Interview vom 19. April 2016
Aus Thüringen kommt nicht nur die beste Rostbratwurst, leckeres Schwarzbier, feines Kristall und Qualitäts-Spielzeug, sondern auch knüppelhartes Metall. Sogar zeitloses und darum rostfreies Metall, das unter dem Namen HARDHOLZ von „Kelle“ (Gesang), „Ede“ (Gitarre), „Der Hölzer“ und „Franky“ in Tambach-Dietharz seit 1983 hergestellt wird. Schon zu DDR-Zeiten konnte die Kapelle Erfolge feiern, war eine gut gebuchte Live-Band und produzierte beim Rundfunk der DDR sowie im Studio von Jürgen Matkowitz (Prinzip) eigene Songs. Gute Platzierungen in Wertungssendungen und Auftritte im DDR-Fernsehen waren weitere Höhepunkte in der ersten Phase der Bandgeschichte. Nach der Wende wurde es für die Band zunehmend schwieriger und obwohl man 1995 das erste Album veröffentlichen konnte, entschloss sich im Jahre 1997 die Bandarbeit einzustellen. Seit 2013 ist HARDHOLZ mit neuem Sänger wieder am Start und präsentierte im Februar 2016 das zweite Studioalbum. Es ist die erste Platte, die die Band auf einem großen Label veröffentlichen konnte. Deutsche Mugge hatte Gelegenheit, sich mit Bandgründer und Basser 'Der Hölzer' und seinen Jungs über das neue Album und die Band zu unterhalten ...
Euer neues Album heißt "Herzinfarkt". Ist das als Warnhinweis auf die gesundheitlichen Risiken beim Anhören der Platte zu verstehen oder warum habt Ihr Euch für diesen Namen entschieden?
Ein Gesundheitsrisiko besteht nur dann, wenn beim Hören zu viel Dope im Spiel ist ;-) Das Album stellt ja sozusagen einen Zusammenschnitt unseres bisherigen künstlerischen Schaffens dar. Wir wollten die Scheibe aber nach einem der neuen Songs benennen.
War Euer Vorgänger, also das Debüt-Album "Jäger und Gejagte" (1995), noch im Eigenvertrieb erschienen, seid Ihr mit dem zweiten Werk nun auf einem großen Label mit großem Vertrieb. Bei Massacre Records sind und waren im Laufe der Zeit u.a. Acts wie Atrocity, Crematory, Axxis, Anthrax und sogar Mötorhead mit einer Best of vertreten. Wie seid Ihr an diesen doch sicher nicht leicht zu bekommenden Plattenvertrag gekommen?
In unserem kleinen Städtchen (etwa 4.000 Einwohner) gibt es seit 20 Jahren zwei Metalbands: HARDHOLZ und EISREGEN. Die Musiker von EISREGEN haben uns vor ihrem 20-jährigen Jubiläumskonzert ganz offiziell als ihre Vorbilder und "Einstiegsdroge zur harten Mugge" bezeichnet. EISREGEN steht seit einigen Alben bei Massacre Records unter Vertrag. Sie kennen dort alle und haben beim gemütlichen Beisammensein unsere "Jäger und Gejagte" CD eingelegt und über HARDHOLZ geplaudert, was auf Interesse stieß. Daraufhin haben wir uns um einen Deal beworben, und da ist er, der Vertrag über die CD "Herzinfarkt". Hier mal ein facebook-eintrag von EISREGEN:
"19.2.2016 LEGENDEN-RÜCKMELDETAG! wie einige von euch wissen werden, gibt es in Tambach-Dietharz nicht nur EISREGEN und ein Wasserrad, nein auch HARDHOLZ stammen von hier. Eine lebende Legende, die 1983 nicht weniger als den ostdeutschen Heavy Metal erfunden hat. Morgen ist es soweit: HARDHOLZ veröffentlichen nach über 30 Jahren ihr erstes, offizielles Album "HERZINFAKT"! Auf die Ohren gibt es 46 Minuten lang fast alles, was mir an schönen Heavy Metal-Kindheitserinnerungen lieb und wichtig ist, was in dieser Zeit den Heavy Metal für mich ausgemacht und nicht zuletzt dazu geführt hat, selbst musizieren zu wollen. Alle Klassiker der Band (wie "Charon", der "Tannhäuser", "Asphaltlady" oder "Wieland der Schmied") sind am Start und klingen anno 2016 einfach nur episch aber immer noch ostdeutsch bis ins Mark ... yantit/eisregen"
Vor 20 Jahren habt Ihr keine Plattenfirma gefunden. Jetzt schon! Was lief dieses Mal anders?
Ein Teil dieser Antwort steckt in der vorherigen Antwort, aber auch die Umstände waren anders. Anfang der Neunziger gingen die Besucherzahlen kontinuierlich zurück und es gab immer weniger Auftrittsmöglichkeiten. Das waren hauptsächlich Auswirkungen der Wende. Viele Häuser haben geschlossen und viele Fans waren ausgewandert (oder inzwischen verheiratet ;-)). Auch der internationale Heavy Metal steckte in der Krise, Crunch und Nu Metal waren angesagt. Unsere Aktivitäten sind 1997 im Sande verlaufen, ganz einfach aus mangelndem Interesse am Heavy Metal. Wir waren aber so stark mit dem Metalvirus infiziert, dass auch Altersweisheit und 20 Jahre schlechteste Radiomugge uns nichts anhaben konnten. Auch nach dieser langen Zeit sind wir immer noch verrückt nach dieser Musik mit all ihren diversen Stilistiken. Unser 30. Jubiläum der Gründung stand vor der Tür und im Rahmen der Retrowelle hatten sich bereits viele nationale und internationale Bands in den 2010ern reuniert. Wenn nicht jetzt, wann dann? Also entschlossen wir uns 2013 zu Renion.
Zwischen 2013, als Ihr Euch wieder zusammengefunden habt, und jetzt, wo das Album erscheint, liegen knapp drei Jahre. Es gab in dieser Zeit schon Konzerte und nun gibt es diese CD. Sind die vielen Jahre Pause davor spurlos an Euch vorüber gegangen und Ihr funktioniert als Band scheinbar wie ein Uhrwerk, das nie stillstand, oder trügt der Schein, und das Ganze ist doch nicht so einfach wie ich es hier gerade beschrieben habe?
Spurlos in keinster Weise. Sieh Dir die Bilder von früher und heute an ;-) Dabei haben wir alles für unsere Körperpflege getan ... Bier, Wein, Whisky, Korn und Zigaretten. Aus Erfahrung können wir jetzt sagen ... es hilft nicht gegen das Älterwerden aber es bereitet sehr viel Spaß !!
Jetzt aber mal Spaß beiseite. Wenn wir keine Band wären, würden wir wahrscheinlich trotzdem alle häufig zusammen rumhängen. Wir freuen uns immer noch, uns zu sehen, egal ob Probe, Studio oder Mugge. Auch in der Zeit, als HARDHOLZ pausierte, trafen wir uns regelmäßig. Aber an der Sache mit dem Uhrwerk ist schon was dran. Wenn wir vor der Reunion bei irgendwelchen Musikantensessions zusammentrafen und ein paar alte HARDHOLZ Lieder spielten, war es so, als hätten wir nie aufgehört.
Vorn auf dem Cover klebt ein Sticker mit dem Hinweis, es sei das erste Album nach 17 Jahren Pause und das zweite Album von HARDHOLZ überhaupt. Ganze acht Titel kennt man bereits aus den 80ern, von Samplern und auch von Eurem ersten Album aus dem Jahre 1995. Sie sind zwar neu produziert, aber eben nicht neu. Es gibt lediglich zwei neue Lieder auf der Scheibe. Warum habt Ihr Euch dazu entschlossen, überwiegend älteres Material neu einzuspielen, statt mehr neue Titel zu schreiben?
