Interview vom 21. Juni 2016
Am 1. Juli erscheint mit "Seelenparadies" das zweite Solo-Album von Manuel Schmid. Die Platte ist ein Beleg dafür, wie vielseitig der Stern-Combo-Meißen-Frontmann ist und wieviel Kreativität in ihm steckt. Sowohl elektronische Musik, als auch echter Deutschrock finden sich auf "Seelenparadies" wieder. Und dabei bleibt es nicht ... Besonders tief geht auf "Seelenparadies" ein Titel, der eigentlich zusammen mit Reinhard Fißler entstehen sollte, und bei dem Manuels im Februar verstorbener Vorgänger bei der Combo nun anders in Erscheinung tritt. Es ist außerdem eine Begegnung mit vielen bekannten Namen. Auch unser Deutsche Mugge-Kollege Hähle hat hier fleißig mitgearbeitet und im Studio halfen große Namen aus der Szene mit, damit Manuels Album so wird, wie er es sich wünschte. Es fällt schwer nachzuvollziehen, wie dieser Tausendsassa es schafft, all seine Aktivitäten unter einen Hut zu bekommen. Gerade noch vollendete er die Arbeit am neuen Doppel-Album "Bilder einer Ausstellung" seiner Band SCM, arbeitete mit Anna-Marlene Bicking intensiv im Studio an einem Remake von "Also was soll aus mir werden" (übrigens auch auf dem Album zu finden) und schraubte ebenfalls beim neuen CYRIL-Album fleißig mit, und schon steht sein eigenes Album in den Startlöchern. Wie lange Manuel daran gearbeitet hat, wie es überhaupt so zustande kam, wie es letztlich geworden ist und welche Hoffnungen er in seine CD steckt, erfahrt Ihr an dieser Stelle ebenso, wie etwas darüber, wie er die letzten Wochen mit Thomas Kurzhals und die wertvolle Zeit mit Reinhard Fißler erlebt hat. Auch über die Begegnung mit Kurz Demmler wurde gesprochen. Dies und vieles mehr waren Themen im Gespräch, das Christian mit dem Manuel Schmid am vergangenen Montag geführt hat ...
Hallo Manuel, am 1. Juli erscheint Dein zweites Solo-Album, Du hast es "Seelenparadies" genannt. Woher kommt der Titel und was bedeutet er im Zusammenhang mit der CD?
Also "Seelenparadies" drückt mein eigentliches Leben der letzten sechs Jahre aus. Ich fand das eigentlich einen ganz guten Titel, weil er auch ein wenig Tiefgründigkeit darstellt. Die ganzen Stücke sind ja auch an die Substanz gehende Songs, die doch schon ein bisschen - ich will nicht sagen "schwermütig" - intensiver daherkommen, als das, was man sonst so tagtäglich zum Konsum vorgesetzt bekommt. Insofern finde ich den Titel "Seelenparadies" als ganz passenden Titel dafür, weil er tiefgründig ist.
Im Booklet steht geschrieben, dass Du fast vier Jahre an dem Album gearbeitet hast. Ist Dein Einstieg bei der STERN-COMBO dazwischen gekommen, dass es letztlich so lange gedauert hat?
Ja, auch die STERN-COMBO hat - ich will nicht sagen "schuld" - schon damit zu tun. Ich hatte ja damals im April 2012 begonnen, hatte auch schon ein Video zu "Hüte deinen Traum" produziert und "Glaube mir" ist auch noch eine Nummer aus dieser Zeit. Ich wollte wieder ein Album machen und die STERN-COMBO kam da eben genau dazwischen. Darum musste ich alles erst mal beiseite legen, weil andere Dinge einfach wichtiger waren. "Bilder einer Ausstellung" war letztes Jahr dann abgeschlossen und ich sagte mir: "Okay jetzt bringst du das ganze Ding mal zum Ende." Ich hatte noch ein paar Songs auf Halde, die aber noch nicht aufgenommen waren, und da hatte ich das ab Juli/August letzten Jahres bis jetzt durchgezogen.
Du zeigst Dich hier erneut als wahrer Springbrunnen guter Songideen, denn fast alle Kompositionen sind von Dir, auch viele Texte sind von Dir. Wie entstehen Deine Lieder? Gibt es da immer einen Anstoß, zum Beispiel einen fertigen Text, oder kommen Dir Melodien in den Kopf, die Du dann in komplette Kompositionen verwandelst?
Sowohl, als auch. Meistens ist es natürlich so, dass man zuerst die Musik schreibt, bevor man sich dann irgendwie an den Text macht. Aber es gibt zum Beispiel auch den Song "Paradies" auf dem Album, den schrieb ich auf einen Text von Andreas Hähle. Andreas überließ mir diesen Text und ich habe dann die Musik explizit auf diesen Text gesetzt. Aber meistens ist es so, dass die Musik zuerst kommt und dann der Text.
Du hast den Namen gerade erwähnt, unter den Textern findet sich auch der Name unseres "Deutsche Mugge"-Kollegen Andreas Hähle. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit mit ihm und wie habt Ihr Euch überhaupt kennen gelernt?
Andreas kenne ich durch die Benefiz-Konzerte für Reinhard Fißler, die er moderierte. Dort trafen wir uns mal, unterhielten uns und dabei erwähnte er, dass er auch Texte mache. Das fand ich interessant, weil ich stets auf der Suche nach guten Texten bin. Wir nahmen dann Kontakt auf und ich sagte ihm, welche Themen ich gern mal behandelt haben möchte. Daraufhin gab er sich diesen Ideen hin und schrieb dann die Texte für mich. Ich hab' also gesagt: "Schreib' mir mal Texte und ich mach' dann darauf eine Musik." So haben wir das gemacht (lacht) ...
Wie auch schon auf Deinem Album "Leben" gibt es wieder Texte von Kurt Demmler. Bei "Also was soll aus mir werden" ist das klar, aber dann gibt es noch einen weiteren Text, einen ziemlich unbekannten, zu dem es jetzt noch kein Lied gab, oder?
Nein, richtig.
Was verbindet Dich mit Demmler und seinen Texten?
Da muss ich jetzt ein wenig ausholen: Kurt Demmler hatte 2006 einen Eintrag in mein Gästebuch geschrieben mit dem Inhalt, dass er meine Musik ganz gut fände und dass er anböte, Texte für mich zu schreiben. Am 5. Juli 2006, 09.04 Uhr, schrieb er: "Hallo Manuel, habe Dich auf meiner Seite entdeckt und auf Deine verfolgt. Finde die toll gemacht und auch Dich als Künstler interessant. Stehe zur Zusammenarbeit mit Dir gerne zur Verfügung. Kurt Demmler."
Sehr cool ... ein Ritterschlag!
Ja, aber echt ... Sehr cool (lacht)! Das habe ich natürlich genutzt, habe mich mit ihm Verbindung gesetzt, ihm ein, zwei, drei Musiken und einige Themen geschickt und er sagte, sieh mal auf meine "Demmler-Song-Seite". Dort hatte er sämtliche Texte, die er jemals verfasst hatte, online gestellt. Dort konnte man sich entsprechend durcharbeiten. Es gab zwei Rubriken, einmal vertonte und zum anderen nicht vertonte Texte. Ich sah mich in den bisher nicht vertonten um, stieß auf einige und zwei Texte schrieb er damals ganz explizit für mich.
Welche waren das?
Das waren "Das Spiegelbild" und "Leben nur wieder Leben" auf der ersten CD. Die beiden Sachen waren damals ganz speziell für diese CD gemacht. Jetzt auf der neuen CD ist "Das Ende vom Lied" noch mit drauf, welches auch aus dieser Zeit stammt. Ich fand den Song in meinem Archiv und weiß gar nicht mehr, warum ich ihn damals nicht verwendete. Aber ich glaube, das Album war schon fertig und da passte er irgendwie nicht mehr mit drauf, oder er kam einfach zu spät hinzu. Auf jeden Fall musste er jetzt auf das neue Album mit drauf, weil ich ihn einfach sehr schön finde. Auch weil er diese schöne Schlagzeile "Ich glaube an das Gute, und dass es siegt" beinhaltet und das eine Message ist, die man heute in der schwierigen Zeit, in der wir uns ein wenig befinden, mit auf den Weg geben kann.
Auf dieses Lied kommen wir gleich noch näher zu sprechen. Es gab also direkten Kontakt zwischen Dir und Kurt Demmler, und Du hast Dich nicht nur einfach seiner Texte bedient ...
Nein, überhaupt nicht. Wir haben viel per Mail korrespondiert, ich stellte ihm sämtliche Sachen vor und er wollte es auch alles wissen. Er war da sehr genau, man durfte auch keine Zeile ändern, um sie singbarer zu machen. Das wollte er alles selbst kontrollieren und das ist ja auch okay. Auf genau dieser Ebene arbeiteten wir zusammen. Anders wäre es nicht gegangen.
Ich weiß nicht, direkt oder auch aus der Ferne, bekamst Du ja mit, wie sein Ende war. Das war ja nicht sonderlich angenehm ...
Nein, das habe ich gar nicht so mitbekommen. Wir hatten über einen längeren Zeitraum gar keinen Kontakt, weil zu der Zeit auch andere Dinge zu tun waren. Die Songs hatte ich zwar da, ließ sie aber ein halbes oder dreiviertel Jahr ruhen, bevor ich sie produzierte. Ich habe die Songs erst in der Zeit produziert, als es bei ihm fast schon vorbei war. Wir fingen Ende 2008 mit der Produktion an und im Februar 2009 nahm sich Kurt Demmler das Leben. Das fand also während der Produktion statt. Zum letzten Mal hatte ich im Sommer 2008 Kontakt mit ihm, die letzten Arbeiten waren abgeschlossen und dann folgten die Aufnahmen. Ich war natürlich überrascht, hatte dann anfangs auch Probleme, weil es keinen Ansprechpartner in Bezug auf die Veröffentlichung der Songs gab. Ich trat damals dann noch mit seinem Sohn in Verbindung und es zog sich über mehrere Wochen hin, bis die rechtlichen Bedingungen geklärt werden konnten. Das war nicht ganz einfach. Na ja ...
Ein anderer bekannter Name, der in der Zutatenliste Deiner CD zu finden ist, ist Marek Arnold ...
Ja, richtig.
Ihr habt Euch bei der STERN-COMBO MEISSEN ja knapp verpasst, woher kennt Ihr Euch?
(lacht) Also Marek kenne ich schon viele Jahre durch die uns umgebende Musikszene. Marek ist ja ein ganz bekannter, in vielen Projekten hier im Umkreis aktiver Musiker, und ich kenne ihn eigentlich durch einen Mit-Musikanten aus meiner Jazz-Band, nämlich durch Knut Kielmann. Daher kenne ich Marek. Wirklich aufmerksam auf ihn wurde ich allerdings durch die STERN-COMBO MEISSEN. Er hatte damals für das Album "Lebensuhr" den Song "Es geht die Zeit" gemacht und den fand ich sehr toll. Mir gefiel das Lied und so trat ich einfach mit ihm in Kontakt, um ihm zu sagen, dass er ein geiles Lied gemacht hatte und es mir gefiel. Er freute sich darüber. Das war also zu der Zeit, als er noch bei der STERN-COMBO war, aber wir kannten uns vorher schon.
Hat er Dir damals als ehemaliger Keyboarder der STERN-COMBO - er ging ja auch nicht im Frieden - von Deiner Bewerbung als neuer COMBO-Sänger nicht abgeraten? Er hatte ja mit den beiden anderen damals ausgestiegenen Ex-Musikanten harte Kritik am Bandinnenleben geäußert ...
Nein, hat er nicht. Ich kenne ja seine Sicht der Dinge. Es war so, dass er mir riet: "Manuel, pass' ein wenig auf den Weg auf." Es war also nicht so, dass er sagte, "Manuel, mach' das nicht, um Gottes Willen." Das kann ich nicht sagen ... Es ist ja auch Quatsch, die Erfahrungen muss jeder für sich selbst machen und dann sehen, ob es für einen passt. Man darf auch nicht vergessen, die STERN-COMBO ist eine gestandene Band. Die Leute, die das verwalten und machen, haben sich über all die Jahre ein gewisses Podium erarbeitet und da kann man nicht, wenn man neu dazu kommt, gleich alle Zepter in die Hand nehmen. Man muss sehen, sich mit gewissen Dingen zu arrangieren und neue Impulse hinzu zu geben. Und das ist eben genau das, weshalb es jetzt so gut bei uns funktioniert. Weil wir miteinander auf Augenhöhe sind, uns ausreden lassen und bei einem Streit selbst reflektieren und uns fragen "Was ist denn jetzt richtig und was ist denn jetzt falsch?" Bei der STERN-COMBO überschlug sich in den vergangenen Jahren vieles, weil mitunter überstürzt gehandelt wurde und genau das war oftmals das Problem. Einige wollten sich verwirklichen und es gab keine richtig führende Hand, die gewisse Sachen eingrenzte. Bei der COMBO gab es schon immer ein Kommunikationsproblem und nun ist es so, dass wir einen Weg fanden, mit vielen Dingen anders umzugehen. Wenn mal Probleme herrschen, wird nicht in der Öffentlichkeit darüber gesprochen, sondern die Themen werden ausdiskutiert und wir suchen nach dem Weg, wie wir damit umgehen können. Wichtig ist eben auch - und das ist das wichtigste: es geht in erster Linie immer um die Musik und auch um die Leute, die das dann schlussendlich konsumieren und die dafür auch Geld bezahlen. Das darf man auch nicht vergessen. Viele Künstler sind - die Erfahrung habe ich oft gemacht - so unterwegs, dass sie in erster Linie zunächst an sich selbst denken. Ich finde, wenn man so einen Job macht, muss man eine gute Mitte finden ...
Das ist richtig. Kommen wir zurück zu Deiner CD. Du hast eine Vielzahl bekannter Namen auch in der Besetzungsliste Deiner Studioband. Dort ist zum Beispiel Peter "Bimbo" Rasym - der PUHDYS-Bassist - zu lesen. Wie kam es denn zu seinem Mitwirken?
Bimbo kenne ich durch das ganze Musikerumfeld. Er ist öfter mal bei Martin Schreier zu Hause, sie treffen sich dort zum Nachmittagskaffee, und so begegneten wir uns nach meinem Einstieg in der Band auch mal. Er freute sich immer, dass bei der COMBO nun ein so junger Typ singt und sagte: "Der macht das gut und der ist irgendwie dabei ..." So fanden Bimbo und ich eine nette Ebene. Als Bassisten fand ich Bimbo schon immer grandios und er spielte ja damals einen charakteristischen Bass bei "Stundenschlag" oder "Also was soll aus mir werden". Bei einer Nummer, wollte ich ihn - weil sie musikalisch genau so charakteristisch ist - einfach dabei haben. Er war sofort Feuer und Flamme und sagte zu, den Bass für mich einzuspielen. So war das. Wir haben uns getroffen, ich sagte "Ich habe hier eine Nummer, die ist ganz interessant." und er sagte "Zeig mal her. Okay, das spiele ich für Dich ein." Eigentlich ganz einfach, es war sofort beschlossene Sache (lacht) ...
