menschenkenntnis entwickeln mussten, haben wir auch liebe Kollegen kennengelernt. Wir sind nächstes Jahr auch 25 Jahre on tour, mussten aber 1990 sozusagen neu anfangen. Kollegen wie Pur und Pe Werner, mit denen wir gearbeitet haben, sind wie wir gestandene Musikanten, die auch menschlich gut drauf sind, und einfach zu uns passten. Allerdings haben sie durch ihre Herkunft mehr Erfahrung und Vorlauf im Musikbusiness gehabt. Dass wir überhaupt mit ihnen in Kontakt kamen, das hat mit unserer Plattenfirma und Dieter Falk als unserem damaligen Produzenten zu tun. Er produzierte damals auch Pur und Pe Werner. Wir trafen uns zu einem Arbeitsgespräch bei der Plattenfirma und kamen so zueinander. Mit Dieter Falk haben wir zwei schöne und letztlich erfolgreiche Alben produziert. Wir haben heute noch freundschaftlichen Kontakt. Leider ging die Zusammenarbeit damals aus zeitlichen Gründen auseinander.

25 Jahre Petra Zieger und Band im kommenden Jahr. Gibt es schon Pläne, wie ihr das begehen werdet? Was haben die Fans zu erwarten?
Wie wir das Jubiläum genau begehen werden, wissen wir noch nicht. Da wir ja gerade die CD "Nimm mich" auf den Markt gebracht haben und viel unterwegs waren, hatten wir bisher dafür wenig Gedanken. Wir freuen uns, viele Leute bei unserer Jubiläumstour anzutreffen. Wir werden möglichst oft live spielen und in vielen Städten mit unserem Publikum gemeinsam unser Jubiläum feiern.

Was gefällt Dir an der Musikszene, was nicht?
Gefallen - da gibt es eine ganze Menge was ich mag. Allerdings weiß ich, was ich nicht mag. Leute die laut schreien, "Hier! Ich kann alles - moderieren, schauspielern und singen und tanzen sowieso ...", und letztlich alles nur halb machen.
Aus unserer Erfahrung ist es wichtig, seine Stärken zu kennen, sich selbst treu zu bleiben. Dann kann man Erfolg für sich selbst haben, Zufriedenheit finden und letztlich Leistungen vollbringen, die alle, Publikum, Veranstalter und einen selbst glücklich machen. Natürlich gefallen mir viele alte Songs, z.B. ist Vroni Fischer eine tolle Sängerin, und vor den Puhdys habe ich Respekt. Über eine so lange Zeit erfolgreich auf der Bühne zu stehen und die Massen zu begeistern… Einfach toll. Überhaupt glaube ich, dass wir uns als Ostmusiker nicht zu verstecken brauchen. Das konnten wir bis 1990 in der Regel nur in der kleinen Welt, rund um die DDR, und einige Ausgewählte, zu denen auch wir erst kurz vor der Wende gehörten, bei ein paar Auslandsauftritten im Westen zeigen, während unseren Musikerkollegen im Westen die Welt offen stand. Schon von daher ist unser Publikum eher hier im Osten angesiedelt, weil man anderenorts andere Favoriten hat, während hier mit unserer Musik Erinnerungen und Erlebnisse verbunden sind. In sofern lebt auch der Ostrock. Die letzten großen Konzerte im Sommer bei "East Rock Symphony", bei der wir ja in Berlin dabei sein konnten, und auch die "Ostrock Klassik" Konzerte, hatten eine riesige Resonanz.