Wir sind ja jetzt wieder da, um nicht nur ein Album einzuspielen. Jeder, der sich mit der damaligen Musikszene auskennt, weiß, wie schwer es war, einen eigenen Song einzuspielen, zu produzieren und in die Medien zu bringen. Textänderungen und -ablehnungen, Drumcomputer und schlechte Aufnahmetechnik sind alles Sachen, die wir nie wollten. Jetzt hatten wir die Möglichkeiten, unsere Lieder den Fans so zu präsentieren, wie sie eigentlich gedacht waren. Außerdem ist unsere Eigenproduktion "Jäger und Gejagte" ausverkauft. Es gab aber immer wieder Nachfragen. Diese konnten wir nun auf unser Album "Herzinfarkt" vertrösten. Unser nächstes Album hat dann nur neue Titel.
Es gibt - wie erwähnt - auch neue Songs, so z.B. der dem Album seinen Namen gebende Titel "Herzinfarkt". Im Text wird der alltägliche Wahnsinn eines "Arbeitslebens" geschildert, der einen "Infarkt" förmlich provoziert. Das klingt alles sehr nah und wie aus eigenem Erleben. Hat der Text einen realen Hintergrund?
Nein, zum Glück nicht. Aber es ist unsere tiefste Überzeugung, dass der Stress, dem die meisten Leute ausgesetzt sind, krank macht. Was ist schöner? Mein Haus, mein Boot, mein Auto zu präsentieren oder eine spontane Fete mit guten Freunden? Für uns hat sich diese Frage bisher, zum Glück, immer selbst beantwortet.
Auch "Hartholz" ist ein neuer Titel. Es ist eine Art "Mutmacher", ein Aufruf, trotz aller Widrigkeiten im Leben durchzuhalten und seinen Weg unbeirrt weiterzugehen - fast schon eine Hymne. Auch hier meine Frage, welchen Hintergrund das Stück hat. Brauchte jemand von Euch oder aus Eurem Umkreis so eine aufmunternde Unterstützung in Form eines Liedes?
Auch hier gibt es kein konkretes Beispiel. Wir haben ja nun auch ein Leben in zwei Gesellschaftsordnungen kennengelernt und können sagen, dass es nie schadet, aufrecht durchs Leben zu gehen und sich nicht verbiegen zu lassen. Und wer zweimal hinfällt, muss halt dreimal wieder aufstehen.
Und hier ist gleich festzustellen, dass Ihr Euch bei den neuen Liedern inhaltlich im wahrsten Sinne des Wortes weiterentwickelt habt. Aus dem Reich der Mythen und Sagen habt Ihr Euch wohl verabschiedet und seid - wie eben besprochen - im heute angekommen. Ist über die Welt von Wieland und Tannhäuser bereits alles gesagt und gesungen oder hat es einen anderen Grund, dass diese Themen keine Fortsetzung gefunden haben?
Zu DDR-Zeiten war es schon cleverer, keine politischen Inhalte zu verarbeiten. Zu kritisch hätte die Funktionäre auf den Plan gerufen und zu schleimig hätten uns die Fans nicht verziehen. Andererseits ist es ohnehin schwierig, für einen Metal-Song einen gut klingenden deutschen Text zu schreiben, der weder banal noch schnulzig klingt. Metal-Musik kann, wie jede Art von Musik, Balsam für die Seele sein. "Jäger und Gejagte" z.B. ist ein guter Metal-Text, der dem Zuhörer Interpretationen in alle Richtungen offen lässt. Ist einfach eine Geschichte. Einzig die "Asphaltlady" gab und gibt es noch immer. Es ist eine Ex von Franky, die bereits mit 18 schon sehr rasant Auto fahren konnte. Obwohl der Song einige Mal auf diversen Samplern veröffentlicht wurde, weiß sie wohl bis heute nicht, dass sie gemeint ist.
Nun ist das mit Remakes ja immer so eine Sache. Ich persönlich höre heute immer noch lieber die von Herbert Dreilich gesungenen Originale von KARAT oder die von Tamara Danz gesungenen SILLY-Songs. Glaubt Ihr, dass sich die Fans mit der neuen Stimme bei den alten Klassikern anfreunden können?
An dieser Stelle erst mal ein großes Lob an unseren neuen Sänger. Kelle hat sich von Anfang an angestrengt, den alten Songs keine eigene Note zu geben und so gut es geht beim Original zu bleiben. "Austoben" will er sich bei den neuen Titeln.
Es wäre interessant zu wissen, wie Fickel (Stephan Buchfeld), dem alten Sänger, der die Originale seinerzeit ja eingehustet hat, diese Neuproduktionen gefallen. Ist da schon etwas überliefert?
Er war etwas besorgt, dass wir die alten Songs zu stark "modernisieren", was häufig nach hinten losgehen kann und den Songs ihre Seele raubt. Umso erfreuter war er, dass genau das nicht geschehen ist.
Wird es zum Album eine gesonderte Tour geben oder seid Ihr im Jahr sowieso unterwegs? Wo kann man Euch in nächster Zeit live erleben?
Bisher sind wir für zwei Konzerte gebucht, beide in Thüringen: am 4. Juni 2016 beim "Metalkrach" (Rosatalhalle) in 98590 Rosa und am 2. Juli 2016 bei der Sommerparty des Bikerclub MC Dark Forces in 99887 Hohenkirchen. An weiteren Auftritten wird schwerst gearbeitet. Aber du weißt ja sicher selbst, dass die Live-Szene immer kleiner wird. Dadurch werden die Auftrittsmöglichkeiten natürlich auch immer weniger. Wir sind aber offen für jegliche Anfragen ;-)
Wir haben Euch ja letztes Jahr bei einem Konzert in Berlin besucht und konnten feststellen, dass Ihr die totale Lust auf Live-Spiel und Rock'n Roll von der Bühne habt überschwappen lassen. Was war das insgesamt für ein Gefühl, nach so langer Zeit mit dem eigenen Baby HARDHOLZ wieder auf der Bühne zu stehen?
Oberaffentittengeil war das Gefühl beim ersten Konzert mit unserem Kelle. Bei den nächsten Konzerten haben sich dann für ihn auch alle Abläufe auf der Bühne eingeschliffen. Die Berlin-Mugge war dann nahezu perfekt. Das wollen wir dann bei allen Auftritten dem Publikum bieten.
Apropos lange Zeit: HARDHOLZ wird in diesem Jahr - wenn man die Pausen mitzählt - 33 Jahre alt. Gegründet wurde die Band 1983 in der damals noch existierenden DDR mit all den "Besonderheiten", auf die man als Musiker so achten musste, um überhaupt auftreten zu dürfen. Was war damals die Idee hinter der Gründung von HARDHOLZ. Wo wolltet Ihr mit der Band hin und welche Ziele hattet Ihr?
Wir beginnen die Rechnung mit 1984, da hier die ersten Muggen stattfanden. 1983 war das Heimkommen vom Wehrdienst der NVA bei Franky, Ede und Fickel. Schließlich mussten erst mal Songs geprobt werden. Den Metal- und Rockmusikfans war es zur damaligen Zeit ja leider nicht möglich, ihre musikalischen Helden live zu erleben. Da spielten wir unsere und deren Lieblingssongs eben selbst. Üblich waren damals 4 bis 5 Stunden-Shows von Bands, die größtenteils die internationalen Songs coverten. Gute Bands spielten damals ca. 50 Gigs und mehr im Jahr. Das mit eigenen Titeln zu machen, ist unmöglich als neue Band. Wir wollten aber schon immer eigene Stücke komponieren und spielen, was wir dann auch taten. Radio, Fernsehen, in die Hitparaden und auf Schallplatte, das war unser Ziel, was wir bis 1990 auch erreicht hatten.