Ging das bei Rainer Oleak genau so? Er ist ja - ebenso, wie René Niederwieser, der ja auch Techniker bei der STERN-COMBO ist - auch mit im Studio gewesen. Wie hast Du die Auswahl getroffen, wer da bei Dir mitspielen soll? Waren das Wünsche oder ergab sich das eher durch Zufall?
Das waren solche Bauchentscheidungen und manches hat sich auch einfach so ergeben. Bei Rainer Oleak war es zum Beispiel so: Wir kennen uns primär durch die Studioarbeit für STERN. Wir mischten zusammen die "Potsdamer Platz"- und auch die "Bilder einer Ausstellung"-DVD und dadurch kenne ich Ole. Und Ole hat mir in dieser Zeit auch stets seine musikalischen Experimente vorgespielt, denn man tauscht sich unter Musikern natürlich auch aus und interessiert sich dafür, was der andere so macht. In dieser Zeit sah ich immer, Ole ist ein sehr kreativer "Effektmensch". Er weiß genau, wie man in einen Song eine bestimmte Stimmung reinbringen kann. Das macht er ganz toll mit verschiedenen Sound-Collagen oder mit verschiedenen Schlagzeugen usw. Es war dann so, dass ich den Song "Paradies" hier liegen hatte und ich war nicht so wirklich zufrieden, weil ihm irgendwie der Schub und auch das Überzeugende fehlte. Ich sagte dann "Ole, ich hab' hier einen Song, höre doch bitte mal drüber, was könnte man denn da noch machen? Ich würde mir das oder das so vorstellen, ich bekomme es aber nicht hin." Ole hat dann diverse Effekte und auch dieses perkussiv harte, wummernde Schlagzeug, welches den Song richtig tragfähig und kraftvoll macht, dafür eingespielt. Das hat er gemacht.
Dann lass' uns mal über den Inhalt der Platte sprechen. Mit "Der Tag erwacht" geht es los. Eine schöne Instrumentalnummer, nur Klavier und Vogelgezwitscher, das erinnert mich einerseits an die Zeit, als KARAT ihre Alben noch mit einem Intro eröffneten, und andererseits an das letzte Album von Thomas Kurzhals, welches er komplett mit meditativer Musik füllte ...
Genau so ist es. Du hast jetzt eine gute Verbindung gefunden, weil ich bei Thomas auch viel über Soundstrukturen lernen konnte. Er war jemand, der gerne gewisse Soundcollagen gebaut hat. Dieses Vogelgezwitscher zum Beispiel wurde auf einem Mini-Moog gemacht. Das ist gar kein richtiges Vogelgezwitscher, es ist ein Synthetisches. Ich drehte dafür auf dem Mini-Moog einfach den Fader ganz schnell auf und zu und habe dazu ganz perkussiv auf die Taste gehauen. So entstand das Vogelgezwitscher (lacht) ... Ich empfand es einfach als eine schöne Stimmung und sehr passend für das Album, welches ja quasi einen Tagesablauf darstellt.
Der Song "Das Paradies" kommt gleich als nächster und ist auch gleichzeitig die Single. Ein Song, der durchaus auch zur COMBO gepasst hätte, oder?
Absolut. Er ist ja auch stilistisch ein wenig in diese Richtung gemacht, auch mit diesem Mini-Moog-Solo. Auf jeden Fall! Und ich überlege auch, diesen Song vielleicht auch mit der COMBO mal live zu spielen, es würde sich ganz gut anbieten ...
Ebenfalls als Single in Umlauf ist die folgende Nummer "Also was soll aus mir werden", ein Duett mit Anna-Marlene Bicking. Ein Remake des STERN MEISSEN-Titels. Die Idee dazu kam aber von Anna-Marlene, oder?
Genau. Anna hat irgendwann mal gesagt, dass sie den Song live mit ihrer Band covert, und da war ich erst mal überrascht und ich sagte zu ihr "Na, da habt Ihr Euch ja was vorgenommen ..." (lacht) Darauf hin sagte sie mir aber, dass es nicht so traditionell wäre, wie sie das spielen, sondern dass sie es völlig umarrangiert hätten. Ich war interessiert und sagte "Na zeig' mal her". Irgendwann sagte sie dann, dass sie diesen Song aufnehmen und ein tolles Video dazu machen wolle. Im vergangenen Jahr fragte sie mich, ob wir den Song nicht gemeinsam als Duett aufnehmen wollten. "Na klar, lass' uns das machen." Ich sagte also zu.
Ich bin ehrlich. Ich brauchte ein paar Anläufe, bis ich mit dieser Version etwas anfangen konnte, auch jetzt tu ich mich noch immer schwer damit ...
Ja, das glaube ich Dir.
Kannst Du verstehen, dass einige Alt-Fans der STERN-COMBO mit dieser neuen Version ihre Probleme haben?
Das kann ich absolut verstehen. Du darfst ja nicht vergessen, dass alles Charakteristische, was diesen Song mal ausmachte, dort herausgenommen wurde. Das heißt, der gesamte Song ist ja quasi nur noch prägnant durch die eigentliche Gesangsmelodie, sogar die Original-Harmonien sind völlig andere. Das charakteristische Bass-Intro ist weg, die Satzgesänge sind weg. Ich halte es dennoch für eine zeitgemäße Produktion. Es wurde auch bewusst so gemacht, um einfach mal zu checken, wie ein solch alter Song auch im Heute funktionieren kann. Er wurde von einem bekannten Produzenten, nämlich Bernhard Range, gemacht. Er hat gerade ein etwas größeres Projekt am Start und mit dieser Produktion wollte er probieren, wie das auf die jüngere Generation wirkt. Und es wurde sehr positiv aufgenommen. Auch wenn ich mit jungen Leuten spreche und sie danach frage, kommt selten die Reaktion, dass es ihnen nicht gefiele. Es ist natürlich trotzdem so, dass der Song auf diesem Album mit seinem Arrangement irgendwie hinten raus fällt. Er hat mit dem Rest von dem Album nicht großartig etwas zu tun, weil er eben auch nicht von mir ist.
Und Anna-Marlene ist ja noch ziemlich jung und wenn sie das junge Publikum erreicht, ist es doch okay ...
Absolut, na klar. Und es war so, dass ich Oli und Anna - die ja das Label A&O Records haben - sagte: "Okay, passt auf, wir nehmen den Song mit auf das Album, um ihn ein wenig tragfähig zu machen und damit er ein etwas größeres Publikum findet." Das war eigentlich der Deal, den wir dabei hatten.
Für den fehlenden Satzgesang, den Du gerade angesprochen hast, wird man gleich beim nächsten Titel wieder entschädigt, nämlich bei "Glaube mir". Der Song beeindruckt einerseits durch Marek Arnolds Klarinettenspiel - das ich sehr geil finde - und andererseits auch durch den mittels Doppeln Deiner Stimme erzeugten Satzgesang. Der Titel stammt komplett von Dir, also Komposition, Text und Arrangement. An wen richtet er sich?
Dieser Titel ist schon sehr alt. Den schrieb ich für meine damalige Freundin so ca. 2006/2007. Ich habe mich immer irgendwie ein wenig gewehrt, diesen Song zu veröffentlichen, sonst wäre er schon auf dem ersten Album drauf gewesen. Ich stellte mir immer die Frage, ob er nicht zu gefühlsbetont oder gar zu schmalzig daher kommt, und dann ließ ich ihn erst mal für einige Jahre in der Schublade. Und dann irgendwann im Jahre 2012 habe ich ihn wieder rausgekramt und gedacht: "Mensch, so schlecht ist er doch gar nicht, eigentlich ist er ja ehrlich." Dann sagte ich mir, jetzt produzierst du ihn einfach mal. Er war damals noch ganz einfach gesetzt, also ohne Satzgesänge, nur mit Klavier. Ich wollte es dann noch etwas pompöser gestalten, nahm die Satzgesänge dazu und die Klarinette ließ ich von Marek später einspielen. Ich machte ihm die Noten fertig und die Klarinette gab dem Ganzen eine andere Richtung und nimmt auch ein wenig dieses in Ansätzen doch leicht kitschige heraus. Eine Klarinette ist eben ein Instrument, welches man nicht unbedingt alltäglich überall hört, so wie auch das Sopran-Saxophon, welches ja auch sehr dominierend auf dem Album ist.
Den Titel "Hüte Deinen Traum" sprachst Du ja schon an, ihn gab es schon als Video-Clip. Es ist die erste richtig flott arrangierte Nummer auf der CD. Als das Lied losging, ging mir als erstes der Name Peter & Paul durch den Kopf. Was ging Dir beim Schreiben und Arrangieren dieses Liedes durch den Kopf?
(überlegt kurz) "Hüte Deinen Traum" entstand 2012 und zu dieser Zeit hörte ich sehr viel Funk-Musik. Und ich wollte einfach mal so gewisse Basslinien ausprobieren, die durch die Harmonien wandern. Man hört das bei der Nummer ganz explizit, dass da ein ziemlich knobliger Bass die ganze Zeit mitschwingt. Das war ein musikalisches Experiment und deshalb steht auch jeder Song für eine gewisse Zeit, in der ich mich gerade mit dem oder dem Material beschäftigt habe. Und in der Zeit von "Hüte Deinen Traum" war es eben die Funk-Musik und so entstand eine solche Nummer.
Im Booklet steht, der Text entstand durch eine Idee von knubru. Wer ist das?
knubru ist ein Freund von mir, der in meinem Jazz-Quartett SKY BLUE mitspielt. Er ist unser Saxophonist und er hat immer ganz geile Textideen, weil er auch ein bisschen philosophisch an Dinge heran geht. Er schreibt manchmal ad hoc gewisse Lebens- oder Sinnesfragen auf und die gibt er mir dann. Das sind immer ganz viele Dinge, schon fast wie ein Roman geschrieben (lacht) ... und ich versuche, seine Ideen irgendwie zu komprimieren und einen Songtext daraus zu machen.
Nun haben wir geklärt, wer knubru ist und jetzt müssen wir noch fragen, wer ist denn "Elena" aus dem nächsten Song?
Elena ist mein Patenkind. Ich habe ihr diesen Song 2012 zu ihrer Taufe geschrieben. In ihm geht es um eine innige Beziehung zwischen Mutter und Kind, das ist die Kernaussage dieses Stücks. Ich finde auch schön, dass sie dort zum Schluss auch noch mal zur Geltung kommt. Das kleine Mädchen, das dort zu hören ist, ist sie nämlich tatsächlich (lacht) ...
Und dann folgt der Song "Worte sind wie Bilder", bei dem der eben schon erwähnte Peter "Bimbo" Rasym ordentlich seinen Bass slappt, dazu das Saxophonspiel von Marek und die flotte Gangart dieses Titels. Wieder ein Lied, welches komplett von Dir stammt. Kannst Du was dazu noch etwas mehr erzählen?
Das war eigentlich mal eine Spontan-Aktion. Ich wollte einen flotten Song als Konzert-Intro haben. Als ich mein Konzertprogramm "Lieder aus einer längst vergangenen Zeit" vorbereitet habe, überlegte ich, welchen Song ich als Eröffnungsnummer nehmen könnte, damit sich die Leute erst mal fragen "Ha - was geht denn jetzt hier los?" Ich setzte mich einfach ans Klavier und da kam mir diese Idee. Also kreierte ich diesen Titel und er war primär für dieses Konzertprogramm gedacht. Dann verschwand er wieder ein Jahr in der Schublade und als ich mich mit dem neuen Album beschäftigte, fiel er mir wieder in die Hände und da dachte ich, auch ihn nun mal produzieren zu müssen. Ich habe ihn eigentlich nur mit Klavier eingespielt und schickte ihn an Marek, der das Saxophon einspielte. Irgendwie dachte ich mir dann aber, irgendwas fehlt da noch und so kam dann - wie vorhin schon erzählt - Bimbo mit ins Spiel. Ich spielte Bimbo den Song vor und fragte ihn, ob er dazu spielen könne. Er sagte sofort zu. Aber eigentlich ist es ein Live-Song.
Bei "Liebe" zeigst Du ziemlich beeindruckend, dass Du gar keine Instrumente brauchst, um einen Song umzusetzen. A-capella-Gesang, so ein bisschen Beat-Boxing - so kann man es wohl nennen - und der ebenfalls von Dir mit Leben gefüllte Chorgesang. Wie bist Du denn auf diese Idee und diese Umsetzung gekommen?
Das kann ich Dir sagen. Auf diese Idee brachte mich Reinhard Fißler, denn der Song entstand in einer Zeit, als Reinhard und ich uns langsam kennen gelernt hatten. Wir haben damals ganz viele musikalische Experimente bei ihm zu Hause gemacht. Er hat dann beispielsweise gesagt: "Manuel, singe mir mal den oder den Akkord der Reihe nach." Ich musste also die Einzeltöne von einem gewissen Akkord singen, um das Gehör zu schulen. Wir machten das, weil ich ja für die STERN-COMBO MEISSEN live auch die ganzen Satzgesänge für die Kollegen ausarbeiten musste, die sie dann live singen konnten. Die STERN-COMBO hat ja nie Noten für irgendwas aufgeschrieben. Thomas machte das zwar bezüglich der Klavierparts beispielsweise zu "Weißes Gold", aber ansonsten gab es da nie Noten. Ich musste mich also auch an jemanden wenden, der das früher mal sang und die ganzen Satzgesänge mit kreiert hatte. Und genau das machten wir bei ihm zu Hause und da dachte ich: "Mensch, jetzt kannst du auch mal einen Song machen, bei dem du nur deine Stimme einsetzt." Aufgrund der modernen Studiotechnologie ist es eben auch möglich, so etwas zu machen. Akkordisches Singen hintereinander aufnehmen, danach so schneiden, dass es im Ergebnis auch stimmt und ordentlich ist. Und so entstand dieser Song, er ist quasi ein musikalisches Experiment.
Aber ein gelungenes ...
Findest Du, ja? Danke!
Beim folgenden "Geld" geht es ja richtig zur Sache. Das komplette Besteck mit Gitarre, Bass, Schlagezug, Keyboards wurde ausgepackt, und ein echter Rocksong mit unmissverständlicher Botschaft zusammengeschraubt. Den haben Du und Andreas Hähle zusammen gemacht. Ist er genau so entstanden, wie "Das Paradies"?