Petra Zieger und Band ist in vielerlei Hinsicht eine wahre Erfolgsgeschichte. Jetzt habt ihr auch noch Euer eigenes Label P2P music gegründet und dort erfolgreich euer neues Album produziert. Werdet Ihr andere, eventuell Nachwuchsbands produzieren?
Nein, derzeit ist da nichts angedacht. Wir arbeiten an unseren verschiedenen Programmen und wollen möglichst viel live spielen. Mich zieht es immer wieder auf die Bühne. Ich fühle mich da sehr wohl und habe riesigen Spaß. Der Band geht es genauso. Da wäre sicher einiges, was dem Nachwuchs vermittelt werden könnte. Konkrete Überlegungen gibt es da aber noch nicht.
Ebenso ist es mit unserem Label. Peter und ich haben es gegründet, weil wir unsere Projekte nach unseren Gedanken umsetzen wollen. Wie gut wir mit der Produktion unseres aktuellen Albums zu Recht kamen, hat uns bestärkt.

Petra, ich glaube wir könnten noch eine ganze Weile über viele verschiedene Themen sprechen. Ich möchte jedoch das ganze langsam ausklingen lassen. Ich gebe dir ein paar Stichworte und Du sagst mir bitte, was Dir dazu einfällt....

Helen Schneider

War eine der ersten erfolgreichen Rockfrauen überhaupt. Sie hatte in der Zeit, als ich anfing, riesige Erfolge. 1982 war sie die erste Frau aus dem Westen die im Palast der Republik auftrat. Ihre Lieder und die Art zu singen gefielen mir. Daher hab ich damals einige ihrer Hits gecovert. Als wir dann später mit eigenen Titeln sehr erfolgreich waren, habe ich nur noch eigene Titel gesungen.

Festivals
An Festivals haben wir immer wieder sehr gern und erfolgreich teilgenommen. Wir waren in Sopot, Bratislava und in Bregenz, wo wir den totalen Triumph erlebten und alle Preise gewannen. In gewisser Weise startete meine Karriere auch in Dresden beim Rathausmann, und dort hatten wir mit "Katzen bei Nacht" 1987 auch den Hit des Jahres beim Internationalen Schlagerfestival vor "Bataillon d`amour". Demnächst werden wir in Erfurt zum 4. Mal beim Traumzeitfestival in der Messehalle vor 11000 Fans mit internationalen Bands auf der Bühne stehen. Und einfach unbegreiflich war das Freedom-Festival 1990 in Philadelphia. Da haben wir zum Nationalfeiertag vor 500 000 Menschen zusammen mit den Hooters gespielt. Das war eine gigantische Sache, die man einfach nicht beschreiben kann.

Thüringen
Meine Heimat... Meine Eltern und Freunde leben in Erfurt, wenn es meine Zeit erlaubt, besuch' ich sie. Ansonsten gibt's Thüringer Klöße und die Thüringer Bratwurst auch bei mir in Berlin (lacht).

Jodeln
(lacht) Na ja..., als Thüringer kann man so etwas. Gelegentlich hab ich schon mal aus Spaß gejodelt. Aber keine Bange, ich wechsele nicht das Fach. (lacht)

Energie Cottbus
(lacht) Da bin ich Ehrenmitglied. Für Energie hat Peter im Jahre 2000 die Stadionhymne "Sieger (Wir sind die Fans von Energie)" geschrieben. Das war ne tolle Sache. Ich hab mich riesig gefreut. Ich find es Klasse, wenn in einem Stadion so ein Lied von einem so gewaltigen Chor gesungen wird. Jetzt drücke ich die Daumen, dass bald mal Punkte gewonnen werden, damit Energie nicht absteigt.

Petra, ich danke Dir für die Zeit, die Du uns gewidmet hast und die offene Art, mit unseren Fragen umzugehen. Ich wünsche Dir und Deiner Band viel Erfolg zunächst bei den anstehenden großen Auftritten sowie im nächsten Jahr eine super Jubiläumstour. Sicher werden auch einige unserer User dabei sein. Ich kann das jedem nur empfehlen, schon weil man dabei wirklich eine "Superfrau" erleben kann. Denn es gibt sie doch, auch wenn das Lied etwas anderes sagt...


Interview: Fred Heiduk
 
 
 

   
   
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