Der Name HARDHOLZ erklärt sich schon ein bisschen von selbst, aber erzählt doch mal selbst, wie es zu dem Namen kam und wer den Einfall zu diesem Wortspiel hatte.
Hard & Heavy, Rock aus den Bergen, HARDHOLZ stand auf unseren ersten Aufklebern. Die Idee entstand, wie so vieles, am Stammtisch des Gasthauses "Zum Lamm", natürlich ganz in der Nähe unseres Proberaumes.
Was für mich als gebürtigen Wessi immer wieder interessant sind diese "Einstufungen", die Bands machen mussten, um überhaupt eine Bühne betreten zu dürfen. Quasi der Führerschein für eine Kapelle. Wie sah die inhaltlich bei Euch aus und wie ist es Euch gelungen, das Komitee so zu beeindrucken, dass Ihr gleich die Sonderstufe zugeteilt bekommen habt?
Damals konnte man als "junge Hüpfer" niemanden bestechen, man musste einfach gut sein. Andererseits war eine solche öffentliche Einstufungsveranstaltung auch eine Art Musikantenklub, da manchmal 10 Bands und mehr aus allen Stilrichtungen am Start waren, vom Alleinunterhalter bis zur Metalband. Es gab Bier und Bockwurst und jede Menge Gespräche mit anderen Musikern, technische Fachsimpelei über Instrumente und Anlage usw. Was gespielt wurde, war jeder Band selbst überlassen. Man musste eine Songliste vorlegen, die aus 60% Ost- bzw. eigenen und max. 40% West-Songs bestand. Natürlich war es sinnvoll, Songs mit hohem musikalischen Anspruch vorzustellen. Normalerweise sollten drei Songs gespielt werden, die Jury suchte sich einen vierten aus der Playliste aus. Wir durften allerdings fünf Lieder auf der großen Bühne der Gothaer Kreiskulturhauses spielen, wo wir eine richtige Show mit allerlei Extras abzogen. Wir spielten größtenteils eigene Songs und als Cover "Holiday" von den Scorpions. Franky als Schlagzeuger spielte da am Anfang die Akustikgitarre direkt vom Schlagzeug aus. Das und unsere schönen Satzgesänge beeindruckten die Jury schon. Diese bestand übrigens aus Profimusikern, Musikhochschuldozenten und einem Amtsträger und war durchaus kompetent. Als beim Jury-Wunsch, unserer Metalversion des "Rennsteigliedes", der ganze Saal tobte und HARDHOLZ mit Standing Ovations verabschiedet wurde, hatten wir es geschafft. Es gab ein Auswertungsgespräch, bei dem hilfreiche Tipps gegeben wurden und kurze Zeit später hielten wir die "Pappe" in der Hand.
Gab es vor dieser Einstufung schon Konzerte, die Ihr gespielt habt? Es heißt, Euer erstes Konzert hätte zu Ostern 1984 stattgefunden ...
Ostern 1984 war definitiv das erste Hardholz Konzert. Klar gab es vorher schon Konzerte, aber nicht mit HARDHOLZ. Immerhin waren wir seit Ende der 1970er Jahre aktiv, eben in anderen Bands. Aber lang, lang ist es her ;-)
Waren die medialen Gegebenheiten für eine Metal-Band in der DDR eigentlich gut? Ich meine speziell im Fernsehen ... gab es dort für Euch genug Möglichkeiten, Euch zu präsentieren?
Die medialen Gegebenheiten waren eher schlecht. Aber trotzdem haben wir unser Ziel erreicht. Das Fernsehen der DDR drehte mit uns ein Video zum "Tannhäuser". Wir spielten auf einer kleinen Fernsehbühne. Für damalige Zeiten höchst ungewöhnlich, wurden "sehr erotische" Szenen hineingeschnitten. Ein leicht bekleidetes Mädchen räkelte sich auf einem Metallgestellbett. Die Dreharbeiten für uns dauerten 30 Minuten, die fürs Mädchen 2 Stunden. Wir glauben, die Kameraleute hatten ihren Spaß. Wir waren sogar für ein Interview eingeladen. Da hatten wir aber am Vorabend ein Konzert im Erzgebirge, ziemlich weit weg von Berlin, gespielt. Früh verschlafen, ersten Zug verpasst, zweiter Zug verspätet, Interview verpasst. Aber das Fernsehen war ja kreativ. Der Moderator stand dann vor einem großen Holzstapel und hat über uns geplaudert.
Ihr habt auf vielen Festivals gespielt, habt auch an der Musik-Werkstattwoche in Suhl teilgenommen und sogar im Ausland Konzerte gegeben. Ihr hattet zu DDR-Zeiten für die Fans aber leider nie eine Platte im Gepäck, die sie sich hätten für zu Hause mitnehmen können. Wie geht man mit so einem Manko um und wie hält man Fans ohne eine eigene Platte bei Laune?
Die meisten Fans wussten doch, wie schwer es war bei Amiga eine Platte zu machen. Das war den "Profibands" vorbehalten. Deshalb waren ja die Konzerte auch meistens komplett ausverkauft. Wer Musik von uns hören wollte, hat sich aus dem Radio was mitgeschnitten oder musste zum Konzert. Da haben wir aber massig Aufkleber und T-Shirts verkauft - hunderte selbstgefertigte Siebdrucke.
Dafür gab es immer wieder mal Gelegenheiten, beim Rundfunk der DDR und auch bei Jürgen Matkowitz in dessen Studio Lieder zu produzieren, die für das Radioprogramm und für Wertungssendungen gedacht waren. Könnt Ihr Euch noch an Eure erste Aufnahme-Session erinnern und den Song, der es als erstes auf ein Produktions-Tonband geschafft hat?
"Fliegen mit Dir" hieß unsere erste Aufnahme 1985 beim Sender Weimar mit katastrophaler Technik. Dieser Titel hat es noch nicht in die Hitparaden geschafft. Aber irgendwann Anfang der 90er, an einem Samstag, hat unser Techniker an seinem alten Stern-Recorder-Radio gedreht und dieses Lied gehört, gespielt von einem Thüringer Radiosender. War schon lustig.
Warum ist in den vielen Jahren nach der Wende nie eine Kopplung mit all diesen beim Rundfunk gemachten Songs entstanden? Die Anzahl der Lieder dürfte eine LP doch locker füllen ...
Das hat mit Sicherheit etwas mit plattenfirmenpolitischen Gründen zu tun. Unser Tannhäuser-Video z.B. ist ja bei youtube auch gesperrt. Zu DDR Zeiten haben wir insgesamt sieben Songs für den Rundfunk in drei Studios produziert. Die ersten drei sind aufnahmetechnisch minderwertig und nicht CD tauglich, die letzten vier aus dem Studio Matkowitz wurden nach der Wende mehrfach auf Samplern veröffentlicht und können sogar als Download bei Amazon gekauft werden.
Mit Heavy Metal verbindet der nicht so im Thema steckende Leser sicher nur Krach, Unruhe, Alkohol und krakelende Massen. Und nicht im Thema steckend waren in den 80ern ja auch sicher ganz viele Menschen in den Behörden. Bei Euch gab es sicher auch keinen Kamillentee, aber hattet Ihr jemals Probleme mit den DDR-Behörden, wovon andere Kapellen ja immer wieder mal berichten? Also Verbote, Beschränkungen, ohne ersichtlichen Grund abgesagte Muggen?