Nein, der ist nicht ganz genau so entstanden. Die Musik gab es vorher schon, es ist ein Song den wir schon mal in Englisch für die Band CYRIL aufgenommen hatten. Den haben wir noch mal etwas umarrangiert und machten einen deutschen Text drauf, und das war eben dann die unrühmliche Botschaft von "Geld". Da muss ich jetzt nicht näher drauf eingehen, denn Du weißt ja, was damit gemeint ist ...
Ja, aber Du kannst es den Lesern an dieser Stelle ja selbst erklären ...
Ach nein, das muss man den Lesern - glaube ich - gar nicht weiter erklären. Sie sollen mal genau draufhören und sich dann ihre Meinung selbst bilden. (lacht) ...
Okay, das machen wir so. Mit "Seelenlieder I" und "Seelenlieder II" hast Du eine wirklich zu Herzen gehende Hommage an Reinhard Fißler auf Deinem Album verewigt, bei dem Reini auch noch mal selbst zu hören ist, nämlich mit einer Ansage, die er auf Deinem Anrufbeantworter hinterlassen hat. Das verursacht eine ordentliche Portion Gänsehaut. Ist das der Titel, der eigentlich zusammen mit ihm entstehen sollte?
Richtig, genau so ist es. Ich hatte Reinhard im November oder Dezember 2015 von der Idee erzählt, dass ich von ihm einen Text für einen bestimmten Song haben wollte. Er war dafür sehr aufgeschlossen, kannte auch schon die Urfassung und war davon sehr angetan und voller Freude, die Gelegenheit zu bekommen, das machen zu können. Als ich dann im Januar 2016 damit anfing, kam es jedoch nicht mehr dazu. Reinhard war zu der Zeit schon im Krankenhaus und konnte diesen Text leider nicht mehr verfassen. Deshalb habe ich den Song aus gegebenem Anlass ihm gewidmet. Aus diesem Grund auch das längere Intro, damit er selbst noch mal zu Wort kommen kann. Weniger in Bezug auf den Text, sondern mehr darauf, dass zu spüren ist, dass dieses Stück ursprünglich unser gemeinsamer Gedanke gewesen ist. Die Musik dazu hatten Marek und Denis Straßburg bereits seit einiger Zeit fertig.
Stattdessen ist nun Dirk Zöllner zu hören, der auch am Text mitgearbeitet hat, ebenso wie auch Reinis beiden Töchter Judith und Vivian. Wie ist das Lied und die Studiobesetzung mit Scholle, Judith und Vivian letztlich zustande gekommen? Es muss ja insgesamt ein besonderer Moment gewesen sein, als das Lied fertig war ...
Das ist ganz verrückt. Okay, ich erzähle jetzt mal die komplette Story, wie sich das entwickelte: Es war so, dass Reinhard am 13. Februar 2016 verstorben ist und ich hatte einen oder zwei Tage darauf mit Andreas Hähle gesprochen und er sagte gleich: "Den Song muss ich jetzt irgendwie für Reinhard machen." Das kam einfach aus der damaligen Stimmung heraus. Ich fuhr dann zu Andreas, wir trafen uns und ich sagte ihm, dass ich diesen Song als Hommage an Reinhard machen möchte. Er setzte sich dann eine Woche hin, überließ mir im Anschluss seinen Text und nach einigen kleinen Änderungen nahm ich das alles gesanglich fertig auf. Zum Titel hinten hinaus, zum Moment der Steigerung, in der dann Dirk Zöllner gesanglich einsetzt, hatte ich keine Idee, wie ich das umsetzen könnte. Kurz vor Reinhards erster Trauerfeier traf ich mich dann mit Dirk in Berlin und fragte ihn, was er davon halten würde, wenn er diesem Song hinten hinaus noch mal eine ganz andere Farbe geben würde. Ich schickte ihm dann das Playback mit meinem Gesang und es dauerte keine Stunde, bis er mich anrief und zusagte. Daraufhin packte ich sofort meinen Laptop, meine Soundkarte und mein Großmembran-Mikrofon ein und fuhr zu ihm nach Hause. Dort nahmen wir uns an einem Abend dann ein paar Stunden Zeit und nahmen das ganze auf.
Und wie rutschten dann die beiden Mädels da hinein?
Bei den beiden Mädels war es genau so, es war eigentlich eine absolut abgefahrene Sache, denn wir machten die Aufnahmen am Tag der Beerdigung. Genau an diesem Tag nahm ich die beiden Mädchen auf. Judith lebt ja in Spanien und sie kam extra wegen der Beerdigung nach Berlin, und da spielte ich den beiden den Song vor. Es gefiel ihnen total, sie waren absolut berührt und gingen sofort auf meinen Vorschlag, noch einen Beitrag für ihren Papa zu machen, ein. Sie sagten übereinstimmend: "Na klar, das machen wir sofort." Mikrofon usw. hatte ich ja alles dabei, ich baute alles auf, wir nahmen die beiden Takes einfach auf und dann war es fertig. Ja, so war das ...
Bleiben wir mal kurz bei Reinhard Fißler. Wir beide wissen, worüber wir sprechen, aber vielleicht kannst Du es mal kurz in Worte fassen: Mit Reini konnte man ziemlich schnell dicke werden und hat in ihm einen wirklich guten Freund gefunden. Was machte die Freundschaft zu Reini für einen so besonders?
Ich bin ja von Hause aus ein ziemlich beschäftigter und auch recht hektischer Mensch, eben ein "Hans Dampf in allen Gassen". Wenn ich dann zu Reinhard kam und bei ihm war, war es immer so, dass ich zur Ruhe kam und problemlos einen Gang zurückschalten konnte. Reinhard sah ganz viele Lebenssituationen sehr weise und stets alles mit Würde. Das gefiel mir immer sehr gut und wir konnten uns über viele Sachen sehr würdevoll unterhalten. Er war fast wie ein Vater, der seinem Sohn gern ein paar Tipps mit auf den Lebensweg geben will. So empfand ich das immer ... Und das hört man ja auch in dieser Hommage, wie er mit mir spricht. Da kommt es gut zum Tragen, als er dann zum Schluss auch diese Worte "Bleib immer gesund, mein Lieber" spricht. Das war Reinhard, so war er.
Ich kann mich noch immer gut daran erinnern, wenn man einen schlechten Tag hatte, das Telefon klingelte und Reini war dran ... Nach dem Gespräch war der Tag nicht mehr schlecht ...
Genau das ist es. Weil man dann auch immer selbst vor Augen gesetzt bekommen hat: Junge, dir geht's eigentlich ganz gut. Guck mal, was er da für eine Scheiße tragen muss.
Und das stets tapfer ...
Ich meine, wir jammern die ganze Zeit immer rum, wir haben dies und jenes und eigentlich ist das alles gegen das, was da abging, absolute Pille-Palle ... So habe ich das immer gesehen und er hat einen stets im richtigen Moment geerdet.
Kommen wir wieder zurück zur CD. Mit "Vorbei" geht es auf die Zielgerade, wieder stehen Klavier und Deine Stimme im Vordergrund. Der Titel erinnert mich etwas an "Das Paar" von STERN MEISSEN. Ist das Zufall oder davon tatsächlich inspiriert?
Nein, damit hat es jetzt eigentlich nichts zu tun. Der Song, den ich gemeinsam mit Marek machte, entstammt einer gewissen Stimmung, in der es um eine zerbrochene Beziehung geht. Ich fand es gut, dass wir in diesem Song mal Klavier und Saxophon völlig gleichberechtigt haben. Das ist eine sehr schöne Sache. Wie gesagt, in aktuellen Produktionen hört man nur ganz wenige Blasinstrumente, ein Saxophon zum Beispiel kommt dort fast gar nicht mehr zur Geltung. Aber gerade das Saxophon trägt die Stimmung dieses Songs schön weg. Das ist einfach sehr schön gemacht.
Wo Du von "Wegtragen" sprichst, mit "Seelengarten" findet man kurz vor Schluss noch ein weiteres Instrumental. Sehr sphärisch und entrückt kommt das Stück daher. Ist das die Fortsetzung von "Vorbei"?
Ja, wenn Du so willst, ist es die Fortsetzung von "Vorbei". Ich ließ es aber vom Titel her etwas offener, nannte es nicht "Düsternis", sondern "Seelengarten", weil die Leute nicht unbedingt etwas Schlechtes damit assoziieren, was es auch nicht sein soll. Deshalb finde ich gut, wenn man es auch mal offen lässt. Es kann ja auch wieder etwas Gutes bedeuten, was auch der nächste Song "Das Ende vom Lied" wieder ausdrücken soll. Es ist ja so: je beschissener eine Situation ist, es wird sich auch immer etwas Positives daraus entwickeln. Das ist die End-Message und mit der möchte ich die Leute nach Hause schicken. Deshalb war es mir ganz wichtig, diesen Song zuletzt draufzunehmen. Und ich finde, der Song schließt das Album allgemein schön ab.
Du hinterlässt bei manchen Leuten ja jetzt hektische Flecken, denn der Deutsche katalogisiert ja nun mal ganz gerne, was er hört. Das dürfte ihm beim "Seelenparadies" ziemlich schwer fallen, denn in eine einzige Kategorie passt die Scheibe nicht. Wohin würdest Du sie einsortieren, wenn Du im Plattenladen arbeiten würdest?
... wenn ich im Plattenladen arbeiten würde ... (überlegt) Na auf jeden Fall unter irgendeine deutsche Deklaration oder so. Eigentlich habe ich darüber noch gar nicht nachgedacht, denn für mich ist Musik jetzt nicht unbedingt Klassik, Rock/Pop oder Jazz. Musik ist in allererster Linie Musik und Musik entsteht immer aus einem gewissen Moment heraus. Und wenn man ein vielseitiger Mensch ist und sich mit vielen Dingen beschäftigt, dann muss zwangsläufig eine "Vision"-Sache daraus werden. Bei Thomas war das auch nicht anders. Sieh Dir die ganzen STERN MEISSEN-Sachen an. Da ist ja alles vereint in einer Nummer, da ist die höchste Klassik gepaart mit den absolut abgefahrensten Jazz-Elementen oder was auch immer. Hör' Dir den "Kahlen Berg" oder "Weißes Gold" an - darin findest Du alles wieder. Alles. So ist das eben bei mir auch. Ich beschäftige mich mit vielem, will immer mal wieder hier und da reinschnuppern und deshalb klingt die Musik dann eben auch so, wie sie klingt (lacht).
Wenn man sich Deinen Lebenslauf so ansieht - ich beschäftigte mich mit ihm ziemlich intensiv, als ich Dein Portrait erstellte - wäre man gar nicht darauf gekommen, dass Du ein "Hans Dampf in allen Gassen" bist ... (beide lachen) Was war die Antriebsfeder für Dich, ein zweites Solo-Album zu machen? Wenn man sich Deine Vita ansieht, stellt man fest, dass Du ziemlich gut ausgelastet bist. Ein Solo-Album zu machen, dürfte ganz offenbar Luxus für Dich sein, oder?
Absolut. Na klar ist das ein Luxus. Ich kann auch dankbar sein, dass ich die Chance bekommen habe, das Album auch platzieren zu können. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass du irgendwie mal was machst und das dann einfach so raushaust. Es ist ja ein ganz langer Entwicklungsprozess und es sind auch viele Leute daran beteiligt. Ich hätte natürlich die ganzen Songs auch bei STERN-COMBO MEISSEN oder sonst wo einbringen können. Das wollte ich aber nicht, weil eben STERN-COMBO MEISSEN - zumindest jetzt - doch schon eine gewisse Richtung eingeschlagen hat, nämlich diese komplette Artrock-Richtung. Die Band konzentriert sich ja nun seit 2012 wieder explizit auf Artrock, auch wenn wir zum 50-jährigen Jubiläum noch mal zwei oder drei Pop-Songs gemacht hatten. Die Grundrichtung in den Konzerten ist der traditionelle Artrock und mit meinen Stücken - wenn man die Platte jetzt am Stück nimmt - hätte ich es dort sehr schwer gehabt. Bei Songs wie z.B. "Das Paradies" könnte ich mir gut vorstellen, dass er auch bei STERN-COMBO MEISSEN funktioniert, aber ein Song wie "Glaube mir" oder "Elena" könnte ich mir dort nicht vorstellen.
Nein, das passt auch nicht ... Da hast Du recht! Die CD ist inzwischen fertig, sie wartet darauf, in die Läden zu kommen. Bist Du an dieser Stelle zufrieden mit Deinem Werk oder würdest Du - wenn es noch ginge - jetzt noch etwas ändern wollen?
(lacht) Na ja, als Künstler ist man ja nie zufrieden und es gibt immer irgendwelche Stellen, bei denen du sagst, hier könntest du noch mal dies oder das ... Aber ich muss trotzdem sagen, im Großen und Ganzen bin ich mit mir im Reinen. Es ist nicht so, dass ich irgendein Problem mit etwas hätte. Bei der Vorgänger-CD war das schon etwas anders. Gerade jetzt im Nachhinein, wenn ich sie mir nach vielen Jahren anhöre, denke ich schon manchmal: "Ach na ja, hier warst du textlich und musikalisch schon noch ganz schön pubertär." Aber da stand ich gerade am Anfang und das ist eben das Leben, es ist alles an seiner Zeit und an seinem Ort. Und genau so ist das bei "Seelenparadies" jetzt auch, es ist auch ein Lebensabschnitt und der ist jetzt abgeschlossen. Und vielleicht kommt irgendwann was Neues ...
Wie wird das auf der CD enthaltene Programm live umgesetzt? Wirst Du es solo am Klavier präsentieren oder ist eine Tour mit Band geplant?
Leider steht uns - wie auf dem Album sehr ausführlich besungen - immer das liebe Geld im Weg. Also ich würde die Platte - wenn es möglich wäre - gerne mit einer Band aufführen, aber man muss natürlich realistisch bleiben. FALKENBERG oder andere nehmen ihre Platten auch mit Bandbesetzungen auf und präsentieren es letztlich im Konzert dann alleine. Ich denke mal, dass das bei mir in 80 bis 90 Prozent der Fälle auch so sein wird. Ich verbinde es ja auch immer mit meinem anderen Konzertprogramm, mit den "Liedern aus einer längst vergangenen Zeit", in dem ich mich quasi auch auf die Songs von Holger Biege, Veronika Fischer, LIFT, STERN, electra usw. stütze. Die mache ich also in einem Block und in dem anderen Block gibt es dann meine Solo-Songs. Und das funktioniert immer ganz gut. In den vier bis fünf Konzerten, in denen ich das jetzt schon machte, war das auch immer erfolgreich. Und so wird das jetzt auch wieder sein. Sicherlich wird es auch mal so sein, dass ich mir einen Gastmusiker dazu holen werde oder vielleicht auch mit Marek live etwas machen werde. Auch gemeinsam mit Andreas Hähle überlegten wir schon, ob wir vielleicht eine Rock-Lesung machen. Er liest und ich mache Musik dazu. Wir müssen mal sehen, wie sich das entwickeln wird. Auf jeden Fall will ich im kommenden Herbst eine Tour mit fünf oder sechs Terminen zu dem Album machen.