Angesagten Bands mit großer Fangemeinde wurden oft die Konzerte aus fadenscheinigen Gründen kurzfristig gecancelt. Das war in der gesamten DDR gängige Praxis und war wohl der Angst der Funktionäre vor zu großen Menschenansammlungen geschuldet. Auch wir blieben davon nicht verschont und waren in der ein oder anderen Region auch gelegentlich verboten. Das ging sogar so weit, dass wir einmal während eines Open Air Konzertes im Erfurter "Brühler Garten" zum Abbruch durch die Polizei gezwungen wurden. Die Fans haben daraufhin so laut protestiert, dass man uns dann doch lieber das Konzert zu Ende spielen ließ. Mit solchen Sachen musste man leben, aber wir reiten da nicht ständig so darauf herum, wie einige unserer Kollegen.
Wir haben in unseren Interviews mit den Bands immer wieder auch darüber gesprochen, wie die Situation für Musiker direkt nach der Wende war. Selbst große Namen wie KARAT oder CITY hatten kaum noch Auftrittsmöglichkeiten und somit blieben die Einnahmen aus. Ich nehme an, das war bei Euch nicht anders. Wie habt Ihr es trotzdem geschafft, am Ball zu bleiben und 1995 sogar das eingangs schon erwähnte Album "Jäger & Gejagte" zu produzieren?
Wir mussten damals kein großes finanzielles Risiko eingehen, schließlich hatten wir unsere Berufe und Jobs und mussten nicht von der Musik leben. Aufhören mit musizieren wollte keiner, seit kurzem war Maik Wetzel als neuer zweiter Gitarrist dabei, er war wirklich gut. Die neuen Songs waren da, also haben wir das Ding durchgezogen und im Proberaum mit acht analogen Spuren produziert. Allerdings hatten wir etwas mehr Reaktion in jedweder Richtung erwartet. Es gab aber keine Medien, die das interessierte und auch keine zusätzlichen Muggen.
Dann war irgendwann Schluss. Was war der endgültige Auslöser, dass ihr die Bandarbeit 1997 eingestellt habt?
Wie anfangs schon erwähnt, die allgemeine Metal-Krise und fehlende Auftrittsmöglichkeiten. Mit einem Konzert im Jahr ist es zu traurig.
Ich habe es eingangs erwähnt: Das Comeback startete bereits 2013 nach einem Treffen der Musiker mit dem Ergebnis, dass es HARDHOLZ wieder geben soll. Wie kam es genau dazu und wer hatte den Antrieb, die Jungs wieder zusammenzutrommeln?
Ede hatte zu seinem runden Geburtstag eine komplette Anlage aufgebaut. Da alle Musiker zu Gast waren, kam es zu einer Session. Ob das geplant war, hat er uns bis heute noch nicht verraten. Dann hatte eine befreundete Cover-Rockband einen Auftritt in unserem Ort zum Stadtfest. Am Vorabend sagte ihre Vorband ab. Samstagmittag riefen sie Franky an, ob er nicht in irgendeiner Form eine Band auf die Beine stellen könnte, die eine Stunde spielen kann. Ede und ich konnten. Eine Stunde kurze Ablaufprobe (Uhrwerk!! Siehe oben) und HARDHOLZ stand um 20:00 Uhr zum ersten Mal nach 16 Jahren wieder auf der Bühne. Die einzigen Sitzplätze waren mit ca. 40 älteren einheimischen Schlipsträgern besetzt. Das jüngere Publikum kam dann im Laufe des Konzerts und traute seinen Augen nicht, als sie den kompletten Bühnenhintergrund mit unserem Logo sahen. Dann auch noch uns davor und die bekannten HARDHOLZ-Klänge.
Das Comeback musste allerdings ohne Stammsänger Fickel stattfinden, der dafür nicht zur Verfügung stand. Hatte er keinen Bock mehr auf Rock, oder warum gehört er heute nicht mehr zur Band?
Wir haben vor der Reunion natürlich auch bei Fickel angefragt, aber er hat aus persönlichen Gründen abgesagt. Möglicherweise waren die zwei Container Zigaretten doch nicht so gut für seine Stimme. Damit er trotzdem auf unserer quasi ersten "richtigen" Produktion beteiligt ist, haben wir ihm die Sprecherrolle bei "Praeludium Wielandia" auferlegt.
Dafür habt Ihr mit Thomas "Kelle" Köhler einen wirklich guten neuen Sänger gefunden. Wie seid Ihr auf ihn aufmerksam geworden und wo kommt der Junge her? Hat er eine Vergangenheit in der Metal-Szene?
Kelles Karriere begann 2003 bei der Band Epizentrum (Hardrock), dann Malnutrition (Death Metal), gefolgt von Hyperbolt (Progressive Hardrock) und 2014 schließlich bei uns ;-) Ein neuer Sänger wurde gesucht, Kelle hat vorgesungen. Recht schnell wurde uns klar, dass da nicht nur ein guter Sänger vor uns steht, sondern ein richtig feiner Kerl. Da wir, wie schon gesagt, ewig befreundet sind, war das auch entscheidender Faktor.
Wenn Ihr jetzt so seht, wie das alles läuft, dass das neue Album fertig ist und die Leute sich wieder oder immer noch für Euch interessieren ... ärgert man sich da über die verlorenen Jahre, in denen man nichts gemacht hat?
Wir haben ja nicht nichts gemacht, im Gegenteil. Teils gemeinsam, teils als Einzelkämpfer waren wir in viele Bands involviert. Ich spielte von 1998 bis 2000 bei EISREGEN und schuf die Alben "Leichenlager", "Fleischfestival" und "Farbenfinsternis" mit. Während dieser Zeit rockte ich mit EISREGEN auch auf den großen Festivalbühnen wie dem "Wacken Open Air" und "Partysan". Das war wirklich etwas besonderes und hat viel Auftrieb für den Metal gegeben. Franky, Ede und ich wirkten gemeinsam beim Projekt "Pyrox" (Industrial) mit.Das war die Band des mittlerweile international bekannten "Masters of Hellfire" Hubertus Wawra, bei der es sehr pyromanisch zuging. Franky trommelte außerdem 14 Jahre bei der legendären Bluesrock Band KLAPPSTUHL und hat hier viel Herzblut eingebracht, bis Sänger und Gitarrist Dieter Georgie 2014 verstarb. Des Weiteren gab es verschiedene Coverbands und kleinere Projekte, in denen wir aktiv waren.
Neues Album, neuer Tatendrang ... Trotzdem seid Ihr größtenteils keine jungen Hüpfer mehr. Ich will nach dem erfolgreichen Comeback von HARDHOLZ jetzt nicht gleich wieder das Ende einläuten, aber wie lange kann man im Heavy Metal-Bereich arbeiten, bis es nicht mehr geht? Wie lange habt Ihr vor, mit HARDHOLZ aufzutreten und Musik zu machen?
Wenn Franky an sein Schlagzeug getragen werden muss oder neben der Bühne ein Sanitäter stehen muss oder das Bier nicht mehr schmeckt, dann ist Schluss.
Was wünscht Ihr Euch für Euer neues Album? Von Chart-Platzierungen und ECHO-Nominierungen müssen wir ja nicht plaudern. Da hat man in Deutschland ja nur als Helene Fischer Chancen. Aber was möchtet Ihr mit der CD erreichen und vor allen Dingen wen?
Gute Idee, unser Sänger ist noch jung. Seine Haare kann er wachsen und blond färben lassen. Die plastische Chirurgie ist auch ziemlich weit. Vielleicht wird's noch was mit dem ECHO. Im Ernst. Die Kritiken unserer CD sind bisher besser ausgefallen als erwartet, mal von Rockhard und Metal Hammer abgesehen. Gefreut haben wir uns über die guten Bewertungen aus der Schweiz und Österreich. Außerdem hat der Weltbildverlag ein Buch mit CD veröffentlicht, "Die schönsten Hardrocksongs der DDR". Neben den Puhdys, Formel 1, Biest und Berluc ist auch HARDHOLZ vertreten, sogar mit einem Foto von 1986 auf der Titelseite. Das Teil kann übrigens über unsere Website hardholz.de für 8,30€ käuflich erworben werden, wie auch unsere CD "Herzinfarkt" und andere Kleinigkeiten.