Du bist erst 33 Jahre alt ...
32. Nein noch nicht einmal, erst 31. Aber bald 32 Jahre ...
Oh, Entschuldigung! (beide lachen) Was hat Dich konkret zur Musik gebracht und wann genau hattest Du diesen Moment, in dem klar wurde, dass nur Musik Dein Beruf werden kann?
Zur Musik kam ich schon ziemlich früh. Mit sechs oder sieben Jahren war ich schon in der Musikschule und bekam Keyboard-Unterricht. Das alles haute mich damals aber noch nicht um. Ich hörte zwar gerne Musik, aber das kam dann erst so mit 14 oder 15 Jahren, als ich dann auch meine ersten Songs geschrieben hatte und regelmäßig Konzerte gemacht habe - damals noch ganz viel im kirchlichen Bereich. Und irgendwann kommt man dann an den Punkt, wo es expandiert, wo sich auch Leute für einen interessieren und wo man auch gewisse Dinge anbieten kann. Und dann steht irgendwann die Entscheidung, "Versuchst du das jetzt, hauptberuflich zu machen, oder hast du Angst?" Ich sprang dann irgendwann wirklich einfach ins kalte Wasser. Ich muss aber auch dazu sagen, dass die Sache mit STERN ein Glücksumstand war, der dazu beitrug, dass sich alles so entwickelte. Als ich mein erstes Album machte, war ich ja noch in Leipzig mit meinem Tontechnikerstudium bei SAE beschäftigt. Zu dieser Zeit fiel das nicht so ins Gewicht. Aber ich war schon froh, als ich damit fertig war, dass die Sache mit STERN kam und ich mir eine gewisse Unabhängigkeit schaffen konnte, auch in künstlerischer Hinsicht. Das war schon nicht schlecht und ist auch heutzutage nicht selbstverständlich. Wenn man einen solchen Weg einschlägt, dann muss man auch überzeugt und auch ein wenig verrückt sein, das durchzuziehen ...
Du gingst ja eigentlich auch einen ganz anderen Weg. Viele Jugendliche, die heute Musik machen, tun dies oftmals nur, um in die Charts und in die BRAVO zu kommen. Sie spekulieren auf den großen Durchbruch, gehen den bequemsten Weg, zum Beispiel über "DSDS" - das hast Du alles gar nicht gemacht. Wann war für Dich klar, dass Du den Mainstream-Weg nicht betreten wirst?
Die Frage hat sich bei mir nie gestellt, weil ich von Beginn an mit einer Musik groß geworden bin, bei der immer der Anspruch und die Kunst im Vordergrund stand und nicht das Geldverdienen. Ich hatte auch immer Leute und Mitmusiker um mich - das ist auch ein Glücksumstand - die genau so gepolt waren. Altenburg ist eine recht kulturelle Gegend, in der auch vieles mit Anspruch gemacht wird, und da ergab sich manches einfach zwangsweise. Deshalb stellte sich auch diese Frage nie. Wenn ich mir meine ersten Demos anhöre, die ich mit 13 oder 14 Jahren machte ... auch da habe ich schon eine Musik gemacht, die nie - ich will nicht sagen - "massenkompatibel", aber immer etwas anders war und sich stets explizit vom Mainstream unterschied.
Du hast es eben gerade schon mal durchblicken lassen, dass Du damals auch viel über die Kirche gemacht hast. Du bist ein gläubiger Mensch?
Ja, richtig.
Bist Du darüber auch zur Gospel-Musik gekommen oder hatte das andere Gründe?
Ja, darüber kam ich auch dazu. In vielen geistlichen Liedern bekommt man ja stets bestimmte Dinge aufgedrückt, die Gospel-Musik ist aber völlig frei, sie zwängt Dich nie in irgendeine Richtung hinein. Stücke wie sie von Heinrich Schütz oder von Martin Luther zum Beispiel gemacht wurden, die immer so mit dem Zeigefinger agieren, gibt es bei der Gospel-Musik nicht. Dort singst du dir die Seele frei, singst dir etwas von der Seele ab. Da darfst du dich, wenn es dich packt, auf der Bühne oder vor dem Altar auch mal frei singen und die Emotionen laufen lassen. Das ist das tolle an der Gospel-Musik und deshalb mache ich das auch nach wie vor noch. Es ist auch so eine kleine Sache, die ich mir wirklich die ganzen Jahre beibehalten habe mit diesem Gospel-Chor. Wir haben regelmäßig Auftritte, aber dabei geht es nicht ums fette Geldverdienen, das habe ich mir ein wenig als soziale Erdung erhalten. Ich gehe da auch jeden Montag zur Probe hin und es ist wirklich toll.
Die CD, die Du mit dem Chor produziert hast, ist auch sehr empfehlenswert und wir stellten sie damals ja auch vor. Da kann man sich einen Eindruck verschaffen ...
Ja genau, auf ihr kommt das alles ganz gut zur Geltung.
Deiner Heimatstadt Altenburg dürften Deine vielen Aktivitäten und Projekte auch nicht verborgen geblieben sein. Ist die Stadt stolz auf ihren inzwischen doch ziemlich bekannten Sohn?
Ja doch, das kann man schon sagen. Bei vielen Stadtveranstaltungen kommt dann öfter mal der Bürgermeister und man trifft Leute, die danach fragen, wie es geht und was die Band macht. Also man kennt mich hier schon, doch doch. Es ist schon auch völlig abgefahren, wenn man mal so durch die Stadt geht und jeder Dritte spricht dich an ...
Da weißt Du mal, wie sich die Mädels von "Germany's Next Topmodel" so fühlen ...
Oh - grausam ... (lacht)
Über Deinen Weg zur STERN-COMBO haben wir ja schon 2012 in unserem ersten Interview sehr ausführlich gesprochen, fast vier Jahre später hast Du schon so einiges erlebt. Schöne, wie auch traurige Momente. Bist Du noch glücklich mit Deiner Entscheidung, bei der COMBO eingestiegen zu sein ...
Absolut!
... oder bereust Du es manchmal doch?
Nein, da bereue ich gar nichts! Musikalisch war das das Beste, was mir in den letzten Jahren passiert ist. Das kann ich wirklich so sagen. Ich bin sehr sehr glücklich, trotz mancher Widrigkeiten, die das auch mit sich bringt. Es ist trotzdem schön und wir sind jetzt wirklich eine tolle Truppe. Auch gerade nach dem Tod von Thomas war das noch mal ein ganz entscheidender Moment. Wir standen ja vor dem "Nichts". Thomas war Mitte 2013 von heute auf morgen einfach weg. Wir standen da, es war Wahnsinn. Und es war quasi ein aus der Not heraus geborener Entschluss zu sagen, "Ja, wir probieren das jetzt aus!" Es hätte auch alles schiefgehen können. Es wusste keiner, niemand konnte es zu dieser Zeit absehen. Es ging Gott sei Dank nicht schief, aber das mit Thomas war schon ein heftiger Einschnitt.
Wann war denn für Euch klar, dass Ihr Thomas personell nicht ersetzen werdet, sondern dass quasi Du seinen Job übernimmst?
Am Anfang herrschte erst mal komplette Unsicherheit. Wir überlegten, ob wir mit einem Gitarristen weiter machen, innerhalb von zwei drei Wochen entschied sich dann aber alles anders, da ich auch die ganze Keyboards-Strecke kannte. Thomas bekam das ja auch mit. Wir hatten noch eine Mugge in Magdeburg, bei der er zwar noch dabei war, aber leider nicht mehr spielen konnte. Einige Teile konnte ich dort schon spielen, obwohl ich das alles gar nicht drauf hatte. Innerhalb einer Woche musste das alles geregelt sein, das war Wahnsinn. Es war eine absolute Not-Mugge - aus der Not heraus geboren. Und dann wurde es ja so schlimm, dass er Ende August ins Krankenhaus kam und dort sagte Thomas zu mir: "Mensch Manuel, Du kannst doch Keyboards spielen. Mach' das doch, Du kannst das." Er sagte ganz klar zu mir: "Manuel, Du musst das jetzt machen, ich kann jetzt nicht. Ihr müsst das irgendwie hinbekommen, die Band muss weiter bestehen." Das war Thomas' Aussage. Es war ihm immer wichtig, es ging ihm immer um die Band. Die Band muss weiter bestehen.
Ja, das war immer sein Motto ...
Es wusste ja auch keiner, wie sich alles entwickeln würde, es war nicht abzusehen. Es war bei ihm stets ein Auf und Ab. Wir sind ins Krankenhaus gekommen, keine zwei Tage später ging es ihm wieder relativ gut, zwei Tage später war alles wieder runter, eine Woche später wieder gut, dann wieder runter. Es war ein ständiges Hin und Her ... Es war Wahnsinn. Hattet Ihr eigentlich noch Kontakt?
Ja, eigentlich bis zum Schluss ...
Stimmt, Du hast ihn - glaube ich - auch noch mal angerufen, das erzählte er mir ...
Was Dir mit Reini nicht gelungen ist, ist Dir mit Thomas gelungen - Ihr konntet noch an Eurer Musik arbeiten, Ihr habt auch neue Musik geschrieben.
Na Du, mit Reinhard gibt es auch noch eine unveröffentlichte Sache.
Schau, schau ...
Es ist sein Song "Friends". Den haben wir noch zusammen gemacht.
Ja, aber ich meinte jetzt bezogen auf Dein Album. Das hat mit Reini ja leider nicht funktioniert. An neuen STERN-Sachen haben Thomas und Du ja weiter gearbeitet. Thomas war ja damals von Beginn an von Dir begeistert und auch davon, dass Du - als Du zur ersten Probe kamst - die ganzen Texte schon drauf hattest.
Ich weiß (lacht) Da sagte er gleich am Anfang: "Was, Du willst das 'Weiße Gold' singen? Na ja, dann mach' mal ..." Ich werde nie vergessen, das ganze Ding war fertig und er sagte hinterher: "Jetzt muss ich mich erst mal setzen ..."
Und dann rief mich Thomas am folgenden Tag an und erzählte mir davon. Noch etwas vorher hatte er mir davon erzählt, dass sich ein Manuel Schmid auf die Sänger-Stelle beworben hätte und ich konnte ihm darauf antworten - weil wir beide uns ja schon durch Deine CD "Leben" kannten: "Den kannst Du gleich verhaften, der ist gut."
(lacht)
Wie war die Zusammenarbeit, das gemeinsame Songwriting zwischen Euch? Wie hat das funktioniert, wie habt Ihr das gemacht?
Geschrieben haben wir gemeinsam ja leider nur einen Song, das war der "Lebensblues". Vom "Reiter der Nacht" machten wir ein neues Arrangement, das war unsere erste Zusammenarbeit, bei der wir auch verschiedene Stimmen ausprobiert haben. Aber geschrieben haben wir gemeinsam wirklich nur den "Lebensblues". Den musste ich zum Schluss dann allerdings auch allein fertigstellen, weil es bei Thomas leider nicht mehr ging. Aber sämtliche Grundkeyboards, sämtliche Klavierlinien, die Du da hören kannst, stammen alle von ihm und er hatte sie auch selbst eingespielt.
Und den "Lebensblues" habt Ihr dann wahrscheinlich über die Entfernung zusammen gemacht, oder?
Nein, den haben wir zusammen in seinem Studio gemacht. Der wurde noch im "overlight" aufgenommen, also zumindest sämtliche Keyboards-Spuren wurden dort aufgenommen. Die Gesänge nahm ich in meinem Studio auf, aber die Keyboards wurden alle im "overlight" aufgenommen. Ich habe sogar noch das allererste Demo hier, wenn ich es finde, kann ich Dir das mal schicken.
Ja, das würde mich auch interessieren ... Kommen wir noch zu etwas anderem: Ein Highlight steht an, ein Highlight der Bandgeschichte. Es ist ja kurios, dass man das 26 Jahre nach der Wende noch sagen muss und man kann es auch kaum glauben, aber es wird im Januar 2017 das erste West-Konzert der Band geben, nämlich hier in Castrop-Rauxel. Ist das nur auf dem Papier eine Besonderheit oder tatsächlich für Euch Musiker auch?
Na klar ist das eine Besonderheit. Man geht da auch mit einer gewissen Aufgeregtheit ran. Wie reagieren die Leute, kann man sie mit so einer Musik packen? Das weiß man ja immer nicht. Und daher ist es für uns etwas Besonders und ich freue mich da sehr drauf.
Es ist ja noch eine Weile hin, was werdet Ihr live präsentieren, habt Ihr Euch da schon Gedanken gemacht? Werden die "Bilder einer Ausstellung" und "Weißes Gold" auch zum Vortrag kommen?
Ich kann Dir jetzt verraten, dass wir im nächsten Jahr mit einem schönen neuen Programm durchstarten werden, bei dem auch viele klassische Sachen wieder zu hören sein werden. Wir wollen "Weißes Gold" wieder machen und auch den "Vivaldi". Das ist für mich natürlich eine ganz schöne Tastenakrobatik, weil ich mir das alles ja aufdrücken muss, und Thomas' Spielweise war natürlich auch ... na ja ... damit muss man sich schon ein bisschen beschäftigen, das spielst du nicht mal einfach so, weißt Du? Man kann ihn ja auch nicht ersetzen. Thomas ist durch sein Spiel und die Art und Weise, wie er es gemacht hat, einfach unersetzbar. Darüber ist nicht zu diskutieren, es ist ganz einfach so. Deshalb wird das für mich eine ganz schwierige Aufgabe, dem zumindest in so weit gerecht zu werden, dass das überzeugend von der Bühne kommt. Bisher ist das Gott sei Dank ganz gut geglückt. Na ja, man wird sehen - ich werde mich auf jeden Fall sehr bemühen.
"Wir sind die Sonne" muss unbedingt dabei sein, denn hier gibt es zwei, drei Leute, die sind ganz scharf auf diese Nummer ...
Ja, na klar. Das machen wir, der Song wird dabei sein.