Ich danke Euch für die Antworten auf meine Fragen. Möchtet Ihr abschließend noch ein paar weitere Worte an die Leser richten?
Vielen Dank für die bisherige Unterstützung! Besucht unsere Konzerte! Bucht HARDHOLZ für eure Clubs und Festivals! Kauft unsere Platten! Pflegt die deutsche Sprache!
Euer neues Album heißt "Herzinfarkt". Ist das als Warnhinweis auf die gesundheitlichen Risiken beim Anhören der Platte zu verstehen oder warum habt Ihr Euch für diesen Namen entschieden?
Ein Gesundheitsrisiko besteht nur dann, wenn beim Hören zu viel Dope im Spiel ist ;-) Das Album stellt ja sozusagen einen Zusammenschnitt unseres bisherigen künstlerischen Schaffens dar. Wir wollten die Scheibe aber nach einem der neuen Songs benennen.
War Euer Vorgänger, also das Debüt-Album "Jäger und Gejagte" (1995), noch im Eigenvertrieb erschienen, seid Ihr mit dem zweiten Werk nun auf einem großen Label mit großem Vertrieb. Bei Massacre Records sind und waren im Laufe der Zeit u.a. Acts wie Atrocity, Crematory, Axxis, Anthrax und sogar Mötorhead mit einer Best of vertreten. Wie seid Ihr an diesen doch sicher nicht leicht zu bekommenden Plattenvertrag gekommen?
In unserem kleinen Städtchen (etwa 4.000 Einwohner) gibt es seit 20 Jahren zwei Metalbands: HARDHOLZ und EISREGEN. Die Musiker von EISREGEN haben uns vor ihrem 20-jährigen Jubiläumskonzert ganz offiziell als ihre Vorbilder und "Einstiegsdroge zur harten Mugge" bezeichnet. EISREGEN steht seit einigen Alben bei Massacre Records unter Vertrag. Sie kennen dort alle und haben beim gemütlichen Beisammensein unsere "Jäger und Gejagte" CD eingelegt und über HARDHOLZ geplaudert, was auf Interesse stieß. Daraufhin haben wir uns um einen Deal beworben, und da ist er, der Vertrag über die CD "Herzinfarkt". Hier mal ein facebook-eintrag von EISREGEN:
"19.2.2016 LEGENDEN-RÜCKMELDETAG! wie einige von euch wissen werden, gibt es in Tambach-Dietharz nicht nur EISREGEN und ein Wasserrad, nein auch HARDHOLZ stammen von hier. Eine lebende Legende, die 1983 nicht weniger als den ostdeutschen Heavy Metal erfunden hat. Morgen ist es soweit: HARDHOLZ veröffentlichen nach über 30 Jahren ihr erstes, offizielles Album "HERZINFAKT"! Auf die Ohren gibt es 46 Minuten lang fast alles, was mir an schönen Heavy Metal-Kindheitserinnerungen lieb und wichtig ist, was in dieser Zeit den Heavy Metal für mich ausgemacht und nicht zuletzt dazu geführt hat, selbst musizieren zu wollen. Alle Klassiker der Band (wie "Charon", der "Tannhäuser", "Asphaltlady" oder "Wieland der Schmied") sind am Start und klingen anno 2016 einfach nur episch aber immer noch ostdeutsch bis ins Mark ... yantit/eisregen"
Vor 20 Jahren habt Ihr keine Plattenfirma gefunden. Jetzt schon! Was lief dieses Mal anders?
Ein Teil dieser Antwort steckt in der vorherigen Antwort, aber auch die Umstände waren anders. Anfang der Neunziger gingen die Besucherzahlen kontinuierlich zurück und es gab immer weniger Auftrittsmöglichkeiten. Das waren hauptsächlich Auswirkungen der Wende. Viele Häuser haben geschlossen und viele Fans waren ausgewandert (oder inzwischen verheiratet ;-)). Auch der internationale Heavy Metal steckte in der Krise, Crunch und Nu Metal waren angesagt. Unsere Aktivitäten sind 1997 im Sande verlaufen, ganz einfach aus mangelndem Interesse am Heavy Metal. Wir waren aber so stark mit dem Metalvirus infiziert, dass auch Altersweisheit und 20 Jahre schlechteste Radiomugge uns nichts anhaben konnten. Auch nach dieser langen Zeit sind wir immer noch verrückt nach dieser Musik mit all ihren diversen Stilistiken. Unser 30. Jubiläum der Gründung stand vor der Tür und im Rahmen der Retrowelle hatten sich bereits viele nationale und internationale Bands in den 2010ern reuniert. Wenn nicht jetzt, wann dann? Also entschlossen wir uns 2013 zu Renion.
Zwischen 2013, als Ihr Euch wieder zusammengefunden habt, und jetzt, wo das Album erscheint, liegen knapp drei Jahre. Es gab in dieser Zeit schon Konzerte und nun gibt es diese CD. Sind die vielen Jahre Pause davor spurlos an Euch vorüber gegangen und Ihr funktioniert als Band scheinbar wie ein Uhrwerk, das nie stillstand, oder trügt der Schein, und das Ganze ist doch nicht so einfach wie ich es hier gerade beschrieben habe?
Spurlos in keinster Weise. Sieh Dir die Bilder von früher und heute an ;-) Dabei haben wir alles für unsere Körperpflege getan ... Bier, Wein, Whisky, Korn und Zigaretten. Aus Erfahrung können wir jetzt sagen ... es hilft nicht gegen das Älterwerden aber es bereitet sehr viel Spaß !!
Jetzt aber mal Spaß beiseite. Wenn wir keine Band wären, würden wir wahrscheinlich trotzdem alle häufig zusammen rumhängen. Wir freuen uns immer noch, uns zu sehen, egal ob Probe, Studio oder Mugge. Auch in der Zeit, als HARDHOLZ pausierte, trafen wir uns regelmäßig. Aber an der Sache mit dem Uhrwerk ist schon was dran. Wenn wir vor der Reunion bei irgendwelchen Musikantensessions zusammentrafen und ein paar alte HARDHOLZ Lieder spielten, war es so, als hätten wir nie aufgehört.
Vorn auf dem Cover klebt ein Sticker mit dem Hinweis, es sei das erste Album nach 17 Jahren Pause und das zweite Album von HARDHOLZ überhaupt. Ganze acht Titel kennt man bereits aus den 80ern, von Samplern und auch von Eurem ersten Album aus dem Jahre 1995. Sie sind zwar neu produziert, aber eben nicht neu. Es gibt lediglich zwei neue Lieder auf der Scheibe. Warum habt Ihr Euch dazu entschlossen, überwiegend älteres Material neu einzuspielen, statt mehr neue Titel zu schreiben?
Wir sind ja jetzt wieder da, um nicht nur ein Album einzuspielen. Jeder, der sich mit der damaligen Musikszene auskennt, weiß, wie schwer es war, einen eigenen Song einzuspielen, zu produzieren und in die Medien zu bringen. Textänderungen und -ablehnungen, Drumcomputer und schlechte Aufnahmetechnik sind alles Sachen, die wir nie wollten. Jetzt hatten wir die Möglichkeiten, unsere Lieder den Fans so zu präsentieren, wie sie eigentlich gedacht waren. Außerdem ist unsere Eigenproduktion "Jäger und Gejagte" ausverkauft. Es gab aber immer wieder Nachfragen. Diese konnten wir nun auf unser Album "Herzinfarkt" vertrösten. Unser nächstes Album hat dann nur neue Titel.
Es gibt - wie erwähnt - auch neue Songs, so z.B. der dem Album seinen Namen gebende Titel "Herzinfarkt". Im Text wird der alltägliche Wahnsinn eines "Arbeitslebens" geschildert, der einen "Infarkt" förmlich provoziert. Das klingt alles sehr nah und wie aus eigenem Erleben. Hat der Text einen realen Hintergrund?
Nein, zum Glück nicht. Aber es ist unsere tiefste Überzeugung, dass der Stress, dem die meisten Leute ausgesetzt sind, krank macht. Was ist schöner? Mein Haus, mein Boot, mein Auto zu präsentieren oder eine spontane Fete mit guten Freunden? Für uns hat sich diese Frage bisher, zum Glück, immer selbst beantwortet.
Auch "Hartholz" ist ein neuer Titel. Es ist eine Art "Mutmacher", ein Aufruf, trotz aller Widrigkeiten im Leben durchzuhalten und seinen Weg unbeirrt weiterzugehen - fast schon eine Hymne. Auch hier meine Frage, welchen Hintergrund das Stück hat. Brauchte jemand von Euch oder aus Eurem Umkreis so eine aufmunternde Unterstützung in Form eines Liedes?
Auch hier gibt es kein konkretes Beispiel. Wir haben ja nun auch ein Leben in zwei Gesellschaftsordnungen kennengelernt und können sagen, dass es nie schadet, aufrecht durchs Leben zu gehen und sich nicht verbiegen zu lassen. Und wer zweimal hinfällt, muss halt dreimal wieder aufstehen.
Und hier ist gleich festzustellen, dass Ihr Euch bei den neuen Liedern inhaltlich im wahrsten Sinne des Wortes weiterentwickelt habt. Aus dem Reich der Mythen und Sagen habt Ihr Euch wohl verabschiedet und seid - wie eben besprochen - im heute angekommen. Ist über die Welt von Wieland und Tannhäuser bereits alles gesagt und gesungen oder hat es einen anderen Grund, dass diese Themen keine Fortsetzung gefunden haben?
Zu DDR-Zeiten war es schon cleverer, keine politischen Inhalte zu verarbeiten. Zu kritisch hätte die Funktionäre auf den Plan gerufen und zu schleimig hätten uns die Fans nicht verziehen. Andererseits ist es ohnehin schwierig, für einen Metal-Song einen gut klingenden deutschen Text zu schreiben, der weder banal noch schnulzig klingt. Metal-Musik kann, wie jede Art von Musik, Balsam für die Seele sein. "Jäger und Gejagte" z.B. ist ein guter Metal-Text, der dem Zuhörer Interpretationen in alle Richtungen offen lässt. Ist einfach eine Geschichte. Einzig die "Asphaltlady" gab und gibt es noch immer. Es ist eine Ex von Franky, die bereits mit 18 schon sehr rasant Auto fahren konnte. Obwohl der Song einige Mal auf diversen Samplern veröffentlicht wurde, weiß sie wohl bis heute nicht, dass sie gemeint ist.
Nun ist das mit Remakes ja immer so eine Sache. Ich persönlich höre heute immer noch lieber die von Herbert Dreilich gesungenen Originale von KARAT oder die von Tamara Danz gesungenen SILLY-Songs. Glaubt Ihr, dass sich die Fans mit der neuen Stimme bei den alten Klassikern anfreunden können?
An dieser Stelle erst mal ein großes Lob an unseren neuen Sänger. Kelle hat sich von Anfang an angestrengt, den alten Songs keine eigene Note zu geben und so gut es geht beim Original zu bleiben. "Austoben" will er sich bei den neuen Titeln.
Es wäre interessant zu wissen, wie Fickel (Stephan Buchfeld), dem alten Sänger, der die Originale seinerzeit ja eingehustet hat, diese Neuproduktionen gefallen. Ist da schon etwas überliefert?
Er war etwas besorgt, dass wir die alten Songs zu stark "modernisieren", was häufig nach hinten losgehen kann und den Songs ihre Seele raubt. Umso erfreuter war er, dass genau das nicht geschehen ist.
Wird es zum Album eine gesonderte Tour geben oder seid Ihr im Jahr sowieso unterwegs? Wo kann man Euch in nächster Zeit live erleben?
Bisher sind wir für zwei Konzerte gebucht, beide in Thüringen: am 4. Juni 2016 beim "Metalkrach" (Rosatalhalle) in 98590 Rosa und am 2. Juli 2016 bei der Sommerparty des Bikerclub MC Dark Forces in 99887 Hohenkirchen. An weiteren Auftritten wird schwerst gearbeitet. Aber du weißt ja sicher selbst, dass die Live-Szene immer kleiner wird. Dadurch werden die Auftrittsmöglichkeiten natürlich auch immer weniger. Wir sind aber offen für jegliche Anfragen ;-)
Wir haben Euch ja letztes Jahr bei einem Konzert in Berlin besucht und konnten feststellen, dass Ihr die totale Lust auf Live-Spiel und Rock'n Roll von der Bühne habt überschwappen lassen. Was war das insgesamt für ein Gefühl, nach so langer Zeit mit dem eigenen Baby HARDHOLZ wieder auf der Bühne zu stehen?
Oberaffentittengeil war das Gefühl beim ersten Konzert mit unserem Kelle. Bei den nächsten Konzerten haben sich dann für ihn auch alle Abläufe auf der Bühne eingeschliffen. Die Berlin-Mugge war dann nahezu perfekt. Das wollen wir dann bei allen Auftritten dem Publikum bieten.
Apropos lange Zeit: HARDHOLZ wird in diesem Jahr - wenn man die Pausen mitzählt - 33 Jahre alt. Gegründet wurde die Band 1983 in der damals noch existierenden DDR mit all den "Besonderheiten", auf die man als Musiker so achten musste, um überhaupt auftreten zu dürfen. Was war damals die Idee hinter der Gründung von HARDHOLZ. Wo wolltet Ihr mit der Band hin und welche Ziele hattet Ihr?
Wir beginnen die Rechnung mit 1984, da hier die ersten Muggen stattfanden. 1983 war das Heimkommen vom Wehrdienst der NVA bei Franky, Ede und Fickel. Schließlich mussten erst mal Songs geprobt werden. Den Metal- und Rockmusikfans war es zur damaligen Zeit ja leider nicht möglich, ihre musikalischen Helden live zu erleben. Da spielten wir unsere und deren Lieblingssongs eben selbst. Üblich waren damals 4 bis 5 Stunden-Shows von Bands, die größtenteils die internationalen Songs coverten. Gute Bands spielten damals ca. 50 Gigs und mehr im Jahr. Das mit eigenen Titeln zu machen, ist unmöglich als neue Band. Wir wollten aber schon immer eigene Stücke komponieren und spielen, was wir dann auch taten. Radio, Fernsehen, in die Hitparaden und auf Schallplatte, das war unser Ziel, was wir bis 1990 auch erreicht hatten.
Der Name HARDHOLZ erklärt sich schon ein bisschen von selbst, aber erzählt doch mal selbst, wie es zu dem Namen kam und wer den Einfall zu diesem Wortspiel hatte.
Hard & Heavy, Rock aus den Bergen, HARDHOLZ stand auf unseren ersten Aufklebern. Die Idee entstand, wie so vieles, am Stammtisch des Gasthauses "Zum Lamm", natürlich ganz in der Nähe unseres Proberaumes.
Was für mich als gebürtigen Wessi immer wieder interessant sind diese "Einstufungen", die Bands machen mussten, um überhaupt eine Bühne betreten zu dürfen. Quasi der Führerschein für eine Kapelle. Wie sah die inhaltlich bei Euch aus und wie ist es Euch gelungen, das Komitee so zu beeindrucken, dass Ihr gleich die Sonderstufe zugeteilt bekommen habt?