Wir sprachen ja schon mal darüber: Es bietet sich ja obendrein sogar an, dass man von außerhalb zum STERN-COMBO-Konzert anreist und gleich ein Wochenende hier in Castrop-Rauxel verbringt, denn Du bleibst etwas länger. Du hast Dich vor ein paar Tagen ja dazu entschlossen, dass Du am Tag nach der STERN-Mugge im hiesigen "Haus Oestreich" auch noch ein Solo-Konzert gibst?
Ja, stimmt. Dazu habe ich mich entschlossen. Die Frage ist jetzt nur noch, in welcher Form das stattfinden wird. Ob ich es ganz allein bestreite oder ob ich mir noch zwei oder drei Leute dazu hole.
Ja gerne ... Manuel, ich danke Dir für die Zeit, die Du Dir genommen hast für dieses Interview ...
Alles gut - ich danke Dir!
Ich wünsche Dir alles Gute für diese CD und ich hoffe, dass Du ganz ganz viele Leute damit erreichst, denn es lohnt sich wirklich. Ich drücke Dir die Daumen dafür!
Ich danke Dir, super!
Also "Seelenparadies" drückt mein eigentliches Leben der letzten sechs Jahre aus. Ich fand das eigentlich einen ganz guten Titel, weil er auch ein wenig Tiefgründigkeit darstellt. Die ganzen Stücke sind ja auch an die Substanz gehende Songs, die doch schon ein bisschen - ich will nicht sagen "schwermütig" - intensiver daherkommen, als das, was man sonst so tagtäglich zum Konsum vorgesetzt bekommt. Insofern finde ich den Titel "Seelenparadies" als ganz passenden Titel dafür, weil er tiefgründig ist.
Im Booklet steht geschrieben, dass Du fast vier Jahre an dem Album gearbeitet hast. Ist Dein Einstieg bei der STERN-COMBO dazwischen gekommen, dass es letztlich so lange gedauert hat?
Ja, auch die STERN-COMBO hat - ich will nicht sagen "schuld" - schon damit zu tun. Ich hatte ja damals im April 2012 begonnen, hatte auch schon ein Video zu "Hüte deinen Traum" produziert und "Glaube mir" ist auch noch eine Nummer aus dieser Zeit. Ich wollte wieder ein Album machen und die STERN-COMBO kam da eben genau dazwischen. Darum musste ich alles erst mal beiseite legen, weil andere Dinge einfach wichtiger waren. "Bilder einer Ausstellung" war letztes Jahr dann abgeschlossen und ich sagte mir: "Okay jetzt bringst du das ganze Ding mal zum Ende." Ich hatte noch ein paar Songs auf Halde, die aber noch nicht aufgenommen waren, und da hatte ich das ab Juli/August letzten Jahres bis jetzt durchgezogen.
Du zeigst Dich hier erneut als wahrer Springbrunnen guter Songideen, denn fast alle Kompositionen sind von Dir, auch viele Texte sind von Dir. Wie entstehen Deine Lieder? Gibt es da immer einen Anstoß, zum Beispiel einen fertigen Text, oder kommen Dir Melodien in den Kopf, die Du dann in komplette Kompositionen verwandelst?
Sowohl, als auch. Meistens ist es natürlich so, dass man zuerst die Musik schreibt, bevor man sich dann irgendwie an den Text macht. Aber es gibt zum Beispiel auch den Song "Paradies" auf dem Album, den schrieb ich auf einen Text von Andreas Hähle. Andreas überließ mir diesen Text und ich habe dann die Musik explizit auf diesen Text gesetzt. Aber meistens ist es so, dass die Musik zuerst kommt und dann der Text.
Du hast den Namen gerade erwähnt, unter den Textern findet sich auch der Name unseres "Deutsche Mugge"-Kollegen Andreas Hähle. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit mit ihm und wie habt Ihr Euch überhaupt kennen gelernt?
Andreas kenne ich durch die Benefiz-Konzerte für Reinhard Fißler, die er moderierte. Dort trafen wir uns mal, unterhielten uns und dabei erwähnte er, dass er auch Texte mache. Das fand ich interessant, weil ich stets auf der Suche nach guten Texten bin. Wir nahmen dann Kontakt auf und ich sagte ihm, welche Themen ich gern mal behandelt haben möchte. Daraufhin gab er sich diesen Ideen hin und schrieb dann die Texte für mich. Ich hab' also gesagt: "Schreib' mir mal Texte und ich mach' dann darauf eine Musik." So haben wir das gemacht (lacht) ...
Wie auch schon auf Deinem Album "Leben" gibt es wieder Texte von Kurt Demmler. Bei "Also was soll aus mir werden" ist das klar, aber dann gibt es noch einen weiteren Text, einen ziemlich unbekannten, zu dem es jetzt noch kein Lied gab, oder?
Nein, richtig.
Was verbindet Dich mit Demmler und seinen Texten?
Da muss ich jetzt ein wenig ausholen: Kurt Demmler hatte 2006 einen Eintrag in mein Gästebuch geschrieben mit dem Inhalt, dass er meine Musik ganz gut fände und dass er anböte, Texte für mich zu schreiben. Am 5. Juli 2006, 09.04 Uhr, schrieb er: "Hallo Manuel, habe Dich auf meiner Seite entdeckt und auf Deine verfolgt. Finde die toll gemacht und auch Dich als Künstler interessant. Stehe zur Zusammenarbeit mit Dir gerne zur Verfügung. Kurt Demmler."
Sehr cool ... ein Ritterschlag!
Ja, aber echt ... Sehr cool (lacht)! Das habe ich natürlich genutzt, habe mich mit ihm Verbindung gesetzt, ihm ein, zwei, drei Musiken und einige Themen geschickt und er sagte, sieh mal auf meine "Demmler-Song-Seite". Dort hatte er sämtliche Texte, die er jemals verfasst hatte, online gestellt. Dort konnte man sich entsprechend durcharbeiten. Es gab zwei Rubriken, einmal vertonte und zum anderen nicht vertonte Texte. Ich sah mich in den bisher nicht vertonten um, stieß auf einige und zwei Texte schrieb er damals ganz explizit für mich.
Welche waren das?
Das waren "Das Spiegelbild" und "Leben nur wieder Leben" auf der ersten CD. Die beiden Sachen waren damals ganz speziell für diese CD gemacht. Jetzt auf der neuen CD ist "Das Ende vom Lied" noch mit drauf, welches auch aus dieser Zeit stammt. Ich fand den Song in meinem Archiv und weiß gar nicht mehr, warum ich ihn damals nicht verwendete. Aber ich glaube, das Album war schon fertig und da passte er irgendwie nicht mehr mit drauf, oder er kam einfach zu spät hinzu. Auf jeden Fall musste er jetzt auf das neue Album mit drauf, weil ich ihn einfach sehr schön finde. Auch weil er diese schöne Schlagzeile "Ich glaube an das Gute, und dass es siegt" beinhaltet und das eine Message ist, die man heute in der schwierigen Zeit, in der wir uns ein wenig befinden, mit auf den Weg geben kann.
Auf dieses Lied kommen wir gleich noch näher zu sprechen. Es gab also direkten Kontakt zwischen Dir und Kurt Demmler, und Du hast Dich nicht nur einfach seiner Texte bedient ...
Nein, überhaupt nicht. Wir haben viel per Mail korrespondiert, ich stellte ihm sämtliche Sachen vor und er wollte es auch alles wissen. Er war da sehr genau, man durfte auch keine Zeile ändern, um sie singbarer zu machen. Das wollte er alles selbst kontrollieren und das ist ja auch okay. Auf genau dieser Ebene arbeiteten wir zusammen. Anders wäre es nicht gegangen.
Ich weiß nicht, direkt oder auch aus der Ferne, bekamst Du ja mit, wie sein Ende war. Das war ja nicht sonderlich angenehm ...
Nein, das habe ich gar nicht so mitbekommen. Wir hatten über einen längeren Zeitraum gar keinen Kontakt, weil zu der Zeit auch andere Dinge zu tun waren. Die Songs hatte ich zwar da, ließ sie aber ein halbes oder dreiviertel Jahr ruhen, bevor ich sie produzierte. Ich habe die Songs erst in der Zeit produziert, als es bei ihm fast schon vorbei war. Wir fingen Ende 2008 mit der Produktion an und im Februar 2009 nahm sich Kurt Demmler das Leben. Das fand also während der Produktion statt. Zum letzten Mal hatte ich im Sommer 2008 Kontakt mit ihm, die letzten Arbeiten waren abgeschlossen und dann folgten die Aufnahmen. Ich war natürlich überrascht, hatte dann anfangs auch Probleme, weil es keinen Ansprechpartner in Bezug auf die Veröffentlichung der Songs gab. Ich trat damals dann noch mit seinem Sohn in Verbindung und es zog sich über mehrere Wochen hin, bis die rechtlichen Bedingungen geklärt werden konnten. Das war nicht ganz einfach. Na ja ...
Ein anderer bekannter Name, der in der Zutatenliste Deiner CD zu finden ist, ist Marek Arnold ...
Ja, richtig.
Ihr habt Euch bei der STERN-COMBO MEISSEN ja knapp verpasst, woher kennt Ihr Euch?
(lacht) Also Marek kenne ich schon viele Jahre durch die uns umgebende Musikszene. Marek ist ja ein ganz bekannter, in vielen Projekten hier im Umkreis aktiver Musiker, und ich kenne ihn eigentlich durch einen Mit-Musikanten aus meiner Jazz-Band, nämlich durch Knut Kielmann. Daher kenne ich Marek. Wirklich aufmerksam auf ihn wurde ich allerdings durch die STERN-COMBO MEISSEN. Er hatte damals für das Album "Lebensuhr" den Song "Es geht die Zeit" gemacht und den fand ich sehr toll. Mir gefiel das Lied und so trat ich einfach mit ihm in Kontakt, um ihm zu sagen, dass er ein geiles Lied gemacht hatte und es mir gefiel. Er freute sich darüber. Das war also zu der Zeit, als er noch bei der STERN-COMBO war, aber wir kannten uns vorher schon.
Hat er Dir damals als ehemaliger Keyboarder der STERN-COMBO - er ging ja auch nicht im Frieden - von Deiner Bewerbung als neuer COMBO-Sänger nicht abgeraten? Er hatte ja mit den beiden anderen damals ausgestiegenen Ex-Musikanten harte Kritik am Bandinnenleben geäußert ...
Nein, hat er nicht. Ich kenne ja seine Sicht der Dinge. Es war so, dass er mir riet: "Manuel, pass' ein wenig auf den Weg auf." Es war also nicht so, dass er sagte, "Manuel, mach' das nicht, um Gottes Willen." Das kann ich nicht sagen ... Es ist ja auch Quatsch, die Erfahrungen muss jeder für sich selbst machen und dann sehen, ob es für einen passt. Man darf auch nicht vergessen, die STERN-COMBO ist eine gestandene Band. Die Leute, die das verwalten und machen, haben sich über all die Jahre ein gewisses Podium erarbeitet und da kann man nicht, wenn man neu dazu kommt, gleich alle Zepter in die Hand nehmen. Man muss sehen, sich mit gewissen Dingen zu arrangieren und neue Impulse hinzu zu geben. Und das ist eben genau das, weshalb es jetzt so gut bei uns funktioniert. Weil wir miteinander auf Augenhöhe sind, uns ausreden lassen und bei einem Streit selbst reflektieren und uns fragen "Was ist denn jetzt richtig und was ist denn jetzt falsch?" Bei der STERN-COMBO überschlug sich in den vergangenen Jahren vieles, weil mitunter überstürzt gehandelt wurde und genau das war oftmals das Problem. Einige wollten sich verwirklichen und es gab keine richtig führende Hand, die gewisse Sachen eingrenzte. Bei der COMBO gab es schon immer ein Kommunikationsproblem und nun ist es so, dass wir einen Weg fanden, mit vielen Dingen anders umzugehen. Wenn mal Probleme herrschen, wird nicht in der Öffentlichkeit darüber gesprochen, sondern die Themen werden ausdiskutiert und wir suchen nach dem Weg, wie wir damit umgehen können. Wichtig ist eben auch - und das ist das wichtigste: es geht in erster Linie immer um die Musik und auch um die Leute, die das dann schlussendlich konsumieren und die dafür auch Geld bezahlen. Das darf man auch nicht vergessen. Viele Künstler sind - die Erfahrung habe ich oft gemacht - so unterwegs, dass sie in erster Linie zunächst an sich selbst denken. Ich finde, wenn man so einen Job macht, muss man eine gute Mitte finden ...
Das ist richtig. Kommen wir zurück zu Deiner CD. Du hast eine Vielzahl bekannter Namen auch in der Besetzungsliste Deiner Studioband. Dort ist zum Beispiel Peter "Bimbo" Rasym - der PUHDYS-Bassist - zu lesen. Wie kam es denn zu seinem Mitwirken?
Bimbo kenne ich durch das ganze Musikerumfeld. Er ist öfter mal bei Martin Schreier zu Hause, sie treffen sich dort zum Nachmittagskaffee, und so begegneten wir uns nach meinem Einstieg in der Band auch mal. Er freute sich immer, dass bei der COMBO nun ein so junger Typ singt und sagte: "Der macht das gut und der ist irgendwie dabei ..." So fanden Bimbo und ich eine nette Ebene. Als Bassisten fand ich Bimbo schon immer grandios und er spielte ja damals einen charakteristischen Bass bei "Stundenschlag" oder "Also was soll aus mir werden". Bei einer Nummer, wollte ich ihn - weil sie musikalisch genau so charakteristisch ist - einfach dabei haben. Er war sofort Feuer und Flamme und sagte zu, den Bass für mich einzuspielen. So war das. Wir haben uns getroffen, ich sagte "Ich habe hier eine Nummer, die ist ganz interessant." und er sagte "Zeig mal her. Okay, das spiele ich für Dich ein." Eigentlich ganz einfach, es war sofort beschlossene Sache (lacht) ...
Ging das bei Rainer Oleak genau so? Er ist ja - ebenso, wie René Niederwieser, der ja auch Techniker bei der STERN-COMBO ist - auch mit im Studio gewesen. Wie hast Du die Auswahl getroffen, wer da bei Dir mitspielen soll? Waren das Wünsche oder ergab sich das eher durch Zufall?