Damals konnte man als "junge Hüpfer" niemanden bestechen, man musste einfach gut sein. Andererseits war eine solche öffentliche Einstufungsveranstaltung auch eine Art Musikantenklub, da manchmal 10 Bands und mehr aus allen Stilrichtungen am Start waren, vom Alleinunterhalter bis zur Metalband. Es gab Bier und Bockwurst und jede Menge Gespräche mit anderen Musikern, technische Fachsimpelei über Instrumente und Anlage usw. Was gespielt wurde, war jeder Band selbst überlassen. Man musste eine Songliste vorlegen, die aus 60% Ost- bzw. eigenen und max. 40% West-Songs bestand. Natürlich war es sinnvoll, Songs mit hohem musikalischen Anspruch vorzustellen. Normalerweise sollten drei Songs gespielt werden, die Jury suchte sich einen vierten aus der Playliste aus. Wir durften allerdings fünf Lieder auf der großen Bühne der Gothaer Kreiskulturhauses spielen, wo wir eine richtige Show mit allerlei Extras abzogen. Wir spielten größtenteils eigene Songs und als Cover "Holiday" von den Scorpions. Franky als Schlagzeuger spielte da am Anfang die Akustikgitarre direkt vom Schlagzeug aus. Das und unsere schönen Satzgesänge beeindruckten die Jury schon. Diese bestand übrigens aus Profimusikern, Musikhochschuldozenten und einem Amtsträger und war durchaus kompetent. Als beim Jury-Wunsch, unserer Metalversion des "Rennsteigliedes", der ganze Saal tobte und HARDHOLZ mit Standing Ovations verabschiedet wurde, hatten wir es geschafft. Es gab ein Auswertungsgespräch, bei dem hilfreiche Tipps gegeben wurden und kurze Zeit später hielten wir die "Pappe" in der Hand.
Gab es vor dieser Einstufung schon Konzerte, die Ihr gespielt habt? Es heißt, Euer erstes Konzert hätte zu Ostern 1984 stattgefunden ...
Ostern 1984 war definitiv das erste Hardholz Konzert. Klar gab es vorher schon Konzerte, aber nicht mit HARDHOLZ. Immerhin waren wir seit Ende der 1970er Jahre aktiv, eben in anderen Bands. Aber lang, lang ist es her ;-)
Waren die medialen Gegebenheiten für eine Metal-Band in der DDR eigentlich gut? Ich meine speziell im Fernsehen ... gab es dort für Euch genug Möglichkeiten, Euch zu präsentieren?
Die medialen Gegebenheiten waren eher schlecht. Aber trotzdem haben wir unser Ziel erreicht. Das Fernsehen der DDR drehte mit uns ein Video zum "Tannhäuser". Wir spielten auf einer kleinen Fernsehbühne. Für damalige Zeiten höchst ungewöhnlich, wurden "sehr erotische" Szenen hineingeschnitten. Ein leicht bekleidetes Mädchen räkelte sich auf einem Metallgestellbett. Die Dreharbeiten für uns dauerten 30 Minuten, die fürs Mädchen 2 Stunden. Wir glauben, die Kameraleute hatten ihren Spaß. Wir waren sogar für ein Interview eingeladen. Da hatten wir aber am Vorabend ein Konzert im Erzgebirge, ziemlich weit weg von Berlin, gespielt. Früh verschlafen, ersten Zug verpasst, zweiter Zug verspätet, Interview verpasst. Aber das Fernsehen war ja kreativ. Der Moderator stand dann vor einem großen Holzstapel und hat über uns geplaudert.
Ihr habt auf vielen Festivals gespielt, habt auch an der Musik-Werkstattwoche in Suhl teilgenommen und sogar im Ausland Konzerte gegeben. Ihr hattet zu DDR-Zeiten für die Fans aber leider nie eine Platte im Gepäck, die sie sich hätten für zu Hause mitnehmen können. Wie geht man mit so einem Manko um und wie hält man Fans ohne eine eigene Platte bei Laune?
Die meisten Fans wussten doch, wie schwer es war bei Amiga eine Platte zu machen. Das war den "Profibands" vorbehalten. Deshalb waren ja die Konzerte auch meistens komplett ausverkauft. Wer Musik von uns hören wollte, hat sich aus dem Radio was mitgeschnitten oder musste zum Konzert. Da haben wir aber massig Aufkleber und T-Shirts verkauft - hunderte selbstgefertigte Siebdrucke.
Dafür gab es immer wieder mal Gelegenheiten, beim Rundfunk der DDR und auch bei Jürgen Matkowitz in dessen Studio Lieder zu produzieren, die für das Radioprogramm und für Wertungssendungen gedacht waren. Könnt Ihr Euch noch an Eure erste Aufnahme-Session erinnern und den Song, der es als erstes auf ein Produktions-Tonband geschafft hat?
"Fliegen mit Dir" hieß unsere erste Aufnahme 1985 beim Sender Weimar mit katastrophaler Technik. Dieser Titel hat es noch nicht in die Hitparaden geschafft. Aber irgendwann Anfang der 90er, an einem Samstag, hat unser Techniker an seinem alten Stern-Recorder-Radio gedreht und dieses Lied gehört, gespielt von einem Thüringer Radiosender. War schon lustig.
Warum ist in den vielen Jahren nach der Wende nie eine Kopplung mit all diesen beim Rundfunk gemachten Songs entstanden? Die Anzahl der Lieder dürfte eine LP doch locker füllen ...
Das hat mit Sicherheit etwas mit plattenfirmenpolitischen Gründen zu tun. Unser Tannhäuser-Video z.B. ist ja bei youtube auch gesperrt. Zu DDR Zeiten haben wir insgesamt sieben Songs für den Rundfunk in drei Studios produziert. Die ersten drei sind aufnahmetechnisch minderwertig und nicht CD tauglich, die letzten vier aus dem Studio Matkowitz wurden nach der Wende mehrfach auf Samplern veröffentlicht und können sogar als Download bei Amazon gekauft werden.
Mit Heavy Metal verbindet der nicht so im Thema steckende Leser sicher nur Krach, Unruhe, Alkohol und krakelende Massen. Und nicht im Thema steckend waren in den 80ern ja auch sicher ganz viele Menschen in den Behörden. Bei Euch gab es sicher auch keinen Kamillentee, aber hattet Ihr jemals Probleme mit den DDR-Behörden, wovon andere Kapellen ja immer wieder mal berichten? Also Verbote, Beschränkungen, ohne ersichtlichen Grund abgesagte Muggen?
Angesagten Bands mit großer Fangemeinde wurden oft die Konzerte aus fadenscheinigen Gründen kurzfristig gecancelt. Das war in der gesamten DDR gängige Praxis und war wohl der Angst der Funktionäre vor zu großen Menschenansammlungen geschuldet. Auch wir blieben davon nicht verschont und waren in der ein oder anderen Region auch gelegentlich verboten. Das ging sogar so weit, dass wir einmal während eines Open Air Konzertes im Erfurter "Brühler Garten" zum Abbruch durch die Polizei gezwungen wurden. Die Fans haben daraufhin so laut protestiert, dass man uns dann doch lieber das Konzert zu Ende spielen ließ. Mit solchen Sachen musste man leben, aber wir reiten da nicht ständig so darauf herum, wie einige unserer Kollegen.
Wir haben in unseren Interviews mit den Bands immer wieder auch darüber gesprochen, wie die Situation für Musiker direkt nach der Wende war. Selbst große Namen wie KARAT oder CITY hatten kaum noch Auftrittsmöglichkeiten und somit blieben die Einnahmen aus. Ich nehme an, das war bei Euch nicht anders. Wie habt Ihr es trotzdem geschafft, am Ball zu bleiben und 1995 sogar das eingangs schon erwähnte Album "Jäger & Gejagte" zu produzieren?
Wir mussten damals kein großes finanzielles Risiko eingehen, schließlich hatten wir unsere Berufe und Jobs und mussten nicht von der Musik leben. Aufhören mit musizieren wollte keiner, seit kurzem war Maik Wetzel als neuer zweiter Gitarrist dabei, er war wirklich gut. Die neuen Songs waren da, also haben wir das Ding durchgezogen und im Proberaum mit acht analogen Spuren produziert. Allerdings hatten wir etwas mehr Reaktion in jedweder Richtung erwartet. Es gab aber keine Medien, die das interessierte und auch keine zusätzlichen Muggen.
Dann war irgendwann Schluss. Was war der endgültige Auslöser, dass ihr die Bandarbeit 1997 eingestellt habt?
Wie anfangs schon erwähnt, die allgemeine Metal-Krise und fehlende Auftrittsmöglichkeiten. Mit einem Konzert im Jahr ist es zu traurig.
Ich habe es eingangs erwähnt: Das Comeback startete bereits 2013 nach einem Treffen der Musiker mit dem Ergebnis, dass es HARDHOLZ wieder geben soll. Wie kam es genau dazu und wer hatte den Antrieb, die Jungs wieder zusammenzutrommeln?
Ede hatte zu seinem runden Geburtstag eine komplette Anlage aufgebaut. Da alle Musiker zu Gast waren, kam es zu einer Session. Ob das geplant war, hat er uns bis heute noch nicht verraten. Dann hatte eine befreundete Cover-Rockband einen Auftritt in unserem Ort zum Stadtfest. Am Vorabend sagte ihre Vorband ab. Samstagmittag riefen sie Franky an, ob er nicht in irgendeiner Form eine Band auf die Beine stellen könnte, die eine Stunde spielen kann. Ede und ich konnten. Eine Stunde kurze Ablaufprobe (Uhrwerk!! Siehe oben) und HARDHOLZ stand um 20:00 Uhr zum ersten Mal nach 16 Jahren wieder auf der Bühne. Die einzigen Sitzplätze waren mit ca. 40 älteren einheimischen Schlipsträgern besetzt. Das jüngere Publikum kam dann im Laufe des Konzerts und traute seinen Augen nicht, als sie den kompletten Bühnenhintergrund mit unserem Logo sahen. Dann auch noch uns davor und die bekannten HARDHOLZ-Klänge.
Das Comeback musste allerdings ohne Stammsänger Fickel stattfinden, der dafür nicht zur Verfügung stand. Hatte er keinen Bock mehr auf Rock, oder warum gehört er heute nicht mehr zur Band?
Wir haben vor der Reunion natürlich auch bei Fickel angefragt, aber er hat aus persönlichen Gründen abgesagt. Möglicherweise waren die zwei Container Zigaretten doch nicht so gut für seine Stimme. Damit er trotzdem auf unserer quasi ersten "richtigen" Produktion beteiligt ist, haben wir ihm die Sprecherrolle bei "Praeludium Wielandia" auferlegt.
Dafür habt Ihr mit Thomas "Kelle" Köhler einen wirklich guten neuen Sänger gefunden. Wie seid Ihr auf ihn aufmerksam geworden und wo kommt der Junge her? Hat er eine Vergangenheit in der Metal-Szene?
Kelles Karriere begann 2003 bei der Band Epizentrum (Hardrock), dann Malnutrition (Death Metal), gefolgt von Hyperbolt (Progressive Hardrock) und 2014 schließlich bei uns ;-) Ein neuer Sänger wurde gesucht, Kelle hat vorgesungen. Recht schnell wurde uns klar, dass da nicht nur ein guter Sänger vor uns steht, sondern ein richtig feiner Kerl. Da wir, wie schon gesagt, ewig befreundet sind, war das auch entscheidender Faktor.
Wenn Ihr jetzt so seht, wie das alles läuft, dass das neue Album fertig ist und die Leute sich wieder oder immer noch für Euch interessieren ... ärgert man sich da über die verlorenen Jahre, in denen man nichts gemacht hat?
Wir haben ja nicht nichts gemacht, im Gegenteil. Teils gemeinsam, teils als Einzelkämpfer waren wir in viele Bands involviert. Ich spielte von 1998 bis 2000 bei EISREGEN und schuf die Alben "Leichenlager", "Fleischfestival" und "Farbenfinsternis" mit. Während dieser Zeit rockte ich mit EISREGEN auch auf den großen Festivalbühnen wie dem "Wacken Open Air" und "Partysan". Das war wirklich etwas besonderes und hat viel Auftrieb für den Metal gegeben. Franky, Ede und ich wirkten gemeinsam beim Projekt "Pyrox" (Industrial) mit.Das war die Band des mittlerweile international bekannten "Masters of Hellfire" Hubertus Wawra, bei der es sehr pyromanisch zuging. Franky trommelte außerdem 14 Jahre bei der legendären Bluesrock Band KLAPPSTUHL und hat hier viel Herzblut eingebracht, bis Sänger und Gitarrist Dieter Georgie 2014 verstarb. Des Weiteren gab es verschiedene Coverbands und kleinere Projekte, in denen wir aktiv waren.
Neues Album, neuer Tatendrang ... Trotzdem seid Ihr größtenteils keine jungen Hüpfer mehr. Ich will nach dem erfolgreichen Comeback von HARDHOLZ jetzt nicht gleich wieder das Ende einläuten, aber wie lange kann man im Heavy Metal-Bereich arbeiten, bis es nicht mehr geht? Wie lange habt Ihr vor, mit HARDHOLZ aufzutreten und Musik zu machen?
Wenn Franky an sein Schlagzeug getragen werden muss oder neben der Bühne ein Sanitäter stehen muss oder das Bier nicht mehr schmeckt, dann ist Schluss.
Was wünscht Ihr Euch für Euer neues Album? Von Chart-Platzierungen und ECHO-Nominierungen müssen wir ja nicht plaudern. Da hat man in Deutschland ja nur als Helene Fischer Chancen. Aber was möchtet Ihr mit der CD erreichen und vor allen Dingen wen?
Gute Idee, unser Sänger ist noch jung. Seine Haare kann er wachsen und blond färben lassen. Die plastische Chirurgie ist auch ziemlich weit. Vielleicht wird's noch was mit dem ECHO. Im Ernst. Die Kritiken unserer CD sind bisher besser ausgefallen als erwartet, mal von Rockhard und Metal Hammer abgesehen. Gefreut haben wir uns über die guten Bewertungen aus der Schweiz und Österreich. Außerdem hat der Weltbildverlag ein Buch mit CD veröffentlicht, "Die schönsten Hardrocksongs der DDR". Neben den Puhdys, Formel 1, Biest und Berluc ist auch HARDHOLZ vertreten, sogar mit einem Foto von 1986 auf der Titelseite. Das Teil kann übrigens über unsere Website hardholz.de für 8,30€ käuflich erworben werden, wie auch unsere CD "Herzinfarkt" und andere Kleinigkeiten.
Ich danke Euch für die Antworten auf meine Fragen. Möchtet Ihr abschließend noch ein paar weitere Worte an die Leser richten?
Vielen Dank für die bisherige Unterstützung! Besucht unsere Konzerte! Bucht HARDHOLZ für eure Clubs und Festivals! Kauft unsere Platten! Pflegt die deutsche Sprache!
Interview: Christian Reder
Bearbeitung: cr
Fotos: Archiv HARDHOLZ
Bearbeitung: cr
Fotos: Archiv HARDHOLZ