Das waren solche Bauchentscheidungen und manches hat sich auch einfach so ergeben. Bei Rainer Oleak war es zum Beispiel so: Wir kennen uns primär durch die Studioarbeit für STERN. Wir mischten zusammen die "Potsdamer Platz"- und auch die "Bilder einer Ausstellung"-DVD und dadurch kenne ich Ole. Und Ole hat mir in dieser Zeit auch stets seine musikalischen Experimente vorgespielt, denn man tauscht sich unter Musikern natürlich auch aus und interessiert sich dafür, was der andere so macht. In dieser Zeit sah ich immer, Ole ist ein sehr kreativer "Effektmensch". Er weiß genau, wie man in einen Song eine bestimmte Stimmung reinbringen kann. Das macht er ganz toll mit verschiedenen Sound-Collagen oder mit verschiedenen Schlagzeugen usw. Es war dann so, dass ich den Song "Paradies" hier liegen hatte und ich war nicht so wirklich zufrieden, weil ihm irgendwie der Schub und auch das Überzeugende fehlte. Ich sagte dann "Ole, ich hab' hier einen Song, höre doch bitte mal drüber, was könnte man denn da noch machen? Ich würde mir das oder das so vorstellen, ich bekomme es aber nicht hin." Ole hat dann diverse Effekte und auch dieses perkussiv harte, wummernde Schlagzeug, welches den Song richtig tragfähig und kraftvoll macht, dafür eingespielt. Das hat er gemacht.
Dann lass' uns mal über den Inhalt der Platte sprechen. Mit "Der Tag erwacht" geht es los. Eine schöne Instrumentalnummer, nur Klavier und Vogelgezwitscher, das erinnert mich einerseits an die Zeit, als KARAT ihre Alben noch mit einem Intro eröffneten, und andererseits an das letzte Album von Thomas Kurzhals, welches er komplett mit meditativer Musik füllte ...
Genau so ist es. Du hast jetzt eine gute Verbindung gefunden, weil ich bei Thomas auch viel über Soundstrukturen lernen konnte. Er war jemand, der gerne gewisse Soundcollagen gebaut hat. Dieses Vogelgezwitscher zum Beispiel wurde auf einem Mini-Moog gemacht. Das ist gar kein richtiges Vogelgezwitscher, es ist ein Synthetisches. Ich drehte dafür auf dem Mini-Moog einfach den Fader ganz schnell auf und zu und habe dazu ganz perkussiv auf die Taste gehauen. So entstand das Vogelgezwitscher (lacht) ... Ich empfand es einfach als eine schöne Stimmung und sehr passend für das Album, welches ja quasi einen Tagesablauf darstellt.
Der Song "Das Paradies" kommt gleich als nächster und ist auch gleichzeitig die Single. Ein Song, der durchaus auch zur COMBO gepasst hätte, oder?
Absolut. Er ist ja auch stilistisch ein wenig in diese Richtung gemacht, auch mit diesem Mini-Moog-Solo. Auf jeden Fall! Und ich überlege auch, diesen Song vielleicht auch mit der COMBO mal live zu spielen, es würde sich ganz gut anbieten ...
Ebenfalls als Single in Umlauf ist die folgende Nummer "Also was soll aus mir werden", ein Duett mit Anna-Marlene Bicking. Ein Remake des STERN MEISSEN-Titels. Die Idee dazu kam aber von Anna-Marlene, oder?
Genau. Anna hat irgendwann mal gesagt, dass sie den Song live mit ihrer Band covert, und da war ich erst mal überrascht und ich sagte zu ihr "Na, da habt Ihr Euch ja was vorgenommen ..." (lacht) Darauf hin sagte sie mir aber, dass es nicht so traditionell wäre, wie sie das spielen, sondern dass sie es völlig umarrangiert hätten. Ich war interessiert und sagte "Na zeig' mal her". Irgendwann sagte sie dann, dass sie diesen Song aufnehmen und ein tolles Video dazu machen wolle. Im vergangenen Jahr fragte sie mich, ob wir den Song nicht gemeinsam als Duett aufnehmen wollten. "Na klar, lass' uns das machen." Ich sagte also zu.
Ich bin ehrlich. Ich brauchte ein paar Anläufe, bis ich mit dieser Version etwas anfangen konnte, auch jetzt tu ich mich noch immer schwer damit ...
Ja, das glaube ich Dir.
Kannst Du verstehen, dass einige Alt-Fans der STERN-COMBO mit dieser neuen Version ihre Probleme haben?
Das kann ich absolut verstehen. Du darfst ja nicht vergessen, dass alles Charakteristische, was diesen Song mal ausmachte, dort herausgenommen wurde. Das heißt, der gesamte Song ist ja quasi nur noch prägnant durch die eigentliche Gesangsmelodie, sogar die Original-Harmonien sind völlig andere. Das charakteristische Bass-Intro ist weg, die Satzgesänge sind weg. Ich halte es dennoch für eine zeitgemäße Produktion. Es wurde auch bewusst so gemacht, um einfach mal zu checken, wie ein solch alter Song auch im Heute funktionieren kann. Er wurde von einem bekannten Produzenten, nämlich Bernhard Range, gemacht. Er hat gerade ein etwas größeres Projekt am Start und mit dieser Produktion wollte er probieren, wie das auf die jüngere Generation wirkt. Und es wurde sehr positiv aufgenommen. Auch wenn ich mit jungen Leuten spreche und sie danach frage, kommt selten die Reaktion, dass es ihnen nicht gefiele. Es ist natürlich trotzdem so, dass der Song auf diesem Album mit seinem Arrangement irgendwie hinten raus fällt. Er hat mit dem Rest von dem Album nicht großartig etwas zu tun, weil er eben auch nicht von mir ist.
Und Anna-Marlene ist ja noch ziemlich jung und wenn sie das junge Publikum erreicht, ist es doch okay ...
Absolut, na klar. Und es war so, dass ich Oli und Anna - die ja das Label A&O Records haben - sagte: "Okay, passt auf, wir nehmen den Song mit auf das Album, um ihn ein wenig tragfähig zu machen und damit er ein etwas größeres Publikum findet." Das war eigentlich der Deal, den wir dabei hatten.
Für den fehlenden Satzgesang, den Du gerade angesprochen hast, wird man gleich beim nächsten Titel wieder entschädigt, nämlich bei "Glaube mir". Der Song beeindruckt einerseits durch Marek Arnolds Klarinettenspiel - das ich sehr geil finde - und andererseits auch durch den mittels Doppeln Deiner Stimme erzeugten Satzgesang. Der Titel stammt komplett von Dir, also Komposition, Text und Arrangement. An wen richtet er sich?
Dieser Titel ist schon sehr alt. Den schrieb ich für meine damalige Freundin so ca. 2006/2007. Ich habe mich immer irgendwie ein wenig gewehrt, diesen Song zu veröffentlichen, sonst wäre er schon auf dem ersten Album drauf gewesen. Ich stellte mir immer die Frage, ob er nicht zu gefühlsbetont oder gar zu schmalzig daher kommt, und dann ließ ich ihn erst mal für einige Jahre in der Schublade. Und dann irgendwann im Jahre 2012 habe ich ihn wieder rausgekramt und gedacht: "Mensch, so schlecht ist er doch gar nicht, eigentlich ist er ja ehrlich." Dann sagte ich mir, jetzt produzierst du ihn einfach mal. Er war damals noch ganz einfach gesetzt, also ohne Satzgesänge, nur mit Klavier. Ich wollte es dann noch etwas pompöser gestalten, nahm die Satzgesänge dazu und die Klarinette ließ ich von Marek später einspielen. Ich machte ihm die Noten fertig und die Klarinette gab dem Ganzen eine andere Richtung und nimmt auch ein wenig dieses in Ansätzen doch leicht kitschige heraus. Eine Klarinette ist eben ein Instrument, welches man nicht unbedingt alltäglich überall hört, so wie auch das Sopran-Saxophon, welches ja auch sehr dominierend auf dem Album ist.
Den Titel "Hüte Deinen Traum" sprachst Du ja schon an, ihn gab es schon als Video-Clip. Es ist die erste richtig flott arrangierte Nummer auf der CD. Als das Lied losging, ging mir als erstes der Name Peter & Paul durch den Kopf. Was ging Dir beim Schreiben und Arrangieren dieses Liedes durch den Kopf?
(überlegt kurz) "Hüte Deinen Traum" entstand 2012 und zu dieser Zeit hörte ich sehr viel Funk-Musik. Und ich wollte einfach mal so gewisse Basslinien ausprobieren, die durch die Harmonien wandern. Man hört das bei der Nummer ganz explizit, dass da ein ziemlich knobliger Bass die ganze Zeit mitschwingt. Das war ein musikalisches Experiment und deshalb steht auch jeder Song für eine gewisse Zeit, in der ich mich gerade mit dem oder dem Material beschäftigt habe. Und in der Zeit von "Hüte Deinen Traum" war es eben die Funk-Musik und so entstand eine solche Nummer.
Im Booklet steht, der Text entstand durch eine Idee von knubru. Wer ist das?
knubru ist ein Freund von mir, der in meinem Jazz-Quartett SKY BLUE mitspielt. Er ist unser Saxophonist und er hat immer ganz geile Textideen, weil er auch ein bisschen philosophisch an Dinge heran geht. Er schreibt manchmal ad hoc gewisse Lebens- oder Sinnesfragen auf und die gibt er mir dann. Das sind immer ganz viele Dinge, schon fast wie ein Roman geschrieben (lacht) ... und ich versuche, seine Ideen irgendwie zu komprimieren und einen Songtext daraus zu machen.
Nun haben wir geklärt, wer knubru ist und jetzt müssen wir noch fragen, wer ist denn "Elena" aus dem nächsten Song?
Elena ist mein Patenkind. Ich habe ihr diesen Song 2012 zu ihrer Taufe geschrieben. In ihm geht es um eine innige Beziehung zwischen Mutter und Kind, das ist die Kernaussage dieses Stücks. Ich finde auch schön, dass sie dort zum Schluss auch noch mal zur Geltung kommt. Das kleine Mädchen, das dort zu hören ist, ist sie nämlich tatsächlich (lacht) ...
Und dann folgt der Song "Worte sind wie Bilder", bei dem der eben schon erwähnte Peter "Bimbo" Rasym ordentlich seinen Bass slappt, dazu das Saxophonspiel von Marek und die flotte Gangart dieses Titels. Wieder ein Lied, welches komplett von Dir stammt. Kannst Du was dazu noch etwas mehr erzählen?
Das war eigentlich mal eine Spontan-Aktion. Ich wollte einen flotten Song als Konzert-Intro haben. Als ich mein Konzertprogramm "Lieder aus einer längst vergangenen Zeit" vorbereitet habe, überlegte ich, welchen Song ich als Eröffnungsnummer nehmen könnte, damit sich die Leute erst mal fragen "Ha - was geht denn jetzt hier los?" Ich setzte mich einfach ans Klavier und da kam mir diese Idee. Also kreierte ich diesen Titel und er war primär für dieses Konzertprogramm gedacht. Dann verschwand er wieder ein Jahr in der Schublade und als ich mich mit dem neuen Album beschäftigte, fiel er mir wieder in die Hände und da dachte ich, auch ihn nun mal produzieren zu müssen. Ich habe ihn eigentlich nur mit Klavier eingespielt und schickte ihn an Marek, der das Saxophon einspielte. Irgendwie dachte ich mir dann aber, irgendwas fehlt da noch und so kam dann - wie vorhin schon erzählt - Bimbo mit ins Spiel. Ich spielte Bimbo den Song vor und fragte ihn, ob er dazu spielen könne. Er sagte sofort zu. Aber eigentlich ist es ein Live-Song.
Bei "Liebe" zeigst Du ziemlich beeindruckend, dass Du gar keine Instrumente brauchst, um einen Song umzusetzen. A-capella-Gesang, so ein bisschen Beat-Boxing - so kann man es wohl nennen - und der ebenfalls von Dir mit Leben gefüllte Chorgesang. Wie bist Du denn auf diese Idee und diese Umsetzung gekommen?
Das kann ich Dir sagen. Auf diese Idee brachte mich Reinhard Fißler, denn der Song entstand in einer Zeit, als Reinhard und ich uns langsam kennen gelernt hatten. Wir haben damals ganz viele musikalische Experimente bei ihm zu Hause gemacht. Er hat dann beispielsweise gesagt: "Manuel, singe mir mal den oder den Akkord der Reihe nach." Ich musste also die Einzeltöne von einem gewissen Akkord singen, um das Gehör zu schulen. Wir machten das, weil ich ja für die STERN-COMBO MEISSEN live auch die ganzen Satzgesänge für die Kollegen ausarbeiten musste, die sie dann live singen konnten. Die STERN-COMBO hat ja nie Noten für irgendwas aufgeschrieben. Thomas machte das zwar bezüglich der Klavierparts beispielsweise zu "Weißes Gold", aber ansonsten gab es da nie Noten. Ich musste mich also auch an jemanden wenden, der das früher mal sang und die ganzen Satzgesänge mit kreiert hatte. Und genau das machten wir bei ihm zu Hause und da dachte ich: "Mensch, jetzt kannst du auch mal einen Song machen, bei dem du nur deine Stimme einsetzt." Aufgrund der modernen Studiotechnologie ist es eben auch möglich, so etwas zu machen. Akkordisches Singen hintereinander aufnehmen, danach so schneiden, dass es im Ergebnis auch stimmt und ordentlich ist. Und so entstand dieser Song, er ist quasi ein musikalisches Experiment.
Aber ein gelungenes ...
Findest Du, ja? Danke!
Beim folgenden "Geld" geht es ja richtig zur Sache. Das komplette Besteck mit Gitarre, Bass, Schlagezug, Keyboards wurde ausgepackt, und ein echter Rocksong mit unmissverständlicher Botschaft zusammengeschraubt. Den haben Du und Andreas Hähle zusammen gemacht. Ist er genau so entstanden, wie "Das Paradies"?
Nein, der ist nicht ganz genau so entstanden. Die Musik gab es vorher schon, es ist ein Song den wir schon mal in Englisch für die Band CYRIL aufgenommen hatten. Den haben wir noch mal etwas umarrangiert und machten einen deutschen Text drauf, und das war eben dann die unrühmliche Botschaft von "Geld". Da muss ich jetzt nicht näher drauf eingehen, denn Du weißt ja, was damit gemeint ist ...
Ja, aber Du kannst es den Lesern an dieser Stelle ja selbst erklären ...
Ach nein, das muss man den Lesern - glaube ich - gar nicht weiter erklären. Sie sollen mal genau draufhören und sich dann ihre Meinung selbst bilden. (lacht) ...
Okay, das machen wir so. Mit "Seelenlieder I" und "Seelenlieder II" hast Du eine wirklich zu Herzen gehende Hommage an Reinhard Fißler auf Deinem Album verewigt, bei dem Reini auch noch mal selbst zu hören ist, nämlich mit einer Ansage, die er auf Deinem Anrufbeantworter hinterlassen hat. Das verursacht eine ordentliche Portion Gänsehaut. Ist das der Titel, der eigentlich zusammen mit ihm entstehen sollte?
Richtig, genau so ist es. Ich hatte Reinhard im November oder Dezember 2015 von der Idee erzählt, dass ich von ihm einen Text für einen bestimmten Song haben wollte. Er war dafür sehr aufgeschlossen, kannte auch schon die Urfassung und war davon sehr angetan und voller Freude, die Gelegenheit zu bekommen, das machen zu können. Als ich dann im Januar 2016 damit anfing, kam es jedoch nicht mehr dazu. Reinhard war zu der Zeit schon im Krankenhaus und konnte diesen Text leider nicht mehr verfassen. Deshalb habe ich den Song aus gegebenem Anlass ihm gewidmet. Aus diesem Grund auch das längere Intro, damit er selbst noch mal zu Wort kommen kann. Weniger in Bezug auf den Text, sondern mehr darauf, dass zu spüren ist, dass dieses Stück ursprünglich unser gemeinsamer Gedanke gewesen ist. Die Musik dazu hatten Marek und Denis Straßburg bereits seit einiger Zeit fertig.
Stattdessen ist nun Dirk Zöllner zu hören, der auch am Text mitgearbeitet hat, ebenso wie auch Reinis beiden Töchter Judith und Vivian. Wie ist das Lied und die Studiobesetzung mit Scholle, Judith und Vivian letztlich zustande gekommen? Es muss ja insgesamt ein besonderer Moment gewesen sein, als das Lied fertig war ...
Das ist ganz verrückt. Okay, ich erzähle jetzt mal die komplette Story, wie sich das entwickelte: Es war so, dass Reinhard am 13. Februar 2016 verstorben ist und ich hatte einen oder zwei Tage darauf mit Andreas Hähle gesprochen und er sagte gleich: "Den Song muss ich jetzt irgendwie für Reinhard machen." Das kam einfach aus der damaligen Stimmung heraus. Ich fuhr dann zu Andreas, wir trafen uns und ich sagte ihm, dass ich diesen Song als Hommage an Reinhard machen möchte. Er setzte sich dann eine Woche hin, überließ mir im Anschluss seinen Text und nach einigen kleinen Änderungen nahm ich das alles gesanglich fertig auf. Zum Titel hinten hinaus, zum Moment der Steigerung, in der dann Dirk Zöllner gesanglich einsetzt, hatte ich keine Idee, wie ich das umsetzen könnte. Kurz vor Reinhards erster Trauerfeier traf ich mich dann mit Dirk in Berlin und fragte ihn, was er davon halten würde, wenn er diesem Song hinten hinaus noch mal eine ganz andere Farbe geben würde. Ich schickte ihm dann das Playback mit meinem Gesang und es dauerte keine Stunde, bis er mich anrief und zusagte. Daraufhin packte ich sofort meinen Laptop, meine Soundkarte und mein Großmembran-Mikrofon ein und fuhr zu ihm nach Hause. Dort nahmen wir uns an einem Abend dann ein paar Stunden Zeit und nahmen das ganze auf.
Und wie rutschten dann die beiden Mädels da hinein?
Bei den beiden Mädels war es genau so, es war eigentlich eine absolut abgefahrene Sache, denn wir machten die Aufnahmen am Tag der Beerdigung. Genau an diesem Tag nahm ich die beiden Mädchen auf. Judith lebt ja in Spanien und sie kam extra wegen der Beerdigung nach Berlin, und da spielte ich den beiden den Song vor. Es gefiel ihnen total, sie waren absolut berührt und gingen sofort auf meinen Vorschlag, noch einen Beitrag für ihren Papa zu machen, ein. Sie sagten übereinstimmend: "Na klar, das machen wir sofort." Mikrofon usw. hatte ich ja alles dabei, ich baute alles auf, wir nahmen die beiden Takes einfach auf und dann war es fertig. Ja, so war das ...
Bleiben wir mal kurz bei Reinhard Fißler. Wir beide wissen, worüber wir sprechen, aber vielleicht kannst Du es mal kurz in Worte fassen: Mit Reini konnte man ziemlich schnell dicke werden und hat in ihm einen wirklich guten Freund gefunden. Was machte die Freundschaft zu Reini für einen so besonders?
Ich bin ja von Hause aus ein ziemlich beschäftigter und auch recht hektischer Mensch, eben ein "Hans Dampf in allen Gassen". Wenn ich dann zu Reinhard kam und bei ihm war, war es immer so, dass ich zur Ruhe kam und problemlos einen Gang zurückschalten konnte. Reinhard sah ganz viele Lebenssituationen sehr weise und stets alles mit Würde. Das gefiel mir immer sehr gut und wir konnten uns über viele Sachen sehr würdevoll unterhalten. Er war fast wie ein Vater, der seinem Sohn gern ein paar Tipps mit auf den Lebensweg geben will. So empfand ich das immer ... Und das hört man ja auch in dieser Hommage, wie er mit mir spricht. Da kommt es gut zum Tragen, als er dann zum Schluss auch diese Worte "Bleib immer gesund, mein Lieber" spricht. Das war Reinhard, so war er.
Ich kann mich noch immer gut daran erinnern, wenn man einen schlechten Tag hatte, das Telefon klingelte und Reini war dran ... Nach dem Gespräch war der Tag nicht mehr schlecht ...
Genau das ist es. Weil man dann auch immer selbst vor Augen gesetzt bekommen hat: Junge, dir geht's eigentlich ganz gut. Guck mal, was er da für eine Scheiße tragen muss.
Und das stets tapfer ...
Ich meine, wir jammern die ganze Zeit immer rum, wir haben dies und jenes und eigentlich ist das alles gegen das, was da abging, absolute Pille-Palle ... So habe ich das immer gesehen und er hat einen stets im richtigen Moment geerdet.
Kommen wir wieder zurück zur CD. Mit "Vorbei" geht es auf die Zielgerade, wieder stehen Klavier und Deine Stimme im Vordergrund. Der Titel erinnert mich etwas an "Das Paar" von STERN MEISSEN. Ist das Zufall oder davon tatsächlich inspiriert?
Nein, damit hat es jetzt eigentlich nichts zu tun. Der Song, den ich gemeinsam mit Marek machte, entstammt einer gewissen Stimmung, in der es um eine zerbrochene Beziehung geht. Ich fand es gut, dass wir in diesem Song mal Klavier und Saxophon völlig gleichberechtigt haben. Das ist eine sehr schöne Sache. Wie gesagt, in aktuellen Produktionen hört man nur ganz wenige Blasinstrumente, ein Saxophon zum Beispiel kommt dort fast gar nicht mehr zur Geltung. Aber gerade das Saxophon trägt die Stimmung dieses Songs schön weg. Das ist einfach sehr schön gemacht.
Wo Du von "Wegtragen" sprichst, mit "Seelengarten" findet man kurz vor Schluss noch ein weiteres Instrumental. Sehr sphärisch und entrückt kommt das Stück daher. Ist das die Fortsetzung von "Vorbei"?
Ja, wenn Du so willst, ist es die Fortsetzung von "Vorbei". Ich ließ es aber vom Titel her etwas offener, nannte es nicht "Düsternis", sondern "Seelengarten", weil die Leute nicht unbedingt etwas Schlechtes damit assoziieren, was es auch nicht sein soll. Deshalb finde ich gut, wenn man es auch mal offen lässt. Es kann ja auch wieder etwas Gutes bedeuten, was auch der nächste Song "Das Ende vom Lied" wieder ausdrücken soll. Es ist ja so: je beschissener eine Situation ist, es wird sich auch immer etwas Positives daraus entwickeln. Das ist die End-Message und mit der möchte ich die Leute nach Hause schicken. Deshalb war es mir ganz wichtig, diesen Song zuletzt draufzunehmen. Und ich finde, der Song schließt das Album allgemein schön ab.
Du hinterlässt bei manchen Leuten ja jetzt hektische Flecken, denn der Deutsche katalogisiert ja nun mal ganz gerne, was er hört. Das dürfte ihm beim "Seelenparadies" ziemlich schwer fallen, denn in eine einzige Kategorie passt die Scheibe nicht. Wohin würdest Du sie einsortieren, wenn Du im Plattenladen arbeiten würdest?
... wenn ich im Plattenladen arbeiten würde ... (überlegt) Na auf jeden Fall unter irgendeine deutsche Deklaration oder so. Eigentlich habe ich darüber noch gar nicht nachgedacht, denn für mich ist Musik jetzt nicht unbedingt Klassik, Rock/Pop oder Jazz. Musik ist in allererster Linie Musik und Musik entsteht immer aus einem gewissen Moment heraus. Und wenn man ein vielseitiger Mensch ist und sich mit vielen Dingen beschäftigt, dann muss zwangsläufig eine "Vision"-Sache daraus werden. Bei Thomas war das auch nicht anders. Sieh Dir die ganzen STERN MEISSEN-Sachen an. Da ist ja alles vereint in einer Nummer, da ist die höchste Klassik gepaart mit den absolut abgefahrensten Jazz-Elementen oder was auch immer. Hör' Dir den "Kahlen Berg" oder "Weißes Gold" an - darin findest Du alles wieder. Alles. So ist das eben bei mir auch. Ich beschäftige mich mit vielem, will immer mal wieder hier und da reinschnuppern und deshalb klingt die Musik dann eben auch so, wie sie klingt (lacht).
Wenn man sich Deinen Lebenslauf so ansieht - ich beschäftigte mich mit ihm ziemlich intensiv, als ich Dein Portrait erstellte - wäre man gar nicht darauf gekommen, dass Du ein "Hans Dampf in allen Gassen" bist ... (beide lachen) Was war die Antriebsfeder für Dich, ein zweites Solo-Album zu machen? Wenn man sich Deine Vita ansieht, stellt man fest, dass Du ziemlich gut ausgelastet bist. Ein Solo-Album zu machen, dürfte ganz offenbar Luxus für Dich sein, oder?
Absolut. Na klar ist das ein Luxus. Ich kann auch dankbar sein, dass ich die Chance bekommen habe, das Album auch platzieren zu können. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass du irgendwie mal was machst und das dann einfach so raushaust. Es ist ja ein ganz langer Entwicklungsprozess und es sind auch viele Leute daran beteiligt. Ich hätte natürlich die ganzen Songs auch bei STERN-COMBO MEISSEN oder sonst wo einbringen können. Das wollte ich aber nicht, weil eben STERN-COMBO MEISSEN - zumindest jetzt - doch schon eine gewisse Richtung eingeschlagen hat, nämlich diese komplette Artrock-Richtung. Die Band konzentriert sich ja nun seit 2012 wieder explizit auf Artrock, auch wenn wir zum 50-jährigen Jubiläum noch mal zwei oder drei Pop-Songs gemacht hatten. Die Grundrichtung in den Konzerten ist der traditionelle Artrock und mit meinen Stücken - wenn man die Platte jetzt am Stück nimmt - hätte ich es dort sehr schwer gehabt. Bei Songs wie z.B. "Das Paradies" könnte ich mir gut vorstellen, dass er auch bei STERN-COMBO MEISSEN funktioniert, aber ein Song wie "Glaube mir" oder "Elena" könnte ich mir dort nicht vorstellen.
Nein, das passt auch nicht ... Da hast Du recht! Die CD ist inzwischen fertig, sie wartet darauf, in die Läden zu kommen. Bist Du an dieser Stelle zufrieden mit Deinem Werk oder würdest Du - wenn es noch ginge - jetzt noch etwas ändern wollen?
(lacht) Na ja, als Künstler ist man ja nie zufrieden und es gibt immer irgendwelche Stellen, bei denen du sagst, hier könntest du noch mal dies oder das ... Aber ich muss trotzdem sagen, im Großen und Ganzen bin ich mit mir im Reinen. Es ist nicht so, dass ich irgendein Problem mit etwas hätte. Bei der Vorgänger-CD war das schon etwas anders. Gerade jetzt im Nachhinein, wenn ich sie mir nach vielen Jahren anhöre, denke ich schon manchmal: "Ach na ja, hier warst du textlich und musikalisch schon noch ganz schön pubertär." Aber da stand ich gerade am Anfang und das ist eben das Leben, es ist alles an seiner Zeit und an seinem Ort. Und genau so ist das bei "Seelenparadies" jetzt auch, es ist auch ein Lebensabschnitt und der ist jetzt abgeschlossen. Und vielleicht kommt irgendwann was Neues ...
Wie wird das auf der CD enthaltene Programm live umgesetzt? Wirst Du es solo am Klavier präsentieren oder ist eine Tour mit Band geplant?
Leider steht uns - wie auf dem Album sehr ausführlich besungen - immer das liebe Geld im Weg. Also ich würde die Platte - wenn es möglich wäre - gerne mit einer Band aufführen, aber man muss natürlich realistisch bleiben. FALKENBERG oder andere nehmen ihre Platten auch mit Bandbesetzungen auf und präsentieren es letztlich im Konzert dann alleine. Ich denke mal, dass das bei mir in 80 bis 90 Prozent der Fälle auch so sein wird. Ich verbinde es ja auch immer mit meinem anderen Konzertprogramm, mit den "Liedern aus einer längst vergangenen Zeit", in dem ich mich quasi auch auf die Songs von Holger Biege, Veronika Fischer, LIFT, STERN, electra usw. stütze. Die mache ich also in einem Block und in dem anderen Block gibt es dann meine Solo-Songs. Und das funktioniert immer ganz gut. In den vier bis fünf Konzerten, in denen ich das jetzt schon machte, war das auch immer erfolgreich. Und so wird das jetzt auch wieder sein. Sicherlich wird es auch mal so sein, dass ich mir einen Gastmusiker dazu holen werde oder vielleicht auch mit Marek live etwas machen werde. Auch gemeinsam mit Andreas Hähle überlegten wir schon, ob wir vielleicht eine Rock-Lesung machen. Er liest und ich mache Musik dazu. Wir müssen mal sehen, wie sich das entwickeln wird. Auf jeden Fall will ich im kommenden Herbst eine Tour mit fünf oder sechs Terminen zu dem Album machen.
Du bist erst 33 Jahre alt ...
32. Nein noch nicht einmal, erst 31. Aber bald 32 Jahre ...
Oh, Entschuldigung! (beide lachen) Was hat Dich konkret zur Musik gebracht und wann genau hattest Du diesen Moment, in dem klar wurde, dass nur Musik Dein Beruf werden kann?
Zur Musik kam ich schon ziemlich früh. Mit sechs oder sieben Jahren war ich schon in der Musikschule und bekam Keyboard-Unterricht. Das alles haute mich damals aber noch nicht um. Ich hörte zwar gerne Musik, aber das kam dann erst so mit 14 oder 15 Jahren, als ich dann auch meine ersten Songs geschrieben hatte und regelmäßig Konzerte gemacht habe - damals noch ganz viel im kirchlichen Bereich. Und irgendwann kommt man dann an den Punkt, wo es expandiert, wo sich auch Leute für einen interessieren und wo man auch gewisse Dinge anbieten kann. Und dann steht irgendwann die Entscheidung, "Versuchst du das jetzt, hauptberuflich zu machen, oder hast du Angst?" Ich sprang dann irgendwann wirklich einfach ins kalte Wasser. Ich muss aber auch dazu sagen, dass die Sache mit STERN ein Glücksumstand war, der dazu beitrug, dass sich alles so entwickelte. Als ich mein erstes Album machte, war ich ja noch in Leipzig mit meinem Tontechnikerstudium bei SAE beschäftigt. Zu dieser Zeit fiel das nicht so ins Gewicht. Aber ich war schon froh, als ich damit fertig war, dass die Sache mit STERN kam und ich mir eine gewisse Unabhängigkeit schaffen konnte, auch in künstlerischer Hinsicht. Das war schon nicht schlecht und ist auch heutzutage nicht selbstverständlich. Wenn man einen solchen Weg einschlägt, dann muss man auch überzeugt und auch ein wenig verrückt sein, das durchzuziehen ...
Du gingst ja eigentlich auch einen ganz anderen Weg. Viele Jugendliche, die heute Musik machen, tun dies oftmals nur, um in die Charts und in die BRAVO zu kommen. Sie spekulieren auf den großen Durchbruch, gehen den bequemsten Weg, zum Beispiel über "DSDS" - das hast Du alles gar nicht gemacht. Wann war für Dich klar, dass Du den Mainstream-Weg nicht betreten wirst?
Die Frage hat sich bei mir nie gestellt, weil ich von Beginn an mit einer Musik groß geworden bin, bei der immer der Anspruch und die Kunst im Vordergrund stand und nicht das Geldverdienen. Ich hatte auch immer Leute und Mitmusiker um mich - das ist auch ein Glücksumstand - die genau so gepolt waren. Altenburg ist eine recht kulturelle Gegend, in der auch vieles mit Anspruch gemacht wird, und da ergab sich manches einfach zwangsweise. Deshalb stellte sich auch diese Frage nie. Wenn ich mir meine ersten Demos anhöre, die ich mit 13 oder 14 Jahren machte ... auch da habe ich schon eine Musik gemacht, die nie - ich will nicht sagen - "massenkompatibel", aber immer etwas anders war und sich stets explizit vom Mainstream unterschied.
Du hast es eben gerade schon mal durchblicken lassen, dass Du damals auch viel über die Kirche gemacht hast. Du bist ein gläubiger Mensch?
Ja, richtig.
Bist Du darüber auch zur Gospel-Musik gekommen oder hatte das andere Gründe?
Ja, darüber kam ich auch dazu. In vielen geistlichen Liedern bekommt man ja stets bestimmte Dinge aufgedrückt, die Gospel-Musik ist aber völlig frei, sie zwängt Dich nie in irgendeine Richtung hinein. Stücke wie sie von Heinrich Schütz oder von Martin Luther zum Beispiel gemacht wurden, die immer so mit dem Zeigefinger agieren, gibt es bei der Gospel-Musik nicht. Dort singst du dir die Seele frei, singst dir etwas von der Seele ab. Da darfst du dich, wenn es dich packt, auf der Bühne oder vor dem Altar auch mal frei singen und die Emotionen laufen lassen. Das ist das tolle an der Gospel-Musik und deshalb mache ich das auch nach wie vor noch. Es ist auch so eine kleine Sache, die ich mir wirklich die ganzen Jahre beibehalten habe mit diesem Gospel-Chor. Wir haben regelmäßig Auftritte, aber dabei geht es nicht ums fette Geldverdienen, das habe ich mir ein wenig als soziale Erdung erhalten. Ich gehe da auch jeden Montag zur Probe hin und es ist wirklich toll.
Die CD, die Du mit dem Chor produziert hast, ist auch sehr empfehlenswert und wir stellten sie damals ja auch vor. Da kann man sich einen Eindruck verschaffen ...
Ja genau, auf ihr kommt das alles ganz gut zur Geltung.
Deiner Heimatstadt Altenburg dürften Deine vielen Aktivitäten und Projekte auch nicht verborgen geblieben sein. Ist die Stadt stolz auf ihren inzwischen doch ziemlich bekannten Sohn?
Ja doch, das kann man schon sagen. Bei vielen Stadtveranstaltungen kommt dann öfter mal der Bürgermeister und man trifft Leute, die danach fragen, wie es geht und was die Band macht. Also man kennt mich hier schon, doch doch. Es ist schon auch völlig abgefahren, wenn man mal so durch die Stadt geht und jeder Dritte spricht dich an ...
Da weißt Du mal, wie sich die Mädels von "Germany's Next Topmodel" so fühlen ...
Oh - grausam ... (lacht)
Über Deinen Weg zur STERN-COMBO haben wir ja schon 2012 in unserem ersten Interview sehr ausführlich gesprochen, fast vier Jahre später hast Du schon so einiges erlebt. Schöne, wie auch traurige Momente. Bist Du noch glücklich mit Deiner Entscheidung, bei der COMBO eingestiegen zu sein ...
Absolut!
... oder bereust Du es manchmal doch?
Nein, da bereue ich gar nichts! Musikalisch war das das Beste, was mir in den letzten Jahren passiert ist. Das kann ich wirklich so sagen. Ich bin sehr sehr glücklich, trotz mancher Widrigkeiten, die das auch mit sich bringt. Es ist trotzdem schön und wir sind jetzt wirklich eine tolle Truppe. Auch gerade nach dem Tod von Thomas war das noch mal ein ganz entscheidender Moment. Wir standen ja vor dem "Nichts". Thomas war Mitte 2013 von heute auf morgen einfach weg. Wir standen da, es war Wahnsinn. Und es war quasi ein aus der Not heraus geborener Entschluss zu sagen, "Ja, wir probieren das jetzt aus!" Es hätte auch alles schiefgehen können. Es wusste keiner, niemand konnte es zu dieser Zeit absehen. Es ging Gott sei Dank nicht schief, aber das mit Thomas war schon ein heftiger Einschnitt.
Wann war denn für Euch klar, dass Ihr Thomas personell nicht ersetzen werdet, sondern dass quasi Du seinen Job übernimmst?
Am Anfang herrschte erst mal komplette Unsicherheit. Wir überlegten, ob wir mit einem Gitarristen weiter machen, innerhalb von zwei drei Wochen entschied sich dann aber alles anders, da ich auch die ganze Keyboards-Strecke kannte. Thomas bekam das ja auch mit. Wir hatten noch eine Mugge in Magdeburg, bei der er zwar noch dabei war, aber leider nicht mehr spielen konnte. Einige Teile konnte ich dort schon spielen, obwohl ich das alles gar nicht drauf hatte. Innerhalb einer Woche musste das alles geregelt sein, das war Wahnsinn. Es war eine absolute Not-Mugge - aus der Not heraus geboren. Und dann wurde es ja so schlimm, dass er Ende August ins Krankenhaus kam und dort sagte Thomas zu mir: "Mensch Manuel, Du kannst doch Keyboards spielen. Mach' das doch, Du kannst das." Er sagte ganz klar zu mir: "Manuel, Du musst das jetzt machen, ich kann jetzt nicht. Ihr müsst das irgendwie hinbekommen, die Band muss weiter bestehen." Das war Thomas' Aussage. Es war ihm immer wichtig, es ging ihm immer um die Band. Die Band muss weiter bestehen.
Ja, das war immer sein Motto ...
Es wusste ja auch keiner, wie sich alles entwickeln würde, es war nicht abzusehen. Es war bei ihm stets ein Auf und Ab. Wir sind ins Krankenhaus gekommen, keine zwei Tage später ging es ihm wieder relativ gut, zwei Tage später war alles wieder runter, eine Woche später wieder gut, dann wieder runter. Es war ein ständiges Hin und Her ... Es war Wahnsinn. Hattet Ihr eigentlich noch Kontakt?
Ja, eigentlich bis zum Schluss ...
Stimmt, Du hast ihn - glaube ich - auch noch mal angerufen, das erzählte er mir ...
Was Dir mit Reini nicht gelungen ist, ist Dir mit Thomas gelungen - Ihr konntet noch an Eurer Musik arbeiten, Ihr habt auch neue Musik geschrieben.
Na Du, mit Reinhard gibt es auch noch eine unveröffentlichte Sache.
Schau, schau ...
Es ist sein Song "Friends". Den haben wir noch zusammen gemacht.
Ja, aber ich meinte jetzt bezogen auf Dein Album. Das hat mit Reini ja leider nicht funktioniert. An neuen STERN-Sachen haben Thomas und Du ja weiter gearbeitet. Thomas war ja damals von Beginn an von Dir begeistert und auch davon, dass Du - als Du zur ersten Probe kamst - die ganzen Texte schon drauf hattest.
Ich weiß (lacht) Da sagte er gleich am Anfang: "Was, Du willst das 'Weiße Gold' singen? Na ja, dann mach' mal ..." Ich werde nie vergessen, das ganze Ding war fertig und er sagte hinterher: "Jetzt muss ich mich erst mal setzen ..."
Und dann rief mich Thomas am folgenden Tag an und erzählte mir davon. Noch etwas vorher hatte er mir davon erzählt, dass sich ein Manuel Schmid auf die Sänger-Stelle beworben hätte und ich konnte ihm darauf antworten - weil wir beide uns ja schon durch Deine CD "Leben" kannten: "Den kannst Du gleich verhaften, der ist gut."
(lacht)
Wie war die Zusammenarbeit, das gemeinsame Songwriting zwischen Euch? Wie hat das funktioniert, wie habt Ihr das gemacht?
Geschrieben haben wir gemeinsam ja leider nur einen Song, das war der "Lebensblues". Vom "Reiter der Nacht" machten wir ein neues Arrangement, das war unsere erste Zusammenarbeit, bei der wir auch verschiedene Stimmen ausprobiert haben. Aber geschrieben haben wir gemeinsam wirklich nur den "Lebensblues". Den musste ich zum Schluss dann allerdings auch allein fertigstellen, weil es bei Thomas leider nicht mehr ging. Aber sämtliche Grundkeyboards, sämtliche Klavierlinien, die Du da hören kannst, stammen alle von ihm und er hatte sie auch selbst eingespielt.
Und den "Lebensblues" habt Ihr dann wahrscheinlich über die Entfernung zusammen gemacht, oder?
Nein, den haben wir zusammen in seinem Studio gemacht. Der wurde noch im "overlight" aufgenommen, also zumindest sämtliche Keyboards-Spuren wurden dort aufgenommen. Die Gesänge nahm ich in meinem Studio auf, aber die Keyboards wurden alle im "overlight" aufgenommen. Ich habe sogar noch das allererste Demo hier, wenn ich es finde, kann ich Dir das mal schicken.
Ja, das würde mich auch interessieren ... Kommen wir noch zu etwas anderem: Ein Highlight steht an, ein Highlight der Bandgeschichte. Es ist ja kurios, dass man das 26 Jahre nach der Wende noch sagen muss und man kann es auch kaum glauben, aber es wird im Januar 2017 das erste West-Konzert der Band geben, nämlich hier in Castrop-Rauxel. Ist das nur auf dem Papier eine Besonderheit oder tatsächlich für Euch Musiker auch?
Na klar ist das eine Besonderheit. Man geht da auch mit einer gewissen Aufgeregtheit ran. Wie reagieren die Leute, kann man sie mit so einer Musik packen? Das weiß man ja immer nicht. Und daher ist es für uns etwas Besonders und ich freue mich da sehr drauf.
Es ist ja noch eine Weile hin, was werdet Ihr live präsentieren, habt Ihr Euch da schon Gedanken gemacht? Werden die "Bilder einer Ausstellung" und "Weißes Gold" auch zum Vortrag kommen?
Ich kann Dir jetzt verraten, dass wir im nächsten Jahr mit einem schönen neuen Programm durchstarten werden, bei dem auch viele klassische Sachen wieder zu hören sein werden. Wir wollen "Weißes Gold" wieder machen und auch den "Vivaldi". Das ist für mich natürlich eine ganz schöne Tastenakrobatik, weil ich mir das alles ja aufdrücken muss, und Thomas' Spielweise war natürlich auch ... na ja ... damit muss man sich schon ein bisschen beschäftigen, das spielst du nicht mal einfach so, weißt Du? Man kann ihn ja auch nicht ersetzen. Thomas ist durch sein Spiel und die Art und Weise, wie er es gemacht hat, einfach unersetzbar. Darüber ist nicht zu diskutieren, es ist ganz einfach so. Deshalb wird das für mich eine ganz schwierige Aufgabe, dem zumindest in so weit gerecht zu werden, dass das überzeugend von der Bühne kommt. Bisher ist das Gott sei Dank ganz gut geglückt. Na ja, man wird sehen - ich werde mich auf jeden Fall sehr bemühen.
"Wir sind die Sonne" muss unbedingt dabei sein, denn hier gibt es zwei, drei Leute, die sind ganz scharf auf diese Nummer ...
Ja, na klar. Das machen wir, der Song wird dabei sein.
Wir sprachen ja schon mal darüber: Es bietet sich ja obendrein sogar an, dass man von außerhalb zum STERN-COMBO-Konzert anreist und gleich ein Wochenende hier in Castrop-Rauxel verbringt, denn Du bleibst etwas länger. Du hast Dich vor ein paar Tagen ja dazu entschlossen, dass Du am Tag nach der STERN-Mugge im hiesigen "Haus Oestreich" auch noch ein Solo-Konzert gibst?
Ja, stimmt. Dazu habe ich mich entschlossen. Die Frage ist jetzt nur noch, in welcher Form das stattfinden wird. Ob ich es ganz allein bestreite oder ob ich mir noch zwei oder drei Leute dazu hole.
Ja gerne ... Manuel, ich danke Dir für die Zeit, die Du Dir genommen hast für dieses Interview ...
Alles gut - ich danke Dir!
Ich wünsche Dir alles Gute für diese CD und ich hoffe, dass Du ganz ganz viele Leute damit erreichst, denn es lohnt sich wirklich. Ich drücke Dir die Daumen dafür!
Ich danke Dir, super!
Interview: Christian Reder
Bearbeitung: mb, cr
Fotos: Pressematerial, Fundus Manuel Schmid
Bearbeitung: mb, cr
Fotos: Pressematerial, Fundus Manuel Schmid
Videoclips: